Kapitel 11
STURMPFOTE BEFAND SICH im Schülerbau und schlug verärgert mit dem Schweif. Nachdem Klauenstern bei Sonnenuntergang wieder aufgewacht war und von seiner Krankheit erfahren hatte, hatte er doch tatsächlich Rotherz vorübergehend zur SonnenClan-Anführerin ernannt! Diese übellaunische Kätzin, die fast noch schlimmer als Nachtpfote war, sollte nun den Clan leiten, solange Klauenstern sich von seinem Anfall erholte! Und auch wenn Rotherz sehr besorgt um Klauenstern schien, hatte Sturmpfote ein sehr unwohles Gefühl dabei, sie als Anführerin zu akzeptieren. Am Ende mussten er und Schneepfote genau wie Nachtpfote lange auf ihre Kriegerernennung warten und das nur, weil Rotherz sie nicht mochte.
Ein Fauchen englitt Sturmpfote bei diesem Gedanken. Damit zog er die Aufmerksamkeit seines Baugefährten Cremepfote auf sich, der verschlafen den Kopf anhob und den grauen Tigerkater überrascht betrachtete.
,,Habe ich dich im Schlaf versehentlich getreten?", murmelte der Schildpattkater verlegen. ,,Wenn ja, dann tut es mir Leid. Das passiert mir manchmal, wenn ich sehr stark träume."
,,Nein, nein", antwortete Sturmpfote lächelnd, ,,du hast mich nicht getreten. Ich ärgere mich nur über Rotherz."
,,Ein weiteres Kampftraining mit Nachtpfote?"
Sturmpfote schüttelte den Kopf.
,,Leider nicht. Das, was passiert ist, ist noch schlimmer", knurrte er mit angelegten Ohren. Er grub seine Krallen in das weiche Moos unter seinen Pfotenballen, während sich für einen kurzen Augenblick sein Schweiffell sträubte. ,,Rotherz wird vorübergehend Anführerin."
Cremepfote legte nun auch die Ohren an und sprang entsetzt aus seinem Nest.
,,Was? Wieso? Was ist mit Klauenstern passiert? Ist er etwa tot?"
Sturmpfote erhob sich und trat ein paar Schritte zu dem Schildpattkater hinüber, um diesen zu beruhigen. Er legte seinen Schweif auf Cremepfotes Schultern, wodurch der Schüler sich entspannte und hinsetzte.
,,Klauenstern lebt", miaute Sturmpfote, nachdem er sich ebenfalls wieder in sein Nest gesetzt hatte, ,,aber er ist schlimm krank. Er hat den Unheilbaren Dunkelfleck, eine Krankheit, die ihn in den kommenden Blattwechseln töten wird."
,,Davon hab ich schon einmal gehört", murmelte Cremepfote, der seinen Blick traurig sinken ließ. ,,Jemand aus meiner Familie ist daran gestorben, allerdings war das noch vor meiner Geburt. Trotzdem ist es ein schlimmes Schicksal, wenn einer Katze so etwas widerfährt."
,,Ja... das stimmt", stammelte Sturmpfote, der merkte, wie ein trauriges Stechen durch sein Herz fuhr, als er an Klauensterns Schicksal dachte. Er mochte den alten Kater sehr. Da es ihm nie vergönnt war, seinen eigenen Vater kennenzulernen, hatte er sich immer an Klauenstern gewandt, der sich liebevoll um ihn und seine Schwester Schneepfote gekümmert hatte. Und nun sollte er durch eine solch schlimme Krankheit sterben. Das war einfach nicht fair!
,,Ich weiß, wie du dich fühlst", miaute Cremepfote und unterbrach damit Sturmpfotes Gedankengang. ,,Aber um wieder auf andere Gedanken zu kommen", fuhr er mit schiefgelegtem Kopf fort, ,,Klauenstern hat Rotherz also zur neuen Anführerin gemacht?"
Sturmpfote sah den Schilpattkater, der in der Dunkelheit nur noch an seinem gefleckten Pelz auszumachen war, an und nickte leicht. Er war Cremepfote sehr dankbar für die Ablenkung und ließ für einen kurzen Moment ein Lächeln über seine Lippen huschen.
,,Aber nur solange sich Klauenstern erholt", antwortete er schließlich.
,,Ich will es mir gar nicht vorstellen, aber was ist, wenn Klauenstern sich gar nicht mehr erholt?", entgegnete Cremepfote entsetzt, während er sein Gesicht schiefzog und dabei schluckte. ,,Dann bleibt Rotherz doch Anführerin."
,,Hoffen wir einfach mal, dass Klauenstern sich erholt und wenigstens noch die letzten Blattwechsel lang den Clan leitet. Und danach müssen wir uns wahrscheinlich einen anderen Clan suchen", kicherte Sturmpfote scherzhaft.
,,Ja", lachte Cremepfote, ,,oder wir gründen unseren eigenen Clan."
,,Ein amüsanter Gedanke", ertönte plötzlich eine tiefe Stimme hinter den beiden und ließ Sturmpfote aufschrecken. Als dieser seinen Kopf drehte, sah er, wie Nachtpfotes große Gestalt am Eingang des Schülerbaus thronte und den Kopf schiefgelegt hatte. Sofort sträubte sich Sturmpfotes gesamtes Nackenfell, was den schwarzen Kater vor ihm jedoch offensichtlich kalt ließ.
,,Bleib ruhig, Hauskätzchen, für heute habe ich genug Stress hinter mir", miaute er augenrollend, während er ein paar Schritte nach vorne tappte. Tatsächlich konnte Strmpfote, als der ältere Schüler an ihm vorbeilief, in dessen Bernsteinaugen das erste Mal keine Angriffslust erkennen. Verwundert darüber folgte ihm der grau getigerte Schüler mit seinem Blick durch den dunklen Bau. War das etwa der echte Nachtpfote? Solch ein Verhalten kannte Sturmpfote gar nicht von diesem Kater. Er war es gewohnt, dem älteren Schüler zu begegnen und irgendwelche Sprüche von ihm anhören zu müssen, wenn Nachtpfote ihm nicht gerade damit drohte, ihm den Pelz zu zerfetzen. ,,Also", fuhr Nachtpfote fort, als er sich in sein Moosnest gelegt hatte, ,,wer soll euren Clan denn anführen?"
,,Ähm..." Sturmpfote und Cremepfote sahen sich verblüfft an. ,,Das mit dem Clan war doch nur ein Scherz", fügte Stumpfote schnell hinzu.
,,Sicher", betonte Nachtpfote, der sich seine weißen Pfoten zu lecken begann. ,,Aber was wollt ihr tun, wenn Rotherz wirklich Anführerin bleibt und euch beispielsweise nicht zu Kriegern ernennt? Wollt ihr dann immer noch in diesem Clan bleiben?"
,,Das klingt ja fast so, als wolltest du Rotherz auch nicht als Anführerin haben", stellte Cremepfote vorsichtig fest. Er duckte sich leicht, als erwartete er gleich eine Maßregelung von Nachtpfote. Doch dieser lächelte bloß und legte den Kopf auf die Pfoten.
,,Erraten", antwortete er mit einem düsteren Murren.
,,Aber wieso?" Sturmpfote war nun ebenso überrascht wie verwirrt. ,,Rotherz ist doch deine Mentorin."
,,Na und?", keifte Nachtpfote leise, während seine Bersteinaugen trüb wurden. ,,Lieber würde ich einen sterbenden Kater oder eines der vier Jungen unseres Clans auf dem Anführerposten sehen als sie. Rotherz ist eine schreckliche Mentorin. Ich hasse sie. Und als Anführerin wird sie bestimmt nicht besser sein."
,,Wirklich?" Sturmpfote merkte, wie ihn tatsächlich zum ersten Mal eine leichte Welle von Mitgefühl bei seinem sonst so übellaunischen Baugefährten überkam.
,,Ja." Nachtpfote rollte sich auf die Seite und starrte zur Bauwand. ,,Ihr habt keine Ahnung, wie es ist, tagtäglich bis zu Erschöpfung zu kämpfen und zu jagen, mit Schmerzen überall im Körper schlafen zu gehen und mit noch stärkeren Schmerzen aufzuwachen. Eure Mentoren kümmern sich gut um euch, sogar mein Vater, der selbst von Rotherz ausgebildet wurde. Aber ich bin seit sieben Monden Schüler und statt dass ich endlich von Rotherz erlöst werde, quält man mich weiterhin damit, sie als Mentorin zu haben."
Im Bau wurde es ruhig. Eine kalte Brise zog durch den Eingang und ließ Sturmpfote frösteln. Ein paar Blätter segelten über den dunklen Boden, während sich der getigerte Schüler vorsichtig in sein Nest legte und dort verharrte.
,,So habe ich das alles noch gar nicht betrachtet", miaute er mitfühlend. ,,Ich meine, ich kann mir vorstellen, dass es mit Rotherz als Mentorin nicht einfach ist, aber, dass sie dich so quält..."
,,Spar dir dein Mitleid", knurrte Nachtpfote, dessen gewohnte schlechte Laune wieder zurückkehrte.
,,Na schön", höhnte Sturmpfote, der Nachtpfote verärgert den Rücken zuwandte. ,,Dann komm alleine mit deinen Problemen zurecht."
Der grau getigerte Schüler hob seinen Blick zu Cremepfote, der erschrocken zwischen dem schwarzen Kater und dem jüngeren Schüler hin und her sah. Dann duckte er seinen Kopf zu Sturmpfote und flüsterte zu ihm:
,,Bist du lebensmüde, so mit Nachtpfote zu sprechen?"
,,Vielleicht", flüsterte der Tigerkater zurück, ,,aber wenn er meine Hilfe nicht will, soll er sie auch nicht bekommen."
,,Ich kann euch beide hören!", polterte es aus Nachtpfotes Richtung.
,,Und ich euch allesamt", ertönte Schattenlichts Stimme plötzlich vom Eingang des Schülerbaus. Sturmpfote vergaß seinen Ärger über Nachtpfote, wandte seinen Kopf augenblicklich zu seinem Mentoren und erhob sich rasch aus seinem Nest. Respektvoll senkte der Schüler den Kopf und musste auf einmal feststellen, wie ähnlich Schattenlich seinem Sohn sah. Der schwarz-weiße Krieger stand mit seiner stattlichen Gestalt im Mondlicht als Silhouette und schlug mit dem Schweif.
,,Sturmpfote", seine tiefe Stimme ertönte wieder, ,,komm mit. Wir gehen trainieren."
Sturmpfote nickte und stand auf, um seinem Mentoren auf die Lichtung zu folgen. Am Eingang des Schülerbaus warf er Cremepfote einen letzten Blick zu, bevor er mit schnellen Schritten auf das frische, weiche Gras sprang. Schattenlicht trabte wortlos vor ihm her und erreichte bald mit ihm den Lagerausgang, der fahl zwischen den Bäumen, die die Lichtung begrenzten, lag. Nur schemenhaft waren die stachelbesetzten Zweige des Walls zu erkennen, aber sie verschwanden sogleich auch wieder, als Sturmpfote durch den Tunnel aus Weißdornzweigen trat.
Hier war es völlig dunkel, sodass er alleine Schattenlichts Geruchsspur folgen musste, um bei seinem Mentoren zu bleiben. Zwischendurch konnte er leise die Pfotenschritte im Laub hören und den leichten Wind in den hohen Ästen der Bäume. Aber sonst war es ruhig, nicht mal ein Vogel oder eine Grille war zu vernehmen. Um diese Stille zu unterbrechen, suchte Sturmpfote hastig nach einem Gesprächsthema.
,,Redest du viel mit Nachtpfote?", fragte der getigerte Schüler schließlich. Obwohl er leise sprach, wunderte er sich fast über die Lautstärke, mit der sie das Schweigen unterbrach. Der Krieger vor ihm murrte kurz, während er nach einer Antwort zu grübeln schien. Er blieb auf einmal stehen und für Sturmpfote hörte es sich so an, als senkte er den Kopf.
,,Als er noch ein Junges war...", ertönte seine Stimme aus der Dunkelheit. ,,Ich sehe ihn seit seiner Schülerzeit immer weniger. Dass er Rotherz als Mentorin bekommt, hatte ich nie gewollt. Ich hatte immer gehofft, ihn selber zu unterrichten oder dass Grellschrei oder Blauwolke ihn als Schüler bekommen. Vielleicht sogar Finnenkralle oder Klauenstern selber."
Eine kurze Pause setzte ein und brachte für einen Moment die Stille der Nacht zurück.
,,Manchmal mache ich mir große Sorgen um ihn und wünsche ihn mir einfach nur zusammen mit Dämmervlies in meine eigenen Pfoten zurück. Ich möchte nicht, dass er auf falsche Gedanken kommt, immerhin ist er mein Junges und wird es auch immer sein..."
,,Manchmal hat er schon sehr finstere Blicke drauf, die einen echt erschrecken können", murmelte Sturmpfote schulterzuckend. ,,Keine Ahnung, ob seine Gedanken genauso finster sind."
Für seinen letzten Satz hätte sich Sturmpfote am liebsten auf die Zunge gebissen, denn er bemerkte, wie aus Schattenlichts Richtung ein erschrockenes Kieferklappern ertönte.
,,Ein finsterer Pfad liegt bevor", hörte der Schüler seinen Mentoren vor sich hin flüstern. ,,Wird er beschritten..." Schattenlicht schüttelte sich und schien sich vom Boden erhoben zu haben. ,,Komm", mauzte er Sturmpfote zu, während er sich wieder in Bewegung setzte. Der Schüler war zwar etwas verwirrt über das, was Schattenlicht noch eben zu sich selbst gesagt hatte, aber er zwang sich, nicht weiter nachzufragen, sondern sprang auf und folgte seinem Mentoren durch den Wald. Nur ein wenig später kamen die beiden schließlich am Eingang der Trainingslichtung an. Hier strahlte der Mond wieder etwas heller und entblößte sämtliche Silhouetten von Büschen und Bäumen, die im dunklen Wald verborgen gewesen waren. Sturmpfote konnte endlich wieder seinen Mentoren vor sich erkennen. Dieser saß auffordernd am Rand der Lichtung und sah mit seinen eindringlichen Bernsteinaugen zu dem getigerten Schüler hinüber.
,,Also", murmelte Schattenlicht so leise, dass seine Stimme fast eins mit dem Rauschen der Windbrisen wurde, ,,wir haben schon lange keinen Kampf mehr geprobt. In den unruhigen Zeiten solltest du besser gefasst sein, dich mit allem zu messen, das dir vor die Pfoten gelangt."
Sturmpfote schluckte beim Kopfnicken. Sein Fell sträubte sich leicht bei dem Gedanken, erneut gegen einen Luchs kämpfen zu müssen. Dieser Biester waren einfach zu stark, fast so, als besäßen sie alle Macht des SternenClans.
,,Mach dir keine Sorgen", ertönte Schattenlichts Stimme erneut. ,,Du bist mein Schüler. Solange ich dich ausbilde, werde ich dich in der Not beschützen."
Mit diesen Worten erhob sich Schattenlicht von der Wiese. Sein schwarz-weißer Pelz blitzte auf, als das Mondlicht darüberstreifte und er in eine Angriffshaltung ging. Sturmpfote duckte sich sofort, während er seine Muskeln anspannte und geduldig auf den ersten Kampfzug seines Mentoren wartete. Mit gespitzten Ohren und halb geöffnetem Maul kreuzten die Bernsteinaugen des Schülers die des Kriegers, der für einen Moment auf seinem Flecken verharrte, um dann mit einem Mal aufzuspringen und mit der Pfote nach Sturmpfote zu langen. Der junge Kater rollte sich zur Seite, rappelte sich schnellstens auf die Pfoten auf und warf sich augenblicklich von hinten auf Schattenlichts Rücken. Es kostete ihn viel Kraft, sich ohne ausgefahrene Krallen dort festzuhalten, aber er behielt tapfer das Gleichgewicht. Sturmpfote trommelte mit seinen Hinterpfoten auf Schattenlichts Hüfte, während er mit seinen kleinen Zähnen nach dem Nacken schnappte. So verlief es eine Weile, bis sein Mentor aufhörte sich zu wehren.
,,Das genügt", mauzte der gefleckte Krieger, der sich schwer atmend auf den Boden fallen ließ. ,,Das hast du gut gemacht", lobte er gleich darauf. Sturmpfote kletterte von seinem Mentoren herunter und ließ sich neben ihm ins weiche Gras fallen. Stolz schlug in seinem Herzen, denn es war das erste Mal, dass er seinen Mentoren besiegt hatte. Vor Aufregung, aber auch vor Anstrengung prickelten ihm die Pfoten, die er hastig zu lecken begann.
,,Du bist bereit für die schwereren Kämpfe", kündigte Schattenlicht mit einem zufriedenen Blick auf seinen Schüler an. Das ließ Sturmpfotes Herz noch höher schlagen und verlieh ihm augenblicklich neue Kraft.
,,Wirklich?" Er sprang aufgeregt auf. ,,Welche Kämpfe?"
Schattenlicht atmete tief ein, erhob sich mit einem leisen Ächzen und setzte sich ein paar Fuchslängen weiter zwischen einige hohe Grashalme. Sturmpfote konnte ihn dort durch die Dunkelheit nicht mehr erkennen. Nicht mal eine Silhouette war zu sehen. Dadurch, dass sein Mentor plötzlich ganz ruhig wurde, stieg Verwirrung in dem Schüler auf. Was hatte das zu bedeuten? Fast war es ihm schon so, als wollte Schattenlicht doch nicht mehr weiter trainieren. Oder vielleicht brauchte er auch einfach nur eine kurze Pause.
Nicht sicher, was er tun sollte, verharrte Sturmpfote unruhig auf der Wiese. Sein Schweif peitschte wild hinter ihm, während seine Krallen den Boden unter ihm bearbeiteten.
Als Schattenlicht auch nach einer Weile nichts von sich gab, war Sturmpfote drauf und dran, zu ihm zu gehen und ihn zu fragen, ob alles in Ordnung war. Doch dann schoss der Krieger mit vollster Geschwindigkeit zwischen den Grashalmen hervor und stieß seinen überraschten Schüler mit einem kräftigen Ruck zu Boden.
,,W-was war das?" Sturmpfote war so überrascht von der Attacke, dass ihm fast die Worte fehlten.
,,Ein Überraschungsangriff", miaute Schattenlicht, der den kleinen Kater losließ und sich vor ihn setzte. ,,Im richtigen Kampf musst du lernen, das Unerwartete zu erwarten. Du musst auf alles gefasst sein und wachsam bleiben. Eine Sekunde, die du nicht aufpasst, könnte tödlich sein, wie du eben bemerkt hast. Wäre das ein richtiger Kampf gewesen und ich wäre jemand, der vorgehabt hätte, dich zu töten, dann wärst du es jetzt sehr wahrscheinlich auch."
Sturmpfotes Augen weiteten sich. Wie sollte er lernen, das Unerwartete zu erwarten? Er konnte nicht sehen, was als nächstes passieren würde, wie sollte er also wissen, was er zu erwarten hatte?
,,Es ist am Anfang verwirrend, ich weiß", gab Schattenlicht zu. Offenbar hatte er Sturmpfotes innere Fragen vernommen. ,,Man weiß nie, was einem blüht. Aber man kann lernen, es zu erahnen. Darauf gefasst zu sein, dass jemand in der nächsten Sekunde angreifen könnte. Sei also wachsam. Ich werde dich ab sofort dann angreifen, wenn du es am wenigsten erwartest. Natürlich werde ich dich nicht verletzen, der Zweck dient dem, dass du lernen sollst, darauf gefasst zu sein, dass immer etwas passieren könnte und du wachsam bleibst. Also sei auf Patrouillen oder Jagdausflügen jetzt immer darauf gefasst, dass ich dich angreifen könnte, in Ordnung?"
Sturmpfote nickte, obwohl ein mulmiges Gefühl in seinem Bauch aufstieg. Es wirkte beinahe wie eine Drohung, auch wenn Sturmpfote wusste, dass es keine war. Nur der Gedanke, ab sofort jederzeit von seinem Mentoren angegriffen werden zu können, versetzte Sturmpfote nicht gerade in Freudenlaune. Es machte ihm schon fast ein wenig Angst.
,,Mach dir bitte keinen allzu großen Kopf deswegen", lächelte Schattenlicht aufmunternd, während er seinen Schüler liebevoll mit der Nase auf dem Kopf anstupste. ,,So habe ich auch Grellschrei trainiert und sie ist eine wundervolle Kämpferin geworden. Du wirst es bestimmt auch."
Sturmpfote nickte erneut. Er merkte, wie das mulmige Gefühl langsam wieder wich und etwas Ruhe in ihm zurückkehrte. Sein Fell, das sich an einigen Stellen gesträubt hatte, senkte sich und wurde nur noch vom sanften Wind zerzaust.
,,Wie wäre es", miaute Schattenlicht sanft, ,,wollen wir es bei einer Jagd ausprobieren?"
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