Kapitel 29
Wasserpfote schloss kurz die Augen. Sie konnte nicht entscheiden zwischen Erleichterung und Wut. Erleichterung, dass Mondpfote nichts passiert war, und Wut, dass sie einfach so gegangen war, ohne ihr etwas zu sagen, und jetzt den Ruhm auch noch erntete.
Wasserpfote war nicht wirklich neidisch auf ihre Schwester, sie war nur enttäuscht und wütend, dass sie ihr nicht bescheid gegeben hatte. Sie hätte sie sogar alleine gelassen! Wenn Mondpfote diejenige sein wollte, die alle rettete, dann bitte schön! Aber sie hielt es nicht einmal für nötig, Wasserpfote, ihrer Schwester, bescheid zu geben. Sie hatte anscheinend nicht einmal daran gedacht, dass sie sich Sorgen machen könnte.
Eine kleinere Gestalt erschien an der Seite des Anführers des Feuerstammes. Mondpfote schaute sich unter den Katzen um, bis sie Wasserpfote endlich gefunden hatte. Ganz leicht schüttelte sie den Kopf, dann wandt sie ihren Blick wieder ab. Was wollte sie damit sagen?
Der Anführer des Feuerstammes sprach wieder: »Alle meine Katzen werden sich ohne Wiederspruch zurückziehen. Wir werden in unser Lager gehen und weitere Schritte besprechen. Ich bitte die Clananführer um ein Treffen morgen, wenn die Sonne am höchsten steht, hier, bei dem großen Fels«. Er neigte den Kopf vor den Clans, wandt sich dann um und trottete den Hügel hinunter.
Langsam zerteilten sich die Katzen, Stammeskatzen folgten ihrem Anführer, Clankatzen suchten ihre Clans. Wasserpfote blickte sich um. Farnstreif schaute sie an. Sie sah Mondpfote auf sie zueilen. »Ähm, könnte ich kurz ein Wort mit Mondpfote allein wechseln?« Farnstreif schaute sie an. »Natürlich«, schnurrte er. Wasserpfote leckte ihm schnell über die Ohren, dann lief sie Mondpfote entgegen und Farnstreif ging davon.
»Warum hast du mir nichts gesagt?!«, platzte sie heraus, als sie gegenüber standen. Mondpfote blickte betreten zu Boden. »Ich möchte dir alles erzählen, doch -« »Wie, alles?« »Ich erzähle es dir von Anfang an, wenn du mich nicht unterbrichst«, sagte Mondpfote. Wasserpfote nickte leicht mit dem Kopf und Mondpfote holte tief Luft. Dann begann sie:
»Es fing alles an, als wir in der Höhle von dem Wasser eingeholt wurden, erinnerst du dich?« »Lebhaft«, murmelte Wasserpfote. Mondpfote nickte. »Das Wasser brach über mir zusammen und zog mich mit in einen Seitengang. Doch sofort als ich in diesen Seitengang gespült wurde, war ich nicht mehr in der Höhle. Ich war im Sternenclan«. Wasserpfote schnappte nach Luft, doch Mondpfote erzählte weiter. »Seewind stand mir gegenüber«. Wasserpfote konnte nicht anders. »Seewind?!« Mondpfote nickte. »Ja, Seewind. Sie sagte: ›Die Glut ist wieder aufgeflammt und das entstandene Feuer ist dabei, über euch hereinzubrechen. Doch Feuer kann nicht immer bestimmen, wohin der Wind es trägt. Manchmal sind die Herzen stärker als der Kopf‹. Dann verschwand sie und ich war wieder in der Höhle. Da tauchte Flamme auf. Er gab mir eine Maus zur Stärkung und erklärte, dass ich in der Höhle der Zeit gelandet war und dass er gewusst hatte, dass das geschehen würde, weshalb er uns auch nicht vor dem Wasser gewarnt hatte«.
Wasserpfote ging das alles ein wenig schnell. »Er hat das gewusst? Woher denn? Und warum habt ihr mir nichts gesagt?« Mondpfote schaute entschuldigend zu Boden. »Seewind hat gesagt, ich soll mit niemandem darüber sprechen. Außer Flamme, er weiß es. Ich glaube, es wäre nicht gut gegangen, wenn du mit zu Rabe, so heißt der Anführer des Feuerstammes, gegangen wärst. Vielleicht, weil er dich als diese Katze erkannt hätte mit der dich alle vertauscht haben, ich weiß es nicht. In der Prophezeiung heißt es ja auch: ›und nur der Mond wird hell scheinen‹«. Wasserpfote nickte langsam und Mondpfote erzählte weiter: »Die ganze Zeit habe ich nachgedacht, was das bedeuten soll, und dann, als wir auf diesem Hügel standen und gesehen haben, wie alle kämpfen, da wusste ich es plötzlich. Der Feuerstamm wurde früher von Katzen aus seinem Territorium vertrieben und sie haben sich geschworen, sich irgendwann zu rächen. Und diese Katzen sind anscheinend nicht mehr da, ich weiß es nicht, auf jeden Fall dachten sie, wir wären das. Ich ging sofort wieder zurück, als du in die Schlacht ranntest. Ich konnte Rabe finden und ihn überzeugen. Und den Rest kennst du ja«.
Wasserpfote war fassungslos. Die Prophezeiung war in Erfüllung gegangen. Der Feuerstamm hätte sie alle platt gemacht, es waren einfach zu viele. Aber eine Sache fragte sie sich noch: »Und Rabe hat dir sofort geglaubt?« Ein verschmitztes Lächeln trat auf Mondpfotes Gesicht. »Nun, erst wollte er mich angreifen, aber als dann der Sternenclan kam hat er es doch lieber bleiben lassen. Und er hat sogar gesagt, dass er eh nicht daran geglaubt hätte, nur waren wir die einzigsten Katzen weit und breit«.
Erleichtert, endlich die Wahrheit zu wissen, lief Wasserpfote mit Mondpfote durch das nur allzu bekannte Territorium zu ihrem Lager.
Als sie eintraten, sahen sie eine Höhle voller verwundeter Katzen, dennoch waren die meisten glücklich und sprangen bei ihrem Erscheinen auf. »Wasserpfote! Mondpfote! Man sagt, ihr habt uns gerettet!« Regenstern war so glücklich, sie wiederzuhaben, dass er aus dem Heilerbau gesaust kam und Stachelpfote ihn erst nach langem Überreden wieder in sein Nest bekam.
Finkenstern winkte sie herbei. Sie hatte üble Wunden und keuchte manchmal vor Schmerz, wenn Kräuselwind die Paste darauf verteilte, doch ihre Augen glühten. »Kommt her! Ihr müsst mir alles erzählen, was ihr erlebt habt. Es scheint so, als sei die Prophezeiung in Erfüllung gegangen?«
***
Es war früh morgens und ein kleiner Sonnenstrahl schien durch den Höhleneingang. Wasserpfote war immer noch wach, sie hatte die ganze Nacht mit Mondpfote Finkenstern von ihrem Abendteuer berichtet, als eine Nachricht sich im Clan breitmachte. Frostschweif und Dachspelz waren tot, für Tornadosprung kann Kräuselwind nichts versprechen. Wasserpfote fragte sich was geschehen wäre, wenn sie nicht diesen einen Tag Rast gemacht hätten, wenn sie weitergezogen wären. Vielleicht wären sie dann rechtzeitig gekommen und Frostschweif und Dachspelz würden noch leben.
Seufzend lehnte sie sich an Mondpfote und schlief noch einmal ein.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top