Kapitel 8
Die gefährliche Dunkelheit umhüllte Mohnröte mit einem Schlag. Es war, als würde sie in eine andere Welt eintauchen. Als würde sie sich wieder dort befinden, wo sie dieses Wesen das letzte Mal getroffen hatte. Und kaum hatte sie sich dieser Schwärze überlassen, drang ihr die Kälte bis in die Knochen. Kein Schneesturm, keine Winde, nein, Mohnröte vermutete, dass es selbst im Sommer hier solche Temperaturen hatte. Eisig. Eine eisige Hoffnungslosigkeit. Mit einem Schlag wurde Mohnröte bewusst, was sie eigentlich angestellt hatte. Sie wusste nicht, was sie da tat. Sie war bestimmt besessen gewesen. Sie fuhr herum, um nach dem Ausgang zu suchen.
Doch kein Licht drang von oben herein. Was war geschehen? Scheußlicher Gestank meldete sich. Ein Gestank nach Verwesung und Tod, wie sie es nur von einem Wesen kannte. Nein!
Doch ihre schlimmsten Befürchtungen wurden war. Da waren sie wieder, diese hypnotisierenden blutroten Augen, die ihren Körper dazu brachten, stillzuhalten, als wäre sie wirklich eingefroren. Dieses Wesen war wieder vor ihr und dieses Mal konnte sie zum ersten Mal genauer sein Gesicht betrachten. Das blutrote Licht, dass aus seinen Augen zu kommen schien, machte die Konturen eines Schädels sichtbar, der vor ihr auftauchte. Es sah aus, als wäre er eine Katze, aber irgendwie auch wieder nicht. Ohne Fell, aber er wirkte auch nicht ungewöhnlich kahl. Es sah aus, als gehörte es sich so für solch ein Wesen, als könnte man nichts anderes erwarten.
»Ich bin stolz auf dich, Mohnröte. Du hast meinen Wunsch befolgt. Du hast die Höhle gefunden. Du musst nicht mehr viel machen, um alle Anforderungen erfüllt zu haben.« Mohnröte wurde schlecht bei seinem ekelhaften, boshaften Lachen.
Etwas heißes, rot glühendes wurde ihr aus dem Nichts unter die Pfote geschoben und einen Moment lang konnte sie unnatürlich lange scharfe Krallen erkennen, die sich an der Pfote zeigten, die dies verursachten. »Der Stein hat keinen Namen, aber ich würde ihn durchaus als Glücksbringer bezeichnen, sofern man noch an so etwas wie Glück glauben sollte nach so vielen Jahrtausenden. Du wirst dich bevor mein Geist dich wieder verlässt zwar nicht gegen das was gleich passiert wehren können, aber der Grund, wie es dazu kommt, dass ich deinen Körper für kurze Zeit übernehmen kann ist es dennoch würdig, erwähnt zu werden. Denn wärst du in deinem Lager geblieben, wäre ich nicht wieder frei gekommen. Hättest du genügend Durchsetzungsvermögen gehabt, um deinen Geist zu verschließen hätte ich nicht mehr die Macht gehabt, mich in die Angelegenheiten der Lebenden einzumischen. Und wärst du nicht so wunderbar dumm und naiv gewesen, hättest du diese Höhle nicht aufgesucht und deine Clangefährten, besonders deine Familie und Freunde, oder wie man das auch immer nennt hätten ein normales Leben haben können. Du hast selbst entschieden, dass du genau in der Nacht des Blutmondes auftauchst. Du bringst ihnen allen den Tod, Mohnröte.«
Was habe ich getan?
Im nächsten Augenblick, berührte seine Pfote ihre und Mohnrötes Geist hatte nun keine Kontrolle mehr über ihren Körper. Sie konnte denken, sie konnte innerlich weinen, doch es war, als würde sie sich nicht mehr in ihrem eigenen Körper befinden. Ihre Beine bewegten sich, ohne dass sie dies wollte in der Dunkelheit, obwohl sie spüren konnte, dass sie die Welt der Dunkelheit verlassen hatte und nun wieder in der Welt der Lebenden war. Sie wanderte immer weiter in die Dunkelheit der Höhle hinein. Sie spürte diesen Stein nicht mehr. Sie spürte eigentlich gar nichts mehr. Keine Wärme, keine Kälte. Fühlte sich so vielleicht der Tod an? Und doch wusste sie, dass dies nicht der Tod war. Es war viel schlimmer.
Irgendwann befand sie sich dann unter einer Art Luke, durch die Licht von oben hereinsickerte. In der Mitte der Höhle befand sich eine Art Stein. Grau, aber dennoch glänzend. Doch er strahlte eine negative Aura aus, die Mohnröte selbst jetzt spüren konnte. Ihr Kopf hob sich und die Starrte nach oben die Luke hinauf. Kein Schnee drang herein, kein Heulen des Windes. Um genauer zu sein, hatte alles Wind und Wetter über ihr aufgehört. Nur schwaches Mondlicht drang herein. Und im nächsten Moment, als sich ihr Blick wieder senkte, erkannte sie, dass sich der Stein durch das schwache rötliche Licht, das in die Höhle drang zu leichten begann. Blutrot. Blut. Wie viel Blut würde aufgrund von Mohnrötes Entscheidung vergossen werden?
Mohnröte schritt auf den Stein zu, langsam, als würde derjenige, der ihren Körper beherrschte jeden Moment auskosten wollen, in dem er seinem Sieg so nah war. Mohnröte würde sich wehren, wenn sie nur könnte, doch sie wusste nicht wie. Ihre Nase war dem glühend heißem Stein nun so nahe, dass ihre Nasenspitze ihn jeden Moment berühren würde. Nur noch ein Mauseschwanz hätte zwischen sie und dem Stein gepasst. Das rote Licht spiegelte sich in Mohnrötes Augen wieder, während sie die Zeichen musterte, die in den Stein eingemeißelt waren. Sie konnte nicht erkennen, was sie waren und war sicher, dass sie, selbst wenn sie es erkennen könnte niemals herausfinden würde, was sie bedeuten würden.
Und nun berührte sie den Stein. Er war heiß und kalt zugleich. Hitze und darauf folgende Kälte durchströmte jede Zelle ihres Körpers, es war, als würde etwas aus ihr entweichen. Und so war es auch. Während die Narben an ihrem Körper ein letztes Mal höllisch brannten, zeichnete sich vor ihr in der Dunkelheit die Silhouette dieses Wesens ab. Es war größer als sie. So groß wie ein Zweibeiner und noch viel mächtiger, als es diese von Territorium besitzergreifenden Wesen jemals tun würden. Mit einem Schritt, durch den er die Dunkelheit verließ, zeigte er sich nun vollständig. Und das erste Mal, als Mohnröte diesem Wesen begegnete, bewegte sie sich. Sie machte ein paar Schritte zurück.
Diese Blutroten Augen.
Sie verschwand fast aus der Höhle.
Dieser Verwesungsgeruch.
Sie konnte seine grausame Gestalt nicht mehr richtig sehen, da sie dabei war, sich langsam umzudrehen.
Das Sinnbild des Todes.
Und mit diesem Gedanken drehte sich Mohnröte um und verschwand in der Dunkelheit des Höhlengangs.
Ui, tatsächlich ist es nun so weit! Wie habt ihr das Kapitel gefunden? Ich habe versucht, es so spannend, wie möglich zu gestalten^^
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top