21. Kapitel

"Heute zeige ich dir ein paar Kampftricks, Flutpfote. Ich will, dass du dich verteidigen kannst", kündigte Rattenkralle an. 

"Du hast ja gesehen, was passiert ist, als dieser Rabe kam", fügte er noch hinzu, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.  

Flutpfote erschauderte. Er dachte nicht gerne daran zurück, wie der Scherge Blutfängers versucht hatte, ihn zu entführen. 

"Erstmal musst zu nichts Besonderes können. Nur ein bisschen Selbstverteidigung", erklärte sein Mentor. 

"Eigentlich müssten wir erst mit dem Klettern weiter kommen, aber ich möchte nicht, dass sowas noch einmal passiert. Okay?" 

"Ja."

"Also dann. Lass uns loslegen. Als Erstes zeige ich dir einen ganz simplen Kampfzug, er ist nur dafür da, deinen Gegner außer Gefecht zu setzen oder wenigstens zu schwächen. Du trittst, wenn du ihn überraschen willst, nach hinten aus, und versuchst, ihn im Magen zu treffen. 

Aber du kannst ihm auch einfach wenn er am Boden liegt in den Bauch treten. Das geht auch. Das setzt aber voraus, dass er am Boden liegt und sein Bauch offen liegt, daher versuche es lieber, wenn dich jemand von hinten packt oder in einer ähnlichen Situation." 

Flutpfote nickte. Er hatte verstanden. 

"Du kannst dich auch von hinten anschleichen und dem Gegner einen kräftigen Schlag auf den Kopf geben, aber mit eingezogenen Krallen. Das dürfte ihn ausschalten. 

Vielleicht, mit etwas Glück oder Pech, je nach dem, vergisst er auch ein paar Sachen. Das passiert aber nicht immer. Ich vermute, es liegt daran, wo man trifft. Aber ich weiß es nicht so genau. Aber wenn du schnell bist, vielleicht schaffst du es dann auch ohne das Anschleichen." 

Er schnurrte. 

"Versuch mal, mich in den Bauch zu treffen, aber bitte nicht so fest, ja?", bat er. 

"Gerne!", antwortete der Schüler und spannte den Körper an. Rattenkralle stand ganz entspannt da, doch Flutpfote wusste, dass er sehr genau beobachtet wurde. 

Er wartete noch kurz, bevor er auf Rattenkralle zusprang, dann wich er aber aus, kam von der Seite und kratze ihm leicht über die Flanke und da kam auch schon eine Tatze auf ihn zugeflogen. 

"Wir kämpfen mit eingezogenen Krallen!", hörte er Rattenkralles strenge Stimme, während er eilig auswich und von vorne kam. 

Der Graue mied den Blick des Kriegers und trat nach ihm. Doch sein Tritt ging ins Leere und der Braune stand plötzlich hinter ihm  und zog ihn hoch. Nun schwebte er in der Luft. 

Hart trat er nach hinten aus und hörte ein Keuchen, bevor er losgelassen wurde und auf den Boden plumpste. 

"Nicht schlecht. Aber bedenke, dass du nicht immer Gegner haben wirst, die dich sofort loslassen", kam es von seinem Mentor, der noch einmal keuchte und anfing, sich den Kratzer zu lecken, der zum Glück nicht blutete. 

"Gut. Außerdem - wenn du niedergedrückt wirst, versuche, dem Gegner mit den Hinterpfoten den Bauch zu zerkratzen oder stell dich tot. Es kann aber sein, dass er nicht auf deinen Trick hereinfällt." 

"Okay", erwiderte er und leckte sich stolz das Brustfell. Er hatte es tatsächlich geschafft! 

Nochmal lasse ich mich nicht so einfach reinlegen!, dachte er und lächelte. 

Später übten sie noch ein wenig Eichhörnchen jagen. 

"Wo wir gerade beim Jagen sind, versuch deinen Trick doch mal an einem Kaninchen", meinte er. 

"Aber... Ist das nicht quälen?", fragte Flutpfote zögerlich. 

"Eigentlich nicht. Du kannst es ja erst betäuben und dann töten, dann hast du auch etwas für die Königinnen. Und eine Aufheiterung kann Lockenreif gut gebrauchen", schlug er vor. 

"Na gut", sagte Flutpfote wieder froher und hob die Schnauze, um ein Kaninchen zu finden. 

Doch er roch nur ein Eichhörnchen, dass vor kurzem hier vorbeigekommen sein musste, und noch eine Wühlmaus. Mehr nicht. Kein Kaninchen. 

Die Schnauze in die Luft gestreckt tappte er weiter, tiefer in den Wald hinein. 

Ob ich ein Kaninchen finde?, fragte er sich. Er konnte nirgendwo auch nur den leisesten Duft eines Kaninchens wahrnehmen. 

Sie können sich doch nicht alle einfach aufgelöst haben!, dachte er aufgebracht. 

Er ging weiter. 

Da nahm er den ersehnten Geruch wahr - Ein Kaninchen! Suchend blickte er sich um, um herauszufinden, wo es war. 

Ich finde dich, du Kaninchen! Du wirst ein schönes Geschenk für Lockenreif sein!  

Als er es erblickt hatte, schlich er sich von hinten an. Das Tier knabberte an einem Blatt und schien ganz damit beschäftigt zu sein, sodass es ihn hoffentlich nicht bemerken würde. 

Ganz langsam kam er näher. Machte einen Schritt. Noch einen. Und noch einen. 

Kracks! Er war auf ein trockenes Blatt getreten! 

Alarmiert sah er zu dem Kaninchen, das aufsah und die Umgebung aufmerksam beobachtete. Als es keine weiteren Anzeichen auf Gefahr finden konnte, senkte es den Blick wieder und widmete sich wieder dem Blatt. 

Flutpfote atmete erleichtert auf. Dann machte er weiter. 

Als er nahe genug und dicht hinter dem Beutetier war, holte er aus und traf das Kaninchen mit voller Wucht am Hinterkopf. 

Es sank zu Boden und ihm fiel das Blatt aus den Pfoten. 

"Ja! Geschafft!", jubelte er. 

"Gut gemacht. Jetzt töte es. Wir müssen ins Lager zurück", meinte Rattenkralle, doch man sah den Stolz in seinen Augen. 

Gerade als er dem Tier den finalen Schlag geben wollte, schnellte eine rostrote Pfote aus dem Busch, packte das Kaninchen und zog es hinein in das Gestrüpp. 

"Hey! Gib es wieder her!", empörte sich Flutpfote. 

Er hörte ein keckerndes Lachen, bevor der rostrote Reißer namens Brenn aus dem Gebüsch sprang und davonpreschte. 

"Was für eine Unverschämtheit!", regte Flutpfote sich auf. 

Rattenkralle machte ein besorgtes Gesicht. 

"Mir einfach meine Beute zu stehlen und dann wegzurennen!", redete er sich noch weiter in Rage. 

"Das ist unwichtig. Das Wichtigste ist doch, dass wir beobachtet wurden", sagte sein Mentor leise. "Du wirst überwacht, Flutpfote. Sie warten auf den richtigen Moment, um dich zu holen."

Er sah sehr ernst aus. 

"Von nun an darfst du das Lager nicht mehr ohne die Begleitung einer Katze verlassen. Das ist wichtig, okay? Sehr wichtig sogar", miaute Rattenkralle. 

"Okay. Habe ich verstanden", murmelte Flutpfote. Er sah nochmal zu ihm auf. 

"Aber zum Schmutzplatz darf ich, oder?", fragte er. Rattenkralle schien zu überlegen. 

"Ja", sagte er schließlich. "Aber nicht zu lange. Versuch, immer in der Nähe von anderen Katzen deines Clans zu sein."

 Flutpfote signalisierte mit einem Nicken, dass er verstanden hatte, und sie gingen wieder ins Lager zurück. 

Sofort eilte Rattenkralle zu Regenstern und gestikulierte wild, während er etwas sagte. Regenstern sah zu ihm hinüber, nickte ernst und kam zu ihm. 

"Hör zu. Du darfst das Lager unter keinen Umständen alleine verlassen, denn wenn die Reißer dich in die Pfoten kriegen, werden sie keine Gnade walten lassen und dich foltern. Verstanden?" 

Sie klang ernst und blickte ihn streng an. 

"Ja", antwortete Flutpfote brav und ein mulmiges Gefühl machte sich in seinem Bauch breit. 

Dann habe ich ja gar keine Privatsphäre mehr!  Immerhin darf ich noch alleine zum Schmutzplatz. 

Seine Pfoten zitterten leicht, doch er bemerkte es  nicht. Schnell lief er um Schülerbau und betrat ihn. 

Er wollte nicht gesehen werden, wenn diese Nachricht verbreitet wurde. Vor allem nicht von Lorbeerpfote. 

Der Kater rollte sich zusammen und legte seinen Schweif ordentlich über seine Schnauze, bevor er einschlief. Friedlich lag er da, ein leises Schnaufen durchschnitt die Luft. Sonst war es still. 

Und das würde es auch erstmal bleiben.

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Hallo! Einen wunderschönen 1. Advent wüsche ich euch nochmal, ich wollte heute unbedingt ein kleines Kapitel hochladen^^ Ich war heute sogar schon auf dem Weihnachtsmarkt! Wirklich schön... Einen schönen Tag noch!


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