6. Kapitel

Die nächste Katze die vortrat um Eulenflug ihr 6. Leben zu geben war Fleckenkralle. Sie freute sich, den ehemaligen zweiten Anführer wieder zu sehen und fühlte das Bedauern in ihrer Brust. Er hätte nicht an der Rauchvergiftung sterben dürfen. Er hätte hier an Eulenflugs Stelle stehen müssen, um seine neun Leben in Empfang zu nehmen. Eulenflug wusste, dass er ein viel erfahrenerer und besserer Anführer gewesen wäre als sie es je sein könnte.

„Mit diesem Leben gebe ich dir Verantwortung", verkündete er. „Nutze sie gut, um für deinen Clan zu sorgen. Übernehme die Verantwortung für deine Clangefährten und sei dir dieser immer bewusst bei jeder Entscheidung die du triffst." Eulenflugs Geist wurde wieder aus ihrem eigenen Körper genommen und sie fand sich in Fleckenkralles Körper wieder. Sie lief gerade durch den Wald zusammen mit Braunpelz, Fleckenkralles Bruder und Eulenflugs Vater. Die angehende Anführerin konnte unschwer erkennen, dass er jünger war als sie ihn kannte. Krieger ja, aber dennoch jünger. Fleckenkralle war allerdings schon zweiter Anführer. Die beiden waren in der Nähe der MoorClangrenze unterwegs auf der Jagd.

Eulenflug deutete Braunpelz, sich aufzuteilen. Er solle rechst an der Grenze entlang gehen und sie würde den Weg linksrum wählen. Ein kalter Wind blies ihr durchs Fell. Die letzten Blätter fielen bereits von den Bäumen was bedeutete, dass die Blattleere nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Eulenflug fröstelte bei dem Gedanken an den kalten Blattwechsel voller Hunger und Krankheiten.

Der Geruch eines Eichhörnchens streifte ihre Schnurrhaare und riss sie aus ihren Gedanken. Sie wollte gerade ihr Maul öffnen um das Beutetier besser wittern zu können, als ihr ein Fauchen und Kampfgeheul an ihre Ohren drang. Sofort wirbelte sie herum und lief zurück in die Richtung in die sie Braunpelz geschickt hatte. Die Geräusche wurden lauter und sie setzte zu einem Sprint an, als sie schließlich den braunen Kater entdeckte. Er war auf der anderen Seite der Grenze und kämpfte mit zwei MoorClankriegern. Frisches But tropfte auf den Waldboden.

„Sofort aufhören!", jaulte Eulenflug und zu ihrer Verwunderung befolgten die Krieger sogar ihren Befehl und ließen von Braunpelz ab, der erschöpft liegen blieb. Eulenflug bleckte ihre Zähne. „Was wagt ihr es, ihn einfach so anzugreifen?", fragte sie in bedrohlichem Unterton. „Er hat die Grenze überschritten!", erklärte einer der beiden MoorClankrieger. „Er wollte unsere Beute stehlen!", setzte die andere, eine weiße Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen hinzu. Eulenflug wusste, dass sie diese Katzen kannte von ihrer Zeit im MoorClan aber Fleckenkralle kannte sie scheinbar nicht und so hatte sie keinen Zugriff auf dieses Wissen.

„Ich werde nun diese Geruchslinie übertreten und euch lehren, sich in Zukunft besser nicht mit HimmelClankatzen anzulegen."
Die Kätzin sprang vor, sodass ihre Nase direkt vor Eulenflugs war. Das einzige was sie trennte war eine Grenze aus Geruchsmarkierungen. „Wage es nicht!", zischte die MoorClankriegerin. „Wenn du dies tust, wird es einen Kampf geben." Eulenflug hob provozierend die Pfote. „Ich habe keine Angst vor zwei MoorClankriegern." „Nicht hier und jetzt. Aber Morgen, bei Sonnenhoch, an dieser Grenze."

Eulenflug hörte der Kätzin gar nicht wirklich zu. Sie sah nur das siegessichere Blitzen in ihren Augen und im nächsten Moment den erschrockenen Ausdruck als die angehende Anführerin es doch wagte ihre Pfote über die Grenze zu setzen. „Fleckenkralle nicht!", rief Braunpelz entsetzt, doch Eulenflug ignorierte dies und ging weiter über die Grenze bis sie mit allen vier Pfoten auf MoorClanboden stand. Damit hätte die weiße Kätzin scheinbar nicht gerechnet und Verunsicherung trat in ihrem Ausdruck auf. Die angehende Anführerin weidete sich in ihrer Genugtuung die sie davon hatte und schritt dann weiter vor zu Braunpelz. Der Kater sah auch ein bisschen erstaunt aus, doch sein Blick blieb immer noch feindselig.

„Gut, du hast es so gewollt. Ein toller zweiter Anführer bist du", knurrte er. Eulenflug spürte die Wut in ihr aufsteigen und sie wollte den MoorClankrieger attackieren, doch dieser sprang einige Sätze zurück aus ihrer Reichweite. Auch die weiße Kätzin sprang zu ihm. „Nicht so voreilig", miaute der Kater. „Morgen bei Sonnenhoch werden wir uns schließlich hier wieder sehen und dann werden wir schon noch sehen können, wer von uns beiden der Stärkere ist." Und mit diesen Worten wirbelte der Kater herum und gefolgt von der Kätzin verschwand er in seinem Territorium.

„Was für Mäusehirne... Sie sind sogar zu feige, sich mit mir hier auf ihrem Territorium auf einen Kampf einzulassen." „Fleckenkralle! Ist dir bewusst was du gerade getan hast?", fragte Braunpelz, Verunsicherung und leichtes Entsetzen in seiner Stimme. Das brachte Eulenflug zum Nachdenken. Was hatte sie denn gerade getan? Sie hatte die MoorClangrenze überschritten, ja, aber sie hatte es diesen MoorClankatzen einfach zeigen müssen und sie waren ja sowieso abgehauen. Es hatte keinen Kampf gegeben und in Eulenflugs Augen hatte sie gesiegt wenn die beiden MoorClankrieger zu feige waren und einfach wegliefen. Doch was hatte es zu bedeuten gehabt dass der Kater gesagt hatte: „Morgen bei Sonnenhoch werden wir uns schließlich wieder sehen...."?

„Du hast gerade einen Kampf mit dem MoorClan angezettelt", klärte Braunpelz sie auf. „Morgen bei Sonnenhoch hier an der Grenze. Und das für nichts und wieder nichts? Ein sinnloses Blutvergießen jetzt wo die Blattleere kurz bevor steht und das nur wegen einem kleinen, unbedeutenden Grenzgerangel?" Eulenflug musste die Worte erstmal verdauen. Braunpelz hatte recht. Der HimmelClankrieger hatte allem Anschein nach beim Jagen ausversehen die Grenzmarkierung überschritten und daraufhin hatten die MoorClankatzen ihn mit gutem Recht angegriffen um ihm eine Lektion zu erteilen. Und nun hatte sie das ganze soweit provoziert, dass es nun zu einem Kampf zwischen den beiden Clans kommen würde.

„Wir werden schon siegen. Du hast doch gesehen, wie mager sie waren", versuchte sie Braunpelz zu vergewissern, doch sie war sich da selber nicht so sicher. MoorClankatzen waren immer sehr mager und dennoch ausgezeichnete Kampftalente. Außerdem hatte im HimmelClan bereits der weiße Husten eingesetzt, während im MoorClan noch alle gesund schienen. „Es geht hier doch gar nicht um gewinnen!", wies Braunpelz sie wieder zurecht. „Ganz egal wie dieser Kampf ausgeht, es wird ein Blutvergießen geben und beide Seiten werden dadurch stark geschwächt werden. Du riskierst mit diesem Kampf das Überleben durch die Blattleere sämtlicher HimmelClan- und MoorClankatzen. Handle verantwortungsvoll, Fleckenkralle. Gehe zu ihnen und überzeuge sie davon, dass dieser Kampf sinnlos ist."

Eulenflug nickte langsam. „Du hast recht, das sollte ich tun. Ich werde sofort aufbrechen... Schaffst du es alleine zurück zum Lager?" Braunpelz kam wackelig auf seine Pfoten. „Ich denke schon. Mach du dich auf den Weg." Eulenflug zögerte noch einen Moment, doch dann folgte sie den MoorClankatzen in die Richtung in die sie gelaufen waren. *Oh SternenClan lass die MoorClankatzen vernünftig sein, damit wir diesen dämlichen Kampf nicht ausführen müssen. Ich weiß es war alles meine Schuld und ich werde auch dafür gerade stehen, hauptsache wir können diese ganze blöde Situation irgendwie aus der Welt schaffen.*

Die angehende Anführerin spürte bei jedem Schritt die schwere Last auf ihren Schultern. Was hatte sie nur getan? Sie hatte überhaupt nicht nachgedacht über das was sie getan hatte und jetzt musste ihr Clan wohlmöglich dafür büßen. Sie hatte wirklich alles andere als verantwortungsvoll gehandelt.

Die Zeit bis sie beim Lager des feindlichen Clans ankam, lief wieder ein bisschen schneller an ihr vorbei und so kam sie im Nuh dort an. Ihr war ein wenig unwohl zu Mute bei dem Gedanken, einfach so ins MoorClanlager zu marschieren. Hoffentlich machte sie damit nicht alles noch schlimmer. Sobald sie durch den Eingang des Lagers schlüpfte, richteten sich alle Blicke der auf der Lagerlichtung versammelten Katzen auf sie. Sie hatten sich neugierig um die weiße Kriegerin geschert, vermutlich um deren Bericht vom Geschehenen anzuhören, den Kater jedoch konnte Eulenflug nirgends entdecken.

*Vielleicht ist er gerade bei Zahnstern, um ihr Bericht zu erstatten.* Die weiße Kätzin mit den bernsteinfarbenen Augen löste sich aus der Menge der versammelten Katzen und kam direkt auf sie zu geschritten. Ihr Pelz war gesträubt und sie blieb erst wieder stehen als ihre Schnauze nur noch eine Schnurrhaaresbreite von Eulenflugs entfernt war. „Was willst du hier?", zischte die Kätzin wütend und ihre Augen funkelten herausfordernd. „Das wegen eben tut mir leid...", erklärte die angehende Anführerin kleinlaut. Fleckenkralles Stimme klang ungewohnt, so kleinlaut und schwach, so hatte Eulenflug ihn nie zu hören bekommen. „Ich würde gerne mit Zahnstern sprechen", fügte sie schließlich noch hinzu.

Die MoorClankätzin wirkte einen Moment unentschlossen, dann willigte sie schließlich ein und bedeutete ihr, ihr zu folgen. Sie überquerten die Lagerlichtung und erreichten schließlich einen kleinen Busch, hinter dem sich Zahnstern gerade wie erwartet mit dem Krieger von eben die Zungen gab. „Zahnstern?" Die Anführerin und der Krieger schauten beide auf bei der höflichen Frage der weißen Kätzin. Überraschung stand in ihren Augen geschrieben als sie Eulenflug erblickten. „Das ist Fleckenkralle. Er will mit dir reden." Die angehende Anführerin bezweifelte, dass es nötig gewesen war sie vor Zahnstern mit ihrem Namen vorzustellen, schließlich war sie der zweite Anführer des HimmelClans und die MoorClananführerin kannte sie höchst wahrscheinlich.

Zahnstern nickte der weißen Kätzin kurz zu und bedeutete ihr und dem Krieger dann, sich zu entfernen. Als die beiden alleine waren, begann die MoorClananführerin zu sprechen: „Ich habe gehört, was gerade im Wald passiert ist und ich bin nicht sehr erfreut das zu hören." Eulenflug fühlte sich unwohl in ihrer Haut. Die Situation kam ihr so vor, als seie sie ein Schüler der vor den Anführer gebracht wurde, um von ihm gesagt zu bekommen, dass er einen Fehler begangen hatte. „Es tut mir leid", erklärte sie Zahnstern. „Ich habe zu voreilig gehandelt, ich wollte keinen Kampf provozieren." Die Anführerin nickte langsam. „Ich verstehe... Aber dennoch hast du auf unsere Warnung hin die Grenze überquert und Braunpelz zuvor auch schon. Dafür werdet ihr zahlen müssen. Wir sind nicht dafür berüchtigt, dass jede Katze unsere Grenze übertreten darf wann sie will, ohne irgendwelche Konsequenzen."

Eulenflug trat unruhig von einer Pfote auf die andere. Warum wollte die MoorClananführerin nicht verstehen, dass ein Blutvergießen für beide Seiten unnötige Schwäche vor der Blattleere bedeuten würde. „Ich verstehe deinen Punkt, Zahnstern und wenn ihr unbedingt einen Kampf wollt, könnt ihr ihn haben. Der HimmelClan ist nämlich auch dafür berüchtigt, sich nicht vor einem Kampf zu drücken. Aber du musst bedenken, dass du damit auch deinem eigenen Clan schadest. Willst du das wirklich? Gibt es nicht auch irgendeine andere Möglichkeit das auszuhandeln?"

Zahnstern überlegte einen Moment, dann erklärte sie: „Ich hätte gerne den Streifen Land von der großen Eiche auf eurem Territorium bis zum Versammlungsplatz. Wenn du mir dieses Stück von eurem Territorium überlässt, dann werden wir es nicht auf einen Kampf ankommen lassen." Im ersten Moment war Eulenflug entsetzt. Zahnstern forderte wirklich ein Stück von ihrem Territorium wegen dieser Kleinigkeit? Doch dann fiel ihr auf, dass das Stück was die Anführerin gewählt hatte nicht sehr groß war und vor allem mit kaum Beute besetzt und das wussten beide Katzen ganz genau. Es ging hier nicht um Beute, sondern bloß um Ehre. Würde Eulenflug auf diesen Deal eingehen würde es einen Ehrverlust bedeuten. Ihre Ehre würde sie aufgeben müssen und das war ein sehr mieses Gefühl, aber kein unnötiges Blut würde vergossen werden und das war die Hauptsache. Sie musste jetzt Verantwortung übernehmen, für das was sie getan hatte und dafür gerade stehen, damit keine andere Katze, egal ob MoorClan oder HimmelClan dafür zu Schaden kam.

„Gut, ich nehme dein Angebot an, Zahnstern. Vielen Dank, der HimmelClan weiß das sehr zu schätzen." Die Zeit flog wieder an Eulenflug vorbei und sie bekam mit wie sie wieder im HimmelClan ankam und berichtete was passiert war. Viele Katzen waren ihr feindselig gesonnen für das was sie getan hatte und riefen ihre Beschwerden aus. „Wegen dir müssen wir jetzt ein Stück unseres Territoriums an den MoorClan abgeben?", fragte Krallenpelz entsetzt. „Es tut mir leid", erklärtes sie. „Ich übernehme jede Verantwortung dafür." „Wir hätten gegen sie kämpfen sollen und nicht so kleinlaut nachgeben", mischte sich Stachelkralle ein. „Nein, das hätten wir nicht", rechtfertigte sich Eulenflug. „Lieber büße ich meine Ehre und ein unbedeutendes Stück Land ein anstatt einen Kampf auszuführen und dabei Verluste auf beiden Seiten zu riskieren." Manche murmelten zustimmend, andere schienen nicht so zufrieden mit dieser Entscheidung.

Schließlich nahm die angehende Anführerin wahr, wie eine Kätzin direkt an ihre Seite geschritten kam. Es war Heidenstern. „Du hast die richtige Entscheidung getroffen, Fleckenkralle. Du hast verstanden was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und diese Gabe wird dich auch in Zukunft leiten, wann immer du eine Entscheidung zu treffen hast." Und mit diesen Worten löste sich die Landschaft um Eulenflug herum wieder auf und sie fand sich zurück im SternenClanterritorium wieder.

Nach viel zu langer Zeit melde ich mich nun endlich wieder. Ich hoffe euch geht's allen gut und ihr verzeiht mir, dass ich wieder solange nichts veröffentlicht habe. Die nächsten Kapitel sind bereits vorgeschrieben und müssen nur noch überarbeitet werden und werden dann versprochen auch in regelmäßigen Abständen erscheinen.

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