20. Kapitel
Eulenstern hatte ihre beiden Gefährten schnell wieder eingeholt und kam daher gemeinsam mit ihnen im HimmelClanlager an. Die Katzen kamen alle aus ihren Bauen gestürmt und versammelten sich neugierig um die Neuankömmlinge. Einige kamen zu Eulenstern und begrüßten sie erleichtert und froh, dass sie wieder da war. Ihr fiel jedoch auf, dass Tigersturm auf Abstand blieb und nicht kam um sie zu begrüßen.
Die Anführerin trottete zu der Heilerin rüber und beschloss, mit ihr zu reden. „Freust du dich nicht, dass ich wieder da bin?", fragte sie, als diese sie nur emotionslos zur Kenntnis genommen hatte. „Doch natürlich!", gab sie dann schließlich zu und schenkte ihr immerhin ein kleines, ehrliches Lächeln. „Aber du weißt, dass du mir wehgetan hast, als du mir nicht deinen Traum anvertraut hast und du siehst ja jetzt auch, was daraus geworden ist. Vielleicht wärst du nicht von diesen Streunern entführt worden, wenn wir vorher über das alles gesprochen und bestimmte Sicherheitsmaßnahmen getroffen hätten."
Eulenstern fragte sich unwillkürlich, wie viel die Heilerin wusste. Sie schien bereits zu wissen, dass sie von fremden Katzen gefangen genommen wurden war, aber nicht weil sie Herzschlag ihr Vertrauen geschenkt hatte und auch nicht dass diese Katzen Todeskrieger waren. „Es tut mir leid, dass ich nicht mit dir darüber gesprochen und dich sogar angelogen habe. Ich weiß selber nicht genau warum. Aber das wird nie wieder vorkommen, das verspreche ich dir. Von nun an werden wir immer offen zueinander sein und über jede Nachricht vom SternenClan reden." Tigersturm wirkte zögerlich, aber schließlich willigte sie ein. „Na gut. Dieses eine Mal mag ich dir vergeben." Sie setzte ein verschmitztes Lächeln auf und auch Eulenstern lächelte. Sie war froh, sich wieder mit ihrer ehemaligen Schülerin vertragen zu haben.
Nun wandte sie sich wieder an Aschenschweif und Blitzfang. „Und ihr beiden erzählt mir jetzt alles, was es zu wissen gibt." Sie führte die beiden Besucher in den Anführerbau und nahm für jeden noch etwas vom Frischbeutehaufen mit. Die beiden Katzen berichteten ihr, wie sie vom WolkenClan aufgesucht worden waren und auch die beiden Prophezeiungen erhalten haben und den Auftrag bekamen, sich zu treffen. Dort hatten sie eine Vision, in der sie gesehen hatten, wie Eulenstern im Lager der Todeskrieger gefangen gehalten wurde. „Kanntet ihr die Todeskrieger bereits? Hat der WolkenClan euch schon über sie informiert? Hattet ihr auch diese grausame Vision vom Untergang des LichtClans?", fragte Eulenstern neugierig, doch ihre beiden Schicksalsgefährten sahen sie bloß irritiert an.
„Ja, der WolkenClan hat mich schon vor einiger Zeit über die Todeskrieger aufgeklärt und mir auch eine Vision geschickt, aber nicht vom Untergang des LichtClans, sondern vom NachtClan. Ich bin ein Nachfahre des NachtClans, eine Wiedergeburt von Blitz einer NachtClankatze." Mit dieser Nachricht hatte Eulenstern nicht gerechnet, auch wenn sie es eigentlich hätte wissen müssen. Schließlich hatte der WolkenClan sie darüber aufgeklärt, dass der LichtClan nicht der einzige Clan gewesen war, sondern es immer drei Clans gegeben hatte, bevor die Todeskrieger sie alle zerstört hatten. „Und du?", fragte die Anführerin interessiert an Aschenflug gewendet. „Von welchem Clan stammst du ab?" „Na vom TagesClan", erklärte diese wie selbstverständlich. „Jaja, das ist klar. Ich meine von welchem der alten Clans?", hakte Eulenstern nochmal nach.
„Na vom TagesClan", wiederholte Aschenflug und sah sie an, als seie sie schwer von Begriff und scheinbar war sie das tatsächlich. „Der TagesClan, der LichtClan und der NachtClan waren die drei Clans, die vor langer Zeit diesen Wald bewohnt haben, bis der TagesClan als erster dieser Clans von den Todeskriegern vertrieben wurde und sich dann dort angesiedelt hatte wo der TagesClan jetzt lebt", erklärte Aschenschweif geduldig. „Aber...das... das heißt ja...", stammelte die Anführerin fassungslos. „Das heißt ja dass der TagesClan überlebt hat und dass sie noch heute leben! Ein ganzer Clan dieser alten Zeiten existiert also noch!"
Aschenschweif sah etwas amüsiert über Eulensterns Rektion aus, doch für sie war die Sache wohl schon immer klar gewesen, aber die Anführerin musste diese neue Information erstmal verarbeiten, doch dazu blieb ihr jetzt nicht die Zeit. „Und wie ging es dann weiter?", fragte sie daher schließlich und leitete damit auf die Aktion der beiden Clankatzen zurück, sie aus dem Lager der Todeskrieger zu retten. „Dann sind wir sofort aufgebrochen, um dich zu retten", fuhr Blitzfang fort. „Wir wussten dann, dass dies unsere Bestimmung war und wir machten einen Plan aus, dich da raus zu retten. Das heißt, Aschenschweif machte den Plan."
„Aber Blitzfang wies mich auf die Gefahren des Plans hin und kam mit der Idee, auf den Bäumen zu klettern, damit wir auch wirklich ungesehen bei dir ankommen konnten", erklärte die MoorClankätzin und Eulenstern war stolz zu hören ,welch ein gutes Team die beiden Katzen gebildet hatten und das obwohl sie sich davor noch kaum gekannt hatten. Und jetzt wirkten sie auch schon ein bisschen wie alte Freunde. Dasselbe Schicksal zu haben verband Katzen stark mit einander, das wusste die Anführerin.
„Und was ist mit Feuer? Wie kam er ins Spiel?" „Wir haben ihn außerhalb der Clanterritorien im wilden Wald getroffen, er war gerade auf der Jagd", fuhr Blitzfang fort. „Aber wie kamt ihr dazu, ihn in euren Plan einzuweihen? Er ist doch schließlich ein Fuchs und ihr konntet ja nicht wissen was für ein Fuchs er ist. „Wir haben die Geschichten über Feuer aber bereits gehört", erklärte Aschenschweif. „Und so friedlich, wie er uns Clankatzen, gesinnt war, gab es da eigentlich keine Zweifel und außerdem hat uns der WolkenClan ein Zeichen geschickt. Also haben wir ihm berichtet, dass du in Gefahr steckst und er hat uns aufmerksam zugehört, als wir ihm von dem Plan erzählt haben, den wir dann natürlich noch ein bisschen umgeändert haben. Ich sollte das Lager der Todeskrieger stürmen und so tun, als ob Feuer mich verfolgt, um die Aufmerksamkeit von deinem Bau wegzulocken. Und Blitzfang würde dann zu dir in den Bau kommen und dich schnell und unbemerkt hinausführen."
Eulenstern nickte verstehend. Genauso hatte es dann ja auch funktioniert. „Und wie hast du die beiden dann aus dem Lager raus gerettet?", fragte die Anführerin noch an Blitzfang gewandt. „Das war einfacher als ich erwartet hätte", erklärte der HöhlenClankrieger und er war sichtlich zufrieden mit sich selbst. „Ich bin einfach zurück und habe den Todeskriegern erklärt, dass ich dich habe entwichen sehen und ihnen die Richtung gezeigt, natürlich eine falsche. Die waren mit einem Mal fast alle weg und wir drei konnten quasi in aller Ruhe aus dem Lager spazieren, niemand hat sich mehr für uns interessiert.
„Und wie hat Herzschlag reagiert?", fragte Eulenstern ehe ihr auffiel, was sie da gerade gefragt hatte. Es sollte sie auch eigentlich überhaupt nicht interessieren. „Herzschlag?", fragte Blitzfang unverständlich. „Der Anführer der Todeskrieger", klärte sie den HöhlenClankater schnell auf. „Wenn du einen schwarzen Kater mit einer weißen Pfote und nur einem Auge meinst: Der hat eigentlich gar nichts gemacht." „Und wie hat er darauf reagiert, als du gesagt hast, dass ich verschwunden bin?", fragte Eulenstern, ohne sich davon zurückhalten zu können. „War er vielleicht wütend, oder sogar traurig oder so?" „Äh... keine Ahnung warum dich das interessiert", miaute Blitzfang und musterte sie etwas argwöhnisch. „Aber es tut mir leid, darauf habe ich nicht geachtet."
„Okay, okay, ist auch egal", miaute die Anführerin, die merkte, dass sie vielleicht schon ein bisschen zu viel gesagt hatte und biss genüsslich in das Eichhörnchen, das sie sich vom Frischbeutehaufen ausgesucht hatte.
Einen Moment herrschte Schweigen im Bau und die drei Katzen aßen in Ruhe ihre Beute. Dann miaute Eulenstern schließlich: „Wir brauchen einen Plan. Ich habe gehört, wie Herzschlag zu einem Kater gesagt hat, dass wenn ihr Plan die Clans mit mir zu bestechen damit sie ihre Territorien verlassen, nicht aufgeht, dass sie dann kämpfen werden." Blitzfang und Aschenschweif sahen nicht erfreut über diese Nachricht aus. „Dann werden wir uns auf einen Kampf so gut wie möglich vorbereiten, damit wir eine bessere Chance haben", schlug Aschenschweif vor." Blitzfang überlegte noch einen Moment, dann erklärte er: „Wir sollten nicht auf ihren Angriff warten, sondern sie selber angreifen. Sie wollten uns vertreiben, also lasst uns die Beute umdrehen und sie vertreiben. Dann sind wir sie vielleicht ein für alle Male los. Außerdem würden sie nicht vorbereitet sein und wir hätten den Überraschungseffekt auf unserer Seite."
Eulenstern nickte langsam. Blitzfang war ein sehr kluger Kater und dieser Plan könnte aufgehen. „Aber wir sollten uns dennoch vorher etwas auf den Kampf vorbereiten und einfach hoffen, dass sie in dieser Zeit noch nicht angreifen." „Fünf Sonnenaufträge sollten reichen", bemerkte Aschenflug. „Ich werde Kalbstern von dem Plan berichten und in fünf Sonnenaufgängen, wenn die Sonne ihre ersten Strahlen spendet, wird eine Kampfpatrouille des MoorClans hier im HimmelClanlager eintreffen." „Und ebenso auch eine HöhlenClanpatrouille", willigte Blitzfang ein und Eulenstern nickte.
„Gut, so werden wir es machen. In fünf Sonnenaufgängen werden wir uns hier treffen und zum allesentscheidenden Kampf aufbrechen." Die Anführerin wusste, welch eine hohe Verantwortung mit dieser Entscheidung auf ihr lag und sie hatte große Angst vor dem Kampf. Aber wenigstens würde sie Herzschlag dann endlich wiedersehen.
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