22. Kapitel

Flutpfote gesellte sich zu den anderen unter den Laubhaufen. Auf ihm stand Himbeersturm und teilte die Patrouillen des Tages ein. 

Ob ich wohl mit einer Patrouille mitkommen darf?, fragte er sich. 

Da fing die zweite Anführerin auch schon an zu sprechen. 

"Guten Morgen, LaubClan. 

Die erste Jagdpatrouille wird Fichtenfuß anführen. Mitkommen werden Mondkristall und Igelpfote. 

Die zweite Jagdpatrouille wird geführt von Fuchskralle und mitkommen werden Sturmpfote und Rauchkralle. 

Die LichtClangrenzpatrouille besteht aus Rattenkralle, der sie leiten wird, Flutpfote, Lorbeerpfote und Strömherz. 

Die Grenzpatrouille für die BachClangrenze wird von mir angeführt, Kleefall, Buchenpfote, ihr kommt mit mir. 

Die Eingangswache übernimmt am Tag Holunderauge und in der Nacht Federpfote, sie wird dann von Eisfell abgelöst. 

Alles klar soweit? Dann los!", bestimmte sie, sprang vom Laubhaufen, scharte ihre Patrouillenkameraden um sich und verließ gemeinsam mit ihnen das Lager.

Begeisterung durchfuhr ihn und Flutpfote stellte sich neben seinen Mentor. 

Er war zu einer Patrouille eingeteilt worden! Sie würden die Grenzen markieren und allen zeigen, dass sie keine Übertritte duldeten. 

Strömherz und Lorbeerpfote kamen jetzt auch hinzu. Strömherz lächelte Rattenkralle, seinem ehemaligen Mentor, zu. Doch Lorbeerpfote lächelte nicht, er betrachtete den Schüler nur nachdenklich. 

Was ist denn jetzt schon wieder los?

Standhaft erwiderte den Blick. Rattenkralle, der es bemerkt hatte, mahnte: "Vertragt euch, Schüler." 

Flutpfote nickte und Lorbeerpfote tat das selbe. 

"Los, kommt!", rief der Kater gut gelaunt und lief zusammen mit den anderen Katern zu der LichtClangrenze. Er wandte sich an seinen Schüler. 

"Überprüfe, ob Eindringlinge in unserem Territorium waren. Wenn ja, melde das sofort mir oder Strömherz!", wies er ihn an. 

"Mach ich", meinte der und machte sich daran, die Büsche zu beschnüffeln. Unterdessen tat Lorbeerpfote das Gleiche und Rattenkralle und Strömherz markierten die Bäume, Steine und Büsche an der Grenze. 

Plötzlich wurde er von hinten hochgehoben, wild geschüttelt, bis er nicht mehr wusste, wo oben und wo unten war,  und gegen einen Felsbrocken geschleudert. 

Was? Was... passiert hier?  

Seine Sicht nahm ab und er nahm alles verschwommen wahr. Ihm wurde schwarz vor Augen. Sein Kopf pochte und sein Körper schmerzte von dem Aufprall. 

"Das ist jetzt unser Territorium! Übergebt uns das Territorium und den Reißer und wir lassen euch unverletzt ziehen!", sagte jemand. 

Oh nein! Nicht schon wieder... 

Die Stimme war ihm bekannt. Wirbelpelz. 

"Niemals!", knurrte Rattenkralle und Lorbeerpfote fauchte drohend. 

"Angriff!", heulte der zweite Anführer des LichtClans und stürzte sich auf seinen Mentor. 

"Flutpfote!", brüllte Rattenkralle. Die Schwärze verschwand, doch er sah immer noch nur verschwommen und unklar. 

Gedämpft hörte er Kampfgeschrei und ab und zu ein Fauchen oder Schmerzschrei. Leise vernahm er Schritte neben sich. 

Er wurde unsanft am Nacken gepackt und weggeschleift. Flutpfote konnte einen kleinen Blick auf seinen Entführer erhaschen: 

Die Katze hatte weiches braunes, schwarz gestreiftes Fell und einen langen Schweif. 

Mit einem kurzen Blick nach oben, wobei er sich den Hals fast verrenkte, erkannte er, dass niemand anderes als eine junge, gelbäugige Schülerin ihn durch einen Busch und über die Grenze zerrte. 

Langsam wurde seine Sicht wieder klarer. 

"Lass mich los!", zischte er und trat nach hinten aus. "Wie kannst du es wagen, mich zu verschleppen, du Haufen Krähenfraß!" 

Er hatte die Schülerin am Bauch erwischt, wie er es gewollt hatte, die keuchte und ihn fallen ließ. 

"Verräter!", japste sie. "Reißer!" 

"Ich bin kein Reißer mehr! Wann kapiert ihr das endlich!", knurrte Flutpfote wütend, ein Hauch Verletzung lag in seiner Stimme, als er die Gestreifte mit einem gezielten Tritt in den Magen außer Gefecht setzte, genau, wie Rattenkralle es ihm beigebracht hatte. 

Er hörte noch das schmerzerfüllte Stöhnen, als er sie allein ließ und wieder in Richtung Gefecht stürmte. Vor sich sah er Rattenkralle, der verbissen gegen Wirbelpelz kämpfte. 

"Flutpfote! Kannst... Du Verstärkung holen?", keuchte er und wehrte einen heftigen Schlag ab. 

Blitzschnell sauste er los, an einem braunen Kater vorbei zu dem LaubClanlager. Immer schneller setzte er eine Pfote vor die andere.  

"Schnell, kommt mit! Der LichtClan hat uns angegriffen und wir brauchen Hilfe!", rief er, nachdem er schlitternd im Lager zum Stehen gekommen war. 

"Flutpfote! Du bist es!", miaute Regenstern und ließ ihren Blick über die Katzen wandern. 

"Reisigmaul, Abendsee! Ozeanherz, Federpfote! Lasst euch von Flutpfote zu dem Kampfplatz bringen und erteilt ihnen eine Lektion!", befahl sie. 

Die genannten Katzen liefen zu ihm rüber und reihten sich hinter ihm ein. Schnell rannten sie los. 

Er hörte Abendsee erregt knurren, während Ozeanherz entschlossen neben ihm her preschte. Federpfote lief eilig hinter ihm her und schien zu überlegen, wie sie einen Gegner besiegen könnte. 

Schließlich kamen sie bei der Grenze an, bei der Rattenkralle sich schwach gegen einen braunen Krieger und Wirbelpelz verteidigte. 

Lorbeerpfote lag ohnmächtig in dem Gras und Strömherz wurde von einem weißen Krieger zu Boden gedrückt. 

Sie alle waren am Ende. Und brauchten dringend Hilfe. 

Sogleich stürzte sich Reisigmaul auf den braunen Kater, der Rattenkralle gerade die Wange aufschlitzte, und riss ihn von seinem Freund weg. 

Ozeanherz und Federpfote kümmerten sich mit vereinten Kräften um den weißen Kater, der Strömherz bedrohte, und Abendsee half Rattenkralle, Wirbelpelz zurückzutreiben. 

Nun blieb Flutpfote  nur noch, sich um Lorbeerpfote zu kümmern. 

Lorbeerpfote. 

Behutsam näherte er sich dem schwarzen Schüler, der langsam wieder das Bewusstsein erlangte. 

"Flut...Pfote... Wo...Bin...Ich...?", ächzte er. 

"Du bist bei dem Gefecht. Ich hab Verstärkung geholt und wir gewinnen wieder die Überhand", sagte er vorsichtig. 

"Gut..." 

Lorbeerpfote blinzelte benommen und setzte sich auf. 

"Wir... Müssen ihnen he-... helfen...", murmelte er mehr zu sich selbst. 

"Das wird nicht mehr nötig sein", meinte Flutpfote freundlich.  "Wir haben gewonnen." 

Hinter ihnen ertönte das triumphierende Jaulen Abendsees. 

"Verschwindet, ihr dummen LichtClan-Fellbälle! Ihr seid hier nicht erwünscht!" 

Ein dumpfes, wütendes Knurren war noch zu hören, bevor die LichtClankatzen sich wieder hinter der Grenze zurückzogen. 

"Das wir nicht das letzte Mal sein, dass wir uns sehen, Abendsee!", hörte er die Stimme von Wirbelpelz. 

"Nein", antwortete Abendsee fast schon fröhlich, "Wir sehen uns doch hoffentlich auf der großen Versammlung, oder bist du etwa zu verletzt?" 

Er knurrte belustigt. Dann verklang das leise Schimpfen der LichtClankatzen in der Ferne. 

Nun kam Rattenkralle eilig zu Flutpfote gehumpelt. 

"Flutpfote!" Er klang erleichtert. "Was ist passiert, als ich mit Wirbelpelz gekämpft habe?" 

"Naja..." 

Rattenkralle sah ihn erwartungsvoll an. 

"Da war so eine blöde Schülerin, die mich über die Grenze gezerrt hat. Ich habe sie in den Bauch getreten und bin abgehauen. Dann habe ich Verstärkung geholt", berichtete er nicht ganz ohne ein Fünkchen Stolz in der Stimme. 

"Sehr gut!", schnurrte sein Mentor anerkennend. An die Anderen gewandt meinte er: 

"Lasst und die Grenzen noch schnell fertig markieren, dann können wir ja wieder ins Lager." 

Die Katzen nickten, dann beendeten sie die Markierung der Grenze schnell, bevor sie wieder gemeinsam ins Lager zurückkehrten. 

"Ah, das seid ihr ja wieder", begrüßte die gefleckte Anführerin sie wieder. "Wie lief es?" 

"Wir haben sie vertrieben. Vielen Dank für die Kampfpatrouille. Aber es gibt eine wichtige Information, die du dir unbedingt anhören solltest", erwiderte Rattenkralle. 

"Nämlich?", wollte Regenstern wissen. 

"Der LichtClan hat  uns nur angegriffen, weil er Flutpfote haben wollte! Er wollte zwar auch den Teil des Territoriums, aber ich glaube, es ging ihnen hauptsächlich um Flutpfote." 

Regenstern riss die Augen auf. Abendsee keuchte. Da kam Lorbeerpfotes Vorschlag: 

"Wäre es nicht besser, wenn wir ihn... Verbannen? So hätten wir weniger Ärger." 

Er klang nicht boshaft. Er sah besorgt aus. Besorgt um seinen Clan. Besorgt um Flutpfote. Um ihn. 

"Es wäre auch besser für Flutpfote", ergänzte er. 

Er sorgt sich um... Mich... Vielleicht hat er mir endlich verziehen?  

"Nein." Regenstern miaute sanft. "Das wäre keine Lösung. Und es wäre unfair gegenüber Flutpfote." 

Sie lächelte ihn an. 

"Wir werden eine andere Lösung finden müssen. Und jetzt", sie sah zu den Kriegern, "geht ihr erstmal zu Minzbart. Er wird euch Kräuter geben!" 

Die nickten und trotteten zum Heilerbau. Rattenkralle nickte Flutpfote nochmal zu, dann verschwand auch er im Inneren des Baus. 

Hoffentlich geht es ihnen danach besser..., dachte er sich und seufzte. 

Es war anstrengend, die ganze Zeit gewollt zu werden. Und alle Feinde schienen nur nach ihm zu verlangen. 

Vielleicht hatte das ja auch etwas mit der Prophezeiung zu tun. Vielleicht sollte er es Minzbart, dem Heiler des Clans, erzählen. Der war doch für Visionen und Prophezeiungen zuständig, oder nicht? 

Nein. Er schüttelte unmerklich den Kopf. Das würde er nicht tun. 

Ich kenne ihn einfach noch nicht gut genug. 

Leise schlich er weg und nahm sich eine kleine Maus. 

"He, du!", wurde er plötzlich angeschnauzt. "Bring das den Ältesten!" 

Mit hängendem Kopf stand er wieder auf, näherte sich dem Ältestenbau und betrat ihn schließlich. 

"Hallo", begrüßte er Pflaumenwunsch, eine runzelige alte Kätzin und legte die Maus ab. "Hier, das ist für euch." 

"Nur so klein? Da erwartet man aber mehr", meckerte die Alte. 

Erschrocken starrte Flutpfote sie ihn. Noch mehr? 

"Ich..." 

"Ach, lass nur. Sie kann sich selber mehr holen", sagte ein Kater, der aus der Ecke trat. 

"Danke!", miaute der Schüler erleichtert und verließ den Bau wieder. Dann fraß er noch schnell ein kleines Eichhörnchen und schlief im Schülerbau ein. 

Es war ein langer Tag gewesen.

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Ich würde mich, wenn ihr Tipps habt, auch über konstruktive Kritik freuen! Danke <3


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