☆ 5. Kapitel ☆
„Eulenfeder?" Tigerpfotes besorgte Stimme drang an das Ohr der Heilerin und sie war sofort hellwach. „Ist etwas passiert?" „Nein. Ich dachte bloß... müssen wir nicht mal zu den Mondhöhlen aufbrechen?" *Fuchsdung!* Die Sonne stand schon sehr tief und zu den Mondhöhlen war es ein weiter Weg. „Hast du dich ausreichend am Frischbeutehaufen gestärkt, Tigerpfote?" Die Schülerin nickte rasch. „Gut, dann lass uns sofort aufbrechen!" Die beiden Heilerkatzen verließen das Lager und durchquerten trabend das Territorium. „Es ist ziemlich kühl geworden", bemerkte Tigerpfote überrascht. Eulenfeder musste ihr recht geben. Es war keineswegs kalt aber im Gegenzug zu den letzten schwülen Abenden doch recht frisch. Der Ostwind trieb ein paar graue, dicke Wolken heran, die schon bald die Sonne verdeckt hatten. „Denkst du es zieht ein Schauer heran?" fragte die Schülerin und in diesem Moment ertönte aus der Ferne ein Donnergrollen. „Na zumindest mal ein Gewitter", bemerkte die Heilerin. Tigerpfote legte ängstlich die Ohren an. „Denkst du das ist ein schlechtes Zeichen vom SternenClan?" Es kam nicht häufig vor, dass man die Schülerin ängstlich sah. Sie war wirklich eine mutige Kätzin! Doch sie hatte großen Respekt vor dem SternenClan, das wusste Eulenfeder. „Manchmal ist ein Gewitter auch einfach nur ein Gewitter", beruhigte die Heilerin ihre Schülerin. "Wir überqueren jetzt die Grenze zum MoorClan", warnte Eulenfeder als sie die stinkende Grenzmarkierung übertraten. Beide Heilerkatzen wurden sofort angespannter, als sie auf dem fremden Territorium liefen. "Wie weit ist es jetzt noch?", erkundigte sich die Schülerin. Eulenfeder wünschte sie wäre bereits schon mal bei den Mondhöhlen gewesen, damit sie zu ihrer Schülerin aus eigener Erfahrung sprechen konnte."Ich weiß es nicht", gestand sie. "Aber die Mondhöhlen liegen fast am anderen Ende des Waldes von unserem Lager aus gesehen. Wir müssten jetzt circa die Hälfte haben." "Aber wird man uns auch nicht daran hindern das MoorClanterritorium zu durchqueren?", hakte Tigerpfote unsicher nach. Eulenfeder seufzte. Mit wie vielen Fragen würde sie die Schülerin denn noch löchern. "Nein, keine Sorge", miaute sie. "Wir sind Heilerkatzen und auf dem Weg zu den Mondhöhlen. Da gibt es keinen Grund uns aufzuhalten." "Hm." Einen Moment herrschte Stille. Dann fragte Tigerpfote: "Wie sehen die Mondhöhlen eigentlich aus." Die Schülerin war wirklich ziemlich aufgeregt, doch Eulenfeder ging es nicht viel anders. "Du weißt genau, dass auch ich noch nie bei den Mondhöhlen war. Warum wartest du dann nicht einfach bis wir da sind und lässt dich überraschen anstatt mich mit Fragen zu löchern, auf die ich keine Antwort kenne", fragte Eulenfeder, mit einem leicht amüsierten Unterton. Die Schülerin sah etwas betreten zu Boden. Tatsächlich schwieg die Schülerin nun bis sie angekommen waren. Beide HimmelClankatzen staunten nicht schlecht als sich ein gewaltiges Felsmassiv vor ihnen auftat. "Ich glaube wir sind da", verkündete die Heilerin ihrer Schülerin und schon traten die anderen Heilerkatzen aus den Schatten hervor. Eulenfeder begrüßte fröhlich Ahornblatt und Seeblüte, während Tigerpfote eifrig die größten Neuigkeiten mit der Heilerschülerin Tupfenwind austauschte. „Dann lasst uns mal aufbrechen", miaute Seeblüte und wollte schon gerade den Aufstieg zum Felsmassiv angehen, als die HimmelClanheilerin noch schnell ein „Warte" einschob. Die Heilerkatzen sahen sie neugierig an. „Bevor wir uns mit dem SternenClan die Zungen geben, habe ich noch eine Heilerzeremonie durchzuführen", erklärte Eulenfeder feierlich. Die anwesenden Katzen sahen recht überrascht aus, aber nicht so erstaunt wie Tigerpfote. Die Heilerin schmunzelte. Damit hatte ihre Schülerin wohl nicht gerechnet! Eulenfeder sprang auf einen Fels. Wieder dröhnte ein Donnergrollen durch den Wald, dieses Mal etwas lauter und Tigerpfote sah sie hilflos an. Die Heilerin wusste genau was die Schülerin dachte: Dass der SternenClan vielleicht nicht damit einverstanden war, dass sie vollwertige Heilerin werden. Doch Eulenfeder glaubte das nicht. Welchen Grund hätte der SternenClan die Schülerin zu verurteilen? Sie erhob ihre Stimme zum Himmel empor. „Ich, Eulenfeder, Heilerin des HimmelClans rufe meine Kriegerahnen an und bitte sie, auf diese Schülerin hinabzublicken. Sie hat hart gearbeitet um das Wissen einer Heilerkatze zu erlernen und wird ihrem Clan mit eurer Hilfe lange dienen." Nun wandte die Kätzin den Blick ihrer Schülerin zu und fragte sie: „Tigerpfote, versprichst du, den Weg einer Heilerin zu wählen, dich aus Rivalitäten zwischen den Clans fernzuhalten und die Kranken und Verletzten zu Versorgen, selbst wenn es dein Leben kostet?" Tigerpfote verkündete mit deutlicher Stimme: „Ja, das verspreche ich." „Dann gebe ich dir nun mit der Kraft des SternenClans deinen vollwertigen Heilernamen. Tigerpfote, von diesem Augenblick an wird man dich Tigersturm nennen. Der SternenClan ehrt deinen Mut und deine Entschlossenheit und wir heißen dich als vollwertige Heilerin des HimmelClans willkommen." Eulenfeder sprang vom Fels und legte der Kätzin die Schnauze auf den Kopf. Diese leckte ihre Brust. „Ja, Tigersturm!" Die anderen Heilerkatzen begrüßten die HimmelClankätzin bei ihrem vollwertigen Heilernamen und sprachen ihre Glückwünsche aus. Tigersturm schien so überwältigt, dass es ihr die Sprache verschlug, aber Stolz und Freude zeichnete sich in ihrem Blick ab. Und genau in diesem Moment kam eine Böe auf und trieb die Wolken auseinander, sodass eine kleine Lücke am Himmel entstand, wo der Halbmond nun in seiner ganzen Kraft durchschien und die Lichtung erhellte. Nun fiel tatsächlich jeder Ausdruck von Sorge von Tigerpfotes Gesicht ab und Eulenfeder teilte fröhlich schnurrend ihre Freude. „Ich will ja nicht drängeln", bemerkte schließlich Ahornblatt. „Aber wenn wir weiter hier herum trödeln verschwenden wir noch Mondlicht." Eulenfeder und die anderen Heilerkatzen stimmten dem MoorClanheiler zu und zusammen begannen sie den Aufstieg zu dem riesigen Fels, der in den Himmel hinauf ragte, aber eher einen beschützenden als einen bedrohlichen Eindruck machte. Tupfenwind war als erstes oben angekommen. Sofort war sie in einer Höhle verschwunden und das Dunkel verschluckte sie in der Geschwindigkeit eines Herzschlages. Ein aufgeregtes Kribbeln durchfuhr Eulenfeders Bauch. Was würde sie in der Höhle wohl erwarten? Sie war gerade bei der Höhle angekommen und wollte Tupfenwind ins Ungewisse folgen, als Ahornblatt sie mit ihrem Schwanz zurückhielt. „Der HimmelClan hat seine Höhle dort oben." Er deutete auf einen dunkeln Fleck, den man als Höhleneingang identifizieren konnte. Eulenfeder seufzte. „Tigersturm, wir müssen noch weiter hoch", verkündete sie der Kätzin, die trotz des vollwertigen Heilernamens immer noch ihre Schülerin war. Derweil schlängelte sich Seeblüte an ihr vorbei und folgte Tupfenwind in die Höhle des MoorClans. Ahornblatt, der aufgrund seiner HöhlenClanabstammung ein geschickter Kletterer war, hatte ein leichtes Spiel zu seiner Höhle am äußeren Rand des Felsmassives zu gelangen. Eulenfeder wartete noch auf Tigersturm. Die Schülerin war nicht die beste Kletterin und hatte Schwierigkeiten die steile Felswand zu bezwingen. Die Heilerin half ihr ein wenig und schließlich kamen sie beide beim Eingang der HimmelClanhöhle an. „Was uns darin wohl erwartet?", sprach Tigersturm Eulenfeders Gedanken laut aus, doch diese gab ihrer Schülerin ein Zeichen mit dem Schwanz, dass sie schweigen sollte. Sie wusste von Olivenschweif, dass die Mondhöhlen ein heiliger Ort waren und bei deren Betretung Schweigen eingehalten werden musste. Gleichzeitig betraten die beiden Heilerkatzen das Dunkle und zwängten sich gemeinsam durch den engen Gang. Eulenfeder achtete darauf, dass ihr Pelz immer die Höhlenwand streifte, damit sie die Orientierung behielt. Gleichzeitig ließ sie ihren Schwanz auf Tigersturms Rücken ruhen, damit sie ihre Schülerin in dem dunklen Gang nicht verlor. Es dauerte aber nicht lange, und da kamen sie bei einem kleinen Bach an, der viel mehr bloß ein Rinnsal war und sachte an ihnen vorbeiplätscherte. *Der Mondbach!*, kam es Eulenfeder in den Kopf und sie erinnerte sich daran, wie Olivenschweif ihr von diesem kleinen, wunderschönen und heiligen Bach erzählt hatte. Der Blick der Heilerin wanderte zur Höhlendecke. Zahlreiche kleine Löcher bespickten sie und genau über den Katzen strahlte nun der Mond, dessen Strahlen immer noch ihren Weg durch die Wolkenlücke bahnten und schließlich auch durch die Löcher in der Höhlendecke bis auf den Bach. Ein wundervoller Anblick erbot sich den Katzen dort. Wie tausende kleine Sterne tanzte das Mondlicht auf dem fließenden Wasser und erfüllte die ganze Höhle mit dem vom Wasser reflektierten Licht. Eulenfeder erinnerte sich an die Beschreibung von Olivenschweif was sie in der Mondhöhle zu tun hatte, wenn sie bereits beim Mondbach angekommen war. Sie legte sich direkt an den Bach, sowie Olivenschweif es ihr erklärt hatte und schloss die Augen. Sie spürte wie Tigersturm sie beobachtete und die einzelnen Schritte imitierte. Dann tauchte Eulenfeder vorsichtig ihre Zunge ins heilige Wasser und leckte ein paar Tropfen auf. Es war warm und trotzdem gleichzeitig erfrischend kühl. Die Heilerin hatte das Gefühl, als ob das Wasser ihren ganzen Körper ausfüllen würde und ihr wurde wohlig warm ums Herz. Doch plötzlich verschwand der Boden unter Eulenfeders Pfoten und sie riss erschrocken ihre Augen auf. Die Mondhöhle und der Bach waren verschwunden und die Sonne strahlte. Es war nichts Bedrohliches zu sehen und och verfiel Eulenfeder in Große Panik. Sie befand sich gerade mitten in der Luft, im freien Fall. Unter ihr befand sich ein Wald. Aus dieser Perspektive hatte sie noch keine Bäume gesehen doch sie vermutete dass es ihr Wald war, in dem die drei Clans lebten. Doch sich darüber Gedanken zu machen war im Moment ihre geringste Sorge. Die Bäume näherten sich ihr rasend schnell. Bald schon würde sie durchs Blätterdach zischen und auf dem Waldboden aufprallen. Doch da in der rettenden Sekunde drangen sanfte Worte an ihr Ohr, bei denen sie auch sofort erkannte von wem sie stammten. Das war Taube, ihre Mutter im LichtClan! Allein ihre Anwesenheit, auch wenn es bloß die ihrer Stimme war, beruhigte Eulenfeder schon und sie zappelte nun nicht mehr wild in der Luft herum, sondern ließ sich einfach fallen. „Ruhig, meine kleine Eule", sagte Taube sanft, wie eine Mutter die ihr Junges tröstete. „Du brauchst nur deine Flügel auszustrecken." Die Heilerin gehorchte und erst als sie etwas wankend, aber zumindest nicht mehr fallend durch die Luft glitt, blieb ihr Zeit sich zu wundern. *Ich? Flügel?! Seit wann?* Die Kätzin war so perplex dass sie beinahe vergaß mit ihren seit gerade erst existierenden Flügeln zu schlagen. Im letzten Moment fing sie ihren erneuten Fall ab und erhob sich in die entgegengesetzte Richtung, zum Himmel empor. Doch auch wenn sie Flügel hatte und fliegen konnte, war ihr dennoch etwas mulmig zu Mute als sie auf die Bäume tief unter ihr hinab blickte. Warum war sie hier? Und vor allem, warum hatte sie Flügel? Um genau zu sein hatte sie nicht bloß Flügel, sondern die komplette Gestalt einer Eule. Die Heilerin konnte sich diese Phänomen nicht erklären doch da drang schon wieder Taubes Stimme an ihr Ohr: „Du darfst deine Flügel nicht vergessen, meine kleine Eule. Sie werden dich immer in den Himmel empor tragen, auch wenn du abstürzt oder dem Grund gefährlich nahe bist. Auf sie kannst du dich immer verlassen. Denke an meine Worte." Und so schnell sich Eulenfeder in dieser Situation befunden hatte, so schnell wurde sie auch schon wieder herausgerissen und atmete erleichtert auf. Doch sie war nicht wieder in der Mondhöhle, sondern es war immer noch Tag und unter ihren Pfoten befand sich Waldboden. *Pfoten...* Zu ihrer Erleichterung hatte sie auch wieder die Gestalt einer Katze angenommen und sie kannte sogar das Territorium auf dem sie sich befand. Sie war im Territorium des SternenClans! Hier fühlte sie sich sicher. Es gab immer nur Wärme, Liebe und Sicherheit. ...Und ... Streit, Angst, Verunsicherung? Worte klangen an Eulenfeders Ohr und sie klangen etwas besorgt. Ganz anders als man sie sonst von SternenClankatzen kannte. Die Kätzin brauchte nur ein paar Bäume zu umqueren, bis ihr Blick auf eine Lichtung fiel, auf der drei ihr unbekannte Katzen saßen. Das eine war eine weiße Kätzin, mit eisblauen Augen, die in den Wald von Eulenfeder weg blickten sodass sie den Ankömmling nicht fassen konnten. Der Pelz der SternenClankatze war strahlend weiß. Neben ihr saß ein brauner Kater und daneben noch ein schwarzer. In dem Fell aller drei Katzen leuchtete Sternenglanz. Eulenfeder kam sich etwas unwohl vor, aber sie konnte nicht anders als die drei Katzen zu belauschen. Doch sie verstand nicht recht warum sie hier war. Wenn doch eh keine Katze mit ihr direkt sprechen wollte... Genauso wie es auch im WolkenClan gewesen war. Vielleicht wollte irgendjemand, der sie hier her gebracht hatte ja, dass sie das Gespräch belauschte? Ihr blieb wohl nicht viel anderes übrig. Schließlich konnte sie sich ja nicht aus eigener Kraft wieder zurück in die reale Welt katapultieren. „Und du bist dir sicher, dass die Eule die du gesehen hattest, Eulenfeder war, Himmel?", fragte der braune Kater. Die Frage setzte der Heilerin einen Stich ins Herz. Sie redeten über sie! Genau wie schon die WolkenClankrieger einst. Die weiße Kätzin nickte. Sie schien sich der Sache beinahe sicherer als Eulenfeder selbst. Der schwarze Kater kniff ungläubig die Augen zusammen. „In unseren Träumen verändern die Clankatzen nie ihre Gestalt", wandte er ein. Die Kätzin, die den Namen Himmel zu tragen schien, sprang auf und herrschte den Kater an: „Wenn ich es euch doch sage! Es. War. Kein. Traum. Vom. SternenClan!" Der Kater sah nicht so aus als ob er sich von der Kätzin provozieren ließ. „Beruhige dich doch erst einmal", sprach der braune Kater auf die Kätzin ein. „Von wem denkst du stammen die Träume dann, wenn nicht von uns?" Im Gegenzug zum schwarzen Kater schien der braune der weißen Kätzin zumindest mal zu glauben. „Diese mysteriösen Katzen, die Eulenfeder Zeichen in den Wolken schicken...Die, von denen ich euch schon mal erzählt habe, als sie noch nicht einmal Schülerin war..." Eulenfeder fühlte sich wie am Boden festgewurzelt. Hatte der SternenClan sie durchschaut? Was würde er wohl sagen, wenn er hören würde, dass sie von anderen Kriegerahnen abstammte? Würden sie sie dann verstoßen? Das konnte und wollte sich die Heilerin nicht ausdenken! Sie konnte ja schließlich nichts dafür! Sie hatte sich ihre Kriegerahnen nicht ausgesucht... „Ach, wieder das alte Thema!", miaute der schwarze Kater verächtlich. „Ach sei doch still, Höhle!", konterte der braune Kater und erst da ging der Heilerin ein Licht auf. Wenn der schwarze Kater Höhle hieß und die weiße Kätzin Himmel, dann war der braune Kater bestimmt Moor! *Sind das die Gründer der drei Clans?* Eulenfeder konnte es sich nicht richtig vorstellen. Sie wirkten, wie ganz normale Katzen. *Natürlich sind das normale Katzen, Mäusehirn!*, redete die innere Stimme der Heilerin auf sie ein. Doch sie konnte es sich doch nicht richtig vorstellen. Hatte je eine Katze die drei gesehen? Und das ausgerechnet diese drei über sie redeten. Sollte sich Eulenfeder deshalb geehrt fühlen? Oder doch eher Angst haben?
Dieses Kapitel geht an die liebe Kamillenherz Dankeschön fürs lesen und Voten und Kommentieren!
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