13. Kapitel

Flutpfote  war  klar, dass diese Frage nur der Höflichkeit diente. Trotzdem brachte sie ihn aus dem  Konzept. 

"Ich... heiße Flutpfote." 

Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie eine große, blaugraue Kätzin ihn durch ihre blauen Augen beobachtete. Schnell wandte er den Blick ab und  widmete seine Aufmerksamkeit wieder Federpfote. 

"Ich zeige dir jetzt alles", miaute diese freundlich. Mit ihren hellblauen Augen und einem breiten Lächeln strahlte sie ihn an. 

"Danke", sagte Flutpfote noch etwas verwirrt. 

"Dann komm!", rief Federpfote und sauste zum Laubhaufen. Er beeilte sich, hinterher zu kommen. 

Dass sie so eine Freude an den Tag legte, gefiel ihm, doch gleichzeitig verwirrte es ihn auch. 

"Das ist, wie du eben schon gesehen hast, unser Versammlungsort", begann sie, "Hier halten die Anführer ihre Ansprachen und die anderen sitzen davor und hören zu." 

Sie sah bewundernd zu einem großen, prächtigen Laubbaum hinüber. 

Flutpfote folgte ihrem Blick. Er war dicht mit Blättern in allen Farben behangen und die Rinde eignete sich hervorragend zum Klettern.  

"Oben in der Mitte, wo die Blätter und Äste am dichtesten sind, schläft Regenstern. Ich habe gehört, die Äste bilden eine Art Bau, war aber noch nie drin." 

Beide schwiegen. Der Baum war einfach nur schön. 

Ich wünschte, ich dürfte da mal rein, dachte er. 

"Gehen wir weiter?", fragte Flutpfote. 

"Ja. Natürlich", meinte Federpfote. 

Sie ging zu einem Busch hinüber, der dicke, weiche Blätter hatte. 

"Das ist der Schülerbau. Hier schlafen wir", erläuterte sie und betrat ihn. Flutpfote folgte ihr. 

Innen waren gemütliche, mit Moos gepolsterte Nester. Jedes roch ein wenig anders. Alle hatten den süßen, waldigen Duft von Moos, vermischt mit dem Geruch einer Katze. 

In einem Nest in der Mitte des Baus konnte er Federpfotes Duft ausfindig machen. Ein paar Federn lagen darin. Es waren die Daunen von Tauben, die weichsten Federn der Vögel. Das Nest sah sehr weich aus. 

Flutpfote ging weiter. In einem Anderen lagen jede Menge braune Fellbüschel. 

"Das ist das Nest von Buchenpfote. Er leidet den ganzen Blattwechsel an Fellausfall, der Arme. Hinterlässt überall Spuren", hörte er die Schülerin. 

Sie beobachtete ihn vom Eingang aus. 

"Übrigens", fuhr sie fort, "Dein Nest befindet sich hier." 

Sie zeigte auf ein Nest am Rand des Baus. Flutpfote tappte zu ihm hin und ließ sich hineinfallen. 

Ein wohliges Schnurren entfuhr ihm. Die Wunden, die Lorbeerpfote ihm zugefügt hatte, taten zwar immer noch weh, allerdings gefiel ihm das Nest. 

Er drückte die Schnauze in das zarte Moos. 

Da stieg ihm ein anderer Geruch in die Nase. 

"Wer hat hier vor mir geschlafen?", fragte er. 

Ein trauriger Ausdruck trat auf Federpfotes sonst so fröhliches Gesicht. 

"Mein Bruder Ozelotpfote", sagte sie leise, "Er wurde von einem Fuchs getötet." 

"Oh. Das tut mir leid", flüsterte Flutpfote mitfühlend. 

"Hast du Geschwister?", fragte Federpfote ein wenig lauter. 

"Ja. Ein Bruder und eine Schwester. Sie heißen Blume und Asche", erwiderte er. 

"Das ist schön. Ich habe keine Geschwister mehr", miaute sie. "Lass uns gehen. Ich muss dir noch ein paar Dinge zeigen." 

Sie verließ den Bau wieder. Flutpfote tat es ihr nach. 

„Federpfote?", fragte er.

Keine Antwort. Er sah sich um. Wo war sie hin? 

„Federpfote!" 

„Hier!", kam als Antwort. 

„Wo hier?" 

Flutpfote drehte sich verzweifelt im Kreis. Er fand sie einfach nicht. 

Plötzlich erblickte er ihren schneeweißen Pelz auf der anderen Seite des Lagers. 

Ha! Da bist du also, triumphierte er.  

Mit einem triumphierenden Lächeln sprang er zu ihr hinüber. 

„Das ist der Kriegerbau. Hier schlafen alle Krieger, Mentoren und der zweite Anführer. Du darfst ihn erst betreten, wenn du Krieger bist", teilte sie ihm mit und marschierte zu einem Brombeerstrauch. 

Die Wände waren mit allen Arten von Ästen gestärkt und jemand hatte Lehm in die Fugen geschmiert. 

„Das ist die Kinderstube. Hier schlafen die Mütter, also die Königinnen, wenn sie Jungen erwarten oder säugen. Er ist sehr gemütlich", meinte Federpfote. 

Ein wehmütiges Lächeln trat in ihr Gesicht. 

„Ozelotjunges. Es war so toll, mit dir zu spielen", murmelte sie sehnsüchtig. 

Flutpfote sagte nichts dazu. Er wollte sie nicht versehentlich verletzen. 

Seine Führerin zeigte ihm noch den Schutzplatz und den Frischbeutehaufen, bevor sie sich von ihm verabschiedete. 

„Ich muss noch mit Ozeanherz auf Abendpatroullie. Bis später", miaute sie, bevor sie sich entfernte. 

Er nickte ihr noch zu, bevor er sich zum Frischbeutehaufen aufmachte. 

Flutpfote war überglücklich. 

Er war den Reißern entflohen und war hier in Sicherheit, zudem bekam er bestimmt gutes Training! 

Was Asche wohl gerade macht? Und Blume?, fragte er sich. 

Wahrscheinlich üben sie gerade mit Apfel und den anderen. 

Er seufzte leise. 

„Blut herrscht über die Flut, doch nicht lange. Sie wird weiterziehen zu neuen Gewässern. Das Blut wird versuchen, erneut Macht zu erlangen, doch die Flut wird es fortspülen. Dann wird Frieden einkehren." 

Hmm. Ich bin Flut. Und Blut... Wer ist Blut? Vielleicht Blutfänger? Und was heißt „zu neuen Gewässern"? Hier ist kein Wasser!

Plötzlich spürte er, wie ein Regentropfen seine Schnauze hinunterrann. Er blickte nach oben. 

Es regnete. Regen. Er hasste Regen. 

Moment mal... Regen! Ist Regen nicht auch Wasser?  

Seine Gedanken rasten. 

Regen ist Wasser! Also eigentlich auch als Gewässer zu bezeichnen! Ich muss wissen, welche Clans es noch gibt!  

Voller Aufregung sprang er auf und tippte die nächstbeste Katze, einen roten Kater, an. 

„Hallo! Welche Clans gibt es außer den LaubClan noch?", sprach er ihn an. 

„Den BachClan und den LichtClan. Warum?", erwiderte er. 

„Und wie heißen die Anführer?", redete Flutpfote weiter, ohne die Frage zu beachten. 

„Teichstern und Sonnenstern", sagte der Kater langsam. 

„Aber warum willst du das wissen?", wiederholte er, „Spionierst du uns etwas aus?" 

Seine grünen Augen hatte er misstrauisch zusammengekniffen. 

„Nein, natürlich nicht!", beeilte Flutpfote sich zu sagen, „Ich war nur neugierig. Das ist alles neu für mich." 

„In Ordnung. Viel Spaß noch", miaute der Kater und machte Anstalten, weiterzugehen. 

„Halt, warte!" 

Panisch griff er nach dem Feuerroten. 

„Was?", fauchte der und bleckte die Zähne. Er schein es nicht sonderlich zu mögen, von einem ehemaligen Reißer festgehalten zu werden. 

„Wie heißt du?", fragte Flutpfote. 

„Ich heiße Abendsee", miaute er und entspannte sich wieder. 

„Danke", meinte er und blickte Abendsee tief in die Augen. 

Teichstern.. Noch ein Gewässer... Mit Gewässern müssen die Clans gemeint sein... 

Dann ging er. 

Im Schülerbau putzte er sich erstmal das nasse Fell, bevor er sich zusammenrollte und die Augen schloss, um zu schlafen.

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