3. KAPITEL

,,FROSTNEBEL NEIN!"
Eine silberne Kätzin mit flinken Pfoten stürmte aus dem Kiefervorhang, des Ältestenbaues und schaute sich mit blinden Augen um. Nachtjunges erinnerte sich, wie die anderen erzählten, dass sie im Kampf zwischen den DonnerClan erblindet sei. Nun musste sie sich ihr Leben mit den Ältesten teilen. Sie spürte die fragenden Blicke um sich herum und sträubte sich das Fell. ,,Beim SternenClan, was starrt ihr mich noch so an! Frostnebel stirbt gerade, holt Morgenblüte!", fauchte sie. Wütend stolzierte sie davon und verschwand wieder im dunklem Bau. Morgenblüte lief mit Kräutern im Maul um den Moosfelsen herum und schlüpfte dann hinter der jungen Kätzin, Beerenschweif her. ,,So sind sie nun mal, mürrisch und genervt." Nachtjunges spürte Schneejunges Atem.
Es dauerte nicht lange, bis Morgenblüte mit hängendem Schwanz zurück kam. Ihre Augen sahen getrübt aus.
,,Ich konnte nichts mehr für sie tun. Sie wandelt nun glücklich mit dem SternenClan." Entsetztes Miauen erhob sich von den Katzen, drei von ihnen stürmten zu Frostnebels' Leichnahm, es waren ihre Jungen gewesen. Mohnpfote setzte sich zu ihr und legte ihren Kinn auf dem Körper. Steinpfote gesellte sich zu ihr und starrte mit gesenktem Blick zu seiner Mutter. Auch Dunkelpfote setzte sich neben seinen Geschwistern hin und trauerte tief um seine Mutter. Nachtjunges hatte den angeberischen Schüler noch nie so niedergeschlagen und traurig gesehen. ,,Geschieht ihm Recht.", flüsterte Schneejunges. Geschockt schaute Nachtjunges sie an und stieß ihre Pfote gegen ihren Ohren. ,,Wahre Krieger wünschen niemanden den Tod." Nachtjunges wirbelte herum. Sturmpelz saß direkt hinter den beiden Geschwistern und schaute sie finster an. Sein Schweif peitschte hin und her, dann wandte er sich ab
und setzte sich neben Abendsonne hin. ,,Wieso muss ich immer etwas falsch machen?", protestierte Schneejunges. ,,Vielleicht haltest du beim nächsten mal einfach den Maul" Nachtjunges Schwanz peitschte hin und her. ,,Sturmpelz hat einen sehr schlechten Eindruck auf uns. Er mag uns glaube ich nicht" Sie schaute zur ihrem Vater, dann wieder zu ihre Schwester. ,,Ich verstehe es nicht."
,,Was ist geschehen?" Gewitterstern trat aus seinem Bau hervor. Aschenpelz erklärte es ihm, während Moorkralle und Rostfell die tote Kriegerin zur Mitte der Lichtung trugen. Die untergehende Sonne schimmerte auf ihr blasses, silberne Pelz. Nachtjunges wunderte sich, wie ruhig alle geworden waren und wie sehr sie trauerten. Es war ihr kaum Vorstellbar, wie es sein würde, wenn Mondhauch oder Sturmpelz von ihr gehen würde. Nachtjunges zuckte zusammen, als hinter ihr eine Katze entsetzt aufjaulte. Fetzenohr war aus dem Gestrüpp getreten, er ließ seine Gefangene Beute fallen und lief zu seiner Gefährtin. Inzwischen traten weitere Krieger aus dem Bau, umringten Frostnebel und sprachen mit gedämpften Stimmen miteinander. ,,Nachtjunges und Schneejunges, ihr seid alt genug und könnt das alte Nestmaterial von Frostnebel entsorgen. Bringt auch etwas frisches Moos mit, aber geht nicht zu weit.", sprach Abendsonne zuversichtlich. Neben ihn saß Sturmpelz und schaute Nachtjunges tief in die Augen, als würde er etwas wissen, es ihr jedoch nicht sagen. Seine Augen blitzten wie die tiefsten Gewitterwolken hin und her dann wandte er sein Blick wieder ab.
,,Unsere erste Kriegeraufgabe! Ist das nicht toll?" Schneejunges hüpfte um ihre Schwester herum. Doch während die beiden Katzen um das Dickschicht liefen, sah Nachtjunges das Bild ihres Vaters im Kopf. Sie sah Neid und Wut kurz aufblitzen, dann verschwand es wieder. Sie konnte nicht deuten was sie gesehen hatte. ,,He! Musst du ständig so stumm vor dich sitzen? Verschwende deine Zeit nicht und komm, der Mond geht langsam auf." Nachtjunges unterdrückte ihr fauchen. Wieso bist du so Froschhirnig? Schneejunges hat Recht, ich verschwende meine Zeit nur noch.
Die Nadelzweigen zupften an Nachtjunges' Fell, als sie sich aus dem Ausgang zwängte. Grelles Sonnenlicht, der untergehenden Sonne stach ihr in die Augen, als sie im Freien auf das Gras purzelte. Sie blinzelte, bis sie allmählich etwas sehen konnte und dann erkannte sie das große, weite Territorium. Ein großer Felsen ragte über die Büsche hinauf gleich drüber stand eine große Weißeiche. Ihre Blätter hingen bis zum Boden hin, sodass Katzen leicht drauf klettern konnten. ,,Nachtjunges! Schau her, hier sind noch mehr Felsen!", Schneejunges hüpfte fröhlich auf die Wiese herum.
Ein Schauder lief Nachtjunges über den Rücken, als sie an jener Nacht denken musste. Schneejunges wäre fast gestorben. ,,Was tust du denn da oben?" Nachtjunges erkannte Dunkelpfotes Stimme. Der Kater lief um sie herum und sprang auf den Felsen hinauf. Dann packte er Schneejunges am Nackenfell und zerrte sie runter. Verlegend schaute Nachtjunges auf ihre Pfoten, sie hätte nicht bemerkt, dass ihre Schwester hochgeklettert ist.
,,Was tust du hier?", schnaubte Schneejunges verärgert und riss sich los. ,,Ich sollte ein Auge auf euch werfen, bevor ihr wieder mal Dummheiten anstellt, wie gerade jetzt" Er zog seine Nase hoch und grinste. ,,Du hast wohl immer noch nicht gelernt, wie man aufpasst, oder?" Er schaute Nachtjunges mit ein schelmisches Lächeln an, diese kniff ihre Augen zu kleinen Schlitzen zusammen. ,,Lass uns weiter gehen, Schneejunges, wir sollten frisches Moos sammeln." Sie kehrte den dunkelgrauen Kater den Rücken zu und verschwand dann zwischen dem hohen Gras.
Schneejunges wollte ihr gerade folgen, als Dunkelpfote sich vor ihr stellte. ,,Merkst du denn nicht? Deine Schwester versucht besser als du zu sein, aber du besitzt mehr Macht, zeig es ihr!" Die weiße Kätzin schlug ihre Krallen in sein Pelz ,,Du hast mir nichts zu sagen! Lass meine Schwester und mich ihn Ruhe!", fauchte sie und folgte dann ihre Schwester.  Dicht liefen die beiden Kätzinnen zusammen zum Moosfleck hin. ,,Was hat Dunkelpfote dir zugeflüstert?"
Schneejunges schaute sie erstarrt in den Augen an dann sah sie ihre schwarzen Pfoten, die riesig wirkten auch ihre Krallen waren viel länger und kräftiger als ihre. ,,Schneejunges?"
,,Nichts, nichts ... Du weißt doch, Dunkelpfote und seine Sprüche.", sie versuchte zu ein Lächeln vorzuspielen.
,,Wie denn auch sei, wir sollten uns beeilen, die anderen warten bestimmt schon." Nachtjunges zupfte so viel Moos raus, wie sie auch tragen konnte. Ruhig lauschte sie dem Wind nach und schloss ihre Augen. Ein Rascheln im Busch verriet ihr Beute. Es war eine kleine Maus, die vor sich hinsaß und an einer Nuss knabberte. Gleich habe ich dich! Langsam Schlich sie sich an die Beute heran. Dann machte sie sich zum Sprung bereit.
Plötzlich trommelten Pfoten auf sie zu und die Maus entwisch ihr vor ihrer Nase. ,,Fuchsdreck! Schneejunges!", wütend fauchte sie auf. Doch es waren nicht Schneejunges Pfoten gewesen, die auf sie zuliefen. Sie waren doppelt so groß, schwarz und hatten riesige Klauen. ,,Nachtjunges, lauf!" Schneejunges rannte zwischen den Büschen davon und verschwand in den Farnen. Nachtjunges blickte langsam auf und erkannte einen Fuchs, seine Zunge hing von der Seite hinaus und er hechelte. Die Augen auf Nachtjunges fixiert, als würde er gleich Frischbeute aus ihr machen. Panisch lief sie blindlings davon. Sie wusste, sie durfte den Fuchs nicht ins Lager locken, er würde eine große Gefahr für alle werden. Nachtjunges lief weiter und spürte den heißen Atem des Fuchses dicht an ihre Schwanzspitze. Wo soll ich weiter laufen?!
Kurze Zeit später tauchte Schneejunges weißes Fell vor ihr auf, sie blieb mit gesträubtem Pelz stehen und fauchte.
,,Schneejunges lauf weg! Du schaffst es nicht!", versuchte Nachtjunges mit letzter Kraft zu rufen. ,,Lauf zum Lager und hol Hilfe, ich schaffe das schon!" Nachtjunges wollte gerade widersprechen, bis Schneejunges dicht neben ihr weiterlief. ,,Du sollst jetzt gehen, sagte ich!" Ohne weiterhin auf ihre Schwester zu hören raste Nachtjunges zurück und folgte ihre alten Pfotenspuren zum Lager. Erschöpft stand sie in der Mitte und wurde von etlichen Katzen mit Fragen überrumpelt. ,,Nachtjunges! Was ist passiert, wo ist Schneejunges?", Abendsonne stand vor ihr und versuchte ihren Blick zu erhaschen. Von der anderen Seite des Lagers kam Mondhauch angesprungen und scheuchte die neugierigen Katzen mit einem Schwanzschnippen davon. Sie leckte Nachtjunges hektisch und versuchte sie zu beruhigen, doch Nachtjunges war außer Kraft und sinket zu Boden. Ihre Flanke bebte, sodass sie kein Ton hervorbringen konnte.
Morgenblüte kam eilig herbei und glitt vorsichtig um sie herum dann schnupperte sie an ihrem ganzen Körper.
Ihre Augen wurden groß und sie erstarrte für einen Moment. ,,Sie riecht nach Fuchs. Ein Fuchs hat sie gejagt!"
Nun trat auch Gewitterstern auf der Lichtung auf befahl Abendsonne zusammen mit Aschenpelz und Rostfell nach Schneejunges zu suchen. Nachtjunges hatte sie allmählich ein wenig beruhigt doch als sie Dunkelpfote sah, sprang sie auf. ,,Schneejunges! Sie ist ganz alleine!" Etliche Gedanken schossen ihr durch den Kopf dann sprang sie auf Dunkelpfote zu. Sie drückte ihn zu Boden und schlug ihre Krallen in sein Gesicht. Der Kater jaulte laut auf und zappelte dann schleuderte er Nachtjunges von seinem Rücken und knurrte sie an. Nachtjunges hob das Kinn. Sie hatte keine Angst vor dem mürrischen Schüler. ,,Du hast sie alleine gelassen! Du wusstest von dem Fuchs, ich habe dich an der Eiche gesehen!" Dunkelpfote kniff seine Augen zusammen er glitt vor ihr hervor und richtete sich auf ,,Ich war die ganze Zeit im Lager." Nachtjunges machte einen Schritt zurück ,,Du solltest auf uns aufpassen!" Sie wollte den Kater am liebsten das Fell über die Ohren ziehen. ,,Wie du weißt ist Frostnebel, meine Mutter gestorben und ich halte Totenwache" seine Stimme wurde wieder ruhiger und er schaute entspannt zu den anderen Katzen, die geschockt um den beiden Katzen standen. ,,Stimmt es Steinpfote?" Dunkelpfote warf seinen Kopf zu seinem Bruder herum. Steinpfote stolperte hervor und stimmte ihn dann mit einem unsicheren Blick zu.
,,Nachtjunges! Komm sofort hierher, du brauchst jetzt Ruhe. Schneejunges geht es sicherlich gut." Mondhauch rief sie mit einem Kopfnicken zu ihr her. Müde trippelte sie zurück, ihr Pelz strich an dessen ihrer Mutter. ,,Mir geht es gut.", erwiderte sie schnippisch und wartete am Lagereingang auf Schneejunges. Es dauerte eine Weile, in der Zeit machte sich große Sorgen um ihre Schwester. Schon wieder ist es alles meine Schuld, ich hätte nicht jagen gehen sollen.
,,Mach dir bloß keine Sorgen, Nachtjunges." Es war Brombeerblütes Stimme. Sie klang sanft und ruhig. ,,Wie soll ich mir keine Sorgen machen, was ist wenn sie tot ist?", fauchte Nachtjunges. Brombeerblütes schaute ihr lange in die Augen und wollte dann kehrt machen. ,,Warte, es tut mir Leid, ich muss nur ständig die Schuld tragen." Die Heilerin legte ihren Kopf schief und strich ihr dann sanft mit dem Schwanz über ihr Gesicht. ,,Nachtjunges, hättest du den Fuchs nicht entdeckt, hätte er sich hier herumgetrieben und wer weiß, vielleicht hätte er später das Lager angegriffen?" Sie lächelte leicht ,,Das war sehr mutig von dir. Du hast das Herz einer wahren Kriegerin."
Nachtjunges spitzte ihre Ohren, als sie Pfotentritte auf der Nadelbedecktem Erde vor dem Eingangstunnel hörte. Eine Katze raste auf das Lager zu. Nachtjunges blieb stehen und blinzelte. Der Schnee wirbelte auf und Aschenpelz betrat die Lichtung. ,,Habt ihr Schneejunges gefunden?", rief Mondhauch voller Sorgen.
  Aschenpelz schüttelte den Kopf und seine silbernen Flanken bebten. ,,Füchse!", keuchte er. ,,Sie greifen das Lager an!"

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