Kapitel 55
Stöhnend zuckte Herbstbrise zusammen. Ihr ganzer Körper bebte vor Schmerz.
Sie lag auf einem weichen Nest in der Kinderstube, Eschenblatt und Silberfeder kauerten neben ihr.
Adlerstern hatte Rauchpfote sofort zum Laubclan geschickt, als Herbstbrise die Wehen bekommen hatte.
Nun lag sie keuchend und schwitzend auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerz.
Heiliger Sternenclan, dachte sie, ich habe nie geahnt, dass die Geburt meiner Jungen so schmerzhaft sein könnte.
Eschenblatt glättete ihr sanft mit der Zunge das Fell, was sie aber nur belästigte. Knurrend stieß sie seinen Kopf weg
und sah Hilfe suchend zu Silberfeder. Würde sie ihn zurechtweisen? Die Heilerin hatte jedoch ihren starren Blick auf Herbstbrises Bauch gerichtet
und schien alles um sie herum nicht wahrzunehmen. "Bring mir einen festen Stock!",befahl sie schließlich Nachtsplitter.
Der schwarze Krieger nickte und eilte davon. Nun wandte Silberfeder sich wieder an Herbstbrise.
"Es ist alles gleich vorbei",murmelte sie eindringlich. "Du musst durchhalten!" "Mir bleibt wohl nichts anderes übrig",
fauchte Herbstbrise zurück und erschauderte bei dem nächsten Krampf. Wie lange soll ich noch leiden?,
fragte sie sich frustriert. Warum können die Jungen nicht einfach schon da sein? Keuchend vor Anstrengung
warf sie ihren Blick zu Eschenblatt herum und sah ihm schnaubend in die besorgten Augen. Warum glotzt er mich so blöd an?
Kann er mir nicht... "AUUUUUA!!!!",brüllte Herbstbrise, als eine weitere Wehe ihren Bauch zusammenzog. "WO BLEIBT DIESER VERDAMMTE STOCK???"
Kurz darauf erschien Nachtsplitter mit einem dicken Ast im Maul am Eingang der Kinderstube und brachte ihn eilig Silberfeder.
Die hob ihn auf und legte ihn Herbstbrise vor die Pfoten. "Nimm ihn zwischen die Zähne und beiß drauf,
sobald du weitere Schmerzen verspürst!",wieß sie sie an. Ihre Patientin grummelte ein "Meinetwegen" und tat wie ihr geheißen.
Der Stock hinterließ Rindenstückchen auf ihrer Zunge, die erdig und trocken schmeckten. Angeekelt wollte Herbstbrise das Holzstück wieder
ausspucken, wurde aber von Silberfeder mit einem strengen Kopfschütteln davon abgehalten. Missmutig legte sie die Ohren an
und wurde gleich wieder von einen plötzlichen Schmerzschub gepackt. Sie kniff die Augen zusammen und wälzte sich auf ihrem verkrampften Bauch.
Silberfeder legte eine Pfote auf ihn und gleich darauf glitt ein winziges Bündel neben ihr ins Moos.
Herbstbrise bekam große Augen. Das erste Junge! Ihr Ärger wandelte sich sogleich in Liebe. Freudestrahlend beschnupperte sie das weiche Etwas
und zerbiss die Fruchtblase. Daraus kullerte eine blaugraue Katze. Eschenblatt packte sie am Nackenfell und zog sie zu sich.
Mit eifrigen Strichen leckte er ihr das Fell trocken. Befriedigt wandte sich Herbstbrise wieder an Silberfeder.
"Wird noch eins kommen?",krächzte sie. Die Heilerin nickte knapp. "Und zwar jetzt!" Wie auf Kommando, spürte Herbstbrise auch schon die letzte,
heftige Wehe und fand daraufhin eine zweite Fruchtblase vor ihren Pfoten. Das Junge in ihr war kleiner als das Ältere
und hatte einen silbergrau getigerten Pelz. Seine Augen umrahmten dickte, schwarze Ringe, wie die von Eschenblatt.
Außerdem hatte es flauschiges Fell mit einem buschigen Schwanz. "Herzlichen Glückwunsch, Herbstbrise und Eschenblatt",
schnurrte Silberfeder feierlich. "Ihr seid nun Eltern von zwei hübschen Kätzinnen. Ich erkenne jetzt schon eure Kriegerfertigkeiten in ihnen."
Liebevoll musterte Herbstbrise ihre beiden Töchter und kuschelte sich an Eschenblatt. "Wir sollten uns Namen für sie überlegen",flüsterte sie.
Ihr Gefährte nickte. "Ich denke, dass zu der Kleineren der Name Schwalbenjunges passen würde",
murmelte er nachdenklich. Herbstbrise lächelte und stupste ihn an. "Du hast Recht, so sollten wir sie nennen.
Wie wär's wenn ihre Schwester Blaubeerjunges heißt?" Eschenblatt grinste. "Klingt gut. Willkommen beim Himmelclan,
Schwalbenjunges und Blaubeerjunges." Fiepsend robbte sich Blaubeerjunges zu ihrer Mutter und suchte nach ihren Zitzen.
Schwalbenjunges tat es ihr nach. Schnurrend rollte sich Herbstbrise auf den Rücken und setzte sie sanft vor ihrem Bauch ab.
Schwalbenjunges stieß ein leises Seufzen aus, öffnete ihr mickriges Mäulchen und begann an den Zitzen zu saugen.
Blaubeerjunges trank ebenfalls gierig die warme Muttermilch.
Herbstbrise spürte eine feuchte Schnauze an ihrem Kopf.
Neugierig drehte sie sich um. Vor ihr standen Eulenschlag und Mondstrahl. "Glückwunsch",schnurrte ihr Bruder.
"Deine Jungen sind wunderschön!" Er lugte auf ihren Bauch. "Und ich wette, dass sie eines Tages würdige Krieger oder vielleicht
sogar Heiler sein werden."
Herbstbrise sah, wie Eschenblatt bei dem Wort "Heiler" das Gesicht
verzog. "Ja, ich denke auch, dass aus ihnen tolle Krieger werden",
brummte er abweisend.
Mondstrahl schnippte mit den Ohren. "Garantiert!" Sie lächelte entzückt und betrachtete Blaubeerjunges dabei.
"Sie sind so süß!" Dann aber huschte ihr Blick zu Eschenblatt, schließlich zu Herbstbrise und wieder zurück. "Ich sollte euch jetzt lieber alleine lassen",
bemerkte sie mit vor Belustigung zuckenden Schnurrhaaren. Mit einem letzten Schmunzeln drehte sie sich um und sprang davon.
Eulenschlag sah ihr nach. "Ich sollte ihr lieber mal folgen",meinte er und trottete der cremefarbenen Kätzin hinterher.
Kopfschüttelnd heftete Herbstbrise ihren grünen Blick wieder auf ihre Töchter.
Die hatten sich mittlerweile zu zwei winzigen Fellbällen
zusammengerollt und schliefen tief und fest. Ihr Anblick erwärmte Herbstbrise das Herz.
Und sie dankte dem Sternenclan im Stillen, für diese wunderbaren Jungen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top