23. Kapitel
Die Vision erwachte wieder in Eulenflug zum Leben. Sie wusste zwar nicht was diese zu bedeuten hatte, aber immerhin war sie sich darüber im Klaren, dass es nichts Gutes sein konnte, sonst hätte der SternenClan ihr nicht diese Vision geschickt. „Wir müssen die anderen warnen!", sagte sie schließlich zu dem HöhlenClankrieger. Dieser nickte. „Warne du die andern, ich muss nach Blitzpfote sehen."
Eulenflug stimmte zu. Wenn der Schüler warum auch immer irgendwo abseits der Patrouille war, dann brauchte er dringend die Unterstützung seines Mentors, wenn er von den Ratten angegriffen wurde. Eulenflug wollte gerade kehrt machen, als Pfeilblitz plötzlich aufschrie. Zwei kräftige Ratten hatten sich auf ihn gestürzt und ihn zu Boden geschmissen.
Die zweite Anführerin kam dem Krieger zur Hilfe. Sie schleuderte die eine Ratte von ihm und schloss ihre Kiefern um den Hals der anderen. Diese hatte einen festen Griff um Pfeilblitz Vorderpfote und als es Eulenflug dann schließlich gelang , sie von ihm loszureißen, verdrehte sie dem HöhlenClankater somit die Pfote. Dieser stöhnte auf vor Schmerz. Eulenflug schüttelte den lästigen Nager in ihrem Maul bis er tot war und warf ihn zur Seite. Dann beugte sie sich zu Pfeilblitz hinunter, um nach dessen Pfote zu sehen, doch er wies sie von sich.
„Du musst die anderen warnen! Ich komme schon alleine zurecht." Eulenflug zögerte einen Moment. Der Krieger würde mit der Verletzung viel zu wehrlos sein, wenn er wieder von einer ganzen Horde Ratten angegriffen wurde, doch er hatte Recht. Sie musste erst die anderen warnen, dann würde sie zu ihm zurückkommen und ihm helfen.
Also machte sie sich mit großen Sprüngen zurück zum Kampfplatz. Bis hierher waren die Ratten noch nicht vorgedrungen und die Katzen kämpften immer noch gegeneinander, jedoch war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie möglicherweise von einer Horde Ratten überfallen wurden. Dann würde sich erst mal wieder zeigen, wer der wahre Feind war und dass die Clankatzen eigentlich immer auf einer Seite standen. Wenn sie sich bekriegten war das nicht viel anders als ein Streit zwischen Clangefährten. Denn wenn es wirklich ernst wurde kämpften die Clans Seite an Seite bis zum Tod wenn nötig.
Eulenflug hielt einen Augenblick nach Heidenstern oder Felsstern Ausschau, doch es wunderte sie nicht, dass sie die beiden Anführer nicht zu sehen waren. Wenn sich die Vision gerade verwirklichte, dann waren sie irgendwo und diskutierten, bis sie selbst den Geruch der Ratten wahrnehmen und ihren Patrouillen zur Hilfe eilen würden.
Und dann... Ja, und dann? Dann würde irgendetwas passieren, Eulenflug wusste nur noch nicht was... Doch ihr war klar, sie musste alles tun um dies zu verhindern! Also war das erste was sie tun konnte, die Clans zu warnen. Sie sprang auf einen umgestürzten Baumstamm und schaffte sich Gehör.
„Hört mir alle zu!", rief sie. Manche Katzen lösten sich voneinander und sahen neugierig und auch bisschen verängstigt zu ihr, andere waren etwas zögerlicher und wollten nur ungern ihren Kampf beenden, den sie gerade führten und wider andere ignorierten sie einfach und kämpften weiter. „Nun hört auf zu kämpfen und hört mir endlich zu! Es ist wichtig!"
So langsam legte sich das Kämpfen und die Aufmerksamkeit der meisten Katzen war zu der zweiten Anführerin gerichtet. Also erklärte sie: „Um uns herum wimmelt es von Ratten. Es könnte sein, dass sie jederzeit angreifen und dafür müssen wir gewappnet sein." Gemurmel brach unter den Katzen aus. Von einem Herzschlag auf den nächsten hatte sich aus zwei feindlichen Gruppen eine gemeinsame kämpfende Gruppe gebildet.
Weidenblüte, die zweite Anführerin des HöhlenClans übernahm das Kommando und bereitete die beiden Kampfpatrouillen auf einen Rattenangriff vor. Eulenflug warf ihr einen dankbaren Blick zu. Die weiße Kätzin mit den weißen Pfoten war schon seit Eulenflugs Geburt die zweite Anführerin des HöhlenClans und hatte sich viel Respekt unter den Clans verschaffen.
Die zweite Anführerin des HimmelClans ließ sie mit gutem Gewissen alleine mit den Katzen zurück und machte sich auf den Weg zurück zu Pfeilblitz. Der Kater stand zwar wieder auf den Pfoten, war aber noch nicht sehr weit gekommen und streckte seine verdrehte Vorderpfote schmerzvoll von sich. Es sah so aus, als hätte er keine weiteren Probleme mit Ratten bekommen. *Dem SternenClan sei Dank!* Doch Eulenflug wusste, dass die Gefahr der Ratten für heute noch nicht vorüber war. Die Luft hatte nur so getrieft vom Geruch der kleinen Nager. Es warteten noch viele von ihnen in den Büschen, bereit, die Katzen anzugreifen.
Pfeilblitz erblickte sie, in seinem Blick war Erleichterung zu sehen. „Zeig mal deine Pfote", forderte sie ihn auf, er streckte sie ihr bereitwillig hin. Sie konnte kleine Spuren von den Zähnen der Ratten erkennen, doch das war es nicht, was ihm so schmerzte. Er hatte sich die Pfote ausgerenkt. Für Eulenflug war das eine gute Nachricht. Zwar würde es dem Krieger ziemlich weh tun, wenn sie diese wieder einrenkte, aber immerhin wäre sie danach quasi wieder komplett geheilt.
„Das kann jetzt ein wenig wehtun", warnte sie Pfeilblitz. Dieser zuckte nur mit den Ohren. „Ich bin Krieger, ich halte das schon aus", schien diese Geste zu sagen. Doch als Eulenflug die Pfote mit ihren Kiefern umschloss und mit einem kräftigen Ruck wieder einrenkte, schrie der Kater so laut auf, dass er wohl alle Ratten in der Umgebung verschreckte haben musste. Einen Moment stand noch der Schmerz in seinem Gesicht geschrieben und er zog beleidigt die Pfote zurück, dann schien er jedoch herauszufinden, dass mit seiner Pfote wieder alles richtig war und er schien den Schmerz schnell wieder zu vergessen.
Vorsichtig setzte er die Pfote auf. Er zuckte nicht vor Schmerz zusammen, es schien alles wieder heil zu sein. „Danke", miaute er und belastete die Pfote noch ein weniger mehr. „Nun komm, wir müssen nach Blitzpfote sehen!"
Eulenflug folgte ihm. Sie hatte den cremefarbenen Kater schon fast vergessen. *Oh SternenClan lass ihm nichts passiert sein!*, bat sie ihre Kriegerahnen im Stillen. Einen Herzschlag lang fragte sie sich, ob sie wohl besser den WolkenClan um Hilfe bitten sollte. Sie entschied sich aber schließlich dafür, dass das wohl ziemlich egal war. Ihre Kriegerahnen würden dem kleinen Kater schon helfen, wenn es in ihrem Wille stand.
Die beiden Clankatzen kamen plötzlich zum Stehen, als sie auf einer kleinen Lichtung ankamen. Die Szene die sich vor ihren Augen abspielte, überrumpelte sie und einen Moment hatte Eulenflug wirklich keine Ahnung, was sie machen sollte. Blitzpfote stand wackelig auf den Beinen dar. Er hatte ein paar böse Verletzungen vom Kampf davongetragen, aber auch Rattenbisse.
Dennoch schien es ihm vergleichsweise zur der Kätzin die neben ihm auf dem Boden lag recht gut zu gehen. Heidenstern war vom Kampf unversehrt und auch die Ratten hatten sie nur ein paar wenige, eigentlich nicht sehr bedrohliche Bisse erleiden lassen, doch der weißen Kätzin ging es eindeutig nicht gut. Sie sah plötzlich so schwach aus, wie sie da auf dem Boden lag.
Eulenflug hatte ihre Anführerin noch nie so schwach gesehen. Heidenstern war immer die starke Kätzin gewesen, die, die niemals aufgab und für ihren Clan da war. Die zweite Anführerin hatte nie wirklich daran gedacht, dass sie dies nicht für immer sein würde. Das hatte sie gar nicht erst glauben wollen. Heidenstern war die Anführerin des HimmelClans und keine Katze würde wollen dass sich dies änderte. Die weiße Kätzin mit den grünen Augen durfte einfach noch nicht an der Reihe sein, ihre Clangefährten zu verlassen. Ihr Clan brauchte sie doch!
Eulenflug schritt langsam näher zu ihrer geliebten Anführerin. Heidenstern war nicht alleine. Neben Blitzpfote, der etwas abseits stand und ziemlich ratlos und geschockt wirkte, war noch ein Kater bei ihr. Felsstern hatte sich neben ihr niedergekauert, seiner Schnauze in Heidensterns Fell vergraben. Er schien gar nicht zu bemerken, dass Pfeilblitz und Eulenflug gekommen waren.
Die zweite Anführerin konnte das Entsetzen des HöhlenClankriegers spüren. Entsetzten über Heidensterns Lage aber auch über das Verhalten seines Anführers. Die beiden Clanoberhäupter hatten ihre Beziehung zueinander immer gut versteckt.
Die weiße Anführerin hatte ihre Augen geschlossen und lag kraftlos auf dem Boden. Ganz klein und schwach sah sie nun aus und gar nicht mehr wie die große Anführerin, die sie war. Wenn sich ihre Brust nicht noch immer mit schwerfälligen Atemzügen heben und senken würde, könnte man schon fast meinen, dass sie bereits mit dem SternenClan wandelte.
Eulenflug schubste Felsstern grob zu Seite. „Lass mich mal nach ihr sehen", drängte sie. Der graue Kater schien sie gar nicht gehört zu haben. Ja gar nicht mal richtig realisiert zu haben, dass sie ihn gerade von seiner geliebten Anführerin weggestoßen hatte. Eulenflug beugte sich über Heidenstern und horchte auf die Atmung. Sie ging schwerfällig und ihr Atem roch faulig. Fast Symptome wie bei einer Vergiftung. Die zweite Anführerin wusste was das bedeutete. Die Anführerin reagierte allergisch auf die Rattengifte und dies verursachten eine toxische Reaktion im ihrem Körper, ganz so wie es bei Eichenfall der Fall gewesen war. Es gab nichts mehr, was sie noch für ihre Anführerin tun konnte.
Felsstern erwachte aus seiner Trance und blinzelte sie an. „Verliert sie ein Leben?", fragte er. Wut stauchte sich in Eulenflug auf. Er war schuld. Der HöhlenClan hatte diesen Kampf angezettelt und somit in erster Linie Felsstern. Heidenstern sollte wohl recht behalten. Der HöhlenClananführer konnte sich zwar das ganze geschickt einfädeln, sodass es so aussah als sei der Kampf die Schuld des HimmelClans gewesen, doch letztendlich würde der HöhlenClan und somit er die Schuld dafür tragen.
Er hatte die Verantwortung für diesen Kampf auf sich genommen, nun musste er mit seinem Gewissen leben. Und Eulenflug wusste, dass dies ihn nie wieder loslassen würde. Doch sie spürte kein Mitleid. Dieser Kampf hätte verhindert werden können. Verhindert werden müssen. Die Worte die Heidensterns Vision gesprochen hatten, waren wahr gewesen. Dieser Kampf hätte nie stattfinden dürfen. Also wendete sich die zweite Anführerin schließlich an Felsstern und nickte verbittert. „Ja. Und zwar ihr letztes."
Hey Leute da bin ich endlich wieder mit einem neuen Kapitel, dass euch wie ich euch kenne auch nicht allzu glücklich machen wird, aber ihr wisst ja, ich liebe Drama ;D und vielleicht hat es euch ja trotzdem gefallen ^^ es kommt jetzt übrigens nur noch ein Kapitel, dann ist dieses Buch auch schon wieder zuende ;)
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