2. Kapitel

Eulenflug stockte in ihrer Bewegung und signalisierte Spatzenpelz mit einem Zeichen ihres Schwanzes dass er ebenfalls stehen bleiben sollte. Sie waren gerade auf dem Rückweg zum Lager und die Kriegerin hatte die Spur eines Eichhörnchens gewittert. Auch der MoorClankater prüfte nun die Luft und schien das Beutetier auch gewittert zu haben, jedenfalls verfiel er in sein Jagdkauern und schlich auf einen Baum zu, auf dem das kleine Tier dem Geruch zu folge sitzen müsste. Eulenflug wechselte schnell die Seite, sodass sie den Baum von zwei Seiten hinaufklettern konnten und das Eichhörnchen so in die Falle locken würden. Geschickt kletterte die Kriegerin den dicken, rauen Stamm hinauf und achtete darauf immer parallel zu Spatzenpelz zu klettern. So hangelten sie sich vorsichtig von Ast zu Ast weiter hinauf und waren schon relativ hoch als plötzlich eine Böe aufkam und die Baumspitze sich bedenklich von der einen zur anderen Seite wog. Schnell duckte sich Eulenflug um das Gleichgewicht besser halten zu können, doch der Ast unter ihr knackte bedrohlich. Mit einem großen Sprung ins nichts rettete sie sich in letzter Sekunde bevor der Ast brach, doch jetzt hatte die Kriegerin ein anderes Problem. Schnell fuhr sie ihre Krallen aus und schlug wild mit den Pfoten um irgendetwas zu fassen zu bekommen. Tatsächlich gelang es ihr, sich an einem dicken Ast festzukrallen. Jetzt musste sich die Kätzin nur noch hinauf hieven, was sie auch noch ohne große Mühe selber geschafft hätte, doch da klang Spatzenpelz panische Stimme an ihr Ohr: „Halte durch Eulenflug, ich komme." Würden Eulenflugs Pfoten nicht immer noch vor Schreck zittern und würde sie bereits sicher auf dem Ast sitzen, sie hätte sich ein Augenrollen nicht verkneifen können. Kater waren immer so überbesorgt. Doch da sie immer noch in dieser misslichen Lage am Ast hinab baumelte, sollte sich die MoorClankriegerin wohl eher darauf konzentrieren hinaufzukommen. Doch bevor sie das tun konnte und auch noch bevor Spatzenpelz bei ihr war, landete ein anderer Kater auf dem Ast an dem sie gerade hing und half ihr hinauf. „Flugmond!" Überraschung stand Eulenflug in den Augen geschrieben, doch der MoorClankater sah sie gar nicht erst an. Sein Blick war starr auf Spatzenpelz gerichtet. „Wenn jemand Eulenflug rettet, dann bin ich das!", zischte er dem braunen Kater zu und ehe sich die Kriegerin versah, wirbelte ihr Gefährte auch schon herum und verschwand mit gekonnten Sprüngen von Ast zu Ast in den Baumkronen. Die beiden zurückgebliebenen MoorClankatzen waren immer noch sprachlos, doch Eulenflug fand als erste ihre Stimme wieder. „Was meinte Flugmond damit?", fragte sie und verengte verwirrt die Augen. Sie erwartete, dass Spatzenflug genauso ratlos war wie sie, doch er sah bloß verlegen auf seine Pfoten, als hätte man ihn bei irgendwas ertappt und miaute dann ihrer Frage ausweichend: „Du solltest ihm besser hinterhergehen." Eulenflug zögerte einen Moment. Neugier und ein Funke Misstrauen flammten in ihr auf nach dieser seltsamen Reaktion ihres neuen Freundes und sie hätte zu gern nachgehakt, was das zu bedeuten hatte, aber er hatte zugleich auch recht: „Sie sollte Flugmond dringend hinterhergehen und ihn besänftigen. Also gab sie sich seufzend geschlagen und kletterte vorsichtig den Stamm hinunter, da sie für heute eindeutig genug von Klettern hatte, zumindest was Bäume anging. Die Spur ihres Gefährten durch das ganze Laub und die ganzen Äste zu folgen, wäre sowieso sehr schwer gewesen. *Er ist bestimmt zum Lager gegangen*, überlegte sie, als sie endlich wieder sicheren Waldboden unter den Pfoten hatte. Mit einem kleinen Nicken in Richtung Spatzenpelz, der oben in den Baumkronen geblieben war und seinen Blick auf ihr ruhen ließ, verabschiedete sie sich von ihm und trabte los in Richtung MoorClanlager. Sie spürte genau den Blick des braunen Katers in ihrem Rücken und ihre Nackenhaare stellten sich leicht auf. Irgendetwas an diesem Blick ... war anders, als der von normalen Clangefährten, abgesehen von der Tatsache, dass andere Clangefährten ihr auch gewiss nicht solange nachgesehen hätten. Spatzenpelz mustere sie eindringlicher, bedachter und vor allem... gefühlvoller? In irgendeiner Weise erinnerte er Eulenflug damit an Flugmond, und sie hatte das Gefühl, dass das gar nicht gut war...

Im Lager angekommen ließ Eulenflug ihren Blick über die MoorClankatzen schweifen, die sich gerade ihre Zungen gaben oder Beute teilte. Doch den ungewöhnlichen Pelz von Flugmond entdeckte sie nicht. Also ging sie zum Kriegerbau und steckte ihren Kopf durch den Eingang, doch wie erwartet war ihr Gefährte auch nicht dort. *Kater!*, schimpfte sie und rollte mit den Augen. Wo konnte er denn sonst sein? „Eulenflug?" Überrascht wandte die Kätzin ihren Blick einer kleinen, braunen Kätzin zu, die sich schüchtern an die Kriegerin gewandt hatte. „Lärchenpfote, was gibt es?", fragte sie alarmiert. „Ist etwas passiert?" „Nein nein", versicherte diese ihr schnell und Eulenflug seufzte erleichtert auf. „Es ist nur...", die Schülerin sah betreten zu Boden. „Weißt du wo Flugmond ist? Ich kann ihn nirgends im Lager finden und dabei hat er mir versprochen, heute mit mir in die Kampfkuhle zu gehen. Ich habe schon gestern den ganzen Tag im Lager verbracht, während Laub- und Tannenpfote Jagen waren." Wut stieg in der Kriegerin auf? Wie konnte Flugmond nur? Abgesehen davon, dass sie ihm überhaupt nichts getan hatte und der Kater keinen Grund hatte beleidigt zu spielen, hatte das ganze nun wirklich nichts mit Lärchenpfote zu tun. Wie konnte er seine Schülerin nur so vernachlässigen. „Ich weiß nicht wo Flugmond im Moment ist", sagte sie wahrheitsgemäß. „Aber ich weiß, was wir jetzt machen: Ich nehme dich mit in die Trainingskuhle und wenn dein Mentor halt keine Zeit hat, dann trainieren wir beide gemeinsam." Es war ihr jetzt ganz egal was Flugmond davon hielt. Die Schülerin verdiente eine Trainingseinheit. „Wirklich?" Lärchenpfote machte große Augen und ihr Schwanz schoss aufgeregt in die Höhe. „Super! Lass uns sofort aufbrechen!" Sie schoss zum Lagereingang und Eulenflug lief ihr lächelnd hinterher. Sie freute sich über das Temperament der jungen Kätzin. Sie würde eine großartige Kriegerin werden, da war sie sich sicher! *Wenn sie nur von Flugmond eine vernünftige und ununterbrochene Ausbildung erhält...*, gestand sie sich ein und damit hatte sie nur noch einen zweiten Grund, um mit ihrem Gefährten zu reden.

In der Kampfkuhle angekommen stellte sie fest, dass die beiden Kätzinnen nicht allein waren. Tannenpfote war ebenfalls da, zusammen mit seiner Mentorin Meisenflug, die die Schwester von Spatzenpelz war. Ob sie wusste warum sich ihr Wurfgefährte mit Flugmond streitete? „Schön, dass du doch noch gekommen bist!", miaute Tannenpfote freudig und stürzte sich ohne Vorwarnung und ohne auf eine Erlaubnis seiner Mentorin zu warten auf seine Schwester. Die beiden Kriegerinnen ließen die jungen Schüler gewähren und schauten schnurrend zu wie sie sich am Boden wälzten und rauften. „Warum bist du eigentlich hier, und nicht Flugmond?", wandte sich Meisenflug an Eulenflug. „Flugmond wird ja wohl nicht krank sein? Er hat schon gestern nicht mit seiner Schülerin trainiert...", fing Meisenflug besorgt an, doch die grau weiße Kätzin schüttelte seufzend den Kopf. „Nein, krank ist er nicht, aber er hat irgendwelche anderen Probleme... Mit Spatzenpelz und mir glaube ich. Heute sind wir gemeinsam Schieferglanz besuchen gegangen und haben auf dem Rückweg zusammen gejagt. Als ich dann fast vom Baum gefallen bin und Spatzenpelz mich retten wollte, kam plötzlich Flugmond und hat Spatzenpelz angegiftet, das wenn nur er mich retten würde... Keine Ahnung wer dem die Ameisen ins Nest gelegt hat...", berichtete Eulenflug die ganze Geschichte, doch zu ihrer Verwunderung schnurrte Meisenflug amüsiert. Was war denn daran lustig? „Du weißt es wirklich nicht, oder?", hakte die gebürtige MoorClankatze nach und die gefleckte sah ihre Clangefährtin verwirrt an. „Was denn? Was soll ich wissen?", fragte sie mit einem Hauch von Neugier. Wusste Meisenflug warum Flugmond so komisch reagiert hatte? „Oh Eulenflug, du hast ja einen langsameren Verstand als ein ungeborenes Junges!", neckte die Mentorin ihre Freundin und rollte dabei mit den Augen. „Flugmond ist eifersüchtig!", erklärte sie. „Eifersüchtig?" Damit hätte die ehemalige HimmelClankätzin nicht gerechnet. „Etwa auf mich und Spatzenpelz?" „Natürlich du Mäusehirn!", lachte Meisenflug. Doch da kam ein sich am Boden kugelndes Kampfbündel zwischen die beiden Kriegerinnen gerollt und riss sie aus ihren Gedanken. Zu Eulenflugs Schrecken hatten die beiden Jungen Schüler die Krallen ausgefahren und ihre Augen blitzten wütend. Das war kein spielerischer Kampf mehr zwischen den beiden. „Sag das noch einmal und ich mache Krähenfraß aus dir!", zischte Lärchenpfote und hielt ihren Bruder fest zu Boden gedrückt. Trotz der verbotenen Weise so zu kämpfen bewunderte Eulenflug die Kraft der jungen Schülerin. Sie hatte noch kaum Kampftraining gehabt und trotzdem hatte Tannenpfote keine Chance sich aus ihrem kräftigen Griff zu befreien, obwohl er großer als seine Schwester war. Doch seine Hinterläufe waren auch schwächer als die ihren, mehr zum Jagen und zum Laufen von langen Strecken gedacht, so wie es für die MoorClankatzen üblich war. „Schluss jetzt!", fauchte Meisenflug wütend und zog Lärchenpfote am Nackenfell von ihrem Schüler weg. Tannenpfote rappelte sich keuchend auf und die Kriegerin ließ Lärchenpfote grob fallen. Wütend leckte diese sich den Sand aus dem Pelz und funkelte ihren Bruder weiterhin an. Eulenflug befürchtete, dass sie sich jeden Moment wieder auf Tannenpfote stürzen würde, doch damit es dazu nicht kam, stellte sich Meisenflug zwischen die beiden Schüler. Wütend blickte sie vom einen zum anderen. „Wollt ihr mir mal sagen, was in euch gefahren ist?", fragte sie, doch keiner der beiden jungen Katzen sagte was. „Tannenpfote?" Unter dem eindringlichen Blick seiner Mentorin sah der junge Schüler betreten zu Boden und erklärte schließlich: „Ich habe gesagt, dass Lärchenpfote wie ein Junges kämpft und ja auch in die Kinderstube zurückziehen könnte, wenn sie eh den ganzen Tag nur faul im Lager rumsitzt..." „Und als ich dann gesagt habe, dass das ja nicht meine Schuld sei, meinte Tannenpfote dass ich Flugmond wohl zu schlecht wäre und er aufgegeben hätte weil er wüsste dass ich eh keine Kriegerin werden würde", schloss Lärchenpfote den Bericht mit giftiger Stimme und einem wütenden Blitzen in den Augen, auch ein wenig Genugtuung im Blick. „Aber ich habe ihm gezeigt, wer von uns beiden hier das Junge ist und ich würde es auch gerne nochmal tun, wenn er sich denn noch traut mit mir zu kämpfen", forderte sie ihren Bruder schlussendlich noch heraus, doch dieser reagierte nicht darauf. Meisenflug wandte sich wütend an ihren Schüler. „Tannenpfote, wehe du sagst sowas noch einmal! Dann werden wir mal sehen, wir hier den nächsten Mond im Lager festsitzt!" Der Schüler wirkte unter dem wütenden Fauchen seiner Mentorin plötzlich ganz klein und Eulenflug wurde klar, dass er ja auch fast noch ein Junges war. Vielleicht sollte Meisenflug ihn nicht ganz so grob behandeln? „Also Tannenpfote, als Strafe dass du das zu Lärchenpfote gesagt hast, wirst du die nächsten Tage ihren Ältestendienst übernehmen, verstanden?" „Ja, Meisenflug", murmelte Tannenpfote kleinlaut. „Und zum Kampftraining werde ich dich erst wieder mitnehmen, wenn ich darauf vertrauen kann, dass du deine Krallen nicht wieder ausfährst." Ohne auf eine Antwort zu warten drehte sie sich zu Lärchenpfote um. „Und was dich angeht, deine Bestrafung überlasse ich Flugmond. Schließlich hast du auch deine Krallen ausgefahren und als wahre Kriegerin lässt man sich nicht provozieren." An Eulenflug gewandt fügte sie noch hinzu: „Du entschuldigst mich, Tannenpfote und ich werden zurück zum Lager gehen, schließlich muss sich noch um die Ältesten gekümmert werden." Eulenflug sah ihrer Freundin nach, wie sie aus der Trainingskuhle sprang und im Wald verschwand ohne darauf zu warten, ob ihr Schüler ihr folgte. Tannenpfote wollte ihr hinterher eilen, zögerte aber dann, als er bei seiner Schwester ankam. „Tut mir leid", miaute er. „Das war nicht so gemeint, ich habe dich nur bei den letzten Trainingseinheiten vermisst, das ist alles." Er sah Lärchenpfote entschuldigend an, diese zögerte einen Moment dann leckte sie Tannenpfote kurz zwischen den Ohren. „Entschuldigung angenommen", schnurrte sie, doch in ihren Augen stand immer noch ein gekränkter Ausdruck. Es musste sie ziemlich traurig machen, dass ihr Mentor sie nicht mit zum Training nahm und ihre Geschwister damit einen Vorteil hatten. *Flugmond, Flugmond...*, dachte sie sich seufzend, während Tannenpfote sich von seiner Schwester verabschiedete und Meisenflug hinterher in den Wald eilte. „Können wir denn trotzdem weiter kämpfen?", fragte Lärchenpfote hoffnungsvoll. Die junge Schülerin schien zu befürchten dass Eulenflug als Strafe das Training abbrechen würde. „Natürlich machen wir das", schnurrte sie und stellte sich der kleinen Kätzin gegenüber. „Greif mich an!"

Dieses Kapitel widme ich CrazyWuschel Vielen vielen Dank dass du mir so treu bist und so unglaublich süße Kommentare schreibst! Dankeeee! Das bedeutet mir wirklich viel!!!

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