Kapitel 7

Seufzend trottete Mohnröte aus dem Ältestenbau. Sie hatte einen Tipp bekommen, wo die Höhe lag. Doch ihr Seufzer war eher etwas, wie ein murren. Jetzt, da sie herausgefunden hatte, wo diese Höhle liegen könnte (Rostauge hatte gesagt, dass man sie, wenn man genau hinschaute sie auch vom Lager aus sehen konnte) aber sie wusste nicht, ob sie nun dort hinreisen sollte, oder eben nicht. Und sie wusste auch nicht, wie sie ihren Clangefährten erklären sollte, was passiert ist, wenn sie zurückkam. Denn diese Reise bis zu dieser Höhle würde bestimmt mindestens einen Tag dauern, vermutlich länger. Und Krieger machten sich nicht einfach einen ganzen Tag lang aus dem Staub. 

Zu ihrer Freude, erkannte sie, dass inzwischen Donnerstern und Fuchsnase wieder zurück waren. Allerdings schienen sie nicht in sehr gutem Zustand zu sein. Eine dicke Narbe zog sich über Donnersterns breite schwarze Schulter und das Fell der beiden war zerzaust. Beide hatten je ein zerfetztes Ohr und Fuchsnase wurde von Donnerstern gestützt, da sie etwas mit ihrem Bein zu haben schien. Er leckte ihr besänftigend über die Schulter. Mohnröte lief erschrocken auf das Paar zu. Was war ihnen bloß zugestoßen. 

»Fuchsnase, Donnerstern!« Mohnröte beschnupperte ihre Schwester erschrocken. Donnerstern  war ohne Zweifel der beste Kämpfer des Clans und Fuchsnase war besonders gut in Kampfstrategie und sehr geschickt. Von was waren sie angegriffen worden, oder besser gesagt, was hatten sie angegriffen? »Ihr seht aus, als hättet ihr mit einem Monster vom Donnerweg gekämpft!«

Doch Fuchsnase kam nicht mehr dazu, zu antworten, denn im nächsten Moment tauchte Weidennase auf und befahl ihnen, in den Heilerbau zu kommen. Mohnröte folgte ihnen eher neugierig als erschrocken. Sie beschloss, zu schweigen, während die hübsche Heilerkatze Donnersterns Narbe mit Spinnweben bedeckte und Fuchsnases Schulter untersuchte. Bestimmt war es besser, die Heilerkatze bei ihrer Arbeit nicht zu stören. Irgendwann, als sie festgestellt hatte, dass sich Fuchsnase die Schulter geprellt hatte und das Andere nur von Krallen und Bissen kam, fragte auch Weidennase, was ihnen den zugestoßen sei. Donnerstern, der darauf bestand, schon wieder fit zu sein und sich erhob, war derjenige, der antwortete. »Wir haben die Pfotenspuren eines Marders entdeckt und sind ihnen gefolgt. Den Rest kann man sich ja denken. Ganz schön fies dieses Biest, aber wir konnten ihm den Garaus machen. Das macht uns nicht besser, als ihn, aber wenigstens musste er mit seinen vielen Wunden keinen langsamen qualvollen Tod sterben. Außerdem denke ich, dass es genau der selbe war, der auch Mohnröte begegnet ist. Es ist besser so.«

Mohnrötes Stimmung hellte sich schlagartig auf. Endlich war es tot dieses Biest! 

Moment... Seit wann denke ich eigentlich so?

Natürlich freute sie sich, dass der Mörder ihres Jungen gefasst war, aber irgendwie gefielen ihr diese fiesen Gedanken nicht. So hatte sie noch nie gedacht. Vielleicht hatten sich ihre Gedanken verändert. Bei diesem Gedanken wurde Mohnröte schlecht und die Narben, die sie vom Kampf mit dem Marder davongetragen hatte, fingen an, höllisch zu schmerzen. Es war, als würden sie von Neuem zu bluten anfangen. Ihr Körper verkrampfte sich schlagartig, während sie diese höllischen Schmerzen erlitt und es war, als würde eine imaginäre Nebelwand sie von der Außenwelt abschirmen. Ihre Gedanken, alles in ihr waren nur noch auf sie selbst fokussiert.

»Es ist gut, dass du so denkst. Suche weiter! Oder ich werde dich noch öfter darauf hinweisen müssen, was passiert wenn du nicht...« Diese Stimme! Diese Stimme, die sich anhörte, als würde die ganze Umgebung neben ihr sprechen! So grausam! Doch sie kam nicht weiter, als Weidennase sie besorgt mit der Nasenspitze anstupste und sich der Nebel um sie herum zu lösen schien.

»Ist etwas mit dir, Mohnröte? Fühlst du dich nicht gut?« Fuchsnase humpelte zu ihr, obwohl Weidennase ihr das eigentlich verboten hatte und legte besorgt den Kopf schief. Eine Angewohnheit, die sie von Stumpfkralle geerbt hatte. Sie hatte so viel von seinem Charakter geerbt. Aber die Sanftheit und die Geschicklichkeit von ihrer Mutter Schillerblume.

»Ich.... alles in Ordnung« Mohnröte schüttelte sich die Angst aus dem Pelz. Nichts schmerzte mehr. Außer das Gewissen, dass sie, wenn sie den Befehlen von ihm nicht befolgte noch einmal diese Qualen erleiden müsste.

Mohnröte machte erschrocken ein paar Schritte rückwärts. Sie musste weggehen. Jetzt. Ansonsten würde alles nur noch schlimmer werden.

»Ich muss los! Sofort!« Mit diesen Worten sauste sie aus dem Heilerbau in den Schneesturm, der mittlerweile draußen wütete und ließ die Katzen hinter sich. Ich muss diese Höhle finden. Vorher werde ich nicht ruhen können. 

Und ohne noch einen Blick auf ihre Clangefährten, oder ihre Jungen zu werfen, die gerade zurückgekehrt waren und Harzkralle von ihrer Erkundungstour erzählen lief sie los. Niemand hatte sie bemerkt. Sie war durch den Geheimgang verschwunden, der direkt neben dem Heilerbau lag und schon war sie aus dem Lager heraus. Sie konnte später mit ihnen reden. Rostauge hatte ihr erklärt, wo sie hinmusste. Sie lief durch den winterlichen Laubwald, wobei sie aufgrund des Schneesturms nicht sehr weit sehen konnte. Doch Mohnröte war hier aufgewachsen und kannte sich aus. Würden auch noch künftige Generationen aufwachsen können, wenn sie das jetzt nicht tat? Was würde aus Fuchsnases Jungen werden? Weidennase hatte gesagt, dass der Kampf Fuchsnase nichts angetan hatte, aber was würde passieren, wenn sie das jetzt nicht tat. Mohnrötes Beine flogen regelrecht über den Boden, während ihrer starken Motivation, diese Höhle zu finden. Rostauge hatte ihr widerwillig den Weg erklärt. Sie musste an der Grenze des SumpfClan Territoriums vorbei. 

Der eiskalte Wind peitschte ihr um die Ohren und Schnee bedeckte ihren Pelz. Sie würde bald nicht mehr viel sehen können. Bald tauchten vereinzelt Nadelbäume auf und der Laubwald ging in einen Mischwald über, bis sie schließlich bei der Grenze des SumpfClans ankam. Zwischen den kahlen Bäumen konnte sie noch ein Stück des Sumpfes erspähen, der erst ein wenig nach der Grenze begann. Trotzdem konnte man die Veränderungen in ihrer Umgebung deutlich wahrnehmen. Wie hatte die eigentlich sehr scharfsinnige und schlaue Rostauge nur übersehen können, dass sie über die Grenze getreten war. Mohnröte tappte unsicher auf die andere Seite der Duftmarkierung. Sie war noch nie auf der anderen Seite dieser Grenze gewesen und war doch überrascht, dass es sich auf der anderen Seite kein Stück anders anfühlte. 

Sie beschloss, zur Abkürzung direkt das Territorium des SumpfClans zu durchqueren. Nach diesem Schneesturm würde man nicht mehr erkennen können, wo sie nun gewesen war. Doch als sie dieses Territorium, dass ebenfalls so verschneit war, wie das des FunkenClans verließ und sich nun ganz außerhalb der Clanterritorien befand, wurde ihre Entschlossenheit, durch eine Vorsicht gestoppt. Der Hunger überwältigte sie. Sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen. Doch sie wagte, daran zu zweifeln, ob sich bei dieser Kälte Beute herumtrieb. Was jagte man eigentlich hier? Oder besser gesagt wie? Sie sollte lieber nicht an Frischbeute denken. Sie konnte auch jagen, wenn sie in der Höhle angekommen war. 

Wieder mit neuer Entschlossenheit und Motivation gestärkt stapfte sie weiter durch den pulvrigen Schnee und keuchte mittlerweile vor Anstrengung, da der Hang, der sie hinauf zu der Höhle führen sollte, die sie nicht sehen konnte sehr steil und der Wind stark war. Sie konnte nur hoffen. dass sie den richtigen Weg einschlug. Als sie, wie sie hoffte schon drei viertel des Weges hinter sich hatte, der den Berg hinaufführte, verließen sie ihre Kräfte. Sie ließ sich einfach in den Schnee fallen und beobachtete, wie der Sturm vor ihr wütete, während sie fror. Sie musste sich wieder bewegen. Es ging einfach nicht anders. Bewegung würde es ihr etwas wärmer machen.

Verzweifelt steppte sie ihre Pfoten erneut in den Schnee und legte die Ohren gegen den Wind an und verengte die Augen zu Schlitzen, um zu verhindern, dass Schneeflocken ihre Sicht noch mehr einschränkten. Wieso musste das Wetter eigentlich genau heute so schlecht sein? Mohnröte musste an ihre Familie denken. Harzkralle, der es vor Sorge um Mohnröte kaum mehr aushielt, Blütenjunges und Zirbenjunges, die sich Geschichten von dem ebenfalls besorgten Stumpfkralle anhören mussten um nicht auf üble Gedanken zu kommen, Fleckennase, die wenn es sein musste, gegen ihren Anführer stellen würden, um ihre Schwester zu suchen und Donnerstern, der Fuchsnase mit all seinen Kräften davon abhalten würde, mit Jungen im Bauch und einer Verletzung nach ihrer Schwester zu suchen. Sie alle hatten sich immer so gut um Mohnröte gekümmert und Mohnröte hatte das nie so wahrgenommen, wie in diesem Moment. Sie sammelte neue Kraft. Sie würde zu ihrer Familie und ihren Freunden zurückkehren. Sie würde sich durch diesen Sturm durchkämpfen. Und im selben Moment erkannte sie die Felswand, die sich vor ihr zeigte. Ein großes Loch, das wohl ein Höhleneingang war, klaffte darin, wie das Maul eines Ungeheuers. Wie das Maul eines Marders. Des Marders, der Kiefernjunges getötet hatte. Doch dieses Mal würde sie diesem Biest mit stolz gegenübertreten. Sie würde alles dafür tun, um zu verhindern, dass noch jemand sterben musste, der so etwas nicht verdient hatte.

Mit diesem Gedanken seufzte sie noch einmal, bevor sie sich nach drei Schritten nach vor der gefährlichen Dunkelheit, die in der Höhle herrschte überließ.


( ̄︶ ̄)↗ endlich das neue Kapitel! UwU Es hat so viel Spaß gemacht, das zu schreiben... auch wenn mir selbst kalt wurde, als ich mir die Szene vorgestellt habe. Wie fandet ihr es? Uuuuuund... es gibt als Überraschung. Ich habe ein hübsches kleines Kärtchen gemacht XD Wer kann die Höhle finden?

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