16. Kapitel

Eulenstern sprang vom Hochfels hinab nachdem Felsstern seine Rede beendet hatte. Die Katzen begannen sich langsam zu vermischen und die Zungen zu geben. Die HimmelClananführerin hätte gerne nochmal mit ihren Freunden aus dem MoorClan gesprochen wie zum Beispiel mit ihrer Freundin Schieferglanz, aber sie hatte jetzt wichtigeres zu tun. Sie musste unbedingt mit Blitzfang und Aschenschweif reden, wie die Kätzin nun als vollwertige Kriegerin hieß.

Eulenflug machte den HöhlenClankater schnell ausfindig und rief ihn zu sich. „Blitzfang, ich muss etwas wichtiges mit dir besprechen. Wir treffen uns gleich da hinten hinter dem Busch", verkündete sie dem jungen Krieger. Dieser zuckte überrascht mit den Ohren, stellte aber keine weiteren Fragen und lief zu dem Busch. Die HimmelClananführerin kämpfte sich nun noch weiter durch die Menge der versammelten Katzen durch bis sie die MoorClankriegerin neben ihrem Sohn ausfindig machen konnte, der nun ebenfalls ein Krieger war und den Namen Aschenflug trug. Eulenstern war sehr stolz auf ihn und hätte ihm auch gerne gratuliert aber sie hatte jetzt etwas wichtigeres zu tun.

„Aschenschweif, ich würde gerne mal mit dir reden", erklärte sie ihr. Die Kriegerin sah sehr überrascht aus und Aschenflug musterte seine Mutter mit einem Anflug von Skepsis. Doch Eulenstern war eine Anführerin und Aschenschweif hatte keinen Grund sich ihr zu wiedersetzen. „Okay...", sagte sie und die HimmelClankätzin forderte: „Folge mir." Sie führte die MoorClankätzin hinter den Busch wo bereits Blitzfang auf sie wartete. „Ich verstehe zwar nicht ganz was das hier soll...", gab Aschenschweif zu und miaute dann mit Optimismus in der Stimme. „Aber ich lass mich einfach mal überraschen."

Eulenstern überlegte wie sie am besten anfangen sollte. „Das wird jetzt vielleicht alles etwas schnell gehen und vielleicht werdet ihr Schwierigkeiten haben zu glauben was ihr jetzt hört, aber... Wir drei sind vom SternenClan und vom WolkenClan für etwas ganz besonderes ausgewählt worden. Wir sollen die Clans retten." Blitzfang und Aschenschweif sahen sich ratlos an. „Warum wir?", fragte die MoorClankriegerin total verwirrt. „Weil wir alle drei Nachkommen des WolkenClans sind", erklärte die Anführerin ihr. Blitzfang machte große Augen. Eulenstern konnte sich vorstellen, dass der junge Kater dieses Geheimnis ähnlich wie sie sein ganzes Leben lang sorgfältig bewahrt hatte ohne einer Katze davon zu erzählen und jetzt zu hören dass eine fremde Katze darüber informiert war, musste ein ziemlicher Schock für den jungen Krieger sein. Aschenschweif schien dies gelassener zu nehmen und sie wirkte etwas nachdenklich.

„Es gibt zwei Prophezeiungen und noch vieles anderes dass ich euch gerne sagen würde", erklärte sie ihren neuen Schicksalsgefährten. „Doch ich glaube, dass das euch jetzt alles zu viel werden würde. Ihr solltet erst einmal das was ich euch jetzt gesagt habe euch durch den Kopf gehen lassen und versuchen zu verarbeiten. Ich würde sagen dass wir uns nächste große Versammlung wieder hier treffen und alles Weitere besprechen. Seid ihr dabei?" Eulenstern konnte den beiden jungen Katzen ansehen, wie sie jetzt bereits versuchten das alles irgendwie zu verstehen und sie war sich nicht sicher ob sie ihr hatten folgen können. Doch schließlich nickte Blitzfang. „Ich werde da sein", versprach er und kurz darauf willigte auch Aschenschweif ein. „Auch ich werde euch nicht alleine lassen." Die HimmelClananführerin war erleichtert. Der erste Schritt war schon mal getan. Jetzt mussten sie alle zusammenhalten und es sah ganz so aus, als hätte Eulenstern in Aschenschweif und Blitzschweif zwei Katzen gefunden, denen sie vertrauen konnte. Zusammen würden sie das schaffen. Sie mussten, denn an ihnen hing das Schicksal aller Clans.

Ein guter halber Mond verging ohne dass viel passierte. Auch Herzschlag sah Eulenstern in dieser Zeit nicht mehr und sie musste zugeben dass es vielleicht besser so war, auch wenn sie sich manchmal danach sehnte ihr kleines Spiel fortzusetzen. Sie musste schließlich noch die Spielregeln herausfinden. Sonnenhoch war gerade vorüber und Eulenstern ließ sich vor ihrem Bau nieder. Sie schloss die Augen und genoss ein wenig die warme Sonne auf ihrem Fell. Die letzten Tage waren sehr wolkenverhangen gewesen und auch schon ziemlich kühl doch heute strahlte die Sonne nochmal in ihrer ganzen Pracht.

Die Ruhe blieb aber nicht lange und die Anführerin wurde bald von kleinen Pfotenschritten aus ihrem Halbschlaf geweckt. Sie blinzelte und sah Kupferpfote und Bernsteinpfote, die langsam auf sie zugeschritten kamen. „Du fragst sie", flüsterte Bernsteinpfote ihrem Bruder zu. „Wer ist denn von uns beiden die die sich immer als so mutig beschreibt?", fragte dieser sie trotzig. „Was wollt ihr mich fragen?", fragte Eulenstern freundlich und auch etwas belustigt. Sie verbrachte gerne Zeit mit den jungen Schülern, denn diese lenkten sie immer von all ihren Problemen ab mit all ihrer Sorgenfreiheit und Naivität.

Nachdem erstmal keiner was sagte ergriff dann doch Bernsteinpfote das Wort: „Kupferpfote, Rindenpfote und ich gehen gleich mit unseren Mentoren zum Kampftraining und ähm... ja... da wollten wir dich fragen, ob du vielleicht, also nur wenn du wirklich willst, mit uns kommen möchtest um dir unseren Fortschritt anzusehen?" Eulenstern schnurrte laut. „Das würde ich sogar sehr gerne machen", verkündete sie den beiden Schülern ehrlich, die sich daraufhin aufgeregt ansahen. „Wir kommen dich gleich hier abholen!", verkündete Bernsteinpfote und schon stürmten die beiden Schüler davon zu Rindenpfote um ihm von der Neuigkeit zu berichten.

Die HimmelClananführerin bekam das Lächeln nicht mehr aus ihrem Gesicht, denn sie konnte sich sehr gut vorstellen wie sich die jungen Schüler fühlten. Ihr was es früher als sie in deren Alter gewesen war nicht anders ergangen. Es war immerzu sehr aufregend gewesen, wenn die Anführerin persönlich mit zum Training kam. Dann zählte jede Bewegung die man ausführte, denn man wollte ja den bestmöglichen Eindruck bei seinem Anführer hinterlassen.

Es dauerte nicht lange da kamen die drei Schüler schon wieder, ihre Pelze noch schnell einer Wäsche unterzogen, damit sie auch gut aussahen wenn schon die Anführerin zu Besuch kam. Ihre Mentoren folgten kurz hinter ihnen. Sie wirkten ähnlich amüsiert wie Eulenstern. „Sind alle soweit?", fragte die Anführerin und die Katzen nickten. „Gut, dann lasst uns aufbrechen." Sie führte die Patrouille aus dem Lager und zur Trainingskuhle.

Es war irgendwie schon merkwürdig. Bei welcher Patrouille auch immer, Eulenstern übernahm immer wie selbstverständlich die Führung und die Katzen überließen ihr diese auch immer wie selbstverständlich. Die Anführerin wusste schon gar nicht mehr wie es war, einfach nur zu folgen. Es war natürlich kein großes Ding und doch fiel es ihr auf und kam ihr auch irgendwie komisch vor. So viele ihrer Gewohnheiten hatten sich geändert seit sie Anführerin war und ihr gesamter Tagesablauf war nun ganz anders. Aber es war fast schon erschreckend wie schnell sie sich an ihre Rolle gewöhnt hatte und sie fragte sich, ob es ihr überhaupt noch möglich wäre zu folgen, wenn sie plötzlich wieder einen Anführer vorgesetzt bekommen würde.

Rindenpfotes überraschtes Quieken als Bernsteinpfote ihn von hinten schubste und er kopfüber die Sandkuhle hinunter purzelte riss Eulenstern aus ihren Gedanken. Kupferpfote und Bernsteinpfote sprangen ihm jauchzend hinterher und bald schon waren ihre eben noch wohlgepflegten Pelze voller Sand. Die vier älteren Katzen sahen sich alle nur sehr amüsiert an und schlitterten vorsichtig hinter den Schülern her in die Sandkuhle hinab. Dort waren die drei Schüler bereits in einen wilden Kampf verwickelt und ihre Mentoren warteten geduldig, bis sie damit fertig waren und sich schnaufend von einander lösten.

„Nun wo ihr ja schon warm gekämpft seid, können wir ja direkt mit der Dachstechnik loslegen mit der wir letztes Mal das Training beendet haben", erklärte Krallenpelz und die Schüler sortierten sich zu ihren Mentoren. Bernsteinpfote schien hoch erfreut, dass es endlich losging und wollte am liebsten schon sofort Krallenpelz angreifen. Rindenpfote schien auch bereit sein Bestes zu geben und sammelte sich noch einmal. Nur Kupferpfote sah etwas verunsichert aus. „Können wir nicht erst mit der Technik anfangen die wir vor dieser Dachstechnik gelernt haben?", fragte er. „Die habe ich am Ende perfekt beherrscht!"

Eulenstern konnte gut verstehen dass der junge Kater sich vor ihr gerne von seiner besten Seite präsentieren wollte und daher schlug sie vor: „Zeigt mir jetzt erst mal die Dachstechnik und was eure Mentoren sonst noch so von euch wollen. Am Ende könnt ihr mir dann ja noch alle eure Lieblingstechniken präsentieren." Die Schüler und auch die Mentoren waren alle einverstanden damit und also ging das Kampftraining los.

Eulenstern war ziemlich überrascht wie gut die jungen Schüler schon waren und das obwohl sie erst einen Mond im Training waren. Sie hatten jedenfalls alle einen großen Ehrgeiz und viel Talent. Kupferpfote war der schwächste Kämpfer, aber als er ihr am Ende noch seine Lieblingstechnik präsentierte, überzeugte er die Anführerin dennoch mit seinem Geschick. Bernsteinpfote war eine sehr gute Kämpferin, aber sie dachte manchmal ein bisschen zu wenig nach und konnte daher leicht überlistet werden. Das war eine Schwäche an der Krallenpelz noch würde mit ihr arbeiten musste. Rindenpfote war zu Eulensterns Überraschen sogar der beste Kämpfer der drei Schüler. Er hatte viel Geschick, überdachte seine Techniken immer auf eine kluge Weise und wusste seine Kraft gezielt einzusetzen.

Am Ende des Trainings waren Schüler so wie auch Mentoren und auch Eulenstern ziemlich erschöpft und sie machten sich auf den Weg zurück zum Lager. Doch plötzlich während die Anführerin gerade noch in ihren Gedanken versunken war, riss ein Duft sie aus diesen und sie spürte, wie ihr Herz begann schneller zu schlagen und sich ein Lächeln auf ihre Lippen schlich. Sie hatte fast jeden Tag wenn auch ungewollt an ihn gedacht und jetzt war er endlich wieder hier. Hier auf ihrem Territorium, wo er nichts zu suchen hatte, aber das kümmerte die Anführerin nicht. Dass er da war, war alles was zählte.

Eulenstern benutzte ihre altbekannte Ausrede, dass sie noch eine Runde jagen wollte und ließ sich hinter der Patrouille zurückfallen. Als diese außer Sicht war, kam der schwarze Kater auch schon wie aus dem Nichts neben sie gesprungen. Sein schwarzes Fell glänzte edel in der Sonne die durch ein paar Lücken in dem Blätterdach drang. Sein eisblaues Auge sah sie direkt und unbeirrt an und sorgte dafür, dass eine seltsame Wärme sich in Eulensterns Körper ausbreitete und sie sich ungewollt glücklich fühlte. „Bereit für eine weitere Partie unseres Spiels, Eulenstern?", fragte der Streuner sie mit seiner in den Ohren der Anführerin so warm klingenden Stimme." *Mit dir immer doch*, hätte sie ihm gerne geantwortet, doch so einfach würde sie es ihm nicht machen.

„Du stehst auf HimmelClanboden", erklärte sie Herzschlag, der dies bloß mit einem verführerischem Lächeln erwiderte. „Erste Regel", erklärte er während er sie langsam umkreiste. „Überall wo ich stehe, ist auch mein Land." Eulenstern fand dies eine sehr merkwürdige und sinnlose Regel aber sie wollte ja im wahrsten Sinne des Wortes keine Spielverderberin sein. „Angenommen", erklärte sie daher und erntete dafür ein weiteres Lächeln des Streuners. Dieses Lächeln war wirklich unbezahlbar! Es fiel Eulenstern schwer es nicht zu erwidern, aber wenn sie das tat, würde sie eine gewisse Schwäche zeigen und das wollte sie um jeden Preis verhindern.

„Und was machen wir jetzt?", fragte die Anführerin neugierig. Wie würde ihr Spiel nun weiter gehen. „Zweite Regel", miaute der Streuner, der ihr auf mysteriöse Weise von Herzschlag auf Herzschlag attraktiver schien, vollkommen gelassen. Hieß er deshalb vielleicht auch Herzschlag? Eulenstern fand den Namen etwas merkwürdig und war sich sicher, dass er irgendeine Bedeutung hatte, nur welche? „Sei immer geduldig." Und schon wieder war er von einem Herzschlag auf den anderen verschwunden. Dies konnte natürlich auch der Grund für seine Namensgebung sein. Wie machte er das nur immer?

Sooo, an der Stelle würde ich gerne nochmal ein besonderes Dankeschön aussprechen, und zwar an Muschelklang. Sie hat nämlich mein Cover traumhaft schön gezeichnet, vielen Dank nochmal dafür! 😍


Und ein schönes Wochenende euch allen noch :)

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