Kapitel 5

DIE DÄMMERUNG BRACH ein, als Schattenlicht in den Schülerbau trat und Sturmpfote und Dämmerpfote sowie Schneepfote und Cremepfote auf die Lichtung bat. Der schwarz-weiße Krieger meinte, dass sie eine Weile unterwegs sein würden, demnach schlussfolgerte Sturmpfote, dass es erneut auf eine Patrouille gehen sollte. Er sah zum Blätterdach des Schülerbaus, durch das die blutroten Sonnenstrahlen der Dämmerung hindurchschienen und die Büsche in einer bedrohlichen Farbe erstrahlen ließen. Irgendetwas besonderes stand bevor, das konnte der junge Schüler spüren.

Sturmpfote streckte sich kurz und leckte sich ein paar Mal über das Fell, dann verließ er als erster den Bau. Die drei anderen Schüler folgten ihm sofort und nachdem sie die mittlerweile dunke Lichtung betreten hatten, erblickten sie Rotherz, die auf Dämmerpfote zulief.
,,Guten Abend", grüßte die Zweite Anführerin die goldene Kätzin mit kühler Stimme. Dämmerpfote erwiderte den Gruß mit einem respektvollen Nicken. ,,Ich werde heute dein Training übernehmen", fügte Rotherz hinzu, woraufhin ihr Gegenüber ein wenig überrascht und besorgt wirkte.
,,Geht es Fuchskralle so schlecht?"
,,Seine Schulter ist stark verletzt, aber er wird sich erholen", antwortete Rotherz. ,,Lasst uns aufbrechen."

Die rötliche Kätzin drehte sich um und lief zügig zum Lagerausgang, der wie ein dunkler Tunnel im Außenwall ruhte. Sie wartete nicht einmal auf Schattenlicht und die Schüler, die ihr augenblicklich hinterhertrabten. Sturmpfote war noch nicht oft mit Rotherz unterwegs gewesen, aber irgendetwas sagte ihm, dass sie eine genauso schlechte Laune wie Nachtpfote hatte. Sie legte mit striktem Tempo den Weg zum Notbau ein und sah nicht ein einziges Mal nach hinten, um sich zu vergewissern, dass noch alle da waren. Erst als von dem schlammigen Weg ein kleiner Nebenpfad abzweigte, stoppte sie.
,,Also gut", sagte sie, während sie ihren Blick in den Himmel richtete. ,,Klauenstern meint, du wärst bereit für deine letzte Prüfung", fügte sie hinzu und sah Dämmerpfote mit ihren strengen, blauen Augen an. ,,Da es Fuchskralle momentan nicht möglich ist dich zu beobachten, soll ich dies übernehmen."

Sturmpfote erkannte in Dämmerpfotes Augen, die durch die Dunkelheit fast schwarz wirkten, dass sich die junge Kätzin nicht wohl dabei fühlte. Er erkannte sogar ein wenig Sorge. Offensichtlich war Rotherz doch strenger als Sturmpfote vermutet hatte.
,,Fang mir einen Vogel, ein Eichhörnchen und eine Maus'', hob die Kätzin wieder an. ,,Und halte dabei nach besonderen Vorkomnissen Ausschau. Bis Mondhoch bist du spätestens fertig. Abmarsch!"

Dämmerpfote zuckte bei dem Kommando leicht zusammen, aber nickte kurz und preschte mit voller Geschwindigkeit in den Wald hinein. Irgendwie bedauerte Sturmpfote die Schülerin. Fuchskralle war so ein netter Mentor, der sich viel Mühe dabei gab, Dämmerpfote zu unterrichten. Er war immer so gutherzig und sorgte sich um seine Schülerin; auch ihm selbst und den anderen Schülern gegenüber war Fuchskralle immer freundlich und aufgeschlossen. Aber Rotherz wirkte so, als wollte sie Dämmerpfote schnellstmöglich wieder zurück in den Schülerbau scheuchen. Jetzt verstand der grau getigerte Kater allmählich, warum Nachtpfote so war wie er war. Er hatte eine wirklich strikte Mentorin.

Schließlich wollte er Dämmerpfote mit seinen anderen beiden Baugefährten hinterherrennen, da trat Rotherz ihnen in den Weg und versperrte ihnen den Pfad in den Wald.
,,Ihr geht in entgegengesetzter Richtung jagen", miaute sie kühl und bedeutete den drei, in Richtung des unteren Bachlaufs zu gehen. ,,Ich will nicht, dass ihr sie stört. Und Cremepfote kann gleich nebenbei seine Fähigkeiten als zukünftiger Krieger beweisen."
Ohne ein weiteres Wort bedeutete Rotherz Schattenlicht mitzukommen, sprang auf den nächstgelegenen Baum und verschwand im düsteren Wald. Schattenlicht indessen sah noch einmal mit einem unsicheren Blick hinter sich, bevor er der Zweiten Anführerin schließlich folgte. Sturmpfote wusste, dass sein Mentor sich nicht sicher gewesen war, ob er die drei Schüler nicht doch besser begleiten sollte, aber der Krieger konnte sich auch keineswegs Rotherz widersetzen. Daher standen sie nun alleine auf der Pfadkreuzung.

,,Also'', miaute Sturmpfote, dessen Bernsteinaugen zum älteren Schildpattkater wanderten, ,,wo sollen wir lang?"
Cremepfote wirkte verwirrt.
,,D-du meinst, ich soll unsere Gruppe jetzt leiten?"
,,Klar." Sturmpfote grinste. ,,Du bist der älteste von uns und hast am meisten Erfahrung. Wieso also nicht? Außerdem wollte es Rotherz so."
,,Jaa!", rief Schneepfote und begann aufgeregt zu hüpfen. ,,Cremestern übernimmt die Führung! Die beste Jägertruppe des Clans geht in Aktion!"
Ihr Gegenüber kicherte kurz.
,,Cremestern? Ich könnte doch niemals ein Anführer werden."
Ganz plötzlich wurde der Blick des Schildpattkaters traurig und er ließ seinen Kopf leicht hängen.

,,Anführer sind stark, mutig und selbstbewusst... All das bin ich nicht."
,,Sei nicht so hart zu dir", miaute Sturmpfote tröstend.
,,Genau", fügte Schneepfote hinzu und stupste Cremepfote mit der Nase an der Schulter an. ,,Ich wette, du wärst ein guter Anführer."
,,Ja", stimmte ihr Bruder ihr zu, während er mit dem Kopf näher an Cremepfote herantrat und diesem ins Ohr flüsterte, ,,oder zumindest ein besserer Anführer als Rotherz es wäre."
Nun lächelte der Schildpattkater wieder und nickte dankbar für die aufmunternden Worte seiner beiden Baugefährten.

,,In Ordnung", miaute er, ,,dann lasst uns beim Bachufer jagen gehen. Wart ihr schon beim Aussichtsfels auf der Insel zwischen den Bachläufen?"
Sturmpfote und Schneepfote schüttelten beide die Köpfe.
,,Gut, dann gehen wir dorthin. Man kann von dort aus den ganzen See sehen!"
Cremepfote grinste und drehte sich danach um, um den Pfad zum unteren Bachlauf zu folgen. Sturmpfote und Schneepfote hüpften ihm aufgeregt hinterher und Sturmpfote fragte sich, wie schön die Aussicht wohl sein musste, wenn man über den gesamten See sehen konnte. Immer wieder sah er zwischen die dicken Baumstämme, um zu schauen, ob sie schon da waren, aber der lange Pfad schien sich endlos durch den Wald zu ziehen. Deshalb hielt der grau getigerte Kater gelegentlich auch seine Nase hoch und prüfte die Luft auf Beute. Zwischendurch roch er auch welche, aber Schneepfote bestand jedes Mal darauf, wenn er fragte, weiterzulaufen, um schneller beim Aussichtsfels zu sein. Wie ein Junges, das seiner Mutter hinterherlief, tappte Schneepfote Cremepfote hinterher. Dabei fiel Sturmpfote auf, wie sehr sich seine Schwester schon mit dem älteren Schüler angefreundet hatte. Ob er selbst jemals so eng mit Weißpfote befreundet sein konnte?

Endlich, nach einer gefühlten Weile, konnte Sturmpfote ein leises Plätschern hören, das unverkennbar zum unteren Bachlauf gehörte.
,,Wir sind da!", rief Schneepfote aufgeregt und hüpfte dabei wie ein verrückt gewordenes Kaninchen vor den dichten Büschen des Ufers herum.
,,Beruhige dich", lachte ihr Bruder daraufhin neckisch, ,,du vertreibst ja noch sämtliche Beute im Umkreis bishin zu Dämmerpfote."
,,Meine Beute habe ich bereits gefangen", ertönte die Stimme der goldenen Schülerin plötzlich aus den Ästen.
,,Dämmerpfote!", miauten alle drei erfreut. ,,Und? Wie ist deine Jagd verlaufen?", fragte Schneepfote hinterher.
,,Bestens", antwortete ihr Gegenüber. ,,Ich bin nur gerade einem seltsamen Geruch hier in der Nähe auf der Spur. Es riecht nach LichtClan, deshalb vermute ich, dass LichtClan-Katzen unsere Grenze übertreten haben."
,,Wenn dem so ist, ziehen wir ihnen das Fell über die Ohren!", knurrte Sturmpfote und warf sich in sein Jagdkauern.

,,Ich sehe keinen Grund, warum der LichtClan unsere Grenzen übertreten sollte, zumindest nicht aus Absicht", murmelte Cremepfote nachdenklich. ,,Unsere Clans hatten schon immer ein gutes Verhältnis zueinander. Eher würde ich das dem DämmerClan zutrauen..."
,,Der LichtClan hat doch eine neue Schülerin. Weißpfote. Vielleicht hat sie die Grenze übersehen", fügte Schneepfote hinzu und Sturmpfote wollte gerade gegen diese Vermutung protestieren, aber er hielt sich doch lieber zurück, um keine falschen Gedanken bei seinen Clankameraden zu erwecken.
,,Das kann gut möglich sein", entgegnete ihr Dämmerpfote knapp. ,,Lasst uns besser nachsehen, grübeln bringt da nichts."

Hastig sprang Dämmerpfote durch das Gebüsch, das den unteren Bachlauf verdeckte. Sie war wahrscheinlich immer noch sehr unter Druck. Sturmpfote und die anderen Schüler eilten ihr hinterher und als sie sich ebenfalls vor dem Bachufer befanden, staunten sie nicht schlecht, als sie zwei klitzekleine Junge vor sich liegen sahen. Die beiden hatten aus Angst die Ohren angelegt und wichen ein paar Schritte zurück.

,,Honigjunges? Nussjunges?", miaute Rotherz, die auf einmal aus dem Gestrüpp gesprungen kam. Ihre Stimme klang ausnahmsweise überrascht. ,,Was habt ihr hier zu suchen? Hat euch eure Mutter niemals beigebracht, dass ihr hier auf unserem Territorium nichts zu suchen habt?"
Jetzt klang die rötliche Kätzin wieder so streng wie immer und Sturmpfote konnte in den Augen der kleinen Jungen pure Angst erkennen.
,,Wir wollten das nicht", qiekte das hellere der beiden Jungen.
,,Ja", murmelte das andere zusammengekauert, ,,wir haben uns verlaufen..."

,,Eure Erklärungen könnt ihr euch für euren Clan aufsparen!", fauchte Rotherz verärgert und lief auf die zusammenzuckenden Jungen zu. ,,Wir bringen euch jetzt erst einmal zurück!"
Kurzerhand nahm die rötliche Kätzin das hellere Junge unsanft hoch und stolzierte mit diesem über den Bach und anschließend auf die Insel zwischen den Bachläufen. Sturmpfote sah, wie Schattenlicht das andere Junge behutsam zwischen die Zähne nahm und mit ihm schnell, aber vorsichtig den Trittbaum überquerte. Eilig trabten die Schüler auf die längliche Insel. Als sich Sturmpfote umsah, erkannte er etwas weiter entfernt den riesigen Felsen, der wohl der Aussichtsfels sein musste. Seine Pfoten wollten ihn aus Neugier dorthin tragen, aber er wehrte sich dagegen und lief seiner Patrouille hinterher. Das frische Gras war noch warm, obwohl die Sonne bereits untergegangen war. Dafür stieg nun der Mond hinter den Baumwipfeln des tiefen Waldes empor und tauchte die Wiese in ein mattes Silber. Der obere Bachlauf kam in Sicht und somit auch die Klippe, die die Grenze des LichtClan-Territoriums markierte. An einer Stelle war die Klippe sehr dicht am Bachufer der Insel, sogar so dicht, das selbst Junge mit Leichtigkeit vom einen Ufer zum anderen springen konnten. Rotherz machte bei der Klippe Halt und schien sich umzusehen. Ihr Schweif peitschte wild umher und vertrieb dabei einige Glühwürmchen, die hell leuchtend um die Patrouille herumschwirrten.

,,Wir warten erstmal auf die nächste Patrouille des LichtClans", miaute sie, während sie das Junge in ihrem Maul unsanft auf den Boden ließ. Sturmpfote sah den Hang hinauf, aber erkannte nirgends zwischen dem hohen Gras und den vereinzelten Bäumen irgendwelche dunklen Silhouetten von Katzen. Nur ein paar Amseln flogen herum und zwitscherten laut dabei. Man konnte ihre schwarzen Federn durch das silberne Mondlicht erkennen, das mittlerweile die ganze Landschaft bedeckte.
Eine Weile verging und nichts tat sich. Schließlich fauchte Rotherz und sprang über die Klippe.
,,Wir haben nicht ewig Zeit, auf eine ihrer Patrouillen zu warten", knurrte sie im Weitergehen und legte ihr schnelles Tempo wieder ein.

Auf der Seite des LichtClans angekommen, sah sich Sturmpfote nochmal nach hinten um. Von hier aus wirkten die Bäume seines Heimatwaldes gar nicht mehr so groß und auch der untere Bachlauf lag versteckt zwischen den dichten, dunklen Büschen. Der See war zum Teil zu sehen und ebenso die Berge im weit entfernten Ödland. Auch das Lager des LichtClans konnte man schon von der Klippe aus sehen. Es wirkte wie ein großer Vorsprung am Hang des Hügels, den Rotherz mit einem scharfen Tempo hinaufrannte. Sturmpfote hatte Mühen, mit der Kätzin mitzuhalten und fiel deswegen immer weiter zurück. Auch Schneepfote und Cremepfote verlangsamten ihr Tempo und zuletzt ging auch Dämmerpfote der Atem aus. Schattenlicht bemerkte dies und wartete, bis die Schüler ihn erreicht hatten, um gemeinsam mit ihnen weiterzulaufen. Rotherz blieb erst dann stehen und wartete, als der Hang sich ein wenig abflachte und den Eingang zum LichtClan-Lager enthüllte. Es war ein dünner Baumstamm, der am Boden entwurzelt war und nun einen Zugang zum Vorsprung bot. Bevor sich Sturmpfote jedoch fragen konnte, warum er und die anderen noch keiner Patrouille oder Wachen begegnet waren, sprang Rotherz hinauf und verschwand kurze Zeit später zwischen den hohen Farnbüschen. Auch die anderen sprangen durch die Büsche und fanden sich auf einmal auf einer größeren Wiese wieder. An einigen Stellen waren mehrere Büsche sorgfältig zusammengeflochten und sogar ein kleiner Baum stand in der Mitte der Wiese. Aber kaum befand sich die SonnenClan-Patrouille im Lager, kamen auch schon aus allen Ecken Krieger geschossen und bauten sich bedrohlich vor den Eindringlingen auf.

,,Was wollt ihr hier?", knurrte Taupelz, den Seidenstern am vorigen Tag auf der Großen Versammlung vorgestellt hatte. Rotherz ließ das Junge in ihrem Maul daraufhin unsanft auf den Boden fallen und sah den graublauen Kater vor sich grimmig an.
,,Eure Jungen dahin zurückbringen, wo sie eigentlich hingehören!", antwortete sie.
,,Jungen?", miaute eine Kätzin weiter hinten überrascht und bahnte sich einen Weg durch die Menge von Kriegern. ,,Meine Jungen!" Sturmpfote sah, wie die weiße Königin mit dem rötlichen Schweif zu den beiden Jungen eilte und diese zu sich holte. ,,Wo wart ihr denn nur? Wisst ihr denn nicht, dass ich mir furchtbare Sorgen um euch gemacht habe?"

,,Ich kann dir sagen, wo sie waren", knurrte Rotherz. ,,Auf unserem Territorium!"
Die Königin sah Rotherz verwirrt an und wollte dann gerade den Kopf senken, um mit ihren Jungen zu schimpfen, aber ihr Gegenüber sprach in dem Moment weiter.
,,Wenn es meine Jungen wären, würde ich ihnen Respekt vor den anderen Clans und deren Territorien beibringen!"
Die weiße Kätzin sah auf und ihre Augen blitzten nun verärgert ihr Gegenüber an.
,,Es sind aber nicht deine Jungen, sondern meine und ich werde sie so erziehen, wie ich es für richtig erachte. Wenn ich mich außerdem nicht täusche, seid ihr auch einfach hier..."
,,Genug!"
Seidensterns kräftige Stimme klang über die gesamte Wiese und brachte alle zur Ruhe. Die weiße Kätzin bahnte sich einen Weg zwischen den Katzen ihres Clans hindurch, bis sie bei der Königin ankam.
,,Was ist hier los?" Ihr Blick fiel auf Rotherz. ,,Und was machen Katzen des SonnenClans hier in unserem Lager?"

,,Meine Jungen sind weggelaufen", antwortete die Königin neben Seidenstern schnell.
,,Wir haben sie auf unserer Seite wiedergefunden und sie hierher zurückgebracht", fügte Rotherz hinzu und Sturmpfote erkannte sofort, dass sie versuchte ein Knurren zu verbergen.
,,Wir danken euch dafür", miaute Seidenstern als Antwort, während sie emotionslos mit dem Kopf nickte. ,,Mandelfell wird ihre Jungen von nun an bestimmt besser im Auge behalten, sodass der SonnenClan sich durch solche Zwischenfälle nicht mehr ... gestört fühlen muss."
,,Vielen Dank", antwortete Rotherz ebenso kalt und drehte sich um. ,,Dann werden wir den LichtClan auch nicht weiter belästigen und gehen heim."

Mit einem Kopfnicken wollte die rötliche Kätzin ihrer Patrouille gerade bedeuten, sich ebenfalls umzudrehen und zu gehen, aber Seidenstern hielt sie schnell an.
,,Ich gebe euch ein paar Katzen mit, die euch bis zur Grenze begleiten. Taupelz?", wandte sich die weiße Kätzin an ihren Stellvertreter, ,,nimm Aschenwind und Echofeuer mit und begleite die SonnenClan-Patrouille bitte zurück in ihr Territorium."

Sturmpfote sah, dass Rotherz Widerworte einlegen wollte, aber sie unterließ es, da sie genau wie alle anderen wusste, dass dies nur das Misstrauen des LichtClans erweckt hätte.
,,Hier entlang", forderte Taupelz die SonnenClan-Katzen schließlich auf und wartete am Lagerausgang, bis ihm diese folgten. Rotherz lief ihm mit einem verächtlichen Blick hinterher, gefolgt von Schattenlicht und den Schülern. Sturmpfote sah sich noch einmal um und versuchte unter den LichtClan-Katzen Weißpfote zu erkennen, aber diese schien sich nicht bei den Kriegern auf der Wiese aufzuhalten. Betrübt ließ er daher seinen Schweif hängen und trottete seinen Clankameraden hinterher.

,,Was ist los mit dir?", fragte ihn Schneepfote, die offenbar seine Enttäuschung bemerkt hatte.
,,Nichts, bin nur müde", log er, um zu verbergen, dass er traurig darüber war, Weißpfote nicht wiedergesehen zu haben.
,,Hmm", murmelte seine Schwester bloß schulterzuckend und schloss zu Cremepfote auf. Als Sturmpfote die beiden sah, kamen ihm auf einmal ein paar Fragen in den Kopf. Warum konnte Weißpfote nicht einfach im SonnenClan sein? Und warum konnten die beiden sich nicht einfach an der Grenze treffen? Dann konnten er und sie Freunde sein und miteinander spielen. Vielleicht konnten sie sich ja auch gegenseitig Jagd- und Kampftechniken beibringen. Das musste einfach die Lösung sein! Sturmpfote setzte sich in den Kopf, Weißpfote bei der nächsten Gelegenheit zu fragen, ob sie sich nicht am Ufer des oberen Bachlaufs treffen wollten, um dort Zeit miteinander zu verbringen.

,,Da wären wir", erklang plötzlich Taupelz' tiefe Stimme und riss Sturmpfote damit aus den Gedanken. Er konnte gerade noch abbremsen, um einem der beiden LichtClan-Krieger vor sich nicht in die Flanke zu laufen. Zwar bemerkte er ihre verwirrten Blicke, aber zu seinem Glück fragten die beiden nicht weiter nach.
Rotherz bedankte sich bei Taupelz mit einem kurzen Kopfnicken und sprang dann als erste über den Bach zurück auf die SonnenClan-Seite. Die anderen folgten ihr schnell. Sturmpfote zögerte noch kurz, aber setzte dann ebenfalls zum Sprung an und landete auf der anderen Seite des Bachlaufs in dem weichen, silbernen Gras. Er sah kurz zu den drei LichtClan-Katzen, aber diese hatten seiner Patrouille bereits den Rücken gekehrt und waren auf dem Heimweg. Auch Rotherz gab das Kommando dazu und bald befanden sich die SonnenClan-Katzen wieder auf dem Pfad zurück zum Lager.

Zwischen den Bäumen konnte man mittlerweile nichts mehr erkennen; nur ein paar schwache Strahlen des Mondlichts warfen silberne Tupfen auf das Laub am Waldboden und die unzähligen Büsche dazwischen. Auch der dunkle Dornentunnel des Lagereingangs wurde durch ein paar Flecken des Mondlichts bedeckt und wirkte dadurch nicht mehr ganz so unheimlich wie in der Dämmerung. Ein leichter Wind wehte über die große Wiese und fing sich in den Ästen der Linde, als die Patrouille im Lager ankam. Auf der Lichtung befanden sich kaum Katzen. Nur Wasserfell war zu sehen, der sich gerade mit Klauenstern am hinteren Teil des Lindenstamms unterhielt. Rotherz verließ daraufhin zusammen mit Schattenlicht die Patrouille und lief hinüber zu den beiden Katern. Als Sturmpfote seinen Blick zu Dämmerpfote wandte, erkannte er, wie nervös sie war. Sie starrte Rotherz und Schattenlicht hinterher, als wäre es für sie das Ende ihres Kriegertrainings. Auch Cremepfote schien dies bemerkt zu haben.

,,Keine Sorge", miaute der kleine Schildpattkater aufmunternd, ,,ich bin mir sicher, Schattenlicht wird ein gutes Wort für dich einlegen."
,,Ich hoffe es", miaute sie und wollte gerade mit hängendem Schweif und nach hinten gelegten Ohren zum Schülerbau gehen, aber eine weitere Patrouille kam ins Lager und schien ziemlich aufgewühlt.
,,Wo ist Klauenstern?", fragte Finnenkralle, der die Patrouille offenbar leitete.
,,Bei seinem Bau", entgegnete ihm Dämmerpfote. ,,Er spricht gerade mit Wasserfell, Rotherz und Schattenlicht."
Finnenkralle nickte dankbar und rannte dann schnell zu Klauenstern. Dieser sah auf, als sich der rotbraune Krieger ihm näherte und schien sein Gespräch mit den anderen Katzen zu unterbrechen.

,,Habt ihr etwas wichtiges gefunden?", fragte Cremepfote seine Mentorin, die noch zusammen mit der restlichen Patrouille am Lagereingang stand. Blauwolke nickte.
,,Wir haben Luchsspuren ganz in der Nähe des Lagers entdeckt", berichtete sie. ,,Finnenkralle hat Sorge, dass die Luchse hierher kommen und uns angreifen wollen."
Sturmpfote schauderte bei dem gedanklichen Anblick des riesigen, gefleckten Tieres, dessen Zähne selbst starke Krieger zerreißen konnten. Er konnte noch immer den Tritt spüren, den er von einem der Luchse bekommen hatte und sein Fell sträubte sich bei der Vorstellung, noch einmal gegen dieses Tier kämpfen zu müssen. Schlussendlich schüttelte der grau getigerte Kater aber seinen Kopf und verwarf seine Gedanken daran. Er blickte zum Schülerbau und sah, wie Dämmerpfote gerade noch im Eingang verschwand. Sie wirkte nicht besonders glücklich. Ihr Schweif schliff auf dem Boden hinter ihr her und sie hatte die Ohren tief angelegt.
,,Wollen wir mal hoffen, dass wir nicht von Rotherz geprüft werden", flüsterte Schneepfote ihrem Bruder zu, der zustimmend nickte. Beide Schüler hoben ihre Blicke und sahen zur Linde, als Schattenlicht und Rotherz wieder herausgetreten kamen. Rotherz verschwand daraufhin sofort im Kriegerbau, während Schattenlicht sich auf die Lichtung setzte und sein Fell zu putzen begann. Als er damit fertig war, stand der Krieger wieder auf und trottete gemütlich auf Sturmpfote, Schneepfote und Cremepfote zu.

,,Und wie hat Rotherz sie beurteilt?", fragte Schneepfote geradewegs heraus.
,,Nun", hob Schattenlicht an, ,,das darf ich euch noch nicht mitteilen. Erst einmal muss es Fuchskralle erfahren. Aber ich kann euch soviel verraten, dass Dämmerpfote wirklich scharfe Sinne besitzt."
,,Super!", miaute Sturmpfote erfreut. ,,Das heißt also wahrscheinlich, dass sie ihre Prüfung bestanden hat!"
,,Macht euch nicht zu große Hoffnungen", warnte Schattenlicht ein wenig ernster, ,,immerhin entscheidet dies am Ende Klauenstern. Aber ich bin zuversichtlich, dass er Dämmerpfote bald ernennen wird. Wartet jedoch lieber, bevor ihr sie in Kenntnis setzt, sonst könnte es sein, dass ihr ihr falsche Hoffnungen macht und das ist nicht schön. Am besten wartet ihr auf Klauensterns Urteil."

,,Das bestimmt gut wird", antwortete Schneepfote grinsend und rannte nach einem respektvollen Kopfnicken zum Schülerbau. Sturmpfote sah ihr und Cremepfote, der sich ebenfalls von Schattenlicht verabschiedete, hinterher und beschloss dann ebenfalls, sich dort ein wenig auszuruhen. Daher neigte er vor seinem Mentoren noch einmal den Kopf und machte sich dann auch auf den Weg.

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