3. Kapitel

Als Eulenflug und Lärchenpfote nach ihrem gemeinsamen Kampftraining im Lager ankamen, ging die Sonne bereits unter und die ehemalige HimmelClankätzin beobachtete, wie Lärchenpfote völlig erschöpft, aber sehr zufrieden mit einer Maus im Maul in ihrem Bau verschwand. Sie war sehr stolz auf die kleine Kätzin. Sie lernte schnell und war ein vollkommenes Kampftalent. Ob sie sich jetzt wohl mit ihrem Bruder aussprach? Bei dem Gedanken fiel Eulenflug ein, dass sie ja noch mit Flugmond reden wollte. Ob er wieder zurück im Lager war? Sie ging zum Frischbeutehaufen und nahm sich ein Eichhörnchen, bereit es mit ihrem Gefährten zu teilen und sich dann in Ruhe mit ihm auszusprechen. Doch als sie sich gerade auf den Weg zum Kriegerbau machte, in der Hoffnung, Flugmond dort zu finden, hörte sie leise Stimmen von hinter dem Bau und spitzte ihre Ohren. Es waren Meisenflug und Spatzenpelz. Eigentlich wollte die Kriegerin nur ungern lauschen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie dort etwas Interessantes erfahren würde. Und ohne sich dagegen wehren zu können, trugen sie ihre Pfoten näher zu den beiden Geschwistern, bis sie um die Ecke des Baus lugte und die beiden dort sehen und auch besser hören konnte. „...Ich weiß nicht was du meinst!", stritt Spatzenpelz gerade irgendetwas ab, doch Meisenflug ließ nicht locker. „Oh doch, das weißt du sehr wohl!", giftete sie ihren Bruder an. „Ich sehe doch wie du sie ansiehst!" Eulenflug erschrak. Meinte Meisenflug etwa sie? Neugierig kroch sie noch etwas näher an die beiden heran und ihr fiel ein, dass sie die Kätzin gar nicht hatte fragen können, warum Flugmond auf sie und Spatzenpelz eifersüchtig sein sollte. Schließlich war Flugmond ihr Gefährte und niemand anderes. Doch vielleicht würde sie die Antwort ja jetzt erfahren, auch wenn sie mit einem unguten Gefühl dem Gedanken nachging, dass sie diese bereits wusste. Sie erinnerte sich daran, wie Spatzenpelz sie angesehen hatte, als sie am heutigen Tag Flugmond hinterher geeilt war. Dieser Blick, auf die Art und Weise, wie sie normalerweise nur Flugmond, oder gegebenenfalls auch Karottenschweif ansahen. Konnte es etwa sein, dass..."Also schön. Du hast recht...Ich...ich liebe Eulenflug", wurde sie dort von Spatzenpelz aus ihren Gedanken gerissen, beziehungsweise in diesen bestätigt. Die MoorClankätzin fühlte, wie sich ihre Nackenhaare langsam aufstellten. *SternenClan, nein! NEIN! Bitte nicht...Reicht es nicht schon, dass ich Karottenschweif das Herz brechen musste? Wie kann es sein, dass mich drei Kater lieben, ich es aber nur einem gerecht machen kann!?* Und dieser eine Kater war Flugmond, und niemand anderes, das wusste sie ganz genau. Sie liebte einzig und allein diesen einen Kater... dessen Duft ihr gerade in die Nase kroch? Überrascht drehte sie sich herum – und da stand er. Flugmond. Der Kater, den sie so sehr liebte und dessen Anblick sie jedes Mal zum strahlen brachte – außer dieses Mal. Ihr wurde sofort klar: *Flugmond hätte nie erfahren dürfen, dass Spatzenpelz mich liebt!* Der Blick des so wunderschönen Katers war getrübt voll Trauer und Enttäuschung. Erst dachte Eulenflug, dass ihr Gefährte von ihr enttäuscht war, doch dann wurde ihr klar, dass sein Blick auf Spatzenpelz gerichtet war. Dieser hatte ihn enttäuscht. Er hatte das Gefühl, von seinem besten Freund verraten worden zu sein. *Nein!*, dachte sich Eulenflug verzweifelt. *Das ist alles meine Schuld! Jetzt breche ich nicht nur Herzen sondern auch noch Freundschaften!* Sie drängte sich an ihrem Gefährten vorbei, ohne ihm in die Augen zu sehen. Ihre Pfoten trugen sie fort, doch sie wusste nicht wohin. Sie ließ sie einfach ihren Job machen und versank in Gedanken. Erst, als sie schon eine Ewigkeit gelaufen war und ihr plötzlich ein vertrauter Geruch in die Nase stieg, hielt sie abrupt an. Sie war bis zur HimmelClangrenze gelaufen! Unweigerlich fragte sich Eulenflug, ob das nur Zufall war oder wollte sie vielleicht wirklich zurück zu ihrem alten Clan? Nein, sie war glücklich im MoorClan. Zusammen mit Flugmond... Doch warum musste sie nur alles zerstören? Plötzlich ertönten wieder die Worte in ihrem Kopf, die sie vor vielen Monden bei den beiden WolkenClankatzen belauscht hatte. *Falsche Entscheidungen werden getroffen...*, überlegte sie nochmal und erstarrte. War es vielleicht wirklich eine falsche Entscheidung sich dem MoorClan anzuschließen? Sie sah in ihr ehemaliges Territorium hinüber und der HimmelClangeruch erfüllte sie wie dichter Nebel. *Nein!* Die Kriegerin schüttelte sich heftig und trat ein paar Schritte von der Grenze weg, damit der Geruch ihr nicht ganz so stark in die Nase stieg. Was konnte sie dafür, dass sich Spatzenpelz in sie verliebt hatte? Sollte ihre ganze Zukunft mit Flugmond wirklich deshalb zerstört werden? Sie und Flugmond liebten sich doch immer noch. Sie konnten doch trotzdem noch zusammen glücklich werden! Vielleicht würden sie bald Junge bekommen und... In diesem Moment wusste Eulenflug, wohin sie jetzt gehen würde. Natürlich! Sie würde Schieferglanz und ihre Jungen besuchen gehen und die Nacht dort verbringen! Dann könnte sie sich von ihrer Freundin und dem Anblick ihrer friedlichen Jungen trösten lassen. Das würde sie machen! Schnell drehte Eulenflug der HimmelClangrenze den Rücken zu. Einfach so würde sie ihren neuen Clan nicht wieder verlassen! Ihre Pfoten waren müde von dem langen Tag und sie hoffte dass sie von Apfelpelz in deren Bau geduldet wurde. Doch seit sie die Jungen seiner Gefährtin geholfen hatte zur Welt zu bringen, war ihr der Krieger sehr freundlich gesonnen und Schieferglanz würde ihm – hoffentlich – nicht erlauben sie wegzuschicken. Doch noch bevor Eulenflug bei der provisorischen Kinderstube ankam, stieg ihr ein bekannter Geruch in die Nase, der dafür sorgte, dass sich jedes Haar in ihrem Pelz aufstellte. *Fuchs!* Zu gut noch hatte die Kriegerin das Bild ihrer Mutter im Kopf, die von dem roten, blutrünstigen Tier getötet worden war, welches sie selbst schwer verletzt hatte. Nie würde sie den Füchsen das verzeihen! Sie waren kaltblütige Mörder und eines Tages würde Eulenflug sich rächen! Doch plötzlich stellte sich ihr Fell noch mehr auf – insofern das noch möglich war – und ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. *Die Jungen!*, schoss es ihr durch den Kopf. Was war, wenn der Fuchs – oder waren es vielleicht sogar mehrere? – den Bau von Schieferglanz überfielen und die Jungen töteten? Die Kriegerin rannte los und hatte das Gefühl dass sie noch nie in ihrem Leben so schnell gerannt war. *SternenClan, bitte mach, dass ich noch nicht zu spät bin!*, betete sie im Stillen zu ihren Kriegerahnen und rannte ohne Rücksicht durchs Unterholz. Der sumpfige Untergrund schmatze unter ihren Pfoten und Schlamm bespritze ihren ordentlich gepflegten Pelz, doch das machte ihr nichts aus. Sie musste die Jungen retten! Außer Atem kam sie schließlich bei dem neu errichteten Bau an und Erleichterung überrollte sie als sie sah, dass der Bau still da lag, ohne einen Fuchs in Sicht. Dem Anschein nach schliefen die beiden Gefährten und ihre Jungen schon. Doch die Erleichterung blieb nicht lange, als Eulenflug bemerkte, dass der Geruch nach Fuchs hier ganz stark war, er musste ganz in der Nähe sein. *Na da bin ich wohl gerade nochmal rechtzeitig gekommen!*, dachte sie und ließ ihren Blick aufmerksam durch den dunklen Wald gleiten. Sie würde kämpfen und keine Gnade zeigen! Einen Moment überlegte sie, ob sie Schieferglanz oder zumindest Apfelpelz wecken sollte, damit sie mit ihr die Jungen verteidigen konnten, falls wirklich Füchse angriffen, doch da war es schon zu spät. Ein rotes Tier mit langer Schnauze und kleinen, tückischen Augen kam aus dem Gebüsch gesprungen. Ein Fuchs! Doch zu Eulenflugs Überraschung war es kein ausgewachsenes, kampfbereites Tier, sondern bloß ein Fuchsjunges, für einen Fuchs noch sehr klein und jung, noch nicht einmal so groß wie eine kleine Katze sowie Eulenflug es war. Fast hätte die Kriegerin amüsiert geschnurrt. Von diesem Fuchs ging keine Gefahr aus. Doch alarmiert witterte Eulenflug die Luft. Wo ein Fuchs war – besonders ein so junger – da waren auch noch mehr! Doch zu ihrer Verwunderung war das der einzige Fuchsgeruch, den sie wahrnehmen konnte. Doch sie roch noch etwas anderes. Den Geruch einer anderen Katze. *Einer Streunerin*, stellte sie fest, denn ihr Geruch gehörte keinem der drei Clans ein. „Komm mein kleiner, komm zu deiner Mama", miaute sie. Sie schien Eulenflug nicht bemerkt zu haben. Sprach sie etwa mit dem Fuchs? AllemAnschein nach ja, denn dieser drehte sich zu ihr um und winselte. Eulenflug glaubte ihren Augen kaum als die Kätzin schnell zu dem Fuchs aufgeschlossen kam, ihm mit der Zunge übers Fell strich und er bei ihr trank. *Aber das kann doch nicht ihr Junges sein!*, dachte sich Eulenflug verblüfft. Es war schließlich ein Fuchs und sie eine Kätzin, eine humpelnde noch dazu, wie die Kriegerin feststellte. Eine böse Wunde zog sich über ihre Vorderpfote und sie mied Bodenkontakt mit dieser Pfote. Erschöpfung strahlte von der fremden Kätzin aus und auch das Fuchsjunge stolperte nur noch vor sich her. Es schien fast noch zu jung um auf eigenen Pfoten zu laufen. Eulenflugs Heilerader schlug bei ihr durch und sie trat aus den Schatten, in denen sie sich versteckt hatte. „Kann ich dir helfen?", fragte sie. Erschrocken fuhr die Streunerin zusammen und sah Eulenflug ängstlich an. Dann entspannte sie sich aber ein wenig, als sie erkannte, dass die MoorClankätzin nur helfen wollte. „Also... um ehrlich zu sein ja", murmelte sie und nahm den jungen Fuchs beschützend zwischen ihre Beine. „Mein Sohn und ich, wir sind ziemlich erschöpft und hungrig...und diese Verletzung hier" – sie streckte zittrig ihre verwundete Pfote aus – „hat sich entzündet, sodass wir nicht weiterreisen können." Mitleid für die erschöpfte, verletzte Kätzin überkam Eulenflug und sie dachte sich, dass Kalbstern eine schwache, hilfsbedürftige Streunerin wie diese sicherlich nicht einfach wegschicken würde. „Wenn du willst kann ich dich zu meinem Lager begleiten... Dort gibt es einen warmen Platz zum schlafen, Beute und Heilkräuter für deine Wunde", erklärte sie und hoffte, dass sie die Entscheidung, eine fremde Katze ins Herz des MoorClans zu bringen, nicht noch bereuen würde. „Wirklich?", fragte die Streunerin und ihre glücklichen und voller Dankbarkeit aufleuchtenden Augen ließen Eulenflugs Sorgen schnell vergessen. „Ja", miaute sie. „Aber der da bleibt mir aus meinem Territorium weg", fauchte sie und deutete mit dem Schwanz auf den kleinen Fuchs, der sich ängstlich unter dem Bauch seiner Mutter zu Boden duckte. Ein Fuchs hatte ihre Mutter getötet. Und auch wenn dieser Fuchs noch klein war und keine Gefahr darstellte, sie würde ihn nicht in ihrem Territorium dulden und erst recht nicht in ihrem Lager! „Nein!", sagte die Streunerin entschlossen und schlang schützend den Schwanz um den kleinen Fuchs. „Ohne ihn, komme ich nicht mit!" Eulenflug seufzte. „Dann geht ihr halt eben beide, sollte auch nicht mein Problem sein", miaute sie und fügte noch hinzu: „Kommt, ich begleite euch zu Grenze meines Territoriums." „Warte!", miaute die Streunerin, ihr Blick wurde plötzlich unsicher. Doch anstatt nachzugeben und alleine mit zu kommen miaute sie bloß: „Bitte!" Eulenflug musterte die Kätzin. Sie würde ihr ja wirklich gerne helfen, aber dem Fuchs... Da auf einmal wurde die Kriegerin von einem vertrauten Duft umhüllt, den sie schon lange nicht mehr gerochen hatte... „Flügelbeere!", hauchte sie leise und am meisten wünschte sie sich jetzt einfach wieder zurück in der warmen, gemütlichen Kinderstube zu sein. Bei der Geborgenheit ihrer Mutter, die sie vor jeder Gefahr beschützte. Doch das würde sie nie wieder tun. Sie war tot und daran war ein Fuchs schuld! „Eulenflug, oh Eulenflug meine liebe Tochter", schnurrte die SternenClankätzin und es klang wie das Wispern des Windes, der sanft an den Ohren der Kriegerin vorbeistrich. „Ich bin ja so stolz auf dich, so stolz." Eulenflug konnte ihre Mutter nicht sehen, aber sie fühlte, wie ihr kaltes, lebloses Fell an ihrem Körper vorbeistrich. „Doch zeig mir jetzt, dass du eine wahre Kriegerin bist", miaute Flügelbeere plötzlich, doch ihre Stimme verlor nicht die Wärme und Fürsorglichkeit. „Erinnere dich an eine Regel des Gesetzes der Krieger: Jedes Junge, egal von welchem Clan und egal ob Clankatze oder nicht, es muss gerettet werden." Eulenflug schluckte überrascht. Wollte ihre Mutter wirklich, dass sie sich um diesen Fuchs kümmerte? Aber ein solcher hatte sie doch schließlich getötet! „Aber das hier ist doch ein Fuchs!", wandte sie ein, Verachtung und Trauer lagen in ihrer Stimme und ihre Mutter schnurrte mitfühlend. „Doch diese Fuchs hat niemandem was getan", miaute sie leise, aber eindringlich. „Er benötigt deine Hilfe genauso wie ein hilfloses Katzenjunges. Er ist unschuldig, kann nichts dafür, was seine Artgenossen getan haben. Zeige, dass du nicht unfair handelst. Das du verzeihen kannst und die Vergangenheit hinter dir lässt um in die Zukunft zu blicken, so wie es eine wahre Kriegerin tut. In deinem Herzen weißt du was richtig ist. Du schaffst das, ich weiß es." Und so schnell wie Flügelbeere gekommen war, war sie auch schon wieder verschwunden. „Nein, warte!", hätte Eulenflug ihr am liebsten hinterhergerufen, doch sie wusste es würde nichts bringen. Ihre Mutter war schon wieder weit weg, im Territorium des SternenClans. Als die Kriegerin ihren Blick wieder der Streunerin und dem kleinen Fuchs zuwandte erkannte sie, dass die beiden nichts von Flügelbeere oder ihrem Gespräch mitbekommen hatten. Eulenflug seufzte. „Gut", gab sie schließlich nach. „Ihr könnt mitkommen zum Lager. Ihr beiden."

Und pünktlich zum Oktoberbeginn ein neues Kapitel! :) Ich hoffe es gefällt euch! <3

PS: ihr könnt mir noch bis zum 10. 10. Steckbriefe schicken... denn es eilt ja nicht, geht ja erst um die nächste Geschichte;)

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