Kapitel 4 ✔️

Eine Pfote legte sich auf Wasserpfote. Augenblicklich schlug sie die Augen auf. Über ihr stand Mondpfote. »Du solltest aufstehen, Sturmflug und Himmelfell wollen gleich mit uns trainieren«. »Ich komme gleich«, antwortete Wasserpfote ihr. Ihre Schwester ging hinaus.

Wasserpfote blieb noch kurz liegen, bevor sie sich mühsam hochstemmte. Sie hatte nur sehr wenig geschlafen. Lange noch hatte sie mit Farnpfote auf dem großen Felsen die Sterne angeschaut. Erst spät, als alle schon schliefen, sind sie durch einen geheimen Tunnel, den sie Mal entdeckt hatten, zurück ins Lager gekommen.

Sie gähnte und trat hinaus auf die Lichtung. Sturmflug, Himmelfell und Mondpfote saßen beim Lagerausgang und warteten auf sie. Gemeinsam gingen sie hinaus. »Machen wir Jagdtraining?« »Ja«, sagte Mondpfote. Hoffentlich fange ich diesmal endlich was!

Sie hielten mitten im Wald. Sturmflug sagte: »Himmelfell, du kannst mit Mondpfote schon einmal jagen gehen, ich mache mit Wasserpfote noch kurz Übungen ohne Beute«. Wasserpfote fand das doof von Sturmflug. Jetzt stand sie so da, als ob ihre Schwester schon alles könnte und sie gerade erst anfangen würde! Sie versuchte, ihre Wut zu unterdrücken. Sturmflug meint es nur gut mit mir. Naja, eher meint er es gut mit dem Clan. Er möchte nicht, dass ich die ganze Beute verscheuche. Er wird schon sehen, wie gut ich jagen kann!

»Dann lass dich Mal ins Jagdkauern fallen«. Sie versuchte, alles zu beachten, was er Mal zu ihr gesagt hatte. Sie ließ den Schwanz nicht zu weit unten, verlagerte ihr Gewicht auf die Oberschenkel und schob die Vorderpfoten weiter unter die Brust.

»Das sieht schon echt gut aus, hast du geübt?« Wasserpfote antwortete ihm nicht. »Schleich dich an das Blatt dort an«. Sie versuchte an nichts anderes zu denken und fixierte ihren Blick ganz fest auf das Blatt. Von wo war ich letztes Mal gesprungen? Etwa fünf Schwanzlängen vor dem Blatt... Dann springe ich jetzt etwa vier Schwanzlängen vor dem Blatt.

Langsam schob sie sich nach vorn. Sie machte zwar noch Geräusche, aber diesmal waren sie längst nicht mehr so laut wie letztes Mal. Als sie ungefähr vier Schwanzlängen vor dem Blatt war, sprang sie - und landete ziemlich genau drauf. Freudig fuhr sie ihre Krallen aus und zerfetzte das Blatt. Ihr Mentor wirkte überrascht.

»Sehr gut! Weiter so! Nur solltest du bei richtiger Beute sie nicht sofort zerfetzen, dann kann man sie nämlich nicht mehr essen«. Seine Schnurrhaare zuckten belustigt.

»Gut. Dann versuchen wir es jetzt Mal mit richtiger Beute«. Sofort öffnete Wasserpfote leicht den Mund und sog die Düfte um sie herum ein. Fast sofort roch sie Amsel. Sie schlich leise auf den Geruch zu. Zum Glück standen hier viele Bäume und Büsche, so konnte sie näher heran.

Sie war zwar langsam, aber sie machte kein Geräusch und die Amsel war damit beschäftigt, einen Wurm aus der Erde zu ziehen. Als sie glaubte, nahe genug dran zu sein, sprang sie. Die Amsel schaute sich erschrocken um, doch zu spät. Wasserpfote landete auf ihr. Sie wollte sie am Boden festdrücken, doch sie vergaß, die Krallen auszufahren. Gerade als die Amsel sich befreit hatte, schlug Wasserpfote nach ihr. Taumelnd flog sie zu Boden. Mit einem Satz war die Schülerin wieder bei ihr und biss ihr ins Genick. Ich habe es geschafft!

Freudig nahm sie ihre Beute ins Maul und trug sie zu Sturmflug, der alles beobachtet hatte. »Sehr gut! Glückwunsch! Fahr nächstes Mal lieber gleich die Krallen aus, das hätte auch schiefgehen können. Aber du hast gut reagiert. Diesmal hattest du Glück und der Wind hat den Geruch der Amsel zu dir getragen. Falls es aber anders herum ist, solltest du einen großen Bogen machen und sie von der anderen Seite her angreifen«. Wasserpfote nickte.

»Vergrabe sie hier, wir nehmen sie nachher mit. Weiter!« Sie vergrub die Amsel, sog die Luft ein und wieder roch sie fast sofort Eichhörnchen. Der Wald ist voll mit Beute! Leise schlich sie sich an. Jetzt hatte sie es raus.

Wieder machte sie kaum Geräusche. Als sie das Eichhörnchen sah, fixierte sie ihren Blick auf es und schlich so leise wie möglich an. Gerade als sie springen wollte, knackte es laut unter ihr und das Eichhörnchen flüchtete einen Baum hinauf und entkam.

Enttäuscht fauchte Wasserpfote auf. Sie war auf einen Stück Holz getreten. Da kam auch schon der Ruf: »Achte mehr auf deine Umgebung, dein Blick sollte nicht nur auf der Beute ruhen. Ich werde mich jetzt auch auf die Suche machen. Wir treffen uns wieder hier«.

»Okay«, antwortete Wasserpfote ihm. Ich werde mit Beute wiederkommen. Sie entfernte sich ein wenig und prüfte die Luft. Sie erkannte Maus und wollte sich gerade anschleichen, als sie bemerkte, dass der Geruch schal war.

Wasserpfote ging tiefer in den Wald hinein und roch Spatz. Sie ließ sich ins Jagdkauern fallen und schlich an, immer auf ihre Umgebung achtend. Als sie glaubte, nahe genug dran zu sein, sprang sie. Sie landete auf ihm. Sofort fuhr sie ihre Krallen aus und tötete ihn. Das war ein Fang, wie ihn ein richtiger Krieger hätte machen können!

»Guter Fang!«, miaute eine Stimme hinter ihr. Wasserpfote wirbelte herum und erblickte Farnpfote. Verlegen trat sie von eine Pfote auf die andere. »Danke«, sagte sie schüchtern. Nun fühlte es sich überhaupt nicht mehr an wie gestern Nacht. Farnpfote zuckte ebenfalls verlegen mit den Ohren.

»Farnpfote!«, ertönte eine Stimme, die Rosenherz, seiner Mentorin, gehörte. Farnpfote schaute sich kurz um, dann drehte er den Kopf und sagte: »Ich muss jetzt los. Viel Glück!« Dann wandte er sich um und lief davon.

Mit brennenden Pfoten trabte Wasserpfote zu ihrem Treffpunkt zurück und grub ihre Amsel aus. Sie hatte keine Ahnung, was an diesem Wortwechsel schlimm war, dennoch klopfte ihr Herz ein wenig schneller.

Sturmflug kam auf sie zu, er hatte zwei Mäuse gefangen. Als er sie ablegte, traten Himmelfell und Mondpfote aus dem Unterholz. Mondpfote trug ein Eichhörnchen und Himmelfell einen Spatz und eine Maus.

»Das hat sich aber ganz schön gelohnt«, nuschelte Himmelfell, als sie die Beute von Sturmflug und Wasserpfote sah. Mondpfote schaute ihre Schwester beglückwünschend an. Dabei trafen sich ihre Blicke und Wasserpfote wandte ihren schnell wieder ab. Mondpfote blickte verdutzt, fragte aber nicht nach.

Gemeinsam gingen sie zurück ins Lager und legten die Beute auf den Frischbeutehaufen. »Ihr könnt euch erst einmal ausruhen, esst etwas. Wenn ihr fertig seid geht ihr bitte in Wasser getunktes Moos für Winterschweif holen«.

Wasserpfote nickte müde. Sturmflug und Himmelfell entfernten sich und die beiden Geschwister trotteten zum Frischbeutehaufen. Wasserpfote wählte sich ihre gefangene Amsel aus und Mondpfote nahm einen Spatz. Gemeinsam ließen sie sich neben dem Schülerbau nieder und aßen. Als sie fertig waren, gingen sie aus dem Lager, um Wasser für Winterschweif zu holen.

Wasserpfote gähnte. Als sie am großen Felsen vorbeikamen, musste sie an ihre letzte Nacht denken und sie schwebte in Glück. Warum war es eben so schwierig gewesen, mit Farnpfote zu sprechen?

Ihre Schwester erhöhte das Tempo und bald kamen sie am Fluss an. »Zuerst müssen wir etwas Moos finden«, meinte Mondpfote. »Das ist nicht allzu schwer«, antwortete ihr Wasserpfote. »Sieh Mal, da drüben ist welches«. Sie deutete mit dem Schwanz auf einen Baum in der Nähe des Ufers. Sie kratzten etwas Moos ab, formten es zu einem Ball und tunkten ihn in das Wasser. Anschließend nahm Wasserpfote noch selbst einen kühlen Schluck. Dann liefen sie zurück zum Lager.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top