3. Kapitel
Es war Spatzenpelz. Ihr Herz machte einen Sprung, als sie ihren Freund vom MoorClan nach so langer Zeit nun wieder in die Augen sah. War es Freude, Trauer, Verwirrung, Unsicherheit, Schuldgefühle oder irgendetwas anderes das sie nicht beschreiben konnte? Sie wusste es nicht genau, aber ohne dass sie es verhindern konnte, erinnerte Spatzenpelz Anblick sie an Flugmond. *Flugmond lebt. Er lebt!* Allein diese Nachricht zu verarbeiten war schon so erschöpfend und dann noch die ganzen neuen Weisheiten die ihr in Form ihrer neuen Leben offenbart wurden. Sie würde Monde brauchen, um all dies zu verarbeiten.
Als Eulenflug Spatzenpelz in die Augen sah, leuchteten diese auf und ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Die HimmelClankätzin konnte nicht anders als dieses Lächeln zu erwidern. Es war so lange her, dass sie den gutmütigen MoorClankater gesehen hatte und sie hatte ihn wirklich vermisst. Ihr letztes Treffen mit ihm war vor einigen Monden im SternenClanterritorium gewesen. Als sie das erste Mal wirklich wusste, dass er tot war. Und da hatte sie ihn auch nur aus der Ferne kurz gesehen.
Spatzenpelz trat noch einen Schritt näher auf sie zu und legte seine Schnauze auf ihre. „Mit diesem Leben gebe ich dir Treue.", begann er. „Nutze sie gut, um für deinen Clan da zu sein, egal was passiert. Die Loyalität für deinen Clan muss immer an erster Stelle stehen, egal wie schwer die Zeiten sind. Das wichtigste für eine Anführerin ist, dass sich ihr Clan auf sie verlassen kann."
Während sich das Bild vor Eulenflugs Augen wieder wandelte, dachte sie darüber nach, ob Spatzenpelz Worte wohl etwas mit ihrer Geschichte mit Flugmond zu tun hatte. Die HimmelClankätzin hatte sich damals für Flugmond und gegen ihren Clan entschieden. Doch jetzt wo sie Anführerin wurde, musste sie ihren Clan über alles andere stellen. Über all ihre Wüsche und Bedürfnisse, das war ihr klar. Sie musste nun ihr Leben ganz ihrem Clan aufopfern und sie war bereit dies zu tun.
*Wage es ja nicht, Flugmond, dieses Vorhaben wieder zu zertören*, warnte sie ihren ehemaligen Gefährten gedanklich mit einem leisen Lächeln aber auch Trauer im Herzen. Sie hatte bis heute nie aufgehört diesen einzigartigen MoorClankater zu lieben, aber ihre Zukunft würde nun ohne ihn sein. Ohne ihn und ihren gemeinsamen Sohn. Doch ehe Eulenflug weiter über Aschenpfote nachdenken konnte, fühlte sie wie nicht nur ihr Körper, sondern auch ihr Geist von ihrem wahren Ich weggerissen wurden und sie sich mit einem braunen Pelz besetzt wiederfand.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, als würde sie sich in seine Gedanken einschleichen, aber sie wusste ja, dass dies nur möglich war, weil er ihr seine Gedankenwelt öffnete. Die werdende Anführerin sah sich auf der kargen Fläche um auf der sie stand. Der Waldrand war nah und es roch nach frischem Wachstum. Doch ihre braunen Pfoten standen auf leblosem Moorboden. Ihr Blick richtete sich sehnsüchtig auf den Wald von dem frische HimmelClangerüche zu ihr herüber wehten.
Im ersten Moment glaubte sie bloß den Wald zu vermissen, doch dann fiel ihr auf, dass sie sich ja in Spatzenpelz Körper befand. Und diesen quälte noch eine andere Sehnsucht. Die Sehnsucht nach ihr. Eulenflug fühlte ein merkwürdiges Kribbeln. Sie rechnete es ihrem Freund hoch an, dass er sie so tief in seine Gefühlswelt eintauchen ließ. Aber dennoch fühlte es sich merkwürdig an, dass sie Gefühle für sich selber hegte.
Und noch etwas beschäftigte die werdende Anführerin. Wenn sie auf Spatzenpelz braune Pfoten hinabsah, kamen diese ihr ungewöhnlich klein vor. Eher wie die Pfoten eines Schülers, als die eines Kriegers. Aber das konnte doch gar nicht sein. Schließlich hatte Spatzenpelz selber gesagt, dass er sich erst in sie verliebt hatte, als sie zum MoorClan gekommen war und da war dieser schon längst ein Krieger gewesen.
Nachdenklich zuckte sie mit den Schnurrhaaren als sie einen schwachen Geruch einer HimmelClanpatrouille auffing, die kurz darauf am Waldrand in Sicht kam. Instinktiv suchte sich Eulenflug ein kleines Gestrüpp das auf dem kargen Moorland wuchs und duckte sich dahinter. Die Patrouille wurde von Fleckenkralle angeführt, gefolgt von Haselblüte und Faltersprung sowie Eichenfall und ihr selbst. Tatsächlich. Sie und ihr Bruder Faltersprung waren bloß junge Schüler. Doch Spatzenpelz Aufmerksamkeit war dennoch auf niemand anderen als Eulenpfote gerichtet.
Es war also anders gewesen als sie immer gedacht hätte. Spatzenpelz hatte schon Gefallen an ihr gefunden, lange bevor sie zum MoorClan gewechselt war. *Heiliger SternenClan was haben die Kater nur immer an mir?*, dachte sich Eulenflug halb belustigt, halb ernst. Es hätte ihr gereicht, von Flugmond geliebt zu werden. Dann hätte sie den anderen wenigstens nicht das Herz brechen müssen.
Die Landschaft um Eulenflug herum löste sich auf und die Zeit reiste wieder an ihr vorbei. Sie bekam währenddessen mit wie Flugpfote ihr erzählte, dass er Eulenpfote liebte und er traf sich mehr und mehr mit ihr. Eulenflug als Spatzenpfote deckte ihren Freund immer bei seinen Treffen, nie ohne einen gewissen Schmerz zu spüren. Doch sie hatte sich entschieden. Gegen ihre Liebe und für ihren Clan. Den MoorClan.
Über all diese Zeit blieb sie ihrem Clan stets treu. Ihrem Clan und ihrem Freund. Flugpfote konnte sich immer auf sie verlassen und sie tat alles um ihn zu decken. Jedes Mal wenn ihr Flugpfote Bericht erstattete, fühlte sie den Schmerz, ja gar die Eifersucht, doch sie ließ diese nie raus. Eines Tages war es dann so weit und Eulenfeder kam in den Clan. Es fiel ihr nun äußerst schwer ihre Gefühle zurückzuhalten. Flugmond und Eulenflug die ganze Zeit so zusammen zu sehen schmerzte sie, aber trotzdem schaffte sie es zumindest erstmal nur mit ihr befreundet zu sein.
Doch dann schließlich nach ein paar Monden fand es Flugmond dann heraus und seine Wut und sein Hass auf sie quälten Eulenflug sehr. Sie zweifelte daran, dass es das richtige gewesen war, immer all ihre Treue ihrem Clan und ihrem Freund zu geben. Wozu wenn es einem am Ende dann doch nicht angerechnet wurde?
Wieder wurde Eulenflug schließlich von einem Zeitsprung mitgerissen und sie fand sich schließlich im Wald wieder beim Training mit den Schülern. Doch sie waren nicht mehr am trainieren. Um sie herum zischten die Flammen im Unterholz und züngelten sich an den Bäumen empor. Für Eulenflug war klar: Das wichtigste nun war es, die Schüler in Sicherheit zu bringen. Sie packte Lärchenpfote beim Nackenfell und wagte mit ihr einen gewaltigen Satz über eine Feuerwand die sich direkt vor ihr auftürmte.
„Bring dich in Sicherheit", röchelte sie ihr mit von Rauch verpesteter Stimme zu, dann wirbelte sie nochmal herum und sprang erneut über die Feuerwand. Mit Spatzenpelz kräftigen Beinen gelang es ihr zwar, deutlich höher zu springen, aber dennoch schaffte sie es nicht ganz und ein glühender Schmerz überwältigte sie als die Flammen ihr Bauchfell ansengten und sich bis auf die empfindliche Haut durchbrannten. Schnell wühlte sie sich unter Qualen auf dem Boden herum bis die Flammen gelöscht waren.
Auch wenn sie bereits jede Kraft verließ und sie mehr hustete als atmete, raffte sie sich dennoch nochmal auf die Pfoten und hielt nach Tannenpfote Ausschau, doch sie konnte den Schüler nirgendswo finden. „Tannenpfote", rief sie in die Flammen hinein, aber keine Antwort kam. Die Flammen wurden dichter, doch sie gab nicht auf. Plötzlich nahm sie eine Bewegung wahr. Ein Kater kam über die Flammenwand gesprungen. Es war Flugmond.
„Spatzenpelz!", rief dieser aus und kam mit ein paar Sprüngen auf sie zu. Doch Eulenflug hatte der Rauch schon so zugesetzt dass sie den Kater schon kaum noch richtig erkennen konnte. „Spatzenpelz, wir müssen hier raus", miaute ihr Freund mit Nachdruck. Die Worte lallten nur noch in Eulenflugs Ohren. „Tannenpfote...", brachte sie noch hervor bis ihr schwarz vor Augen wurde.
Als sie wieder aufwachte war sie von merkwürdig symmetrischen und glatten Felswänden umgeben. Sie war allein, doch sie konnte Flugmonds Duft genau riechen. Mühsam rappelte sie sich auf und machte sich auf die Suche nach ihrem Freund. Ihr ganzer Körper war noch ganz erschöpft, doch irgendwie schaffte sie es über den seltsam ebenen Untergrund zu schlittern. Der Geruch war ebenfalls sehr ungewohnt und nirgendswo konnte sie den Geruch vom Wald oder wenigstens vom Moor auffangen.
Eulenflug schlüpfte durch eine kleine Öffnung in einer diese Wände und stand nun in einem großen, freundlichen Raum. Und dort war auch Flugmond. Er witterte sie sofort beim reinkommen und lief auf sie zu. „Oh Spatzenpelz, dem SternenClan sei Dank du bist aufgewacht!", miaute er erleichtert. „Ich dachte schon ich müsste alleine mit den Zweibeinern zurechtkommen." Eulenflug zuckte unverständlich mit den Ohren. Sie hatte schon mal von Zweibeinern gehört, verstand aber nicht was Flugmond meinte.
„Wie kamen wir hierher? Raus aus den Flammen. Ich dachte es wäre aus mit mir", murmelte sie und Spatzenpelz Stimme klang erschreckend schwach. „Ich habe dich aus den Flammen rausgezogen", erklärte Flugmond. „Und dann kamen die Zweibeiner und haben uns mitgeholt, um uns zu helfen." „Du hast mich aus den Flammen rausgezogen? Wie war das möglich? Sie waren überall um uns herum... Du hättest mich liegen lassen und dich selbst in Sicherheit bringen sollen."
„Niemals würde ich das tun!", wiedersprach Flugmond. „Ich würde mein Leben für dich geben, das weißt du!" Eulenflug spürte ein leises Schnurren in ihrer Kehle aufsteigen. „Du bist der beste Freund den sich ein Kater wie ich nur wünschen könnte. Vielen Dank für alles. Und das wegen Eulenflug... das tut mir wirklich leid." Flugmond schüttelte den Kopf.
„Mir tut es leid, so leid. Wie konnte ich dir nur jemals böse sein? Du warst mir ein Leben lang treuer gewesen als ich es hätte je sein können. Und ich habe es niemals bemerkt. Es tut mir so leid. Ich hätte dich niemals verurteilen dürfen. Du warst in Zeiten treu zu mir, in denen ich es selbst nicht gewesen wäre. Eine solche Treue ist ein kostbares Gut und man merkt erst wie wichtig sie einem doch war, wenn man sie verliert."
Mit diesen Worten löste sich die Landschaft um Eulenflug herum wieder auf und sie spürte bereits, wie sie auf dem Weg zurück in das SternenClanterritorium war. Dabei wollte sie noch gar nicht gehen. Jetzt, wo sie bereits so viele Einblicke in Spatzenpelz Inneres bekommen hatte. Und so viele Fragen tauchten in ihr auf. Wie ging es dann mit Spatzenpelz und Flugmond weiter und warum war ihr Freund, den sie jetzt nur noch mehr zu respektieren gelernt hatte, dann schließlich doch doch gestorben?
Doch diese Fragen würde sie ein anderes Mal klären müssen. Spatzenpelz nahm seine Schnauze von der ihren und trat zurück. Seine Augen glänzten weise als er zurücktrat. Sie hätte ihm gerne so viel gesagt, doch ihr blieb nur Zeit ihm zuzuflüstern: „Danke für alles."
Ja ihr seht richtig, es geht endlich weiter! :D
Hoffe es geht euch allen gut und ihr seid gesund :)
Tut mir mal wieder wahnsinnig leid :/ ab jetzt werde ich regelmäßig posten, ich weiß das habe ich schon ganz oft versprochen, aber dieses Mal wirklich! ;)
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