34. Kapitel

"Was habt ihr getan?", fragte sie gefährlich leise.

Sturmherz machte sich automatisch kleiner.

"Wir haben ihn in der Nähe der Grenze ausgesetzt", wiederholte er fast flüsternd.

"Und das, ohne mich zu fragen? Oder Regenstern? Sturmherz, wir haben große Hoffnungen in dich gesetzt, aber das heißt nicht, dass du einfach alles machen kannst!", fauchte sie und die gleiche Enttäuschung, die auch in den Augen des Katers zu sehen waren, spiegelte sich in ihren wieder. 

Himbeersturm wurde lauter, bis sie fast schon schrie. Einige Katzen sahen erschrocken von ihren Aktivitäten hoch und beobachteten den Streit. 

Der Krieger antwortete nicht. 

Und das war der Tropfen, der nötig gewesen war, um das Fass überlaufen zu lassen. 

"Wie kann man nur so dämlich sein!? Ihr hättet ihn ins Lager bringen müssen, wo wir  entschieden hätten, was mit ihm passiert! Wir sind die Anführer, wir bestimmen hier, klar?!", brüllte sie und funkelte vor allem Rattenkralle an. 

"Und du, Rattenkralle - von dir hätte ich mehr Vernunft erwartet. Wer hat das überhaupt entschieden?" 

Rattenkralle blieb ruhig und öffnete das Maul, um zu antworten, doch da nahm Flutpfote all seinen Mut zusammen und sagte: 

"Das war ich." 

Himbeersturm hatte Rattenkralle gerade anfauchen wollen, dass er antworten solle, doch als sie das hörte, blieb ihr das Maul vor Überraschung offen stehen. 

"Du warst das? Du hattest diese mäusehirnige Idee?", fragte sie und fixierte ihn. 

"Ja, ich war das.", wiederholte Flutpfote nervös. 

Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen..., dachte er schon, denn der zweiten Anführerin war ihre Wut deutlich anzusehen. 

"Jetzt verstehe ich.", miaute sie und lachte.

Sie lacht...? Warum lacht sie? 

Sturmherz, der neben ihm stand, warf ihm einen überraschten Blick zu. Auch er schien sich zu fragen, was in ihr vorging. 

"Natürlich kommt ihr auf so eine mäusehirnige Idee, wenn ihr einen Schüler über seinen ehemaligen  Anführer entscheiden lasst.", höhnte sie. 

Sie sprach das so ironisch aus, dass die Wut in ihm hochkam. 

Wollte Himbeersturm ihn vor dem ganzen Clan mit seiner Herkunft demütigen? 

Wollte sie über ihn herziehen, nur weil er bei den Reißern aufgewachsen war? 

Flutpfote hatte keine Lust mehr. Keine Lust auf die Beleidigungen und Unterstellungen. 

"Willst du mich veräppeln?!", fauchte er Himbeersturm an. "Ich habe meine Loyalität schon lange bewiesen, und du willst dem Clan weismachen, dass ich mäusehirnig und untreu bin?!" 

Ihm war egal, dass Himbeersturm einen höheren Rang hatte. Er musste das jetzt einfach loswerden. 

Die Kätzin sagte nichts, zuckte aber überrascht mit dem Schweif. 

"Du versuchst, mich vor dem ganzen Clan zu demütigen! Nur wegen meiner Kindheit! Sowas macht keine zweite Anführerin, sowas machen JUNGEN!", führte er weiter aus und starrte sie dabei wütend an. 

Würden Blicke töten, wäre sie schon lange tot. 

Rattenkralle starrte ihn schockiert an, Sturmherz wich leicht zurück. 

Himbeersturm schien jetzt erst klarzuwerden, dass er sie gerade mit einem Jungen verglichen hatte. 

"Ist dir klar, mit wem du gerade sprichst?", fuhr sie ihn an. 

Doch Flutpfote störte das nicht, es machte ihn nur noch zorniger. 

"Natürlich weiß ich das!", brüllte er. 

"Ich spreche gerade mit einer zweiten Anführerin, die sich wie ein Junges benimmt!", provozierte er sie. 

Doch ihm wurde nur wenige Herzschläge später klar, was für ein Fehler das gewesen war. 

"Das ist eine Beleidigung, Flutpfote! Geh jetzt in deinen Bau, sofort !", zischte sie und konnte sich nur mit Mühe zurückhalten, sich nicht auf ihn zu stürzen.  

Es ist auch eine Beleidigung, mäusehirnig genannt zu werden. 

Doch er sagte nichts, wandte sich abrupt ab und marschierte zum Schülerbau. 

"Das wird ein Nachspiel haben!", rief Himbeersturm ihm hinterher. 

Flutpfote drehte sich auf halbem Weg nochmal zu ihr um. 

"Ach ja?", blaffte er. "Ich werde trotzdem keinen Respekt vor dir haben, das kannst du vergessen!"

Die Kätzin öffnete das Maul, wollte etwas sagen, doch sie tat es nicht und klappte es wieder zu. 

Der Schüler drehte sich wieder um und stapfte weiter. Die Blicke der anderen Katzen brannten auf seinem Pelz, doch er ignorierte sie, so gut es ging. 

Verdient. 

Wütend  betrat er den Schülerbau und setzte sich in sein Nest, wo er anfing, das Moos mit seinen Krallen zu zerfetzen. 

Blöde Himbeersturm.

Er knurrte leise. 

Blöde Reißer. 

Er blickte nach draußen, doch seltsamerweise konnte er nicht nach draußen sehen. 

Ein fuchsroter Pelz versperrte ihm die Sicht. 

 Denkt sie wirklich, ich würde über sie herfallen, wenn sie nicht aufpasst, und stellt eine Wache vor meinem Bau auf? 

Fassungslos starrte er Fuchskralle an, der nicht zu ihm nach hinten sah und einfach nur vor dem Eingang stand. 

"Macht es Spaß, auf einen Schüler aufzupassen?", fragte er. 

Fuchskralle rührte sich nicht. 

"Warum macht Himbeersturm das? Du könntest dich auch einfach nützlich machen und jagen gehen.", meinte er. 

Der Krieger schnaubte. 

"Das sagst du doch nur, weil du raus willst. Kannst du vergessen." 

Hat Himbeersturm jetzt schon den ganzen Clan verdorben? Dummer Fuchskralle. Wenn er sich so aufstellt, könnte ich ihn einfach von hinten angreifen., dachte er und ging näher an den Kater heran, um an ihm vorbei nach draußen zu spähen. 

Doch er konnte nur einen sehr kurzen Blick nach draußen werden, denn der Krieger schien seinen warmen Atem auf dem Nacken gespürt zu haben, er fuhr fauchend herum und zerkratzte ihm die Nase. 

"Aua! Mäusehirn!", schimpfte Flutpfote und zog sich weiter zurück. 

Fuchskralle starrte nur selbstgefällig zu ihm herüber und drehte sich dann wieder um. 

Seine Nase brannte, ein Tropfen Blut rann seine Schnauze herunter und tropfte auf das Moos, das gleich einen dunkelroten, klebrigen Fleck hatte und es aufsog. 

Bitterkeit machte sich in ihm breit, als er auf die rote Flüssigkeit sah. 

Nicht mal die zweite Anführerin vertraut mir. Dabei sollte sie doch ein gutes Vorbild sein. 

Müde rollte er sich in seinem Nest zusammen, er wollte einfach nur schlafen und am nächsten Morgen mit dem Wissen aufwachen, dass das nur ein Alptraum gewesen war und ihm alle im Clan trauten. 

Ihm war egal, dass es noch nicht Schlafenszeit war. 

Ihm war egal, dass die meisten Katzen jetzt aßen und er nichts abbekam. 

Er schloss die Augen und versuchte das leere Gefühl in seinem Magen zu verdrängen. 

Doch die Dunkelheit wollte einfach nicht kommen. Wenn er die Augen schloss, war alles schwarz, aber es war keine erholsame Schwärze, es war wie ein Loch, das ihm das Gefühl gab, keinen Ausweg zu haben, weitermachen zu müssen, nie wieder schlafen zu können. 

Plötzlich raschelte es hinter ihm. 

Flutpfote legte den Schweif über seine Ohren, um die Geräusche auszublenden, doch es funktionierte nicht. 

Ein Ruf ruinierte schließlich seinen Versuch, zu schlafen. 

"Flutpfote? Flutpfote!"

Verärgert hob er den Kopf und blickte zum Eingang des Schülerbaus, doch dort stand nur Fuchskralle. 

Er wurde von hinten angestupst. 

Verwirrt drehte er sich zu der hinteren Wand des Baus um und blickte direkt in die blauen Augen seines Bruders, der den Kopf aus der Blattwand streckte und vor ihm eine Maus ablegte. 

"Wir haben dir etwas von unserem Anteil abgezweigt.", flüsterte er und sein Blick wanderte immer wieder nervös zu Fuchskralle, der aber nichts zu bemerken schien. 

"Danke!", erwiderte er flüsternd und biss dankbar in die Maus. 

Eilig verzehrte er das Beutetier, Aschenpfote sah ihm dabei zu. 

"Sturmherz hat mir erzählt, was passiert ist. Warum hast du sie so beleidigt?"

"Weil sie sich darüber lustig gemacht hat, dass ich bei den Reißern aufgewachsen bin und sie hat mich so dargestellt, als ob ich immer noch auf Blutfänger hören würde. Aber ich bin ja nicht dumm.", knurrte Flutpfote.

Sein Bruder schwieg, bis er schließlich nachdenklich sagte: "Das kann ich verstehen. Aber dein Wutausbruch hat viel schlechtes Licht auf dich geworfen. Das wäre nicht nötig gewesen."

"Weißt du, ich habe ein paar Katzen murmeln hören. Unsere Namen und dass wir Spione und untreu wären. Sie trauen dir nicht mehr. Und mir auch nicht.", fuhr er fort. 

"Aber ich kann auch sie verstehen. Du warst nicht gerade unauffällig mit deinem Streit." 

Ein wenig traurig sah er ihn an, bevor er zu Fuchskralle blickte. 

"Ich muss gehen, ich soll gleich noch mit Reisigmaul auf Abendpatrouille gehen. Bis später!"

Eilig zog er den Kopf durch die Blätter zurück und ließ den Kater allein. 

Allein mit seinen Gedanken, mit Fuchskralle und seinem zerfetzten Moosnest. 

Seufzend spähte er durch die Lücken zwischen dem Krieger und dem Bau, um nach draußen sehen zu können. Die Sonne war nun an ihrem tiefsten Punkt angelangt. 

Sein Blick verlor sich in der dunkelroten Scheibe am Himmel und er starrte einfach nur verträumt die Sonne an, bis er von einem spitzen Schrei aus seiner Trance gerissen wurde. 

Er würde diese Stimme überall erkennen. 

Es war sein Bruder Aschenpfote. 

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Eure Pepinoherz




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