☆16. Kapitel☆ ✅

Die Monde vergingen. Der Schnee schmolz und die Beute kehrte zurück, so auch beim MoorClan, der aber für die Verhältnisse der Blattfrische doch noch recht mager war, sich bisher aber mit keiner Kralle am HimmelClan gerecht hatte.

Doch auch die Blattfrische neigte sich schon ihrem Ende zu und es wurde immer heißer. Doch der Clan hatte die Blattleere mit seinem mörderischen grünen Husten noch nicht vergessen. Er hatte dem ganzen Wald schwer zugesetzt, doch außer dem Ältesten Raurabe, hatte der HimmelClan keine Katzen verloren. Alle waren wieder gesund und auch die Verwundeten Orchideenschweif und Windblume waren wieder als Krieger tätig.

Außerdem hatten Krallenpelz und Weißblume auch noch vier gesunde Junge geboren, die bereits fünf Monde alt waren. Eine weiß-grau getigerte Kätzin mit dem Namen Frostjunges. Bildhübsch und recht klein. Aber sie war genauso frech wie ihre drei Brüder zusammen, aber auch sehr geschickt und intelligent.

Dann war da noch Flutenjunges, ein schwarzer Kater. Der größte der Truppe und er redete immer recht altklug, war aber ganz nett und Treue war für ihn sehr wichtig, auch wenn er noch gar nicht richtig verstehen konnte, was Treue überhaupt bedeutete.

Und die anderen beiden Kater hatten eisblaue Augen und hellbraunes Fell. Sie hießen Vogeljunges und Abendjunges. Die beiden waren sich zum Verwechseln ähnlich und das nicht nur vom Aussehen. Sie waren recht tollpatschig und hatten genau dieselbe Art zu reden und zu handeln. Sie waren aber trotzdem recht freundlich und liebenswert.

Aber Weißblume und ihre vier Jungen waren nicht allein in der Kinderstube. Scheinfell, Fleckenkralles Gefährtin, war auch in die Kinderstube umgezogen und ihr Bauch war so prall gefüllt, dass es jeden Tag soweit sein konnte.

Eulenpfote freute sich schon darauf. Junge waren immer gut für den Clan und noch dazu wenn sie vom zweiten Anführer stammten und außerdem hatte ihr Olivenschweif versprochen, dass sie bei der Geburt dabei sein dürfte.

Es würde ihre erste Geburt sein, da sie bei der Geburt von Weißblumes Jungen selbst leicht an grünem Husten erkrankt war und es eine zu große Gefahr für die Jungen darstellte. Der Heiler hatte sie schon viel über die Geburt von Jungen gelehrt und was es da zu tun gab.

Mittlerweile kannte Eulenpfote auch schon längst alle Kräuter, die Olivenschweif in seinem Vorrat lagerte und wusste auch wo sie wuchsen. Als sie wieder halbwegs laufen konnte, hatte der Heiler eine Wassertherapie angeordnet. Jeden Tag gingen die beiden Katzen mindestens einmal zum Bach und Olivenschweif hatte sie das Schwimmen gelehrt.

Immer wenn Eulenpfote das kühle Nass betrat, schmerzte ihr Bein kein bisschen mehr und sie konnte sich richtig auspauern. Als das Tauwetter einsetzte und sich der kleine Bach in einen reißenden Strom verwandelte, sodass sich sogar die Katzen nicht zur großen Versammlung und sich nicht einmal Olivenschweif zum Heilertreffen traute, schwamm Eulenpfote trotzdem noch jeden Tag.

Sie trotzte der Strömung und kam wohlbehütet auf dem anderen Ufer an und auch genauso problemlos wieder zurück. Ab und zu, wenn Olivenschweif es ihr erlaubte, fischte sie auch mal und ganz selten durfte sie sogar einer Maus oder einem Kaninchen nachspüren.

Doch auch in ihrem nächtlichen Training kam Eulenpfote gut voran. Flugpfote war ihr ein guter Mentor und wenn sie nun nachts miteinander kämpften, war Eulenpfote sogar manchmal der Sieger und der Unterschied zwischen den Kampfkünsten der beiden Katzen war kaum noch bemerkbar.

Doch ein Problem bedrückte die Schülerin bei ihrem nächtlichen Training: sie kämpfte stets gegen dieselbe Katze und auf demselben Untergrund. *Ob es eine große Umstellung sein wird, wenn ich im HimmelClanterritorium trainiere?*, fragte sie sich oft und ihre Ungeduld wuchs. Wann würde sie endlich richtig trainieren?

Sie konnte ihr Bein schon seit einem Mond wieder richtig belasten und seit ein paar Tagen hatte sie auch überhaupt keine Schmerzen mehr. *Es kann jeden Tag soweit sein!*, dachte sie sich fröhlich. *Jeden Tag könnte Olivenschweif zu mir sagen, dass ich zu meinem Training zurückkehren darf!*

Unter dieser Einstellung lebte Eulenpfote und ihr Leben schritt fort. Es war also sechs Monde, nachdem Karottenschweif zum Krieger ernannt wurde, als Eulenpfote durch Heidensterns Ruf geweckt wurde:

„Alle Katzen, die alt genug sind, ihre Beute selbst zu machen, fordere ich auf, sich hier, unter dem Hochstein, zu einem Clantreffen zu versammeln." Die Schülerin öffnete verschlafen ihre Augen. Es war noch früh am Morgen und trotzdem brannte sich die Hitze schon unter ihr Fell. *Wo soll das denn noch hingehen?*, fragte sie sich und seufzte, als sie sich erhob und aus dem Bau trottete.

Olivenschweif kam hinter ihr und gähnte ihr ein verschlafenes „Guten Morgen", zu. Der alte Heiler gesellte sich zu den Ältesten und Eulenpfote bog zu ihrem Mentor Eichenfall ab. „Gut geschlafen?", fragte er und die Schülerin nickte, denn zu Worten fehlte ihr die Zeit, da Heidenstern schon zu sprechen begann:

„Wir haben uns heute an diesem sonnigen Morgen hier versammelt, um einen Schüler zum Krieger zu ernennen. Falterpfote, trete bitte vor." Eulenpfote erwartete Eifersucht in ihrer Brust aufsteigen, aber es war nur der reine Stolz. Am liebsten hätte sie laut geschnurrt und den Namen ihres Bruders gerufen.

*Er hat es verdient. Er ist ein guter Kater. Und selbst wenn ich noch im Schülerbau rumsitzen würde, wenn er schon Anführer wäre, würde mir das nichts ausmachen. Danke SternenClan, dass du mir die Eifersucht nimmst.* Sie wandte ihren Blick gen Himmel.

*SternenClan oder WolkenClan?* Diese Frage stellte sie sich nicht mehr. Sie war zwar im Sinne des WolkenClans da und würde ihn auch vertreten, wenn es sein müsste, aber dennoch hatte sie sich für den SternenClan entschieden. *Sie sind meine Kriegerahnen. Ich lebe zwar für die Vergangenheit, aber in der Gegenwart.*

Heidenstern riss die Schülerin aus ihren Gedanken. „Ich fordere meine Kriegerahnen auf, auf diesen Schüler hinabzublicken. Er hat hart gearbeitet, um euer edles Gesetz zu erlernen und ich empfehle ihn euch nun als Krieger." Die Anführerin, die in den Himmel geblickt hatte, sah nun Eulenpfotes Wurfgefährten an und in ihren Augen war Stolz und Zufriedenheit, als sie fortfuhr:

„Falterpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger zu achten und zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?" Mit fester Stimme antwortete der Schüler: „Ja, ich verspreche es." Heidenstern nickte anerkennend und sagte: „Dann gebe ich dir nun mit der Kraft des SternenClans deinen Kriegernamen. Falterpfote, von diesem Augenblick an sollst du Faltersprung heißen. Der SternenClan ehrt deine Vielseitigkeit und deinen Ehrgeiz und wir heißen dich als vollwertiges Mitglied im HimmelClan willkommen."

„Faltersprung! Faltersprung!", rief Eulenpfote als Erste und der restliche Clan stimmte in den Ruf mit ein. Nachdem Heidenstern ihre Schnauze auf die von Faltersprung gelegt hatte und dieser ihr die Brust geleckt hatte, preschte die Schülerin sofort zu ihrem Wurfgefährten und beglückwünschte ihn überschwänglich und etwas stürmisch.

Neben dem Krieger standen bereits sein Vater Braunpelz, seine Mentorin Haselblüte und sein Freund Karottenschweif. So langsam kamen aber auch noch die anderen Katzen, drängten sich um den neu ernannten Krieger und beglückwünschten ihn. Eulenpfote blieb die ganze Zeit bei ihrem Bruder und wich ihm nicht von der Seite.

Endlich löste sich die Schar um den Kater auf und als die Sonne schon fast ihren höchsten Punkt erreicht hatte und die Sonnenhochpatrouille bereits aufbrach, waren Eulenpfote und Faltersprung endlich alleine. „Ich bin so stolz auf dich", wiederholte die Schülerin wieder, doch ein kleiner Schatten des Bedauerns schlich über das Gesicht des Kriegers, das die ganze Zeit gestrahlt hatte.

„Aber du hättest neben mir stehen und man hätte auch deinen neuen Namen rufen sollen. Außerdem hättest du an meiner Seite die Nachtwache halten sollen, sowie es Wurfgefährten eigentlich stets tun. Flügelbeere hätte es so gewollt." Er seufzte. Doch Eulenpfote lächelte ihn an.

„Der SternenClan hat mir nun mal ein anderes Schicksal zugeteilt. So ist das halt eben. Aber keine Sorge, irgendwann werde auch ich da vorne stehen und du wirst auch meinen neuen Namen rufen können", miaute sie einfühlsam und mit einem leicht neckenden Ton. *Was für ein vernünftiger Kater mein Bruder doch geworden ist...*, dachte sie sich immer wieder. Dann sagte sie noch:

„Und meinetwegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nicht eifersüchtig, nicht im Geringsten." Doch als Eulenpfote dies sagte, bekam sie auf einmal einen Stich ins Herz und für einen kurzen Moment schäumte die Wut in ihr auf, als hätte irgendjemand ein Ventil geöffnet und alles könnte hinauslaufen. Doch dies legte sich schnell wieder und die Schülerin konnte sich die Gefühlsschwankung überhaupt nicht erklären.

*Als wenn der SternenClan eine seiner schützenden Pfoten auf meinem Herz ruhen lässt, sie für einen kurzen Moment von mir geholt und dann behutsam wieder zurück gelegt hätte...*

Als das Sternenvlies schon den Himmel überzog und die Mondsichel zwischen Eulenpfotes Kriegerahnen leuchtete, verabschiedete die Schülerin sich von ihrem Bruder, denn er musste nun schweigend seine Nachtwache antreten, und schlüpfte in den Heilerbau. Olivenschweif schlief bereits in seinem Nest und atmete ruhig, während seine Schwanz- und Ohrspitzen in friedlichen Träumen zuckten.

*Wann, SternenClan?*, fragte sich Eulenpfote. *Wann wird er... sterben.* Trotz der Hitze war der Schülerin für einen Moment eiskalt und sie zitterte. Bei dem Gedanken an die Vision, die ihr vor sechs oder sieben Monden vom SternenClan gesandt worden war, war es der Kätzin, als müsste sie sich jeden Moment übergeben, so schlecht wurde es ihr auf einmal, als sie die bittere Erkenntnis machte, dass sie bis Olivenschweifs Tod nicht mehr mögliche Monde, sondern bloß Sonnenaufgänge zählen konnte.

*In meiner Vision war es Blattdürre gewesen, so wie jetzt eigentlich.* In der Schülerin machte sich zwar noch die schwache Hoffnung breit, dass die Vision für einen anderen Blattwechsel galt und es noch viele Monde bis dahin waren, aber etwas tief in ihrem Herzen sagte ihr, dass es in diesem Blattwechsel sein würde.

*Noch in diesem Mond, vermutlich...* Und mit dieser bitteren Erkenntnis legte sich die Schülerin in ihr Nest und schlief unruhig ein.

Sie befand sich wieder auf der ihr nur allzu bekannten Traumlichtung, auf der es immer Blattfrische war und zu dieser Jahreszeit angenehm kühl. Flugpfote war bereits da und wartete geduldig auf sie. Er lächelte freudig, als er die Kätzin erblickte und laut schnurrend rieben sie ihre Nasen aneinander.

„Gibt's Neues?", fragte die Kätzin den Kater und freute sich schon darauf, ihm von Faltersprungs Namensernennung zu erzählen. „Nein. Alles wie immer. Und bei dir? Ich merk doch, dass du irgendwas verheimlichst. Sag jetzt bloß nicht, du bist wieder in dein Training eingestiegen?"

„Nein", miaute Eulenpfote und rollte mit den Augen. „Aber Falterpfote, nein Faltersprung, wurde zum Krieger ernannt!" Die Schülerin sprang freudig hin und her. Aber zu ihrer Enttäuschung war der MoorClanschüler nicht ganz so begeistert wie sie. „Das freut mich für ihn und natürlich für den ganzen HimmelClan", war das einzige, was er dazu zu sagen hatte.

Eulenpfotes Übermut wurde etwas gebremst und sie stellte sich nun mit ruhigen Pfoten Flugpfote gegenüber. „Also. Dann lass uns nun das Kampftraining beginnen", miaute sie eifrig und bereit viel zu lernen, was in letzter Zeit aber sowieso eher nicht der Fall war, da der MoorClankater nicht wusste, was er ihr noch beibringen sollte.

Doch zu Eulenpfotes Verwunderung schüttelte Flugpfote dieses Mal den Kopf. „Du kannst gut genug kämpfen. Es ist nun die Aufgabe deines Mentors, dich fertig auszubilden." Enttäuscht setzte sich die Schülerin hin und leckte ihre Pfoten. „Aber ich weiß nicht wann Olivenschweif mich endlich entlässt."

Ein Schauer überlief die Schülerin. Sie hatte den Gedanken an den Heiler verdrängt, aber jetzt wo sie seinen Namen gesagt hatte, kehrte sie wieder. „Was ist los?", fragte Flugpfote und sah sie besorgt an, denn er hatte gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmte. „Eine schreckliche Vorahnung...", murmelte die Schülerin, denn sie konnte dem MoorClankater nichts von der Vision des SternenClans erzählen.

Der Kater setzte sich neben sie. Zu ihrer Verwunderung sah er nun auf einmal genauso bedrückt aus wie sie. „Es tut mir so leid, Eulenpfote, aber ich kann es nicht verhindern..." *Woher soll er etwas von Olivenschweifs Tod wissen? Hat er etwa auch eine Botschaft vom SternenClan erhalten?*, fragte sich die Schülerin und da auf einmal wurde ihr alles klar.

Natürlich! Die Rache des MoorClans und der Tod von Olivenschweif... das war, was der MoorClan forderte, das mehr als Rosenwolkes Tod wäre. *Sie fordern Olivenschweif. Und das weiß Flugpfote.* Doch ehe die Schülerin etwas erwidern konnte, wachte sie schon in ihrem eigenen Nest zwischen den Wänden des Heilerbaus auf.

Als erstes fiel der Blick der Schülerin auf Olivenschweif. Er schlief immer noch genauso friedlich, wie er am Abend zuvor eingeschlafen war. *Nein, SternenClan. Das kann ich nicht zulassen! Olivenschweif darf nicht sterben! Er hat nichts getan! Bitte, SternenClan hilf mir!*

Doch als sie in Gedanken so verzweifelt zu ihren Kriegerahnen aufrief, bekam sie keine Antwort. Stille. Tief in ihrem Herzen wusste sie, dass der SternenClan Olivenschweifs Schicksal nicht ändern würde. *Kann er es nicht ändern, oder will er nicht?*, fragte sich die Schülerin, aber sie wusste, egal wie die Antwort heißen würde, der SternenClan würde dennoch nichts ändern.

*Denn es ist Teil meines Schicksals...* Und trotz dieser Gewissheit, würde Eulenpfote sich nicht ohne Kampf geschlagen geben. *Ich werde ihn beschützen!* Der Entschluss stand eigentlich schon lange fest. Nie würde sie eine Katze ihres Clans kampflos aufgeben. *Ein Kampf steht bevor und ich bin bereit.*

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