Prolog
Dunkelheit.
Schwärze.
Totenstille.
Leere.
Nur die Augen des Todes waren in der Finsternis zu erkennen. Ein leuchtender, gefühlsloser, blutrünstiger Anblick, in dem man genau erkennen konnte, was dieses Wesen tun würde, um die Macht an sich zu reißen, auf die es so lange gewartet hatte.
Ich habe es geschafft. Endlich meine Artgenossen vernichtet. Ich bin nun der stärkste von allen. Habe alle dunklen Mächte in mir. Sie werden sich alle von mir fürchten, mehr als sie es je vom Wald der Finsternis getan haben. Ich bin nun der neue und einzig wahre Tod.
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Nebel waberte um seine pechschwarzen Beine, als er mit aufmerksamen Ohren elegant durch das Moor schritt. Wieso muss dieser Ort genau hier sein?
Er knurrte und entblößte eine Reihe scharfer gelber Zähne. Seine tiefblauen Augen leuchteten an diesem dunklen Ort, wie das Silberfließ in der Nacht auf dem riesigen schwarzen Himmelszelt. Er machte nur wenige Laute, er versuchte nicht etwa unauffällig zu bleiben, nein, sondern er wollte mit seinen Geräuschen die Geräusche eines möglichen Angreifers nicht überdecken. Dabei war ihm noch nicht einmal mitgeteilt worden, wer der Feind war.
Zielsicher tappte er den Pfad entlang, den er schon so oft benutzt hatte und jedes Mal danach, wartete eine neue Herausforderungen auf die lebenden Katzen, manchmal sogar auch auf den SternenClan. Der stattliche Kater hoffte, dass es dieses Mal wieder nur eine ungefährliche harmlose Prophezeiung sein würde. Langsam hatte er genug von diesen Visionen, oder was auch immer. Die Katzen sollten sich den Gefahren selbst stellen. Der SternenClan sollte keine Haftung mehr für Sachen übernehmen, die dort unten geschahen. Aber doch war es so, dass er den Gedanken nicht los wurde, dass ihn diese Katzen brauchten, so wie er die Hilfe damals gebraucht hatte. Doch nur hatte er keine Hilfe bekommen, als er die Clans gegründet hatte.
»Was hast du vor Nacht? Fürchtest du dich etwa schon wieder vor dem Moor? Es tut dir nichts, hast du schon vergessen? Die einzige Sache, vor der du dich fürchten solltest, wären die Prophezeiungen.«
Nacht fuhr beinahe aus seinem Pelz. Wie hatte Funke es schon wieder geschafft, sich ihm anzuschleichen, wo er doch so sehr Acht gegeben hatte, leise zu sein. Die flammenfarbene Kätzin schnitt ihm den Weg ab und zeigte sich in ihrer vollen Pracht. Ihr dichtes, aber kurzes dunkelrot getigertes Fell war auf Hochglanz geputzt, die Pfoten, der kleine weiße Fleck und ihre Schwanzspitze leuchteten, wie von Sonne beschienener Schnee. Sie war schon immer so eitel gewesen. Oder war es überhaupt Eitelkeit? Es schien, als wolle sie nicht einmal schön aussehen, aber sie tat es einfach. vermutlich war sie einfach nur ungewöhnlich ordentlich für eine Katze. Nacht hatte das damals am eigenen Leib erfahren müssen, als sie die Clans gegründet hatten.
»Ich habe vor nichts Angst!« Seine Augen verzogen sich zu wütenden Schlitzen »Ich habe dich nur gesucht. Ich dachte schon, ich müsste bald umkehren, wo du doch nicht im Moor warst...«
Funke machte eine lockere Bewegung mit ihrem langen rot gestreiften Schwanz. »Man kann es auch übertreiben...« Sie streckte sich und musterte mit ihren leuchtend grünen Augen ihre Umgebung.
Nacht antwortete nichts und starrte die Clangründerin mit schneidendem Blick an. Doch es half nichts. Funke tappte einmal ziemlich ungeduldig um ihn herum und setzte sich dann neben ihn. »Los, lass uns anfangen!«
Funke war schon immer so motiviert gewesen. Keineswegs verrückt, aber motiviert und humorvoll. Irgendwo war da sicher noch ein bisschen Intelligenz, weswegen sie Clangründerin geworden ist, aber im Moment konnte man diese auf keinen Fall erkennen. Wenigstens behielt er immer einen kühlen Kopf. Sein Clan hatte sich bis heute darauf spezialisiert, ihm alles nachzumachen, während Funke nicht so streng mit ihren Nachkommen war. Gerecht und mutig sollten sie sein, aber ihre Stärken dürften sie selbst entwickeln. Nacht war trotzdem der festen Meinung, dass Weisheit und Eleganz über alles gingen.
Nacht ignorierte Funke neben sich und schloss wie jedes Mal seine Augen. Nach einer Weile hörte er, wie auch Funke aufhörte, mit den Krallen gespannt über den feuchten Boden zu scharren und überließ sich der neuen Prophezeiung.
»Unter dem Blutenden Mond werden Lichter schwinden und dunkle Kräfte neue Mächte finden. Herzen werden schmerzen, werden nicht bald die Steine des Urteils zerbersten.«
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