☆ 15. Kapitel ☆

„Du? Aber warum?" Schieferglanz starrte Eulenfeder verwundert an und auch Apfelpelz wirkte völlig sprachlos. „Und warum hast du mich auch eben in der Kinderstube abgelöst?" „Weil Grünblick die abscheulichste Katze im Clan ist", erklärte die Schülerin, in der dringenden Hoffnung, dass niemand anderes und erst recht nicht Grünblick selbst hörte dass sie das sagte. „Gut, du kannst meine Mutter nicht leiden, verständlich. Aber warum dann ausgerechnet ...ich?" Wie sollte Eulenfeder das nun ihrer neuen Mentorin erklären? „Weil ich dir eine Chance geben will zu beweisen dass du für den Clan nicht unverzichtbar bist." Unsicherheit trat in den Blick der schwarz-grauen Kriegerin. Ihr schien langsam zu dämmern, dass die Schülerin die Wahrheit über sie kannte. „Und warum glaubst du, dass ich das bin? Glaubst du nicht ich würde das ausnutzen und dir extra kein vernünftiges Training geben?" Eulenfeder schüttelte den Kopf. „Ich habe dich für dumm gehalten, das war mein Fehler. Du bist zu schlau als dass du das tun würdest. Denn damit würdest du auch dir selber und deinem Ruf schaden." „Schlau erkannt. Vielleicht können wir aus dir ja doch noch eine vernünftige Kriegerin machen", bemerkte Schieferglanz. „Komm mit, wir gehen trainieren. Aber glaub bloß nicht dass ich eine gnädige Mentorin bin. Du wirst hart trainieren müssen und nun komm, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit..." „Zu Befehl", miaute Eulenfeder und folgte ihrer Mentorin aus dem Dornentunnel. Es wäre etwas übertrieben zu sagen, dass sie Schieferglanz mochte, aber sie musste zugeben dass die Kriegerin gar nicht so schlimm war wie sie dachte. Wenn man sie richtig kannte, konnte sie bestimmt auch sehr nett sein. Okay, zumindest ein kleines bisschen nett. „Und was machen wir jetzt? Kämpfen oder jagen üben?" Plötzlich wirbelte Schieferglanz zu ihr herum und stürzte sich auf sie. Eulenfeder fiel nach hinten und landete völlig überrascht auf dem Waldboden. „Erste Lektion: Traue niemals deinem Feind und unterschätze ihn nie. Außerdem, sei immer auf alles gefasst." Schieferglanz Augen leuchteten. Sie schien wirklich gerne Mentorin zu sein. Katzen zu belehren schien ihr Spaß zu machen. *Und Befehle erteilen...* Aber Eulenfeder würde ihr zeigen, dass sie im Kampftraining durch ihr nächtliches Training mit Flugmond schon weit fortgeschritten war. Sie erinnerte sich an einen Trick, führte ihn aus und ehe sich ihre Mentorin versah lag sie schon auf dem Boden und ihre Schülerin presste sie fest auf den Grund, sodass sie nicht entkommen konnte. „Wie war das? Unterschätze niemals deinen Feind." Schieferglanz Augen verengten sich. Es schien ihr gar nicht zu passen dass ihre Schülerin ihr in diesem Moment überlegen war. „Bin ich hier die Mentorin oder bist du es?", giftete sie sie an, doch ihre Stimme hatte das Bedrohliche, dass sie Anfang immer hatte wenn Schieferglanz mit Eulenfeder gesprochen hatte, verloren. „Du natürlich. Ich habe nur wiederholt, was du gesagt hast", bemerkte die Schülerin und setzte eine völlig unschuldige Miene auf. Sie löste ihren Griff und die junge Kriegerin zwängte sich hervor. „Gut, dann lass mich mal testen, wie gut du schon kämpfen kannst." „Hier?", fragte Eulenfeder. Sie glaubte nicht dass dies die Trainingskuhle des MoorClans war. *Vielleicht haben sie ja auch gar keine...*, überlegte sie. „Man muss auf jedem Untergrund kämpfen können." Und schon waren die beiden Katzen in einen wilden Kampf verwickelt, natürlich mit eingezogenen Krallen wie es sich für Clangefährten gehörte. Eulenfeder merkte, dass Schieferglanz sie für weitaus schlechter gehalten hatte. Aber woher sollte ihre Mentorin auch wissen dass die Schülerin in ihren Träumen schon sehr viele Male zusammen mit Flugmond trainiert hatte? Doch Eulenfeder musste zugeben, dass auch Schieferglanz ein wahres Kampftalent war. Das machte die ganze Sache zu einem recht spannenden Kampf. Aber letztendlich war die schwarz-graue Kriegerin doch besser als ihre Schülerin. Diese konnte zwar mit vielen von Flugmond erlernten Techniken glänzen und wusste auch klug die Schwächen ihrer Mentorin auszunutzen, doch sie war einfach aus der Übung. Schließlich hatte sie schon lange nicht mehr trainiert. Aber der Gedanke, dass sie in Heilerangelegenheiten nun wirklich viel mehr Ahnung hatte als ihre jüngere Clangefährten, beruhigte sie dann doch. „Gar nicht mal so schlecht gekämpft", verkündete Schieferglanz als sich die beiden keuchend voneinander lösten. „Darauf können wir aufbauen." „Sollte das jetzt ein Lob sein?", hakte Eulenfeder nach und Schieferglanz schien zu überlegen, was sie jetzt darauf antworten sollte. „Ach las gut sein. Das wäre wirklich zu viel gefordert", neckte Eulenfeder ihre Mentorin. Was so etwas anging schien sich Schieferglanz wirklich schwer zu tun. „Aber ich kann dich loben. Du bist wirklich eine gute Kämpferin, besser als ich", gab die Schülerin zu. „Ph, ist doch selbstverständlich! Schließlich bin ich ja auch die Mentorin und nicht umgekehrt", bemerkte Schieferglanz nur mit hochgerecktem Kinn. Doch Eulenfeder sah, dass sich die junge Kriegerin innerlich doch über das Lob freute und auch nicht damit gerechnet hatte. Sie war in ihrem Leben vermutlich nicht viel gelobt worden... „Ein Dankeschön hätte auch gereicht", erklärte die Schülerin und lächelte amüsiert, als ihre Mentorin etwas ertappt wirkte. „Lass uns zurück zum Lager gehen. Ich möchte mich noch von Apfelpelz verabschieden, bevor er schlafen geht. Vermutlich weckt er mich nämlich morgen früh nicht, wenn er aufbricht, damit ich in Ruhe ausschlafen kann", wechselte Schieferglanz schnell das Thema und Eulenfeder trabte neben ihr auf dem Weg zurück zum Lager. „Du liebst ihn wirklich, nicht wahr?" „Blödsinn... ich und Liebe!", stritt sie zuerst ab und hätte die Schülerin sie nicht schon zusammen mit ihrem Gefährten gesehen hätte sie es der kampfeslustigen Kriegerin sogar geglaubt, aber sie wusste dass dem nicht so war. „Okay vielleicht doch", gab Schieferglanz schließlich zu. „Aber ich weiß einfach nicht, ob er dasselbe für mich empfindet!", bemerkte sie. Jede Scheu und jeder Hass schien von Schieferglanz abgefallen zu sein. Sie redete ganz offen mit Eulenfeder. Das hätte die Schülerin so schnell nicht erwartet. Vermutlich hatte die junge Kriegerin sonst niemanden zum reden. „Aber ich weiß das", erklärte sie ihrer Mentorin. „Er liebt dich. Und zwar von ganzem Herzen." „Glaubst du wirklich?", fragte Schieferglanz, sie schien sich da nicht so sicher. „Da ist noch etwas, stimmts?", hakte Eulenfeder nach, die grau-schwarze Kriegerin nickte. „Ich glaube... Ich erwarte Junge von ihm." Die Schülerin schluckte erstmal. Schieferglanz war doch erst seit wenigen Tagen Kriegerin. Sie würde eine sehr junge Königin sein. „Bist du dir sicher?", hakte Eulenfeder nach. *SternenClan bitte mach dass es nicht so ist! Zumindest noch nicht.* Die ehemalige Heilerin wusste welche Risiken eine Geburt einer so jungen Kriegerin mit sich trug. Und außerdem würden die Jungen in circa zwei Monden zur Welt kommen, dann wenn der Blattfall schon längst begonnen hätte. Sie würden also die ganze harte Blattleere noch als Junge durchstehen müssen. Es war bezweifelnswert, ob sie es dann alle überleben würden. „Nein", gestand Schieferglanz. „Ich wollte nicht zu Seeblüte." „Gut, dann lege dich hin. Wofür war ich schließlich eine Heilerin." Die junge Kriegerin machte wie ihr geheißen und Eulenfeder prüfte ihren Bauch aufmerksam ab. „Ich kann noch nichts genaues sagen", erklärte sie. „Aber höchstwahrscheinlich hast du recht." Sie seufzte innerlich. *SternenClan bitte lass alles gut gehen!*, bat sie. „Besser sage ich es Apfelpelz aber erst wenn er zurückkommt. Wenn es wirklich sicher ist.", miaute Schieferglanz, doch die Schülerin schüttelte den Kopf. „Damit er es dann selber sieht bevor du es ihm in Ruhe beibringen kannst? Ausgeschlossen, er hat die Wahrheit verdient." „Na gut wenn du meinst." Eulenfeder fühlte die Unsicherheit der grau-schwarzen Kätzin. „Hoffentlich wird er sich freuen." *Ja, das hoffe ich auch SternenClan.* Jedenfalls hatte Eulenfeder nun die wahre Schieferglanz kennengelernt. Die, die so viel anders war als die die sie zum ersten Mal kennenlernte. Die, die sie wirklich mögen könnte. Sie bereute die Entscheidung keineswegs, sie als Mentorin gewählt zu haben. Sie hatte diese Chance verdient.

„Apfelpelz?", fragte Schieferglanz als die beiden Kätzinnen im Lager ankamen. Der gefleckte Krieger unterhielt sich gerade mit einer grauen Kätzin. Ehrenkralle. „Schieferglanz. Schön dass du noch rechtzeitig gekommen bist. Ich wollte mich gerade schlafen legen." Er leckte seiner Gefährtin liebevoll übers Gesicht. „Du Apfelpelz, ich muss dir was sagen." Die junge Kriegerin wagte es nicht dem Kater in die Augen zu sehen. Er sah sie besorgt an. „Ist etwas passiert?" „Nein. Also doch. Ich erwarte Junge. Deine Junge." Apfelpelz Kinnlade klappte herunter. „Aber das ist doch..." *Ja?* Jetzt würde es sich entscheiden... „Wunderbar!" Schieferglanz lächelte erleichtert. „Das heißt du freust dich?", fragte sie. „Freude ist gar kein Ausdruck! Ich bin der glücklichste Kater auf Erden! Ich liebe dich Schieferglanz. Sehr sogar!" Die junge Kriegerin schnurrte laut. „Ich dich auch, Apfelpelz! Ich könnte mir keinen besseren Vater für meine Jungen wünschen!" *Naja, das würde ich aber nochmal überdenken*, dachte sich Eulenfeder mit einem Haucht von Belustigung. Da hauchte ihr auf einmal eine Katze hinter ihr ins Ohr: „Ich liebe dich auch Eulenfeder." Flugmond leckte ihr sanft über den Nacken und die Schülerin schnurrte laut. *Wir werden auch bald Junge haben, ganz bestimmt!*

Tada, das nächste (relativ kurze) Kapitel ist da :D

Und natürlich widme ich es wieder einer lieben lieben Person...

Voirguard vielen Dank fürs Lesen, voten und kommentieren! :3

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