☆ 8. Kapitel ☆

Mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht kehrte Eulenfeder ins Lager zurück. Sie hatte sich zwar schon bald von Flugmond verabschieden müssen, war aber trotzdem sehr glücklich. So froh wie selten in ihrem Leben bisher. „Na, ist dir das Eichhörnchen entwicht?", fragte Stachelkralle Eulenfeder. In seiner Stimme klang leichte Verachtung mit. „Ja, es ist in seinen Unterschlupf geschlüpft bevor ich den Baum überhaupt besteigen konnte", log die ehemalige Heilerin schnell daher. *Fuchsdung! Das Eichhörnchen habe ich ja völlig vergessen!* „Dass du dann trotzdem so glücklich bist ist aber etwas merkwürdig", bemerkte der Kater vorwurfsvoll. „Ich habe dich im Auge, Eulenfeder!", bemerkte er dann schließlich warnend und entfernte sich siegessicher in Richtung Kriegerbau. Eulenfeder verengte die Augen zu Schlitzen und schickte dem Krieger in Gedanken ein Knurren hinterher. Stachelkralle war einfach der unausstehlichste Kater den die Himmelclankätzin kannte. „Eulenfeder, wir müssen reden", gab Heidenstern bekannt, die gerade aus ihrem Bau kam. Die Kätzin seufzte. Was jetzt wohl wieder war? Die Anführerin schien nicht gerade allzu erfreut. Also folgte Eulenfeder ihr einfach in ihren Bau, den sie jetzt wohl schon öfters besucht hatte als die beiden Ältesten in ihrem ganzen Leben zusammen, und machte es sich in dem Hohlraum bequem. „Dein erster Tag als Kriegerin und schon enttäuschst du mich", verkündete Heidenstern kalt. Damit hatte Eulenfeder nicht gerechnet. War die Anführerin etwa enttäuscht, weil sie das angebliche Eichhörnchen nicht gefangen hatte? Das konnte schließlich dem besten Krieger mal passieren! „Was genau meinst du?", hakte Eulenfeder nach, ohne jegliche Schuldgefühle. „Du wurdest gesehen", erklärte Heidenstern. „Mit einem MoorClankater an der Grenze. Was ihr gesprochen habt wurde nicht verstanden, aber ich glaube das Gesehene reicht." Eulenfeder schluckte schwer. Am liebsten wäre sie sofort im Erdboden verschwunden. Sie hätte niemals gedacht dass sie und Flugmond gesehen wurden. Der Gedanke ließ ihr Herz bis in die Kniekehlen sinken. Nun blieb nur noch die Frage von wem? *Stachelkralle!*, schoss es ihr durch den Kopf und sie war sich ihrer Sache ziemlich sicher. Deshalb hatte der Kater sie auch gerade darauf, also auf die Eichhörnchenjagd angesprochen. „Du weißt, dass das gegen das Gesetz der Krieger ist", miaute die Anführerin und sah Eulenfeder dabei eindringlich an. „Ich möchte nicht, dass du dich noch einmal mit diesem Kater triffst, wenn du willst dass das Ganze ohne Konsequenzen bleibt. Und nun gehe bitte." Die ehemalige Heilerin nickte und verließ mit hängendem Kopf den Anführerbau. Ihre Pfoten trugen sie gewohnheitsgemäß in den Heilerbau, bis ihr wieder einfiel, dass sie sich ein Nest im Kriegerbau errichten musste. „Na Tigersturm, ist alles in Ordnung?", fragte sie ihre ehemalige Schülerin, die gerade ein paar Kräuter sortierte. „Klar. Und was verschlägt dich hier her?" Eulenfeder deutete mit ihrem Schwanz auf den Haufen Moos, der ihr bisher als Nest gedient hatte. „Das hier entsorgen", erklärte sie. „Und mir dann im Kriegerbau ein neues Nest einrichten." Stolz stieg in der angehenden Kriegerin auf und ließ sie für einen Moment das Gespräch mit Heidenstern vergessen. „Oh supi!", verkündete die Heilerin fröhlich. „Damit helfe ich dir sofort wenn ich diese widerspenstigen Ampferblätter vom Stängel gerissen habe." Tigersturms letzte Worte gingen im Genuschel unter, weil sie gerade versuchte ein weiteres Blatt mit ihren Zähnen vom Stiel zu reißen. Eulenfeder schnurrte laut. Das war Tigersturm, wie sie sie schon von ihren Tagen als Junges kannte. Eine hilfsbereite, für jede Arbeit begeisterungsfähige Katze, ihre Hartnäckigkeit und Intelligenz nicht zu vergessen, die aber trotz ihres guten Willens nicht immer alles ganz so gut anstellte. „Gib her", schnurrte die ehemalige Heilerin. „Ich zeige dir wie es schneller geht." Eulenfeder entnahm Tigersturm den Ampferstiel mit den Blättern, klemmte ihn zwischen die Vorderpfote und fuhr ihre Zähne einmal über den ganzen Stängel. Der Großteil der Blätter fiel dabei ab und als sie den Vorgang noch zweimal wiederholte, konnte sie den leeren Stiel entsorgen und die Blätter vom Höhlenboden aaufsammeln, um sie dann zu den anderen Ampferblättern im Kräuterlager zu legen. „Man lernt nie aus", erklärte sie ihrer ehemaligen Schülerin zwinkernd und diese schenkte ihr ein schiefes Lächeln. „Wenn du mir diesen Trick immer verheimlicht hast, kann ich ja nichts für", schnurrte sie neckend und folgte Eulenfeder, die ihr altes Moos bereits vor sich herschob, aus dem Heilerbau. Es war wie immer in letzter Zeit warm und trocken, aber die Luft roch ein wenig nach Regen. Vielleicht würde es die Nacht über ja regnen. Ein paar graue Wolken schoben sich bereits vor die tief stehende Sonne, die die Landschaft in rotes Licht tauchte. Es war gerade erst eine späte Jagdpatrouille aufgebrochen. Nicht dass es der Clan unbedingt für nötig hatte abends oder nachts noch Jagdpatrouillen loszuschicken, aber es jagte sich einfach angenehmer wenn es nicht mehr ganz so heiß war. „Hast du schon gehört, dass Fleckenkralle Krallenpelz und Weißblume zum ersten Mal seit, na du weißt schon, wieder zusammen auf Patrouille geschickt hat?", fragte Tigersturm Eulenfeder in dem Moment und die angehende Kriegerin war etwas überrascht. Das hatte sie nicht gewusst und auch nicht damit gerechnet. „Hoffentlich war das die richtige Entscheidung", kommentierte sie bloß. „Ja das hoffe ich auch...", bemerkte Tigersturm. „Aber vielleicht, ich meine sonst ist ja alles getan... könnten wir ja... nach ihnen sehen?", schlug die junge Heilerin vor. Eulenfeder merkte die Neugier in Wellen von der jungen Kätzin zu ihr rüberschwappen. „Sie ausspionieren?", fragte die ehemalige Heilerin. In diesem Moment dachte sie natürlich wieder an Flugmond und dass sie beide zusammen gesehen wurden. Auch wenn das natürlich eine ganz andere Situation gewesen war, schüttelte sie dennoch schleunigst den Kopf. „Nein. Ausgeschlossen!" Doch dann wurde auch Eulenfeder von Neugier gepackt und vergaß ihre eigene Situation, oder verdrängte sie zumindest. „Naja, zumindest nicht offiziell. Wir können ja zufällig am selben Ort Moos suchen?", schlug sie vor und Tigersturm schenkte ihr ein verschwörerisches Lächeln. „Rein zufällig. Natürlich." Die Heilerin führte sie dorthin, wo sie glaubte dass die Jagdpatrouille dorthin gegangen sei und Eulenfeder folgte ihr einfach blindlings. Mit gespitzten Ohren glitten die beiden HimmelClankätzinnen leise durchs Unterholz und hielten Ausschau nach ihren beiden Clangefährten. „Ich glaube die beiden sollten zur Felswand, weil es da immer so viele Mäuse gibt." Die angehende Kriegerin hatte von solchen Dingen wenig Ahnung, aber das ließ sich ja leicht erlernen. Immerhin wusste sie welche Kräuter bei der Felswand wuchsen. Ihr Heilerkenntnis überragte das Krieger Kenntnis leider um weites. „Pscht!", riss Tigersturm Eulenfeder aus den Gedanken und blieb abrupt stehen. „Ich sehe Krallenpelz", verkündete sie im Flüsterton und die ehemalige Heilerin ließ ihren Blick schweifen. Und tatsächlich! Oberhalb der großen Felswand verfolgte Krallenpelz ein Eichhörnchen auf einer jungen Buche. Er war nicht so geschickt im Klettern, gab aber sein Bestes und war dem Beutetier dicht auf der Spur. Da sprang das Eichhörnchen auf den Ast eines anderen Baumes. Und gerade als Krallenpelz seiner Beute hinterher springen wollte, passierte es. Der dünne Ast der jungen Buche brach krachend durch und der Krieger fiel hilflos zu Boden. Doch damit nicht alles. Er bekam keinen Halt auf dem losen Untergrund und rollte über den Felsrand. Eulenfeder hielt entsetzt den Atem an. Doch da schaffte es Krallenpelz sich an einem Überhang mit den Vorderpfoten festzuhalten. Doch seine Hinterbeine baumelten nutzlos über dem bedrohlichen Abhang. Alleine würde der Kater es nicht schaffen hochzuklettern. Und runter springen war auch keine Option. Dafür war es einfach zu tief. „Krallenpelz halte durch, wir kommen!", rief Eulenfeder und preschte den Hang neben der Felswand hinauf. Tigersturm folgte ihr dicht auf den Fersen. Es war ein schwieriges Unterfangen den steilen und rutschigen Hang schnell zu bezwingen und als sie fast oben waren...: „Au!", schrie Tigersturm. 2Ich habe mich in einem Brombeerdickicht verfangen!" Die ehemalige Heilerin seufzte. „Ich komme hier jetzt nicht so schnell raus. Gehe du alleine!", rief ihr ihre ehemalige Schülerin zu. Eulenfeder nickte. Das schien ihr das Vernünftigste. Für alles andere blieb ihnen nun wirklich keine Zeit mehr. Also rannte sie alleine weiter und bremste haarscharf vor der steilen Felswand ab, ehe ihr dasselbe Schicksal wie Krallenpelz zuteilwerden konnte. Sie legte sich flach auf den Bauch, um ein besseres Gleichgewicht zu haben und streckte eine Pfote Krallenpelz entgegen, der immer noch hilflos am Überhang hinab baumelte. Doch was sollte sie mit ihrer Pfote großartig ausrichten? Sie musste den Kater mit den Zähnen packen. Am besten am Genick. Also zog sie ihre Pfote wieder zurück und lehnte sich vorsichtig über die Kante. Doch sie kam nicht bis zu seinem Genick ohne Gefahr zu laufen über die Kante zu rutschen. Eulenfeder musste Krallenpelz wohl an den Pfoten packen. Vorsichtig nahm sie die eine Pfote ins Maul und zog mit aller Kraft, doch sie war zu schwach. Alleine würde sie es nie schaffen. „Tigersturm!", rief sie ihrer ehemaligen Schülerin verzweifelt zu „Tigersturm du musst dich beeilen!" In dem Moment ertönten Pfotenstapfen hinter Eulenfeder und sie erblickte Weißblume. „Weißblume! Dem SternenClan sei Dank!", keuchte sie erleichtert. Doch dann sah die angehende Kriegerin den Glanz in den Augen der Kätzin. Sie schien gar nicht vorzuhaben ihrem Gefährten zu helfen. Sie machte es sich auf dem Waldboden bequem, den Schwanz sorgsam um die Pfoten gewickelt, der Blick kalt. „Weißblume!" In Eulenfeders Stimme hallte in erster Linie pures Entsetzen mit, aber sie hatte auch einen warnenden Klang. „Helf mir!", schrie sie die weiße Kätzin förmlich an. Doch diese zeigte nicht die winzigste Regung. „Wenn du es schon nicht tust weil es dein Gefährte ist, dann wenigstens weil er eine Katze deines Clans ist und du das Gesetz der Krieger brechen würdest wenn du ihm nicht hilfst!" Weißblume blickte immer noch ungerührt drein, doch schließlich erklärte sie: „Er ist schuld, dass Regenwolke und ihre unschuldigen Jungen gestorben sind. Er hat mich und unsere eigenen vier Jungen verraten. Und er hat seine Jungen mit Regenwolke verleugnet." Ihre Stimme klang voller Hass und Kälte und Schmerz stand in ihren Augen geschrieben. Da erhob Krallenpelz seine Stimme. Es kam nur noch eine leise krächzende Stimme hervor und Eulenfeder spürte wie der Krieger schwächer und schwächer wurde. „Weißblume, lass mich dir eines sagen. Ich werde es dir nicht verübeln, wenn du mich jetzt sterben lässt. Ich kann es ja sogar nachvollziehen. Ich liebe dich, egal was du jetzt tust." Seine Stimme versagte bei den letzten Worten und Eulenfeder glaubte der Kater würde jeden Moment loslassen. „Nein! Sag sowas nicht! Sie muss dir einfach helfen!" Doch da erhob Weißblume ihren Schwanz und verkündete: „Ich bin noch nicht fertig!" Der Blick der Kriegerin wurde weich. „Aber er ist und bleibt mein Gefährte. Egal was er tut." Und mit diesen Worten sprang Weißblume auf ihre Pfoten, trat an die Felskante und packte die andere Pfote ihres Gefährten mit den Zähnen. Für einen Moment fürchtete Eulenfeder, die Kätzin könnte den Kater jetzt absichtlich runter stoßen, doch Weißblume war nicht hinterlistig. Sie hievte Krallenpelz gemeinsam mit Eulenfeder hoch und legte ihn sanft auf dem Waldboden ab. Keuchend blieb der Krieger liegen. Seine Muskeln zitterten vor Anstrengung. „Danke", brachte er erschöpft hervor. Erst an Eulenfeder gewandt. Dann wandte er den Blick seiner Gefährtin zu und sah sie lang und innig an. Da kam auch Tigersturm keuchend bei ihnen an. Sie sah aus wie ein zerrupftes Beutetier aber beim Anblick des geretteten Krallenpelz strahlte sie. „Ich liebe dich auch, Krallenpelz", verkündete Weißblume da. „Und egal was du gemacht hast oder tun wirst, du wirst immer mein Gefährte bleiben und ich werde dich immer lieben." In diesem Moment begann es zu regnen. Kleine, erfrischende Tropfen fielen seit so langer Zeit endlich wieder zu Boden und alle Katzen wandten den Blick glücklich gen Himmel, von wo aus die Tropfen auf ihre Köpfe hinab fielen. Nur Krallenpelz und Weißblume sahen sich weiterhin an und ihr Schnurren war so laut, dass es fast das rhythmische Prasseln des Regens übertraf.

Kleine Info : Wolkenjunges heißt jetzt Sturmjunges, da mir aufgefallen ist dass ich schon einen Wolkenpfote habe ;) und sorry für den Tag Verspätung :/

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