☆15. Kapitel☆ ✅
Eulenpfote schlug die Augen auf. Sie befand sich wieder auf dem Territorium, auf dem sie nachts immer mit Flugpfote trainierte. Der MoorClanschüler war allerdings nirgends zu sehen. *Er wird nicht kommen*, dachte sich Eulenpfote. *Nach diesem Kampf, wird er nicht kommen.*
Doch da fiel der Schülerin ein, dass sie noch nie ohne Flugpfote auf diesem Territorium gewesen war. Warum sollte sie also dort aufwachen, wenn sie ganz alleine war? Doch da auf einmal nahm sie MoorClangeruch war und Verwunderung stieg in der Schülerin auf. *Also kommt er doch?*, fragte sie sich und hielt nach Flugpfote Ausschau.
Doch was sie dort sah, sprengte ihre Erwartungen. Eine Katze schritt durch das Feld mit den goldenen Blüten, doch es war weder Flugpfote, noch irgendeine andere Katze, die sie je gesehen hatte und doch kam ihr der Kater irgendwie vertraut vor. Er hatte getigertes Fell unter dem seine starken Muskeln hervor sahen. Seine Augen waren blau und Sternenglanz umwirbelte seine Pfoten.
*Eine Katze vom SternenClan...*, dachte sich die Schülerin voller Erstaunen. Wie oft schon hatte sie WolkenClankrieger gesehen, ihre und des LichtClans Ahnen. Auch vom SternenClan hatte sie schon so viel gehört, aber eine richtige SternenClankatze gesehen, hatte sie noch nie.
„Hallo Eulenpfote", miaute der Kater und sofort wusste die Schülerin, woher sie seine Stimme kannte. Es war derselbe Kater, der in der Prophezeiung zu ihr gesprochen hatte. Und schlagartig wurde Eulenpfote klar: das war Tigermut selbst. Der Krieger, der im Kampf gestorben war.
„Hallo Tigermut", miaute die Schülerin etwas unsicher und neigte höflich ihren Kopf vor der SternenClankatze. „Hör zu, was ich dir zu sagen habe", miaute Tigermut. „Die Rache wird kommen und weder ich noch du können irgendwas dagegen tun. Aber es gibt einen gemeinsamen Feind und er kann nur gemeinsam besiegt werden. Denke an meine Worte und übe weiter. Denn der Tag wird kommen, an dem du dein Erlerntes benötigen wirst."
Und während der Kater noch seine letzten Worte sprach, begann er sich schon in Luft aufzulösen. „Warte!", rief Eulenpfote. „Ich habe noch eine Frage!" Doch es war schon zu spät. Das einzige, das von dem MoorClankater übrig geblieben war, bestand aus einem fahlen Rest Sternenglanz und einer schwachen Spur MoorClangeruch.
„Welches Erlerntes?", rief Eulenpfote in der Hoffnung, der SternenClankater käme nochmal zurück. „Das, was ich von Olivenschweif lerne, oder das, was ich hier mit Flugpfote nachts trainiere?" Doch es kam keine Antwort.
Plötzlich jedoch wurde der MoorClangeruch wieder stärker. *Kommt er doch zurück?*, fragte sie sich und hielt in freudiger Erwartung nach Tigermut Ausschau. Doch es war ein anderer Geruch, der der Schülerin nicht weniger vertraut vorkam.
„Flugpfote!", rief sie fröhlich nach dem Schüler, da kam dieser auch schon denselben Pfad durch das Blütenfeld und dann auf die Anhöhe geschritten, wie Tigermut zuvor. Ein leises Schnurren stieg Eulenpfote bei seinem Anblick in der Kehle auf. Doch nur so leise, dass der Kater es nicht hören konnte.
„Ich dachte, du kämest nicht", miaute sie ihm zu. Doch Flugpfote sagte nichts, sondern setzte sich nur neben sie. *Er wird wütend sein, dass ich ihn nicht gewarnt habe*, dachte sich Eulenpfote traurig und senkte ihren Blick. Da endlich drehte der MoorClanschüler seinen Kopf zu ihr und miaute:
„Diesen Kampf hätte es nicht geben dürfen und er wird nicht der einzige sein. Doch lass ihn uns nun vergessen und in die Zukunft schauen. Dringender denn zuvor, benötigen die Clans nun starke Krieger. Also lass uns nun weiter trainieren." Die HimmelClanschülerin war erstaunt über die Worte des Katers.
*Er hat sich fast so angehört, wie eine SternenClankatze*, staunte sie und gehorchte sofort, als er sie zum Kampftraining aufforderte. Doch Flugpfote war nicht bei der Sache. Immer wieder stockte er mitten in einer Erklärung eines neuen Kampfzuges und ließ seine Gedanken in die Ferne schweifen.
Doch wenn er sich dann wieder gefasst hatte, wurde er hektisch und zeigte Eulenpfote viel zu viele Tricks auf einmal, sodass die Schülerin Schwierigkeiten hatte, mitzuhalten. Am Ende des Trainings lobte er sie jedoch, ehe er zwischen den Blüten verschwand.
„Alle Katzen, die alt genug sind, ihre Beute selbst zu machen, mögen sich hier, unter dem Hochstein, zu einem Clan treffen versammeln."
Heidenstern Ruf weckte Eulenpfote und schläfrig stand sie auf. Olivenschweif schien schon lange wach. Er musterte wieder besorgt die Verwundeten. Ihre Wunden hatte er wieder sorgsam behandelt, genauso wie Eulenpfotes Bein. „Kommst du mit, oder bleibst du bei den Verwundeten?", fragte die Schülerin den Heiler.
Dieser seufzte und ging dann in Richtung Höhleneingang, Eulenpfote folgte ihm. Auf der Lagerlichtung hatten sich schon die meisten ihrer Clangefährten eingefunden, doch dieses Mal gesellte sich die Schülerin nicht zu Karottenpfote und Falterpfote, sondern zu ihrem Vater Braunpelz, der neben seinem Wurfgefährten Fleckenkralle saß. Er schnurrte laut, als er seine Tochter bemerkte.
„Wie geht es dir?", fragte er. „Ganz gut so weit", murmelte sie. Ihr Bein schien sich zwar kaum zu verbessern, aber sie wollte ihrem Vater nicht unnötig Sorgen aufhetzten. „Und dir?", fragte sie stattdessen, schließlich hatte Braunpelz beim Kampf gegen den MoorClan mitgekämpft.
„Ach, nur kleine Kratzer, nichts Schlimmes", sagte er gleichgültig und da begann auch schon Heidenstern vom Hochstein aus zu sprechen:
„Schlimme Zeiten haben begonnen, aber trotzdem gibt es gute Nachrichten. Bis auf den Sieg, den wir errungen haben, haben wir außerdem noch einen Schüler zum Krieger zu ernennen. Karottenpfote, du hast gestern im Kampf deinen Mut bewiesen und wie ein Krieger gekämpft, trete nun vor."
Eulenpfote durchlief eine freudige Erregung. Sie sah zu dem Schüler rüber. Deutlich konnte sie die Überraschung in Karottenpfotes Augen sehen, als der HimmelClankater langsam vortrat. Heidenstern sprang vom Hochstein und trat dem Schüler gegenüber.
„Ich rufe meine Kriegerahnen auf, auf diesen Schüler hinab zu blicken. Er hat hart gearbeitet um euer edles Gesetz zu erlernen und ich empfehle ihn euch nun als Krieger." Während sie dies gesagt hatte, war ihr Blick gen Himmel gerichtet, doch nun wandte sie ihn dem Schüler vor ihr zu.
„Karottenpfote versprichst du, das Gesetz der Krieger zu achten und nach seinem Willen zu handeln, selbst wenn es dein Leben kostet?" „Ich verspreche es", antwortete der Kater mit fester Stimme und die Anführerin fuhr feierlich fort.
„Dann gebe ich dir nun, mit der Kraft des SternenClans deinen Kriegernahmen. Karottenpfote, von diesem Augenblick an sollst du Karottenschweif heißen. Der SternenClan ehrt deine Treue und dein Kampfgeschick und wir heißen dich als vollwertiges Mitglied im HimmelClan willkommen."
Die Anführerin trat noch einen Schritt näher an den Krieger heran und legte ihre Schnauze auf dessen. Als Erwiderung leckte der frisch ernannte Krieger ihr die Brust. „Karottenschweif! Karottenschweif!", jubelte der ganze Clan und Eulenpfote am lautesten.
Als Heidenstern zurücktrat und sich respektvoll vor dem Krieger verbeugte, fiel der Schülerin auf, dass Karottenschweif fast genauso groß war wie die Anführerin. *Und viel größer als ich*, fiel ihr bedauernd auf, aber trotzdem freute sie sich für ihn.
Seine Clangefährten scherten sich um den jungen Krieger, als Heidenstern zurück in ihren Bau getreten war. Eulenpfote wartete, bis sich die meisten Krieger wieder ihren Pflichten zugewandt hatten, bis schließlich auch sie sich zu Karottenschweif gesellte.
„Glückwunsch", schnurrte sie. „Du hast dir deinen Kriegernamen wirklich verdient!" „Danke", schnurrte der Krieger und sah sie an. *Er mag mich also doch!*, dachte sie sich überglücklich. „Ich komme mit dir in den Heilerbau und statte Orchideenschweif einen Besuch ab", miaute Karottenschweif und seine Miene verfinsterte sich. „Armer Orchideenschweif...", murmelte er und folgte der humpelnden Eulenpfote in Olivenschweifs Bau.
Der Heiler saß schon wieder bei den verletzten Katzen. Sie sahen sehr schwach aus, aber ihr Atem war gleichmäßiger geworden und die Schwellungen an den Wunden zurückgegangen. Karottenschweif kauerte sich neben seinen ehemaligen Mentor.
„Hallo, Orchideenschweif!", miaute er und bemühte sich um einen fröhlichen Ton. Eine Weile dauerte es, dann öffnete der Krieger seine Augen und wandte seinen Kopf langsam dem jungen Krieger zu. „Karottenpfote!", miaute er mit rauer, aber dennoch froher Stimme. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, Orchideenschweif, ich bin jetzt Krieger. Mein neuer Name ist Karottenschweif."
„Karottenschweif...", murmelte der verwundete Krieger den neuen Namen seines ehemaligen Schülers vor sich her, dann lächelte er ihn an und miaute: „Ich bin stolz auf dich." Nun wandte sich Olivenschweif an den neu ernannten Schüler.
„Nun gehe aber bitte wieder, Orchideenschweif braucht Ruhe. Und vergesse deine Nachtwache nicht!", mahnte er noch. Karottenschweif nickte und verabschiedete sich erst von Orchideenschweif und dann noch von Eulenpfote, wobei er sie lang und innig ansah und dann den Bau verließ.
Als die Dämmerung schon vorbei war und der Mond langsam aufstieg, machte sich die Schülerin auf den Weg zum Kriegerbau. *Ich muss diese Sache jetzt ein für alle Mal klären*, sagte sie sich und steuerte geradewegs auf Eichenfalls Nest zu. Ihr Mentor lag bereits zusammengerollt darin, hatte die Augen aber noch auf.
„Eichenfall?", fragte Eulenpfote den Krieger im Flüsterton. Dieser wandte ihr seine Bernsteinaugen zu. „Vor dem Lagereingang, jetzt", sagte die Schülerin und wandte sich noch im selben Moment von dem Krieger ab und humpelte schnell zum Lagerausgang.
Sich vergewissernd, dass sie niemand sah, schlüpfte Eulenpfote hindurch und wartete geduldig in der kühlen Nacht, deren sanfte Brise den Schnee aufwirbelte. *Wird er kommen?*, fragte sich die Schülerin ungeduldig, als es im Dornentunnel neben ihr auch schon raschelte und der schwarze Kater hinaus in den Wald trat. Er setzte sich neben die Kätzin.
„Sag, was du zu sagen hast", forderte die Schülerin den Kater auf, ohne ihm in die leuchtenden Bernsteinaugen zu sehen. Und damit er nicht die Gelegenheit hatte, sich herauszureden, fügte sie noch schnell hinzu: „Du weißt genau, was ich meine."
Und ohne es zu wollen, wirbelte Eulenpfote dann doch ihren Kopf zu dem Krieger herum und wurde von seinen leuchtenden Bernsteinaugen gefangen. Der Kater sah sie an und so viel sprach aus seinen Augen, dass er eigentlich keine Worte mehr hätte finden müssen und doch verstand die Schülerin nichts, ehe Eichenfall zu erklären begann:
„ 'Du bist die Eiche, die ihre Wurzeln in den Boden schlägt und sicheren Halt bietet, sodass sie jedem Sturm trotzt. In deiner Baumkrone, wird die Eule Schutz vor den Räubern suchen, die am Boden jagen, an deinen Stamm wird sie sich lehnen, wenn sie zu fallen droht und unter deinem dichten Blattwerk, wird sie Schutz vor Regen und Gewitter suchen, doch trotzdem werden deine Blätter nicht das Licht tragen und für es auch keine Verantwortung nehmen können. Das ist die Aufgabe der Eule...',
das waren die Worte, die zu mir gesprochen wurden, als ich sechs Monde alt war", erklärte Eichenfall und sah nun in den Himmel auf. „Und du weißt, von wem sie stammen."
In Eulenpfotes Kopf drehte sich alles, als sie versuchte, die Worte zu verdauen, die Eichenfall gerade gesagt hatte. Es war eine Prophezeiung und unverkennbar „...vom WolkenClan." Sie hatte die letzten Worte laut ausgesprochen und starrte Eichenfall an.
„Also hast du auch einmal im LichtClan gewohnt?", fragte sie und ihre Stimme überschlug sich fast vor Aufregung. Mit allem hätte sie gerechnet, aber niemals damit, dass eine Katze ihres Clans, und noch dazu Eichenfall, dieselben Kriegerahnen wie sie hatte! Doch zu ihrer Enttäuschung schüttelte der Krieger den Kopf.
„Nein. Ich habe nie im LichtClan gelebt, aber vielleicht hätte ich es eines Tages..." Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: „Aber dennoch sind die WolkenClankatzen auch meine Vorfahren. Sie haben mich geschickt und ich teile meine Träume oft mit ihnen. Sie sind gute Kriegerahnen und deine Aufgabe ist es, ihr Licht weiter zu tragen."
Er sah nun wieder Eulenpfote an und seine Augen glänzten. „Kennst du die Prophezeiung, die man mir gesagt hat?", fragte sie den Kater mit einem plötzlichen Anflug von Zuneigung für den schwarzen Krieger, ihren Mentor und vielleicht eines Tages guten Freund. Denn er war der einzige im ganzen Wald, der vom WolkenClan und ihrer Wahrheit wusste. Er war wohl die Katze, die ihr am nächsten stand, auch wenn sie sich immer vor ihm gefürchtet hatte.
In die Augen des Kriegers trat ein Funke Verwunderung. „Ich weiß nichts von einer Prophezeiung, aber wenn du möchtest, kannst du mir sie sagen." Einen Moment zögerte die Schülerin. Niemandem hatte sie je von dieser Prophezeiung erzählt. Nicht ihrer Mutter, ihrem Bruder, oder ihrem Vater und auch nicht Karottenpfote oder irgendwem sonst.
*Nicht einmal dem SternenClan...*, fiel ihr da ein, doch im nächsten Moment schämte sie sich wieder für dieses Misstrauen. *Mäusehirn!", schimpfte sie sich selbst. Auch von dem WolkenClan selbst hatte sie nie jemandem etwas gesagt und trotzdem wusste Eichenfall es, ohne dass sie ihm irgendetwas hatte sagen müssen. *Er wurde mir vom WolkenClan gesandt. Ich muss ihm einfach vertrauen!* Also setzte sie an und blickte dabei ebenfalls in den Himmel:
„ 'Du bist die Eule, die das Licht weiter trägt. In eine andere Zeit. In eine andere Welt', so sprachen sie zu mir, als ich sechs Monde alt war." Die Schülerin wandte nun ihren Blick wieder Eichenfall zu.
„Doch der WolkenClan ist nicht der einzige, mit dem ich in Verbindung stehe. Auch der SternenClan schickt mir Botschaften und Prophezeiungen. Doch ich weiß nicht, ob sie mit dem Schicksal, das der WolkenClan für mich vorbestimmt hat, verflochten sind und ich denke, einstweilen sollte ich diese Rätsel für mich behalten. Es hat nichts mit deiner Aufgabe zu tun, die der WolkenClan dir gegeben hat."
Eulenpfote war verblüfft über ihre eigenen Worte. Sie hatten geklungen, als wenn der SternenClan sie ihr eingeflößt hätte. *Oder der WolkenClan*, sagte eine Stimme tief in ihrem Herzen und sie seufzte. Zwei Clans wachten über sie und beide hatten für sie ein Schicksal vorherbestimmt.
*Werde ich einen der beiden enttäuschen, wenn ich das Schicksal das anderen annehme? Und für welches würde ich mich entscheiden, wenn ich mich entscheiden müsste?*
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