Kapitel 17

Wasserpfote war aus dem Heilerbau entlassen. Sie hatte noch ein paar wenige Wunden, doch diese hinderten sie nicht mehr daran, ihren Pflichten wieder nachzugehen.

Fröhlich, weil es das erste Mal seid langem war, übte sie den Zug immer und immer wieder, bis Sturmflug meinte, es sähe wirklich sehr gut aus und nun würde er ihr einen Zug gegen Dachse beibringen. »Au ja!«

»Also. Weißt du, worauf man bei einen Kampf gegen einen Dachs achten muss?« Wasserpfote überlegte. Sicher musste man seinen riesigen Pranken ausweichen, doch das musste man ja bei jedem Gegner.

»Vielleicht auf sein Gewicht?« Sturmflug nickte langsam. »Wie meinst du das genau?« »Naja, halt ihn nicht auf einen lassen?« Obwohl, dass sollte man auch bei jedem Gegner versuchen. »Fast«, meinte Sturmflug. »Aber es war schon nicht schlecht. Du darfst einem Dachs niemals auf den Rücken springen. Rollt er sich dann herum, bist du unter seinem Gewicht begraben und kommst nicht mehr frei«.

Wasserpfote stellte sich das ziemlich schlimm vor. Das letzte, was man wahrnahm, war Fell und ein Dachs auf einem drauf.

»Der Zug geht so: Du springst über den Dachs und drehst dich dabei. Währenddessen ziehst du deine Krallen über seinen Rücken und landest schließlich hinter dem Dachs. Der Dachs dreht sich herum und du kannst ihn erneut angreifen«. Wasserpfote stellte sich das ziemlich schwer vor.

Sturmflug zeigte es. Wasserpfote stellte sich auf und Sturmflug sprang mühelos über sie hinüber. Dabei spürte Wasserpfote, wie seine Pfoten über ihren Rücken schliffen und schließlich hörte sie einen dumpfen Aufprall hinter sich. »Nun bist du dran«.

Wasserpfote nickte und machte sich bereit. Dann sprang sie. Sie schaffte es sogar, über Sturmflug zu springen, auch wenn der sich etwas hinkauerte, doch wie sollte man sich in der Luft drehen? Sie kam knapp hinter ihrem Mentor auf und hörte plötzlich einen Schmerzensschrei.

Erschrocken sah sie sich um, bis sie bemerkte, dass sie auf Sturmflugs Schwanz gelandet war. »Oh, tut mir leid«, sagte sie beschämt. »Schon gut«, sagte Sturmflug. »War ja nicht mit Absicht«.

Wasserpfote kehrte ins Lager zurück, mit dem Gefühl, noch nie besser trainiert zu haben. Dort angekommen nahm sie sich eine saftige Maus, die sie sich mit Farnpfote teilte. Man spürte, wie die Blattleere nahte. Sie hatten immer noch gut zu essen, der Frischbeutehaufen war immer gefüllt, doch vorher hatte mehr draufgelegen.

»Und, wie kommst du so mit dem Training voran?«, fragte Farnpfote sie, als sie aufgegessen hatten. »Gut«, miaute sie. »Und du?« »Rosenherz hat gesagt, ich mache übermorgen meine Prüfung«. Er klang beiläufig, doch Wasserpfote bemerkte, wie seine Augen blitzten. »Glückwunsch!« »Danke«.

Plötzlich kamen Tupfenjunges, Honigjunges und Blaubeerjunges herbei. »Könnt ihr mit uns Moosball spielen?« Heckenrose kam hinterher. »Stört die anderen nicht!« »Ist schon gut«, beschwichtige Wasserpfote Heckenrose. »Wir spielen gern mit ihnen. Oder?« Sie blickte Farnpfote an, der nickte und sie suchten sich einen Moosball.

Wasserpfote legte sich in ihr Nest und schloss die Augen. Es war spät, sie war noch auf einer Jagdpatrouille gewesen. Sie hatte schon etwas gelegen, als es plötzlich neben ihr raschelte. Mondpfote stand auf und ging aus dem Bau! Wasserpfote erinnerte sich. Es war nun schon lange her, doch einmal war Mondpfote auch mitten in der Nacht weggewesen. Hatte sie das inzwischen öfter gemacht und sie hatte nur nichts bemerkt? Jetzt wo sie so darüber nachdachte, musste sie sich gestehen, dass Mondpfote in letzter auch etwas müder aussah als sonst.

Wasserpfote traf einen Entschluss. Das war ihre Chance, herauszufinden, was Mondpfote mitten in der Nacht tat. Leise stand sie auf und schlich aus dem Bau. Sie sah gerade noch Mondpfote's Schwanz in einem Schlitz verschwinden, der ihr vorher nie aufgefallen war. Sie kroch ebenfalls hinein und fand sich in einem Tunnel wieder. Leise und mit etwas Abstand folgte sie ihrer Schwester.

Der Tunnel führte nun steil nach oben und kurz darauf roch Wasserpfote wieder frische Luft. Sie sah sich um. Sie war direkt an der Grenze zum Waldclan, bei der alten Zweibeinbrücke!

Schnell duckte sie sich hinter einem Busch, als sie plötzlich leise Stimmen hörte. »Schön, dass du da bist, Mondpfote«. »Ich freue mich auch, dich wiederzusehen«. Wasserpfote wünschte, ihre Schwester hätte einen Namen genannt. Wer war da? Doch sie traute sich nicht, den Kopf zu heben.

»Gehen wir wieder in den Tunnel?« Irgendwoher kannte Wasserpfote diese Stimme. Die Frage war nur - woher? Sie hörte, wie ihre Schwester und die andere Katze von der Brücke auf ihr Territorium traten - auf ihr Territorium! Mondpfote führte eine fremde Katze direkt über die Grenze! Für Mondpfote ist sie wahrscheinlich gar nicht so fremd. Sie scheinen sich gut zu kennen.

Und da bemerkte Wasserpfote, dass sie direkt auf das Gebüsch zu steuerten, in der sie saß! Hastig flüchtete Wasserpfote hinter einen Baum, doch es geschah genau das, was geschehen musste. Sie trat auf einen Ast. Mäusedung! Mondpfote blieb stehen, hinter ihr auch die unbekannte Katze. »Hast du das gehört, Flugpfote?«, fragte Mondpfote. Flugpfote! Das war es! Sie kannte seine Stimme von ihrer allerersten großen Versammlung her! Trafen sie sich seitdem, immer heimlich und alle paar Tage? Da hatte es Mondpfote aber ganz schön gut vertuscht.

Wasserpfote wartete hinter dem Baum mit angehaltenem Atem, dann - was tue ich hier eigentlich? Mondpfote müsste sich doch verstecken, ich habe nichts falsches getan!

Entschlossen trat sie hinter dem Baum hervor und direkt in das Blickfeld von Mondpfote und Flugpfote. Mondpfote schrak so heftig zusammen, dass Wasserpfote meinte, ihre Beine würden gleich nachgeben und Flugpfote sog erschrocken die Luft ein. »Ist das deine Schwester Wasserpfote?«, fragte er Mondpfote. Doch Wasserpfote kam ihr zuvor. »Ja, ich bin ihre Schwester Wasserpfote. Schon unser erstes Treffen vergessen? Und nun möchte ich gern wissen, was ihr zwei hier tut!« »Nur weil du Mondpfote's Schwester bist, heißt das nicht, dass sie dir alles erzählen muss!« Wasserpfote's Gedanken überschlugen sich. »Gerade weil ich ihre Schwester bin, habe ich ein Recht, es zu erfahren!«, rief sie. »Auch Geschwister müssen sich nicht alles erzählen!«, sagte Flugpfote. Wasserpfote wandt sich an ihre Schwester. »Warum, Mondpfote?«

Mondpfote sah auf und blickte ihr direkt in die Augen. Dann holte sie tief Luft: »Weil ich ihn liebe, Wasserpfote«.

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