Kapitel 41
Es war Mondhoch. Herbstbrise trabte hinter ihren Clangefährten zur großen Versammlung. Vor kurzem war Flockenblatt gestorben und Grauwolke und Holunderfell
hatten sich den Ältesten angeschlossen. Honigblüte und Eisminze waren schwanger geworden und in die Kinderstube gezogen.
Distelkralle hatte darauf bestanden, bei seiner Gefährtin zu bleiben und verbrachte nun Tag und Nacht mit ihr im Lager.
Doch Adlerstern gefiel das ganz und gar nicht, weil der schwarz-weiße Kater dadurch seine Kriegerpflichten vernachlässigte, aber das kümmerte ihn wenig.
Er meinte nur, dass er die ganze Zeit ein Auge auf seine ach so tolle Gefährtin haben musste, damit es ihr auch ja gut ging.
Herbstbrise verdrehte die Augen, bis ihr Blick auf Eschenblatt fiel, der neben ihr hertrottete. Der getigerte Kater hatte es mal wieder geschafft,
Schilfherz zu vertreiben, der ursprünglich an Herbstbrises Seite gelaufen war. "Ist wohl meine erste Versammlung",murmelte er gerade.
"Bin schon ganz gespannt, ob die Mondclan Katzen wirklich so gefährlich sind, wie es die Kinderstubengeschichten erzählen,
oder ob die Ältesten einfach nur zu viel Krähenfraß vertilgt haben." Herbstbrise schnaubte belustigt. In unserem Clan gibt es kein verrottetes Fressen, aber danke für deine äußerst schlaue Bemerkung!
"Ah Herbstbrise, ich muss dir mal so 'n paar Kampftechniken zeigen, die ihr Clankatzen nicht anwendet." Als Herbstbrise sah,
wie er seine Muskeln anspannte, musste sie schnurren. "Nun... Da bin ich aber gespannt",sagte sie so bescheiden wie möglich
und jaulte innerlich vor Freude. "Und wann bringst du sie mir bei, großer Krieger?" Eschenblatt schlich um sie herum. Er hatte sichtlich gefallen an ihrer säuselnden Stimme. "Das wirst du sehen, Klei..."
"Eschenblatt, Herbstbrise, hört auf zu quasseln und beeilt euch mal ein bisschen!",ertönte Aschenherz' verärgerter Befehl.
Herbstbrise schnippte mit dem Schwanz und sputete sich. "Komme schon!" Eschenblatt holte zu ihr auf.
***
Bei der Versammlungshöhle angekommen war außer ihnen schon der Mondclan da. Der Himmelclan ließ sich neben ihm nieder und
ein paar Katzen der beiden Clans tauschten Neuigkeiten aus. Herbstbrise gesellte sich zu Beerenmond,
die sich mit der schwarz-grau getupften Kätzin Aschenfrost unterhielt. Diese warf einen Blick auf Herbstbrise
und musterte sie geringschätzig mit ihren kalten, blauen Augen. "Du bist also Herbstbrise?",fragte sie gelassen.
"Distelkralle hat mir schon einiges über dich erzählt."
Herbstbrise spürte, wie sich ihr Fell zu Berge stellte.
Dann aber hörte sie eine ebenso trockene Stimme neben sich miauen:
"Wie schön, dass ein Mentor so gerne über die Fähigkeiten seiner Schülerin berichtet." Es war Eschenblatt, der sich vor der Mondclan Kätzin aufbaute.
Anscheinend spürte Beerenmond die zunehmende Spannung zwischen den beiden Katzen. "Haltet bloß euer Fell flach",brummte sie,
"oder wollt ihr die ersten Katzen sein, die einen unnötigen Streit verursachen?" Kurz nachdem sie zu Ende gesprochen hatte, erklangen Schritte
und der Laubclan erreichte zusammen mit dem Wasserclan die Höhle. "Die Versammlung kann beginnen",
schnaufte Lerchenstern und sprang mit Wellenstern auf eine Felserhöhung.
Sie neigte den Kopf vor den anderen Anführern. "Hat jemand etwas dagegen einzuwenden, dass ich beginne?" Alle drei Katzen schüttelten die Köpfe.
Lerchenstern drehte sich wieder zu den Clans um und ließ ihre weisen, gelben Augen über die versammelten Katzen schweifen.
"Bei uns ist viel passiert",schnurrte sie," Minzteich ist seit kurzem schwanger und wird bald in die Kinderstube ziehen,
Seeblume ist in den Ältestenbau gezogen und Heideschnee hat Zimtjunges und Fuchsjunges geboren."
Herbstbrise sah mit leuchtenden Augen zu Minzteich. Aus dem einst frechen Jungen war eine schöne, anmutige Kriegerin geworden,
deren Pelz im Mondlicht glänzte. Das einzige, was sich von ihrem schlanken Körper unterschied war ihr praller Bauch.
Dann blickte Herbstbrise wieder zu den Anführern. Diesmal trat Eisstern vor. "Auch bei uns gibt es gute Neuigkeiten: Falkentau ist ebenfalls schwanger
und wir haben eine neue Kriegerin: Nämlich Schmetterlingsblume." "Schmetterlingsblume"
"Schmetterlingsblume",jaulten die Katzen in die tiefschwarze Nacht,
den Blick auf eine bunt getupfte Kätzin gerichtet, die Herbstbrise noch nicht kannte. Sie war eine von den wenigen Mondclan Katzen, die freundlich aussah
und lächelte verlegen. Das muss sie wohl sein. Adlerstern erzählte noch kurz, was beim Himmelclan geschehen war
und Wellenstern berichtete dass Blattpfote eine neue Schülerin im Wasserclan war, woraufhin ihr alle vier Clans zujubelten.
Zu allererst suchte Herbstbrise Minzteich auf. Die schwarz-weiße Kätzin war gerade in ein Gespräch mit Mondstrahl vertieft,
als Herbstbrise sie vom hinten antippte. "Du erwartest Junge!?",schnurrte sie ihrer Freundin zu und musste schmunzeln. "Wer ist der Glückliche?"
Minzteich leckte sich ein paar mal verlegen über das Brustfell,
dann lächelte sie schräg. "Schattenlicht ist es."
Herbstbrise knuffte ihr freundschaftlich in die Seite. "Ich muss schon zugeben, dass er gar nicht so übel ist",
bemerkte sie,"zeig mir deine Jungen sobald sie geboren sind."
Minzteich nickte feierlich, aber jemand ganz anderes erregte Herbstbrises Aufmerksamkeit.
Eine schildpattfarbene Kätzin marschierte knurrend auf und ab und Herbstbrise erkannte, dass sie Lavendelsee war. Sie verabschiedete sich schnell von Minzteich
und stakste zornig auf sie zu. Hinter sich hörte sie Pfotenschritte, die ihr folgten,
aber sie achtete erst gar nicht auf sie. Ihre Aufmerksamkeit galt ganz allein ihrer Wurfgefährtin .
Fauchend baute sie sich vor ihr auf. "Hast du nun endlich das erreicht, was du wolltest, Schwester?",fauchte sie
und dachte an Schattenroses Tod zurück. Sie erinnerte sich, wie ihre Mutter an den Wunden gestorben war,
die ihr ihre Tochter kaltblütig zugefügt hatte.
Lavendelsee fuhr mit gesträubtem Fell zu ihr herum.
"Sie hätte schon viel früher sterben können, wenn du mich meine Tat vollführen lassen hättest!",fuhr sie sie an.
Herbstbrise spürte wie blanker Hass in ihr aufwallte. "Bleib mir aus den Augen, du gehässiges Fuchsherz!" Lavendelsee legte ungläubig die Ohren an.
"Wie kannst du es wagen?" Doch als sie sich gerade auf Herbstbrise stürzen wollte, trat Eschenblatt zwischen die beiden. "Ihr könnt den Streit nicht eher klären,
wenn ihr euch die Pelze zerfetzt",gähnte er. "Herbstbrise, geh du schon mal besser zum Clan, währendem ich die da bändige!"
Er zeigte auf Lavendelsee. Zögernd trat Herbstbrise einen Schritt zurück, unsicher ob sie Eschenblatt wirklich bei ihrer brutalen Schwester allein lassen sollte.
"Mir passiert schon nichts",bekräftigte Eschenblatt, als er ihren unentschlossenen Blick sah. Letztendlich hörte Herbstbrise auf ihn und ging zum Himmelclan zurück.
Sie sah aus den Augenwinkeln, wie Eschenblatt Lavendelsee etwas zuflüsterte und diese die Ohren spitzte.
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