27. Kapitel
Flutpfote wälzte sich im Schlaf in seinem Nest umher. Er hatte einen Alptraum.
Er sah vor sich kämpfende Katzen. Überall war Blut und die Krieger kreischten furchterregend. Als er sich umsah, konnte er auch ihm bekannte Katzen erblicken.
Rattenkralle kämpfte erbittert mit Blutfänger. Lorbeerpfote rang mit Erdbeere.
Wenn er genau hinsah, erkannte er alle. Jede Katze, die er erblickte, war ein Reißer oder eine LaubClankatze. Immer wieder war ein Schrei zu hören, der von einer Katze zu kommen schien.
Schweißgebadet wachte er auf. Das war doch nur ein Traum, oder? Sonst nichts.
Zitternd erhob er sich aus seinem Nest und tappte aus dem Schülerbau. Die Sterne standen am Himmel, keine Wolke verdeckte den Mond oder auch nur einen Stern.
Bewundernd sah er zu den Sternen empor. Ob dort wirklich der SternenClan wohnte? Er wollte es gerne glauben.
Flutpfote beschloss, zum Schmutzplatz zu gehen. Dort hatte er wenigstens seine Ruhe.
Warum hatte eigentlich immer er Albträume? Oder seltsame Träume? Er sah nie, wie einer der anderen Schüler morgens müde aufwachte und erzählte, er hätte einen Alptraum gehabt.
Hoffentlich bewahrheitet sich das nicht., dachte er. Aber eigentlich sind es ja nur Träume.
Der Schüler wusste, dass es Heilern möglich war, auch über ihre Träume Kontakt mit dem SternenClan aufzunehmen. Aber er war ja schließlich kein Heiler und hatte auch nicht vor, einer zu werden.
Mittlerweile war er am Schmutzplatz angekommen. Er bestand aus einem kleinen Hohlraum in einem Busch und besaß einen weichen Lehmboden, in dem man sein Geschäft gut vergraben konnte, ohne dass jemand es roch.
Flutpfote schlüpfte durch die Zweige hinein. Es roch ein wenig nach lehmiger Erde. Plötzlich hörte er eine leise Stimme.
"Flutpfote! Hörst du mich?"
"Wer bist du?", wollte er wissen, womit er die Frage quasi schon beantwortete.
"Ich bin's doch! Lorbeerpfote!", kam es zurück.
"Oh, tut mir leid, ich habe dich nicht erkannt.", entschuldigte er sich. "Aber was machst du da? Und wo bist du?"
"Ich habe einen Reißer auf unserem Territorium entdeckt. Ich wollte gerade jagen. Ich habe die Maus gerade noch gefangen. Hier, für dich. Ich muss Regenstern Bescheid sagen.", antwortete Lorbeerpfote mit einer seltsam tiefen Stimme.
Dann kam eine schwarze Pfote aus dem Gebüsch neben ihm und schob eine Maus ihm eine Maus zu. Die weißen Streifen sah er allerdings nicht.
"Danke!", schnurrte Flutpfote dankbar und die Pfote zog sich zurück. Es raschelte kurz, dann war nichts mehr zu hören.
Der graue Schüler zog das Beutestück zu sich heran. Die Maus hatte braunes Fell und Lorbeerpfote schien sie mit einem Biss in die Kehle getötet zu haben. Ein wenig noch warmes Blut lief neben ihrem Maul hinunter.
Seltsam. Normalerweise ist das nicht so.
Vorsichtig nahm er trotzdem einen Bissen. Das Fleisch war noch warm und zart und saftig.
Doch etwas ließ ihn langsamer kauen.
Irgendetwas - und er war sich sicher, dass es nicht die Knochen waren - schmeckte trocken und stach ihn in die Zunge. Kleine, stachelige Körnchen.
Vielleicht hat die Maus vorher ja noch gefressen.
Trotz seiner Bedenken fraß er die ganze Maus. Anschließend leckte er sich das Blut von den Lippen.
Sie hatte gut geschmeckt. Aber ein wenig bitter war sie gewesen.
Doch jetzt war er müde. Sehr müde.
Seine Lieder flatterten, er wusste nicht, warum er so benommen und erschöpft war.
Langsam sank er zu Boden. Er konnte sich einfach nicht mehr auf den Pfoten halten.
Das muss diese Maus gewesen sein.
Flutpfote gähnte.
Ich muss versuchen, wach zu bleiben! Wer weiß, was sonst mit mir passiert!
Der Schüler versuchte vergebens, wieder aufzustehen, doch er wankte und fiel sogleich wieder hin. Sein Magen rebellierte, die Maus schien ihm nicht gut getan zu haben.
Seine Augenlider schienen immer schwerer zu werden, bis ihm die Augen schließlich zufielen und er in einen unfreiwilligen Schlaf sank.
[...]
"Hoffentlich reicht das."
"Ja, hoffentlich verliert das Heilzeug nicht die Wirkung."
Flutpfote war speiübel. Er lag auf etwas Weichem. Sein Kopf war wie vernebelt, er konnte nicht klar denken.
Schwach öffnete er die Augen. Er konnte nur schwarz-weiß gestreiftes Fell unter ihm erkennen.
Riechen konnte er die Gerüche dreier Katzen, aber zuordnen konnte er sie nicht, dazu war er zu benommen. Sein Gehirn wollte einfach nicht versuchen, sie zu erkennen.
Außerdem war ihm schlecht. Wirklich schlecht.
Seine Pfoten und Beine hingen kraftlos an der Katze herunter, auf der er lag, und sein Kopf lag in dem weichen Fell. Flutpfote fühlte, wie sich die Muskeln der Katze regelmäßig bewegten, sie mussten also irgendwohin unterwegs sein.
"Es ist aber auch mäusehirnig, sie ins Wasser fallen zu lassen!", hörte er jemanden schimpfen.
"Nur, weil sie dir zu bitter waren, Dachs, heißt das nicht, dass du die Mohnsamen und die Scharfgarbe in eine Pfütze schmeißen musst!"
Die Katze, die offensichtlich Dachs hieß, grummelte.
"Mach's doch besser, Erdbeere."
Erdbeere... Dachs...
Immerhin die Namen konnte er sich merken. Trotz der Benommenheit konnte sein Gehirn etwas mit diesen Namen anfangen.
Reißer.
Das war das Erste, was sein Verstand ihm sagte. Und sogleich wusste er, dass es etwas Schlechtes war.
Plötzlich machte Dachs einen Satz und Flutpfote wurde wild durchgeschüttelt. Sein Magen fing an zu beben und zu rebellieren, ihm wurde immer schlechter.
Ein Keuchen entfuhr ihm.
Dachs, der wieder ruhig lief, fuhr erschrocken zusammen und warf ihn ab.
"Mäusedung! Der spuckt mich doch voll!", fauchte er. Der Schüler landete hart auf dem Boden und ein spitzer Zweig bohrte sich in seinen Rücken.
Wieder keuchte er, diesmal vor Schmerz und Unwohlsein. Ein graues Gesicht schob sich vor seins.
"Er ist wach.", bemerkte der Kater, der ihn prüfend musterte.
Der Jüngere versuchte, sich wegzurollen, weg von dem Kater, den er mittlerweile als Fels erkannt hatte, und runter von dem Zweig.
Doch Fels presste ihm seine Pfote auf die Brust, sodass er sich nicht rühren konnte.
Der Zweig unter ihm durchdrang seine Haut und bohrte sich in sein Fleisch. Flutpfote schrie auf.
"Was ist denn mit ihm los?", murmelte Fels. "Eigentlich müsste er doch noch tief und fest schlafen und ihm müsste speiübel sein."
"Hab ich doch gesagt! Das Wasser hat die Wirkung vermindert!", fauchte Erdbeere, die neben ihm aufgetaucht war.
"Entspann dich, Erdbeere. Er ist nur ein Schüler.", fuhr der zweite Anführer der Reißer die rote Kätzin an, dann zog er den kleinen Kater hoch und entdeckte den Zweig, der sich ins Fleisch zwischen seinen Schulterblättern gebohrt hatte.
"Aha!", frohlockte er. "Deswegen hatte er Schmerzen! Aber das ist jetzt auch egal."
Er packte den Zweig mit den Zähnen, während er den schwachen Schüler mit den Pfoten festhielt, und zog ihn mit einem Ruck heraus.
Wieder schrie Flutpfote auf.
Der Stock glänzte vor Blut im Mondlicht und Fels warf ihn verächtlich weg.
"Nun kommen wir zu dir.", knurrte er ihm ins Gesicht. "Es ist kein Problem, dass die Kräuter nicht so gewirkt haben, wie wir es wollten. Wie gesagt. Du bist nur ein mickriger Schüler. Mit dir werden wir locker fertig."
"Schade, dass Blutfänger dich lebend will. Sonst hätten wir dir einfach den Bauch aufschlitzen können, dann hättest du Ruhe gegeben.", setzte Dachs hinzu. "Aber dann hätten wir ja die Gefahr gehabt, dass du verblutest."
Er grinste unschuldig.
Der LaubClankater versuchte panisch, sich aus dem Griff zu befreien, indem er Fels mit Bissen attackierte, doch der gab ihm einen heftigen Schlag aufs Maul, sodass er ein wenig nach hinten geschleudert wurde. Doch statt auf den Boden zu krachen, wurde er von seinem Peiniger am Schweif erwischt und zurückgezogen.
Kurz sah Flutpfote sich um, plötzlich war Dachs hinter ihm und hieb auf seine Beine ein, die unter ihm wegknickten.
Nun lag er mit pochendem Körper und einem schmerzenden Kiefer am Boden und wurde von Fels zu Boden gedrückt.
"Keine weiteren Fluchtversuche, keine Faxen, du kommst jetzt widerstandslos mit, klar?", knurrte er.
"Nein!", widersprach er.
"Doch.", korrigierte er ihn und strafte ihn mit einem schmerzhaften Biss in die Wange. Flutpfote sah seine große Chance und verbiss sich, als der Kater sich dazu hinunterbeugte, in seiner Kehle.
Blut floss auf den Boden, färbte ihn rot.
Fels jaulte auf und ließ ihn los.
Flutpfote schnellte vor und kratzte ihm übers linke Auge, dann humpelte er, so schnell es nur ging, los. Weg von den Reißern, weg von Fels!
Sein Gegner biss die Zähne zusammen, verkniff sich mit Mühe einen Wutanfall und befahl: "Holt ihn euch! Schnell!"
Sogleich sprinteten Erdbeere und Dachs los, im Vorbeirennen zischte sie ihm zu: "Von einem Schüler besiegt! Eine Schande!"
Flutpfote hinkte weiter und versuchte, zu fliehen, doch Erdbeere war schneller und versperrte ihm den Weg.
"Hier geblieben!"
Dachs kam auch bei ihnen an, sprang dem Schüler an die Kehle und drückte ihm die Luft weg. Er rief nach Hilfe, doch seine Rufe wurden erstickt.
Hämisch grinste Erdbeere ihn an.
"Tja", lachte sie, "Schiefgelaufen, was?"
Dachs packte ihn am Nackenfell und hob ihn hoch, Erdbeere lief neben ihm her und achtete darauf, dass er nichts falsch machte.
"Gut gemacht.", miaute Fels und gönnte ihr ein knappes Nicken.
Dann trieben sie ihn Richtung Reißerlager. Immer, wenn er zu langsam war, kratzten oder bissen sie ihn, sodass er schneller lief.
Flutpfote hatte es aufgegeben, fliehen zu wollen. Es war hoffnungslos. Nur Funke Hoffnung, dass die Clans ihn retten und er das Ganze hier überleben würde, war in seinem Herzen verblieben.
Doch er konnte jederzeit verlöschen.
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Ich bin irgendwie nicht zufrieden mit diesem Kapitel, aber okay.
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