Schwerfällig tappte Herbstbrise aus dem Kriegerbau und sah sich im Lager um. Seit Aschenherz' Tod war schon ein halber Mond vergangen,
in dem sich der Clan von dem Schock erholt und Adlerstern Nebelschweif zu seiner neuen Stellvertreterin ernannt hatte.
Im Moment teilte die graue Kätzin die Morgenpatrouille ein. Schilfherz schloss sich ihr mit einem immer noch gekränkten Blick auf Herbstbrise an.
Dieser wurde flau im Magen, wenn sie an den grauen Tigerkater dachte. Immer wenn er sich dazu überwunden hatte,
mit ihr zu sprechen, dann sah sie nur blanken Schmerz in seinen Augen. Sie hätte sich so gerne bei ihm entschuldigt
und ihm gesagt, wie wichtig er ihr als Freund war, brachte es aber nicht fertig, diese Worte auszusprechen.
Seufzend blinzelte Herbstbrise in die grellen Sonnenstrahlen. Seit den letzten Tagen war es allmählich wärmer geworden
und die Blattgrüne schien sich zu nähern. Schnee, wie die älteren Krieger ihn nannten hatte es dieses Jahr nicht gegeben.
Selbst die Ältesten erzählten, dass es jedes Jahr wärmer wurde, auch wenn sie nicht wussten, warum.
Aber das war Herbstbrise ganz recht. Denn auch die kranken Katzen schienen sich dank der steigenden Temperatur
wieder zu erholen. Nur Nebelpfote blieb noch für eine ganze Weile beim Laubclan, um so viel wie möglich von Silberfeder zu lernen.
Da ertönte Adlersterns Ruf: "Ich bitte alle Katzen, die alt genug sind, ihre Beute selbst zu erlegen, sich unter dem Clanfelsen zu versammeln."
Gähnend und ein wenig verwirrt tat Herbstbrise wie ihr geheißen und setzte sich bei der Versammlung angekommen neben Farnschatten und Mondstrahl.
Ihre Freundin hatte sich doch noch dazu entschlossen, dem rot getigerten Kater ihre Liebe zu gestehen. Obwohl Farnschatten behauptet hatte,
dass er dasselbe für sie empfand, hatte er bisher nicht viel davon gezeigt. Er saß lediglich neben seiner Gefährtin, mehr aber auch nicht.
Trotz alledem fand Mondstrahl immernoch positive Eigenschaften zum Schwärmen an ihm, weshalb sich Herbstbrise ziemlich blind vorkam.
Sie schnaubte missbilligend und richtete ihre gespitzten Ohren in Richtung Adlerstern. "Weidenfell, Lilienglanz, Wiesenkralle,
Farnschatten, Bienenfeder, Weizenschnee, seid ihr davon überzeugt, dass eure Schüler bereit sind, Krieger zu werden?"
Jede der genannten Katzen nickte mit ernster Mine. Adlerstern neigte den Kopf und blickte gleich darauf zum Himmel empor.
"Ich, Adlerstern, Anführer des Himmelclans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schüler herabzusehen.
Sie haben hart gearbeitet um euren edlen Gesetzen gehorchen zu können und ich empfehle sie euch nun als Krieger."
Er machte eine kurze Pause und sah den Schülern eindringlich in die Augen. "Schleierpfote, Nesselpfote, Eschenblatt, Rubinfleck,
Falkensturm, Tulpenschweif, versprecht ihr, das Gesetz der Krieger zu achten und den Clan zu beschützen und zu verteidigen,
selbst wenn es euch das Leben kostet?" Alle sechs Katzen antworteten wie aus einem Mund: "Ich verspreche es",
wobei Tulpenschweifs und Rubinflecks Miauen eher verächtlich als begeistert klang. Doch Adlerstern ließ sich davon nicht beeinflussen.
Deshalb fuhr er mit feierlicher Stimme fort: "Dann gebe ich Nesselpfote und Schleierpfote mit der Kraft des Sternenclans ihre Kriegernamen."
Er richtete seinen bernsteinfarbenen Blick auf die beiden erwähnten Schüler. "Nesselpfote, von nun an wirst du Nesselblitz heißen."
Seine Augen wurden weich, als sie auf Schleierpfote trafen. Er muss sich an ihre Mutter erinnern,dachte Herbstbrise traurig.
"Schleierpfote, von diesem Augenblick an wirst du Schleiernacht heißen." Mit diesen Worten wandte er sich nun an alle Schüler.
"Der Sternenclan ehrt euren Mut und eure Loyalität und wir heißen euch als vollwertige Himmelclan Krieger willkommen."
Nun wandte er sich an den Clan. "Die Versammlung ist beendet."
Herbstbrise lächelte glücklich und wartete,
bis Eschenblatt zu ihr angerannt kam und sie stürmisch schäuzelte.
"Ich bin ein Krieger!",japste er selbstgefällig. Herbstbrise schnurrte belustigt. "Ja, das bist du aber bilde dir ja nichts drauf ein."
Eschenblatt zog eine gespielte Schnute und warf sich knurrend auf sie. Ungeschickt fiel Herbstbrise auf den Bauch
und versuchte ihn abzuwehren. Doch ihre Schläge waren schwach und Eschenblatt schien sie beinahe zu erdrücken.
"Geh bitte runter von mir!", murmelte sie und stemmte sich keuchend auf die Pfoten. Eschenblatt ließ sofort von ihr ab
und legte besorgt den Kopf schief. "Bist du okay?" Herbstbrise ließ die Schultern hängen. "Außer dass ich ein wenig müde bin geht es mir gut."
Skeptisch kniff Eschenblatt die Augen zusammen. "Sicher, siehst nämlich nicht danach aus?" "Sicher",wiederholte Herbstbrise,
in der Hoffnung, wenigstens sich selbst zu überzeugen, dass das auch stimmte.
"Herbstbrise, du wirst dich der Jagdpatrouille anschließen!",befahl Nebelschweif und unterbrach somit deren und Eschenblatts Gespräch.
"Klar",brummte Herbstbrise und leckte Eschenblatt kurz übers Ohr, bevor sie der grauen Kriegerin aus dem Lager folgte.
***
Doch die Jagd war alles andere als erfolgreich. Herbstbrise fing nur eine winzige Maus, die ihr glücklicherweise direkt vor die Pfoten lief.
Aber für eine gelungene Kaninchenjagd war sie viel zu träge und als sie versuchte, einen Vogel zu fangen,
sprang sie so ungeschickt in die Luft, dass sie wie ein schwerer Dachs auf den Rücken plumste.
Heiliger Sternenclan, was ist heute mit mir los?,fragte sie sich verärgert und schlurfte mit hängendem Kopf und der mickrigen Maus im Maul
zu Nebelschweif und der restlichen Patrouille zurück.
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