Kapitel 15
Sie hatte ihren Anführer noch nie so aufgewühlt gesehen. Seine eisblauen Augen waren erschrocken weit aufgerissen und sein Fell stand ihm zu Berge. Er hatte Fuchsnase immer am Meisten von allen Katzen, die er kannte gemocht, sich um sie gesorgt, sich immer neben dem Großen Felsen mit ihr liebevoll die Zunge gegeben. Manchmal hatten sie sich geneckt, ein anderes Mal waren sie wieder ein Herz und eine Seele und dachten genau das Gleiche, wie es Mohnröte vorkam.
Wie sollte sie ihm jetzt erklären, dass die Katze, die sie beide so sehr liebten, gerade gestorben war. Ihre Seele verschwunden. Verloren in der Finsternis, so hatte sich der Todeswächter ausgedrückt.
»Wo ist Fuchsnase?« wiederholte er und blieb schnaufend vor ihr stehen.
»Fuchsnase ist.... sie war im Lager als wir angekommen sind... sie hat sich vor mich geworfen und dann..« zum ersten Mal seit langer Zeit, wurden ihre Augen feucht. Das letzte mal richtig geheult hatte sie, als Schimmerblume bei einem Umfall ums Leben gekommen war. »Sie ist tot...« Die letzten Worte beendete sie schluchzend.
Donnerstern starrte sie einen Moment an, als bräuchte er Zeit, um die Wörter aufzunehmen. Als würde er es nicht richtig realisiert haben. Er stolperte ein paar Schritte von ihr zurück. Sein Körper stand so stocksteif da, als wäre er eingefroren. »Tot...«, flüsterte er leise und kaum hörbar. Der Wind trug seine Worte mit sich, wie ein kleiner unsichtbarer Bote, der den Brief nie zu jemand anderen bringen würde...
Mohnröte fing an zu schluchzen. Sie überlegte nicht lange, dann vergrub sie ihre Schnauze in Donnersterns dichten Pelz und ließ ihren Tränen freien Lauf. Er wehrte sich nicht. Vielleicht war er Mohnröte jetzt böse, aber das spielte keine Rolle mehr. Sie hatte ihre Schwester verloren. Er seine Gefährtin. Sie teilten ihr Leid.
»Ich werde sie nie wieder treffen können... nicht einmal im SternenClan... ihre Seele kann den Weg nicht finden, denn sie ist in dieser Zeit gestorben. Sie wird nie ihren Weg in den SternenClan finden...«
»Aber... « Donnerstern brach ab. Er schien das erste Mal in seinem Leben keine Worte für sein Leid zu finden. Die beiden verharrten noch eine Weile so, bis Donnerstern plötzlich seine Muskeln anspannte und die Krallen ausfuhr. »Er hat das getan... er ist Schuld.... ich will meine Rache!«
Mohnröte sprang einen Schritt zurück. »Aber verstehst du denn nicht? Er ist viel zu mächtig!« schrie sie entsetzt.
»Mir ist egal, wie er stirbt und aus wessen Pfote, aber ich werde den Mörder meiner Gefährtin nicht einfach so davonkommen lassen!«
»Ich weiß, wie man ihn tötet...«
Er starrte sie einen Moment verwirrt an, dann wurde sein Blick wieder etwas entspannter. »Dann musst du es tun.«
Er starrte in den Himmel hinauf. »Ich weiß nicht, ob sie uns jetzt sehen, ob sie von unserem Leid mitbekommen haben und ich bin mir sicher, dass ich das schon einmal gesagt habe, aber Mohnröte, du wirst es nun mehr brauchen, als jeder Andere. Mögen alle Mächte des SternenClans mit dir sein. Möge die Aussicht auf das Leben nach diesem Kampf in deinem Kopf, der Mut, möge die Stärke aller Clans in deinen Adern fließen und die Erinnerung an Fuchsnase in deinem herzen weilen.« Er berührte mit der Nase ihre Stirn und schaute dann wieder voller Trauer in ihre Augen. Sie neigte den Kopf vor ihm und schaute noch einen Moment in die andere Richtung. Dort lag der RegenClan und ihr Clan, ihre Freunde, ihre Familie alle zogen sie in diese Richtung. Als Mohnröte den Hügel hinuntersauste fühlte es sich an, als würde sie direkt auf die Lawine zulaufen. Nur, dass es eben viel schlimmer als eine Lawine war.
Sie nahm den selben Weg zurück, wurde im Umkreis des Lagers allerdings etwas langsamer. Vielleicht lauerten hier noch Besessene oder der Todeswächter selbst. Keine Katzenseele war zu sehen. Mohnröte wanderte am Lagerausgang vorbei, ohne dem Eingang oder dem lagerwall auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie würde nur den Körper ihrer toten Schwester sehen. Und sie wusste, dass sie dann nicht mehr weiterkommen könnte und ihr die Trauer wieder zu viel werden würde... in diesem Moment schwor sie sich, dass sie ihre Schwester begraben würde. Fuchsnase hätte das auch getan. Sie musste jetzt so mutig sein wie es ihre Schwester war. Sie hatte ihr das Leben gerettet und genau so würde Mohnröte auch das Leben ihrer Clangefährten retten. Vielleicht auch der ganzen Welt. Der Verwesungsgestank an den Orten an denen sie vorbeigekommen waren stach ihr schlimmer als Dachsdung in der Nase.
Im Wald war es ungewöhnlich still. Das blutrote Licht schien sanft und doch so gefährlich durch die Kahlen Baumkronen. Sie roch die alten Markierungen, die die SumpfClan Katzen damals hinterlassen hatten. Sie waren immer noch da, aber sie rochen viel schwächer. Mohnröte blickte hinauf zu dem Berg, auf dem sie sich schon so oft widergefunden hatte. Jedes Mal war etwas Schlimmes passiert. Sie konnte allerdings hinter den Baumwipfeln nur die Spitze und nicht die Höhle erkennen, die etwas darunter lag. Sie überlegte nicht lange und kletterte die Eiche rechts neben sich hinauf. Ihre Kraft war kläglich. Ihre letzte Mahlzeit war das Eichhörnchen gewesen. Sie hatte sich geschworen, keine Tiere mehr zu töten, bis sie ihn getötet hatte.
Allerdings hatte sie das enorm geschwächt. Nur noch ihre Entschlossenheit, das Richtige zu tun, gab ihr Kraft. Sie starrte über die Baumwipfeln hinaus in Richtung Höhle. Neben dem gut erkennbaren schwarzen Loch erkannte sie zwei Punkte im Schnee, die sich anscheinend etwas bewegten. Besessene. Er stellt also Wachen auf.
Insgeheim war sie irgendwie stolz darauf, dass er fürchtete, die könne ihm etwas anhaben. Vielleicht hatte er ja Angst bekommen. Sie kletterte den Baum hinunter. Ihre Krallen bohrten sich in die Rinde, bis sie so weit unten war, um herunterspringen zu können. Sie machte sich auf den Weg. Auf den Weg ins ungewisse und doch hatte sie einen Plan. Einen Plan, wie sie ihn schon lange nicht mehr gehabt hatte.
Ach Mohnröte... ich hoffe, du schaffst es... XD
Wenn Mohnröte niemanden umbringen will, macht sie das nicht gut... stellt ihr vor, sie würde einen Käfer zertreten oder so XD Ja ich weiß, es ist nicht lustig... o( ̄┰ ̄*)ゞ
Egal, ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat ^^
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