Kapitel 18

»Ihr - ihr liebt euch?« Wasserpfote sah die beiden abwechselnd an. Warum war ihr das nicht früher in den Sinn gekommen? Natürlich, man tat alles, selbst einen aus einem anderen Clan treffen und auf eigenes Territorium führen, wenn man sich einfach - liebte.

»Wirst du es jetzt Finkenstern sagen?« Ihre Schwester sah sie an, den Ausdruck in ihren Augen konnte Wasserpfote nicht deuten. Erst wollte sie »Ja« sagen, doch dann hielt sie inne. Was würde sie tun, wenn Farnpfote aus dem Waldclan wär?

»Nein, ich werde es nicht sagen. Wenn ihr aufhört, euch zu treffen«. Flugpfote brauste auf. »Du hast uns gar nichts vorzuschreiben! Wir treffen uns, wann wir wollen!« Wasserpfote sah ihre Schwester entschuldigend an. Es ist nur zu ihrem besten. »Dann werde ich es leider Finkenstern sagen müssen«. Flugpfote wollte sie gerade wieder anfahren, doch Mondpfote schüttelte den Kopf.

»Sie hat recht, Flugpfote«. Dann wandt sie sich wieder an Wasserpfote. »Diese Nacht noch, lass uns diese Nacht noch. Danach wird es nicht mehr geschehen«. Wasserpfote nickte. Dann leckte sie ihrer Schwester liebevoll über die Ohren. »Es ist nur zu deinem besten«, murmelte sie. Mondpfote seufzte. »Ich weiß«. Dann ging Wasserpfote zurück zum Lager und ließ die beiden allein.

Am nächsten Morgen wachte sie auf und lugte prüfend in das Nest neben ihr. Mondpfote lag darin, doch schlafen tat sie nicht. Ihr Augen waren stumpf und sie starrte in die Ferne. Oh je. Ich muss sie aufheitern. »Komm, Mondpfote! Lass uns jagen gehen!« Mondpfote setzte sich langsam auf und ging dann an ihr vorbei aus dem Bau.

Schnell folgte Wasserpfote ihr. »Komm, dort vorn auf dem Frischbeutehaufen ist ein wundervolles Eichhörnchen! Du liebst doch Eichhörnchen!« Ihre Schwester trottete lustlos los und nahm sich das Eichhörnchen, riss einen Bissen ab und ließ es dann liegen. Wasserpfote aß den Rest auf, als sie merkte, dass Mondpfote nicht mehr essen würde. Sie seufzte.

»Wasserpfote! Jagdtraining!« »Komme gleich!« Schnell leckte sie ihrer Schwester über die Ohren und rannte dann zu Sturmflug und aus dem Lager.

»Ist etwas mit Mondpfote? Sie kommt mir so traurig vor«, fragte Sturmflug sie, als sie durch den Wald gingen. »Äähh, nein, sie hatte nur einen doofen Traum«. »Na dann ist ja gut«.

»Was riechst du?«, fragte Sturmflug sie. Sie waren nun im Herzen des Waldes. Wasserpfote prüfte die Luft. »Drossel«, antwortete sie. »Und wo?«, fragte Sturmflug weiter. Wasserpfote deutete mit der Schwanzspitze zwischen die Bäume Richtung Fluss. »Dort so ungefähr«. Sturmflug nickte. »Sehr richtig. Wenn du wiederkommst, hast du eine Drossel im Maul«.

Wasserpfote nickte, entschlossen, ihm zu zeigen, dass sie es konnte, und schlich sich an. Sie prüfte den Wind. Perfekt. Der Beutegeruch wurde zu ihr geweht.

Langsam und leise glitt sie über den Waldboden und näherte sich der Drossel. Dann sah sie sie. Sie zerrte an einem Wurm.

Nun war Wasserpfote nur noch drei Schwanzlängen von ihr entfernt - und sprang. Die Drossel wollte aufflattern, doch Wasserpfote hatte sie schon fest im Griff. Sie wollte sich mit den Flügel wehren, doch da hatte Wasserpfote ihr schon den tödlichen Biss versetzt. Zufrieden trabte sie zu Sturmflug zurück.

»Sehr gut«. Ein Regentropfen landete auf seiner Schnauze. »Och nein«. Er schüttelte ihn ab. »Lass uns zurückgehen, ich habe keine Lust, im Regen zu jagen«. Wasserpfote gehorchte und sie tapten zurück zum Lager.

Wasserpfote schlüpfte durch den Tunnel und in die riesige Höhle. Sie legte ihre Beute auf den Frischbeutehaufen und sah sich nach Mondpfote um. Doch sie konnte ihre Schwester nirgends entdecken.

Sie ging auf Seewind zu. »Weißt du, wo Mondpfote ist?« Seewind schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich ist sie nur kurz rausgegangen, oder sie ist auf einer Patrouille«. Wasserpfote nickte.

Doch auch später am Abend tauchte Mondpfote nicht auf und so langsam begann Wasserpfote, sich Sorgen zu machen. Wo war sie nur abgeblieben? Vielleicht will sie für sich sein, wegen Flugpfote?

Es wurde dunkel und von Mondpfote war immer noch nichts zu sehen. Auch Seewind und Regensturm machten sich nun Sorgen. Schließlich brach die Nacht herein und Finkenstern stellte einen Suchtrupp zusammen. »Dachspelz, Blitzkralle, Blütenherz, Seewind und Regensturm, wenn Mondpfote morgen früh noch nicht wieder aufgetaucht ist, werdet ihr sie suchen gehen«.

Seewind und Regensturm wirkten nicht gerade beruhigt, doch mehr konnte Finkenstern im Moment nicht tun.

Wasserpfote ließ sich in ihr Nest gleiten. Es war komisch, dass das Nest nebenan leer war. »Mondpfote ist stark«, murmelte Farnpfote ihr ins Ohr. »Ich weiß«, anwortete sie. »Ich mache mir aber trotzdem Sorgen«.

Nach langem Rumgewälze, Umgedrehe und Nachdenken schlief Wasserpfote dann endlich ein.

»Doch die Glut wird wieder aufflammen, und das entstandene Feuer wird über euch wüten. Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen«.

Wieder einmal stand Wasserpfote auf der Lichtung. Und vor ihr stand wieder Windflug, und ihre Worte dröhnten von überall, drangen in Wasserpfote ein, füllten das letzte Haar in ihr.

»Nur das Wasser kann des Mondes Retter sein, und nur der Mond wird hell scheinen«.

Es war so weit, Wasserpfote wusste, was sie zu tun hatte. Und sie durfte keinen um Rat fragen, keinen um Hilfe oder Beistand bitten. Sie musste es alleine tun. Sie musste Mondpfote retten.

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