29. Kapitel
Erdbeere verengte die Augen zu Schlitzen und sah zum Lagereingang.
Das ist meine Chance!, wurde ihm klar. Egal wer angreift, nur so kann ich fliehen!
Flutpfote nahm all seine übrige Kraft zusammen und schmiss sich gegen die rote Kätzin, während er seine ausgefahrenen Krallen in ihr Bein schlug.
Das brachte Erdbeere zu Fall, sie verlor das Gleichgewicht und kippte zur Seite. Der Schüler nutzte nun das Gelernte und trat ihr in den weichen Bauch. Seine Gegnerin sog scharf die Luft ein, bevor sie schwankend wieder aufstand.
"Das... war nicht ausreichend.", presste sie hervor und wollte ihn schon festnageln, da schubste eine vertraute Gestalt sie weg und drückte sie zu Boden.
Lorbeerpfote. Seine Augen sprühten Funken vor Zorn.
"Lass Flutpfote in Ruhe!", brüllte er und fing an, ihr den Bauch zu zerkratzen.
Erdbeere sah für einen kurzen Moment erschrocken aus, bevor ihr Gesichtsausdruck sich in blanke Wut verwandelte.
Mit einem kräftigen Tritt schleuderte sie ihn weg. Doch Lorbeerpfote rappelte sich auf, stieß einen furchterregenden Schrei aus und sprang auf ihren Rücken. Bevor die Kätzin etwas tun konnte, packte er sie am Nacken und schüttelte sie wild.
Flutpfote wurde warm ums Herz. Sein Freund war gekommen, um ihn zu retten!
Vorsichtig sah er sich um.
Überall kämpften die Katzen. LaubClan gegen Reißer.
Er sah nochmal zu Lorbeerpfote hinüber, doch der schien keine Probleme zu haben. Also lief er leicht taumelnd los, seine Wunden schmerzten immer noch.
Hoffentlich entzünden sie sich nicht.
Niemand schien ihn zu beachten, alle waren viel zu sehr darauf konzentriert, den Gegner zu bekämpfen. Aber das war auch gut so, denn der Schüler suchte jemanden Bestimmten, nämlich seinen Mentor Rattenkralle.
Mit den Augen suchte er das Lager nach dem getigerten Kater ab, und nach wenigen Augenblicken wurde er fündig:
Rattenkralle kämpfte am anderen Ende der Lichtung wild mit Blutfänger. Sein Blick war verbissen, die Lefzen zurückgezogen und die Zähne entblößt.
Flutpfote konnte sehen, dass Blutfänger etwas zu ihm sagte, was, verstand er nicht. Aber die Tatsache, dass Panik in den Augen seines Mentors aufblitzte, machte ihm klar, dass es nichts Gutes sein konnte.
Blutfänger lügt. Ich muss Rattenkralle zeigen, dass es mir gut geht!
Entschlossen drängelte er sich durch die Katzen. Jetzt war er nur noch wenige Fuchslängen von dem Kater entfernt.
Plötzlich versperrt ihm eine Katze den Weg.
Verwundert sah er hoch und blickte direkt in Regensterns klare, grüne Augen.
"Überlass das mir. Er würde nur abgelenkt sein, Flutpfote."
Ihr Fell war wie eh und je reinweiß, die bunten Flecken machten es nur noch schöner. Kein Tropfen Blut befleckte es.
Flutpfote wollte widersprechen, doch er besann sich des Besseren. Regenstern hatte recht. Er würde seinen Mentor nur ablenken. Sie würde das regeln.
Also nickte er und die Anführerin sprang davon. Ihre Muskeln zeichneten sich unter ihrem Pelz ab, als sie sich gegen Blutfänger warf und Rattenkralle ein Zeichen gab, bevor sie mit der Schwanzspitze zu ihm zeigte, während sie den Kater unter sich mit den Hinterpfoten bearbeitete.
Die Augen des Kriegers funkelten fröhlich, als er seinen Schüler erblickte und auf ihn zustürmte.
"Flutpfote!", rief er und blieb vor ihm stehen.
"Rattenkralle.", begrüßte der Schüler ihn.
"Ich habe mir solche Sorgen gemacht!", miaute sein Mentor. "Ich dachte eigentlich, die Reißer hätten schon verstanden, dass wir dich nicht im Stich lassen. Geht es dir gut?" Er schnüffelte besorgt an dem Biss an seinem Bein.
"Ja, es geht mir gut. Sie haben mir nicht allzu sehr wehgetan.", meinte Flutpfote und berührte mit der Nase die Wange des Älteren.
Auf einmal vernahm er einen Schrei.
"Flut! Flut, hilf mir!", rief jemand.
Rattenkralle runzelte die Stirn und sah sich um.
"Wer ruft da nach dir? Hast du hier Freunde?", fragte er.
Der Schüler legte den Kopf schief und lauschte.
Wieder schrie jemand nach ihm.
Erst konnte der Schüler die Stimme nicht identifizieren, doch da erkannte er sie.
"Ich komme!", jaulte er.
Ohne Rattenkralle eine Erklärung zu geben, hechtete er los und drängte sich durch die Katzen. Einige betrachteten ihn überrascht, bevor sie mit ihrem Kampf fortfuhren.
So kam der Kater den Schreien immer näher.
Schließlich war er dort angekommen, wo er ihn vermutet hatte.
Am Ende der Lichtung, aus der das Lager der Reißer bestand, war es recht leer. Niemand wollte am Rand kämpfen, da der Wall aus riesigen Brennnesseln bestand und die Gefahr zu groß war, in sie hinein zu rollen.
Genau vor dem Wall lag ein magerer Kater.
Sein aschgraues Fell war von Blut befleckt und er hatte sich in dem verzweifelten Versuch, sich selbst zu schützen, zu einer Kugel zusammen gerollt.
Ein paar Katzenlängen von ihm entfernt kauerte ein braun-schwarz gesprenkelter Kater, bereit, zuzuschlagen.
Wie hieß er noch gleich? Ach ja, Igelpfote.
"Lass ihn in Ruhe, Igelpfote!", fauchte Flutpfote und rannte zu seinem Bruder.
"Asche. Asche, ich bin da!", flüsterte er und stupste ihn mit der Schnauze an.
Tatsächlich löste Asche sich aus seiner Schutzhaltung und spähte zaghaft zu ihm nach oben. "Flut...?"
"Flutpfote.", schnurrte er.
Plötzlich wurde er von einem Schlag an der Schulter getroffen. Der Schüler taumelte nicht. Er fuhr wütend herum und stellte sich schützend vor seinen Bruder.
Vor ihm stand Igelpfote, die Pfote drohend erhoben.
"Bist du jetzt auch unter die Verräter gegangen?", fragte er kalt.
"Igelpfote!", donnerte es von hinten. "Lass deinen Clangefährten in Ruhe, oder du darfst noch den Rest deines Schülerdaseins die Nester aller Katzen wechseln und die Ältesten versorgen!"
Der Schüler drehte sich mit weitaufgerissenen Augen zu Rattenkralle um, der vor Wut schäumend zu ihm herüber sprang.
"Hör mit diesem Unsinn auf! Flutpfote hat nichts getan und du sollst auch keine wehrlosen Katzen verletzen, wenn sie dir nichts tun!", schimpfte er.
"Aber... Er ist ein Reißer! Er ist alt genug, um kämpfen zu lernen! Er müsste doch schon kämpfen können.", widersprach Igelpfote.
"Wonach sieht es denn aus? Kann er kämpfen? Hat er dich angegriffen?", fragte der Krieger gefährlich leise.
Der Kater senkte den Kopf.
"Nein. Aber er sah so... so... Verletzlich aus. Ich dachte, wenn ich ihn angreife und ausschalte, hätten wir einen Gegner weniger. Und er ist eine leichte Beute für mich."
"Genau deswegen hättest du ihn nicht angreifen dürfen. Krieger greifen Krieger an, nicht Schüler. Schüler greifen nicht die Jungen an, sondern die Schüler. Und zwar die, die schon genug Kampferfahrung hatten. Verstanden?", belehrte Rattenkralle ihn, bevor er sich Flutpfote zuwandte.
"Wer ist das?", wollte er wissen.
"Das ist mein Bruder", antwortete Flutpfote entschlossen du reckte das Kinn nach oben. "Ihn darf niemand angreifen."
"Wirst du uns angreifen?", fragte der Kater Asche.
"Nein, werde ich nicht." Der graue Kater machte sich klein und duckte sich unterwürfig.
Die Reißer haben ihm zu viele von ihren Regeln beigebracht., dachte Flutpfote traurig und schnurrte beruhigend.
"Steh doch auf!", ermunterte er ihn.
Asche gehorchte und erhob sich. "I-Ich will euch helfen.", sagte er laut.
"Dann komm mit", bestimmte Rattenkralle und warf Igelpfote einen strengen Blick zu, bevor die Vier zusammen losgingen. Die drei jungen Kater folgten dem Krieger, der immer wieder Reißer aus dem Weg räumte, die sich ihnen entgegen stellten.
Asche hatte einige Kratzer im Pelz. Flutpfote fing besorgt an, ihm das Blut aus den Wunden zu lecken. Sein Bruder hielt sich nur zitternd auf den Beinen.
"Haben die Reißer dich nicht gut behandelt? Du bist so mager", fragte er ihn.
"I-Ich... Ich musste die ganze Zeit jagen. Die ganze Zeit. Nur jagen, immer nur jagen! Apfel sagte, ich wäre nicht gut genug, um kämpfen zu lernen.
Ich habe Tag und Nacht gejagt, musste jede Jagdpatrouille begleiten, immer den Frischbeutehaufen auffüllen. Dabei war jeden Abend viel übrig und bekommen habe ich nur jeden zweiten Tag etwas.
Ich wollte so gerne zu dir, irgendwo hin, wo du warst!
Das erste Mal habe ich es geschafft, Apfel abzuschütteln. Ich bin zur Grenze gerannt, aber sie hat mich abgefangen und seitdem hat sie mich nicht aus den Augen gelassen. Ich konnte nicht einmal alleine zum Schmutzplatz!
Nie habe ich es geschafft, zu dir zu kommen. Ich wusste, dass du wahrscheinlich bei den Clans bist, und ich habe Geschichten gehört. Brenn zum Beispiel. Er kam mit einem Kaninchen zurück und meinte, er hätte es dir gestohlen. Stimmt das?"
"Ja", bestätigte Flutpfote finster. "Ich hatte es gerade gefangen, da kam er aus dem Gebüsch und ist mit meinem Kaninchen davongerannt. Aber jetzt bist du ja in Sicherheit. Du könntest doch dem LaubClan beitreten", schlug er vor.
Sein Bruder machte ein nachdenkliches Gesicht. "Vielleicht", sagte er unschlüssig.
"Was ist eigentlich mit Blume?", fragte der graue Schüler.
Jetzt schaute Asche auch finster drein und antwortete:
"Sie hat immer so getan, als ob ich nicht ihr Bruder wäre, du auch nicht. Sie läuft die ganze Zeit mit Ruß rum und trainiert. Sie schaut mich nicht an, redet über uns, als wären wir Fremde.
Ich sage dir, Flutpfote", eine leichte Unsicherheit schwebte über der Nachsilbe, "Sie ist nicht mehr dieselbe wie vorher. Ich glaube, Ruß hat ihr das eingeredet. Sie mag ihn. Sehr sogar. Wahrscheinlich sogar lieber als uns."
Flutpfote schnappte erstaunt nach Luft. Seine eigene Schwester mochte so einen blöden Kater wie Ruß lieber als ihre Geschwister? Das konnte doch nicht sein.
"Bist du dir sicher?", hakte er nach.
"Ja."
Die Reißer scheinen einen starken Einfluss zu haben.
Da fiel ihm noch etwas ein.
"Rattenkralle, warte! Wir müssen Lorbeerpfote noch helfen!"
"Warum?", fragte der und zog die Augenbraue hoch. "Lorbeerpfote ist einer unser besten Schüler!"
"Ja, aber er kämpft gegen Erdbeere.", erklärte der Schüler.
Rattenkralle sah ihn fragend an.
Ah, stimmt! Er weiß ja nicht, wer das ist!
Flutpfote setzte schon zu einer Erklärung an, da stieß Asche hervor: "Erdbeere ist jetzt eine Soldatin, sie ist einer der Besten!"
Der Krieger verstand und änderte die Richtung, er lief jetzt zu dem Anführerbau. Dort hielt sich Lorbeerpfote nur wackelig auf den Pfoten, aber auch Erdbeere wirkte ein wenig erschöpft.
"Gib auf.", ächzte er.
"Niemals!", fauchte Erdbeere.
"Warum nicht?", fragte Flutpfotes Mentor laut und die Kätzin drehte sich mit weitaufgerissenen Augen zu den Katern um.
"Verräter.", knurrte sie Asche an, bevor sie mit der Pfote Staub aufwirbelte, der sich überall verteilte und die um sie herum wirbelte, sodass sie nichts sehen konnten.
Lorbeerpfote hustete, Asche keuchte.
Als er sich wieder gelegt hatte, was sie verschwunden.
"Feigling.", miaute der Rattenkralle unbeeindruckt und ging zu Lorbeerpfote, der sich keuchend für die Hilfe bedankte, bevor er freudestrahlend zu Flutpfote tappte.
"Dir geht es gut!"
"Ja.", erwiderte er. "Danke, dass ihr gekommen seid!"
"Das ist doch selbstverständlich.", entgegnete Lorbeerpfote und seine Augen verdunkelten sich, als er zu Asche sah.
"Du. Du bist Flutpfotes Bruder.", meinte er und versuchte, das Knurren in seiner Stimme zu unterdrücken.
"J-Ja.", murmelte der und wich einen Schritt zurück.
"Ich erinnere mich noch genau an dich. Und an eure Schwester." Der Schüler schnaubte verächtlich.
"Lorbeerpfote... Lass gut sein.", sagte Flutpfote sachlich und stupste seinen besten Freund an. "Was passiert ist, ist passiert."
Der schwarze Kater nickte langsam. "Wir sollten den anderen helfen, diesen erbärmlichen Streunerhaufen zu besiegen."
Rattenkralle nickte, er hatte den Wortwechsel der Jungkatzen verfolgt und war einverstanden.
"Bist du in der Lage, zu kämpfen?"
"Ja." Lorbeerpfote straffte die Schultern. "Ich bin bereit."
Gemeinsam stürzten sie sich ins Gefecht. Wie eine Horde Ratten fielen sie über die Reißer her und drängten sie mit ihren anderen Clangefährten immer weiter zurück. Ihre Augen glühten bereits siegessicher, da ertönte ein Fauchen.
"Gebt uns Flut und euer Territorium, dann passiert ihnen nichts!"
Flutpfote fuhr herum und blickte Blutfänger direkt in die Augen.
Brenn, Sand, Dachs, Pischi, Schaufel und Apfel hatten einen Kreis um den blutroten Kater und Erdbeere gebildet. Sie hatten die Zähne gefletscht und die Krallen ausgefahren und waren bereit, jedem, der sich ihnen näherte, die Kehle aufzuschlitzen.
Er reckte den Kopf, um besser sehen zu können, was sich in dem Kreis abspielte.
Blutfänger und Erdbeere hielten zwei weiße Katzen am Boden.
Der Schüler brauchte ein wenig, bis er herausgefunden hatte, wer das war. Schließlich erkannte er sie: Es waren Gänsepfote, eine Schülerin, der eine Kralle fehlte, und Federpfote.
Sie schienen bewusstlos zu sein, denn sie lagen bewegungslos auf der Erde.
Blutfänger hob die Pfote und fuhr die Kralle aus, bevor er sie so drehte, dass sie in der Sonne aufblitzte, und sie Federpfote an die Kehle legte. Seinem grimmigen Gesichtsausdruck war jetzt einem schadenfrohem Grinsen gewichen.
"Und? Gebt ihr uns Flut und euer Territorium jetzt?", fragte er amüsiert.
Bewegung kam in die Katzenmenge, als Buchenpfote vorstürmte und Apfel rammte, um in den Kreis zu gelangen. Doch die Kätzin war darauf vorbereitet gewesen und biss ihm in die Nackenfalte. Der Kater erschlaffte in ihrem Griff und sie warf ihn in den Kreis zu Blutfänger, der ihn geschickt auffing und zu den anderen Geiseln legte.
"Buchenpfote!"
Himbeersturms Schrei hallte über die ganze Lichtung.
Kurz sah Flutpfote zu ihr. Man konnte sehen, wie sie mit sich kämpfte, um es ihrem Schüler nicht nachzutun.
Er spähte an den Katzen vorbei zu Buchenpfote. Er schien nicht tot zu sein. Seine Brust hob und senkte sich leicht. Der Kater atmete erleichtert aus.
Sie... Sie wollen mich.
Angst durchströmte ihn. Sie wollten ihn! Sonst würden Katzen sterben! Unschuldige Katzen, Katzen, die den Reißern nichts getan hatten!
Weiß der SternenClan, was sie mit mir anstellen werden, wenn ich jetzt zu ihnen gehe.
Unsicher und gehetzt blickte er um sich. Sand sah ihn herablassend an, Strömherz schien nur so darauf zu warten, dass er zu den Reißern ging.
Und plötzlich setzte er sich in Bewegung.
Nein! Ich will das nicht!, schrie er sich in Gedanken an, aber seine Beine gingen weiter und er konnte sich nicht aufhalten.
Er warf Lorbeerpfote einen flehenden Blick zu. Sein bester Freund wollte zu ihm rennen, um ihn festzuhalten, doch Strömherz packte ihn im letzten Moment am Hinterbein und ließ ihn nicht los.
"Du bleibst hier.", knurrte er durch die zusammengebissenen Zähne.
"Lass mich los, Strömherz! Ich muss Flutpfote helfen!", schimpfte der Schüler, doch Strömherz blieb unerbittlich.
Flutpfote versuchte, gegen die aufkommenden Tränen anzukämpfen und sich zu verlangsamen, doch sein Herz hatte die Kontrolle übernommen und ließ sich nicht aufhalten.
Hinter sich hörte er Rattenkralle entsetzt aufkeuchen, doch er lief weiter.
Nach wenigen Herzschlägen war er bei dem Ring angekommen und wurde von Sand ebenfalls am Hinterlauf gepackt, damit er nicht fliehen konnte. Der hellbraune Kater konnte sich ein hämisches Lachen nicht verkneifen und zerrte ihn zu Blutfänger.
Blutfängers Augen leuchteten triumphierend.
"Gebt unsere Schüler frei!", hörte er jemanden rufen, wahrscheinlich Regenstern.
Doch der Anführer lachte nur und zog sie hoch.
"Das glaubt doch nur ihr!"
Mit einem schnellen Schlag auf das Gesicht von Federpfote weckte er sie auf.
"Jetzt ist es vorbei mit euren kleinen Schülern." Er grinste. "Flut, töte sie."
Ich hätte es wissen müssen!
Flutpfote zitterte vor Wut und Angst, doch er tat so, als ob er Blutfänger nicht gehört hätte.
Ich heiße Flutpfote und nicht Flut!
Das Grinsen des Kater verschwand von seinem Gesicht, als er bemerkte, dass er ihn ignorierte.
"Flut, jetzt!", befahl er.
Doch der junge Kater starrte einfach nur ins Leere und ließ sich nichts sagen. Er würde jetzt nicht einfach einer der ersten Katzen umbringen, die ihn akzeptiert hatten!
Was mache ich jetzt? Irgendwann wird er es schaffen, mich dazu zu bringen, oder er macht es selber.
Er hörte Federpfote entsetzt wimmern.
Gedanken und Ideen wirbelten durch seinen Kopf, bei denen er allen wusste, dass sie absurd waren. Das würde nie passieren.
Panik machte sich in ihm breit. Er wusste, er musste ruhig bleiben, um diese Situation zu überstehen. Aber der Druck war zu groß.
Sein Atem wurde schneller, der Blutverlust machte sich bemerkbar. Der Kater fing an, immer stärker zu zittern und schwarze Pünktchen bildeten sich vor seinen Augen.
"Hey, was ist denn jetzt los?", fragte Sand und tippte ihn irritiert an. "Blutfänger, wir haben ein Problem!"
Der rote Kater ließ von Federpfote ab, die ihn besorgt musterte und überließ sie Erdbeere. Verärgert ging er zu Sand und beugte sich über Flutpfote.
"Fuchsdung!" Er fuhr zu Dachs und Erdbeere herum. "Habe ich euch nicht gesagt, dass ich ihn lebend brauche? In gutem Zustand?", schnauzte er sie an.
Erdbeere sah ihn unschuldig an und deutete auf Fels, der abseits stand und von ein paar LaubClankatzen flankiert wurde. "Er hat gesagt, dass wir ihn holen sollen, lebendig, aber sonst egal.", meinte sie und ihre Augen blitzten hinterhältig auf.
"Ach, hat er das?" Blutfänger funkelte Fels wütend an. "Versager!" Er drehte sich wieder zu Flutpfote um und fluchte leise.
Die schwarzen Pünktchen wurden zu Punkten und zu Flecken, ihm war schwindelig und speiübel.
Nur am Rande nahm er war, wie Katzen aus dem Gebüsch neben ihnen brachen und die Reißer von hinten umstießen, die nicht mehr reagieren konnten und auf dem Boden festgenagelt wurden.
Er wurde aus Sands Griff befreit und ein verschwommenes Gesicht tauchte über ihm auf. Das rot-orangene Fell der Kätzin leuchtete und sie flüsterte: "Halte durch, Flutpfote!"
Auf einmal befand er sich auf dem Rücken einer anderen Katze. Ihr weiches Fell schmiegte sich angenehm an ihn und machte die Welt nur noch unangenehmer als den Schlaf.
Oh, der Schlaf.
Wie sehr er sich nach dem Schlafen sehnte, nach der tiefen, angenehmen Schwärze, die ihn den unbarmherzigen Griffen der Welt entzog.
Flutpfote spürte schon fast gar nicht mehr, wie er abgelegt wurde. Jemand sagte etwas, bat ihn um etwas, doch er verstand nicht, was die Stimme sagte.
Schließlich war das Bedürfnis zu schlafen stärker und er ließ los.
Die Schwärze umhüllte ihn wie eine weiche Decke, sie löschte alles aus, was nicht Frieden war. Sorgen, seine Zeit als Reißer, Kämpfe.
Frieden.
Das war das einzige, was er jetzt verspüren konnte und wollte.
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Also mir gefällt es ganz gut, und euch? Es macht auch Spaß, so zu schreiben. So kann ich auch ein bisschen zaubern ;)
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