18. Kapitel

Jetzt sind wir schon beim 18. Kapitel und haben schon fast 300 Reads! Ich kann es gar nicht richtig glauben, dass wir schon so weit gekommen sind. Ich habe das Buch  jetzt schon viel mehr ausgeschmückt, als ich eigentlich vorhatte! ^^ <3 Ich hoffe, es gefällt euch immer noch... :) Eure Pepinoherz

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Flutpfote starrte Rattenkralle überrascht an. Heute würde eine Bewertung im Jagen stattfinden? Warum hatte er das nicht gewusst? 

"Aber... Ich kann doch noch gar nicht richtig jagen!", protestierte er. 

"Doch. Gestern hast du eine Maus gefangen, weißt du noch? Und einen Fink, obwohl ich dir noch gar nicht beigebracht habe, wie man Vögel fängt! Du kannst das! Du musst es nur versuchen", entgegnete der Angesprochene,  blickte ihn durch seine bernsteinfarbenen Augen liebevoll an und schnurrte, um ihm sein Vertrauen zu signalisieren. 

Ich schaffe das doch nie im Leben! Ich werde durchfallen, dachte Flutpfote panisch. 

Doch es blieb ihm keine Zeit, sich weiter Sorgen zu machen, denn Rattenkrallen meinte: "Und jetzt los, kleiner Krieger!", und stupste ihn an. 

Widerwillig und mit einem unguten Gefühl machte er sich auf den Weg. 

Plötzlich nahm er den Geruch von einer Maus wahr. Zögerlich verfiel er in Jagdstellung, sich voll und ganz dessen bewusst, dass er beobachtet wurde. 

Lautlos schlich er sich an das sorglose Tier an, das auf einer Baumwurzel saß und an einer Buchecker knabberte. Mit einem schnellen Sprung schnellte er vor, packte den Nager und tötete ihn mit einem schnellen Biss in den Nacken. 

Anschließend vergrub er ihn unter einer überstehenden Wurzel, wie er es gelernt hatte, und prägte sich die Stelle gut ein. 

Danach ging er weiter. Flutpfote erlegte noch eine weitere Maus, bis ihm ein neuer Geruch in die Nase stieg. 

Ein Eindringling!, schoss es ihm durch den Kopf. 

Da trat auch schon ein rabenschwarzer Kater aus dem Schatten einer Buche hervor, den er davor völlig übersehen hatte. 

Ich hätte ihn schon vorher bemerken müssen! Was bin ich für ein schlechter Schüler, ein so nahe Katze nicht zu riechen!  

Zögernd ging er auf ihn zu. 

"Was machst du in dem Territorium des LaubClans?", fragte er ihn mutig und hoffte, er würde ihn nicht angreifen. 

"Ich habe schon viel von euch gehört und wollte euch ein Geschenk machen. In einer Höhle abseits eures Territoriums habe ich viel Frischbeute für euch gefangen... Könntest du vielleicht mitkommen und mir helfen, es in euer Lager zu tragen?", antwortete der Kater. 

"Wie heißt du denn?", wollte Flutpfote wissen und machte ein paar Schritte an ihn heran. 

"Das ist nicht wichtig. Aber wenn du es wissen willst: ich heiße Rabe", erwiderte Rabe und machte Anstalten, ihn von der Stelle, auf der er stand, wegzuführen. 

Seine Augen funkelten dabei verführerisch und als er ihm in die Augen sah, taten sich tiefe, endlose Schlunde in ihnen auf, die drohten, ihn zu verschlingen. Schwarze Seen, die ihn mit sich rissen... 

Energisch schüttelte Flutpfote sich und befreite sich aus dem Bann. 

Rabe... 

Irgendwas klingelte in seinem Kopf. Irgendeine Erinnerung versuchte, wieder hochzukommen. Irgendetwas war mit Rabe. 

Aber was? Er konnte sich nicht erinnern... 

Vor den Augen des jungen Schülers spielte sich eine Szene ab: 

Reis, seine Mutter, die liebevoll zu ihm, Asche und Blume herabsah. Sie, die frechen Geschwister, die alle möglichen Regeln brachen und ihrer Mutter nun aufmerksam zuhörten und alles, was sie sagte, in sich aufnahmen, wie Verdurstende Wasser. 

"Das, meine Kleinen? Das ist Rabe. Man sieht in nur selten, aber merkt ihn euch gut. Er führt Blutfängers Aufträge im Geheimen aus. Er wird euch nicht oft die Gelegenheit geben, ihn zu sehen, manche kennen ihn nicht mal. Zu geheim und wichtig, um bemerkt zu werden. Blutfänger setzt ihn nur in dringenden Fällen ein", erzählte sie gerade. 

Flutpfote, damals noch Flut, wie er versuchte, Rabes Duft aufzunehmen und ihn sich wirklich zu merken. 

Wie er merkte, dass sein Blick einfach weiterwanderte, wenn er versuchte, Rabe zu erfassen. Langsam kehrten seine Gedanken in die Wirklichkeit zurück. 

"Rabe? Rabe... Du... Du", murmelte er. 

Rabe sah ihn durch seine schwarzen Augen aufmerksam an. Er schien sich zu fragen, was Flutpfote gerade dachte. 

Langsam verstand der Schüler, was ihm sein Gehirn gerade offenbart hatte. 

Rabe. Blutfängers Vertrauter. Der Kater, den fast niemand kannte. Den nur Katzen kannten, die Blutfängers vollstes Vertrauen genossen. Der gekommen war, um ihn zu sehen. Um ihn von den Clans wegzuführen. Um ihn zu entführen. 

Jetzt verstand Flutpfote. Entsetzt stolperte er zurück. 

"Du... Du... Du wurdest von Blutfänger geschickt! Geh weg!", keuchte er. 

In Rabes Augen veränderte sich etwas. Sie waren nicht mehr weich und freundlich. Die gespielte Freundlichkeit machte etwas anderem Platz. Etwas Härterem. 

Rabe machte ein paar Schritte auf ihn zu und schnurrte leise. Flutpfote glaubte, etwas Bedrohliches herauszuhören. 

"Ach, Flut. Jetzt hast du mich erkannt. Nach so vielen Sonnenaufgängen sehe ich dich endlich wieder. Und du begrüßt mich so? Mit Anschuldigungen? Das ist aber gar nicht nett." 

Er bewegte sich immer schneller auf ihn zu. Der Graue wich angsterfüllt zurück. 

"Du... Du willst mich zurück zu den Reißern bringen! Das... Das darfst du nicht!" 

Seine  Stimme wurde immer leiser, bis sie von seiner Angst vollständig verschluckt wurde. 

Jetzt stand Rabe vor ihm, sein Fell war nur verschwommen wahrzunehmen. Seine Schnauze berührte seine, so dicht war er. 

"Komm mit mir... Und du wirst Ruhm und Ehre ernten!", lockte der Schwarze. Flutpfote erkannte sogar die typische Narbe von Maul zur Brust, die jeder Reißer von Blutfänger als Zeichen der Treue erhielt. 

"Nein... Lass... Mich!", keuchte er und wich abermals zurück, bis er mit dem Rücken zu einem Baum stand. 

Es gab kein Entkommen mehr. 

Gemächlich schlich Rabe auf ihn zu. Sein Gesicht zeigte seine Selbstsicherheit und seinen Triumph. 

"Jetzt bist du mein, Flut... Blutfänger wird sich freuen!", flüsterte sein Gegenüber grausam.

Plötzlich sprang ein braunschwarz getigerter Kater aus einem Busch und stellte sich schützend vor ihn. 

Rattenkralle. 

"Lass ihn in Ruhe, Reißer. Er wird nicht mit dir gehen, wenn ich es verhindern kann!", knurrte er Rabe an und fletschte Zähne. 

"Das glaube ich nicht", entgegnete Rabe und fuhr die Krallen aus. 

Rattenkralle machte drohend einen Buckel und fixierte seinen Gegner, bereit, seinen Schüler zu verteidigen. Seine Pupillen wanderten verwirrt hin und her, aber das schien ihn nicht einzuschränken. 

Als der Reißer merkte, dass seine Drohung nicht wirkte, fauchte er erregt. 

"Du willst einen Kampf? Du sollst ihn haben!", zischte er und warf sich auf Rattenkralle. Der parierte den Schlag geschickt und stieß seinen Gegner zu Boden. 

"Was...!?" 

Rabe japste überrascht und versuchte aufzustehen. Doch Flutpfotes Mentor ließ sich auf ihn fallen und hielt ihn so mit seinem Gewicht am Boden. 

"Na gut, diesmal! Aber wenn ich dich wieder erwische, dann reiße ich dich in Stücke!", fauchte Rabe, entwand sich dem Griff des starken Kriegers und floh in die entgegengesetzte Richtung davon, nicht ohne ihm  noch ein paar boshafte Bemerkungen an den Kopf zu werfen. 

Als Rattenkralle sicher war, dass er weg war, drehte er sich zu ihm um. 

"Alles in Ordnung?", erkundigte er sich besorgt. 

"Ja", miaute Flutpfote, immer noch erschrocken. 

"Gut. Komm", seufzte er und ging an ihm vorbei Richtung LaubClanlager. 

"Ist dir so etwas in der Art schonmal passiert?", fragte sein Mentor ihn plötzlich. 

"Nein." 

"Ah, und übrigens... Du hast gut abgeschnitten. Du warst gut", maunzte er. 

"Danke, Rattenkralle", murmelte Flutpfote erschöpft und noch immer unter Schock. 

Auf dem Weg zurück sammelten sie noch seine Beute ein und Rattenkralle trug sie im Maul, den Schüler immer neben sich. 

Im Lager legte er sich gleich ins Nest, denn die Erinnerung an Asche schmerzte ihn. Er vermisste seinen Bruder so... 

Flutpfote bemerkte noch aus dem Augenwinkel, wie Rattenkralle zu Regensterns Bau stapfte, bevor er in einen unruhigen Schlaf sank. 


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