25. Kapitel
Da es Nacht war, war es sehr dunkel, doch Flutpfote konnte dank seiner Katzenaugen alles sehen.
Still und glücklich lief er alleine durch den Wald, zwar wachsam, aber frei und ausgelassen.
Endlich hatte er Zeit. Endlich konnte er durch den Wald wandern, ohne immer beobachtet zu werden.
Lächelnd stupste er ein Blatt an, woraufhin drei große Fliegen aufstoben, ihn ein paar mal empört summend umkreisten und dann davon flogen, um sich einen neuen Schlafplatz zu suchen.
Er ging weiter.
Das helle Mondlicht ergoss sich wie flüssiges Silber auf die Felsen und die Blätter raschelten leise im Wind.
Herrlich., dachte er und blinzelte selig in den Himmel.
Warum konnte das Leben nicht immer so sein?
Er kannte die Antwort. Streite, Konflikte, Beutemangel.
Er seufzte leise. Doch er würde sich seine gute Laune jetzt nicht verderben lassen.
Flutpfote schritt weiter durch die Nacht, begleitet von dem leisen Zwitschern der Vögel und dem Summen der Insekten. Er genoss die frische Luft in vollen Zügen und bewunderte den Himmel.
Der Schüler erlegte sogar eine dicke Maus! Er wollte die Nacht am liebsten nie zu Ende gehen lassen.
Doch es kam so, wie es musste.
Der Mond begann schon, zu verschwinden und die Dämmerung brach an.
So schnell es ging schlängelte er sich zwischen den Bäumen hindurch und umrundete dichtes Gebüsch. Nach einer Weile war er wieder bei dem Loch im Lagerwall angekommen.
Mit ein wenig Mühe zwängte er sich und die Maus, die er für sich und Lorbeerpfote aufbewahrt hatte, hindurch. Neben dem Loch lag sein Freund und schlief.
Typisch Lorbeerpfote.
Er grinste.
Flutpfote nahm ihn sanft an der Schulter und rüttelte ihn wach.
"Ah! Flutpfote, du bist wieder da!", miaute Lorbeerpfote, als er so richtig wach war.
"Ja. Wolltest du nicht auf mich warten?", neckte der graue Schüler ihn.
"Hab ich doch!", erklärte Lorbeerpfote entrüstet. "Von wach sein habe ich nicht gesagt!"
"Schon gut. Sieh mal, ich habe was für dich mitgebracht.", lachte Flutpfote und zeigte seinem Freund die Maus.
"Lecker!" Lorbeerpfotes Augen leuchteten hungrig.
"Hier, nimm! Ich habe sie extra für uns beide aufbewahrt."
Lorbeerpfote lächelte ihn dankbar an, anschließend nahm er ein zwei Bissen von der Beute und schob sie zu ihm hinüber. Flutpfote biss auch einmal von dem noch warmen Fleisch ab und kaute genüsslich.
"Lecker.", meinte er genießerisch.
Danach übergab er die Maus seinem schwarzen Freund, der noch immer Hunger zu haben schien.
"Iss. Ich bin satt.", murmelte er müde.
Er war erschöpft von dem Schlaf- und Erholungsmangel. Aber er war glücklich. Und das war das, was zählte.
"Ich bin müde, ich gehe jetzt schlafen.", erläuterte Flutpfote uns sah sich kurz um.
Niemand da. Die Luft war rein.
Langsam und unauffällig schlich er über die Lichtung zum Schülerbau. Gähnend verschwand er darin.
Es war eine schöne Nacht, dachte er. Aber jetzt muss ich schlafen.
Erschöpft schloss er die Augen.
Mit der Zeit fing er an zu dösen, und er sank immer tiefer in den Schlaf, bis er wirklich schlief. Er träumte von leckeren Mäusen, die Lorbeerpfote und er sich teilten, und -
Plötzlich spürte er eine ihn anstupsende Pfote. Immer noch müde schlug er die Augen auf, um zu sehen, wer nach seiner Aufmerksamkeit verlangte. Über ihm stand sein braun getigerter Mentor und sah ihn durch seine gelben Augen erwartungsvoll und fröhlich an.
"Flutpfote! Wach auf! Training!", schnurrte er sanft.
"Ich..."
Mühsam rappelte der Schüler sich auf und stand nun auf wackeligen Beinen vor seinem Mentor.
"Was ist denn heute mit dir los?", wunderte der sich. "Sonst bist du doch voller Energie und wartest schon auf mich!"
"Ich...", stammelte er erneut.
Plötzlich stand Lorbeerpfote neben ihm.
"Er hat diese Nacht nicht so viel geschlafen. Ich habe sehr laut geschnarcht, deswegen konnte niemand außer mir gut schlafen. Weil er neben mir liegt, hat es ihn besonders getroffen.", sagte er schnell und sah Rattenkralle entschuldigend an.
Es sah sehr echt aus, fand Flutpfote. Gespannt blickte er zu seinem Mentor.
Dieser runzelte nur die Stirn.
"Seit wann schnarchst du denn so laut, dass niemand schlafen kann?", fragte Rattenkralle.
"Schon lange, stimmt's, Sturmpfote?", rief Lorbeerpfote und musterte den genannten Schüler, der bislang nur sich putzend in seinem Nest gesessen und zugehört hatte, eindringlich.
"Äh, ja! Natürlich! Schon immer, eigentlich.", spielte Sturmpfote mit, der Lorbeerpfotes Plan, Flutpfote vor Ärger und Training zu retten, sofort verstanden hatte, und gähnte demonstrativ.
"Nun gut. Wenn das so ist, Flutpfote, ruh dich lieber aus. Es gibt heute erst abends und in der Nacht Training. Und du, Lorbeerpfote, machst etwas dagegen! So etwas will ich nie wieder hören!", meinte Rattenkralle, setzte eine nachdenkliche Miene auf und verließ den Bau schnellen Schrittes.
Flutpfote seufzte er erleichtert auf und Lorbeerpfote grinste ihn selbstgefällig an.
"Das wäre geschafft."
"So. Ihr habt mir einiges zu erklären.", ertönte Sturmpfotes Stimme von hinten und er blickte sie neugierig und mit so einem überlegenen Gesichtsausdruck an.
Lorbeerpfote und Flutpfote wechselten einen Blick, sie waren sich nicht sicher, ob sie ihm trauen konnten.
"Ich kann Rattenkralle auch erzählen, dass ihr gelogen habt.", setzte der Schüler hinzu.
"Na gut.", gab Flutpfote sein Einverständnis und ließ Lorbeerpfote den Vortritt.
Der nickte ihm zu und fing an zu erzählen.
"Flutpfote bat mich um Hilfe. Er wollte unbedingt nach draußen, alleine." Er sah Sturmpfote, der es sich in seinem Nest gemütlich gemacht hatte, bedeutungsvoll an.
Und dann erzählte er alles. Wie er ihm das Loch gezeigt hatte, wie er auf ihn gewartet hatte.
"Und dann kam er mit einer Maus zurück, die wir uns geteilt haben und dann wollte er schlafen.", endete der schwarze Kater. "Noch Fragen?"
"Ja.", gab Sturmpfote zurück. "Wisst ihr eigentlich, wie unvorsichtig das ist?"
Er klang wütend.
"Ihr bringt dich, Flutpfote, in große Gefahr! Ihr riskiert, von den Reißern erwischt zu werden und wichtige Informationen preiszugeben! Und noch wichtiger: Ihr brecht das Gesetz der Krieger."
Der Kater wurde leiser.
"Das Wort des Anführers ist Gesetz."
Betreten sahen Lorbeerpfote und Flutpfote zu Boden. Das hatten sie nicht bedacht.
"Aber sie merken es ja nicht.", versuchte Flutpfote zaghaft, den Schüler zu beschwichtigen.
"Der SternenClan weiß und merkt alles.", miaute Sturmpfote und durchdrang ihn förmlich mit seinen Blicken.
"Wir haben 's jetzt kapiert.", knurrte Lorbeerpfote ein wenig genervt. "Aber du kannst uns nicht verbieten, das zu tun!"
"Ich vielleicht nicht, aber Regenstern!", gab Sturmpfote zurück. "Ich kann ihr alles erzählen und sie wird schon ihre Wege haben."
"Das wirst du nicht tun!", rief Lorbeerpfote.
"Oh doch. Wenn es meinen Clan schützt, schon!", knurrte Sturmpfote, stand auf und stürmte zum Ausgang.
"DAS wirst du nicht!", fauchte Flutpfote.
Ihm reichte es nun endgültig.
Er stürzte vor, versperrte den Ausgang und riss Sturmpfote zu Boden.
"Ich brauche meine Freiheit, genau wie du!", zischte er. "Und ich werde sie mir nicht nehmen lassen!"
Er erkannte sich nicht wieder. Doch er war wütend. Sehr wütend. Wütend auf Sturmpfote, wütend auf diese blöden Regeln.
Sturmpfote strampelte, versuchte freizukommen. Doch Flutpfote ließ nicht los.
Plötzlich wurde er traurig.
"Ich will dir nicht wehtun. Aber ich will nicht, dass du mir meine Freiheit nimmst.", flüsterte er.
"Das verstehe ich. Aber du bringst dich in Gefahr.", wisperte der Kater unter ihm.
"Versprich mir, dass du uns nicht verrätst.", verlangte er.
"Tut mir leid, Flutpfote. Das kann ich nicht. Es wäre nicht richtig."
"Aber... Du musst!"
Schmerz schlich sich in seine Stimme.
"Bitte."
"Nein.", hauchte Sturmpfote und verpasste ihm einen kräftigen Tritt in den Bauch, bevor er sich losriss und sich erhob, bereit, loszurennen. Flutpfote taumelte zurück, alle Luft wurde ihm aus den Lungen gedrückt und er beschloss, seine letzte Karte auszuspielen.
"Aber... Ich muss doch das Blut fortspülen."
"Das Blut? Fortspülen? Wovon redest du?", fragte der Schüler verwirrt.
"Ich habe doch bei den Reißern eine Prophezeiung erhalten. Von Blaubeerstern.
'Blut herrscht über die Flut, doch nicht lange. Sie wird weiterziehen zu neuen Gewässern. Das Blut wird versuchen, erneut Macht zu erlangen, doch die Flut wird es fortspülen. Dann wird Frieden einkehren.'", erklärte Flutpfote und sah Sturmpfote in die Augen.
"Oh... Blaubeerstern, weißt du... Sie war eine sehr bedeutende Anführerin. Alle Kämpfe, die sie ausfocht, gewann sie."
Sturmpfote überlegte kurz, dann meinte er feierlich: "Ich verspreche es. Aber du musst deine Prophezeiung erfüllen."
"Ich werde es versuchen.", versprach Flutpfote und trat zurück, um ihn in den Bau zu lassen.
"Und lass dich nicht erwischen.", forderte Sturmpfote.
"Ich werde es versuchen.", wiederholte er und gähnte. Das Wortgefecht hatte ihn müde gemacht.
"Geh schlafen.", miaute Lorbeerpfote, der alles beobachtet hatte.
"Mach ich", sagte Flutpfote schläfrig, rollte sich zusammen und glitt in einen erschöpften Schlaf.
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Ein Kapitel an Silvester! Gefällt es euch? Es ist das längste bislang^^
Eure Pepinoherz =(^-^)=
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