☆ 10. Kapitel ☆

„Der Kampf ist beendet", verkündete Kalbstern irgendwann und Flugmond und Eulenfeder lösten sich keuchend von einander. „Gut gekämpft!", lobte Flugmond und in seinen Augen glomm Stolz auf. Er hatte mehrere kleine Wunden davongetragen, die Eulenfeder ihm notgedrungen zugefügt hatte. Aber er würde sein Kriegerleben nicht unterbrechen müssen. Auch Eulenfeder hatte ein paar winzige Kratzer, doch sie hatte gespürt, wie schwer es Flugmond gefallen war sie ihr zuzufügen. Die meiste Zeit, wenn sie nicht beobachtet wurden, hatte er mit eingezogenen Krallen gekämpft, so wie bei einem normalen Kampftraining. Die angehende Kriegerin wusste dass es einem Kater schwerer fiel eine Kätzin zu verletzen als umgekehrt. Doch trotzdem musste sie innerlich lachen. Flugmond hatte sich schließlich über sie lustig gemacht und gesagt, sie solle endlich wie eine richtige Kriegerin kämpfen, doch er selber hatte es ja nur geringfügig getan. „Du hast auch gut gekämpft!", erwiderte Eulenfeder das Lob. „Allerdings ein bisschen zurückgehalten." Sie zwinkerte ihm zu. „HimmelClan, kommt her, wir brechen auf", rief Heidenstern ihren Clan zusammen. Erst da fiel Eulenfeder auf dass Heidenstern da war. Vermutlich hatte sie den Kampflärm gehört. Oder war im Lager gewesen und wurde dort über den Kampf informiert. Langsam gingen die Katzen zu ihren eigenen Clans und die Kämpfenden lösten sich voneinander. Als alle HimmelClankatzen um Heidenstern versammelt waren, gab sie ein Zeichen mit ihrem Schwanz und die Katzen rannten los in ihr eigenes Territorium. Eulenfeder reihte sich neben Haselblüte ein. „Du wolltest mir noch sagen warum wir überhaupt gekämpft haben", erinnerte sie die ältere Kätzin. „Diese dämlichen Fellbälle!", erklärte Haselblüte. „Sie haben doch glatt behauptet wir hätten auf ihrem Territorium gejagt und ihre Beute gestohlen!" „Wirklich?", fragte Eulenfeder und Haselblüte nickte verbissen. Die ehemalige Heilerin konnte das nicht verstehen. Es hatte ganz bestimmt keine HimmelClankatze die Grenze überschritten und erstrecht keine Beute dort gefangen. Das musste ein großes Missverständnis sein. „Und weißt du auch warum der Kampf dann schließlich beendet wurde ohne dass sich einer der beiden Clans ergeben hat?" Haselblüte zuckte mit den Schnurrhaaren. „Nein, das weiß ich nicht. Ich habe bloß gesehen dass Kalbstern und Heidenstern miteinander gesprochen haben. Ich denke sie wird es uns im Lager sagen."

Und genauso kam es auch. Als die Katzen im Lager ankamen sprang Heidenstern auf den Hochstein und rief den Clan zu einer Versammlung. Auch wenn bereits alle versammelt waren. „Kalbstern hat gemeint, wir hätten die Grenze überschritten und Beute gestohlen. Deshalb hat er angegriffen um uns einen kleinen Denkzettel zu verpassen", erklärte die Anführerin. „Doch ich habe ihm nahgelegt, dass dem nicht so ist und dass es sich um ein Missverständnis handeln muss. Er hat zugegeben, dass einer seiner Krieger auch einen fahlen Geruch von Streuner gerochen hat. Wir kamen beide zum Entschluss dass es sein könnte, dass Streuner über unser Territorium gewandert sind und den HimmelClangeruch an sich trugen ehe sie das MoorClanterritorium betraten. Doch sollte das nochmal vorkommen würde der MoorClan uns nicht verschonen, hat Kalbstern mich letztendlich noch gewarnt. Das bedeutet dass wir jetzt die Augen aufhalten müssen. Wenn es wirklich Streuner waren dann dürfen wir nicht zulassen dass sie unser Territorium nochmals betreten. Die Sonnenhochpatrouille wird nochmals kräftig die Grenze markieren und nach Gerüchen von Streunern Ausschau halten. Damit ist die Versammlung beendet." Heidenstern sprang vom Hochstein und gesellte sich zu Fleckenkralle um mit ihm über die Patrouillen zu reden. Vermutlich würde es jetzt noch mehr Patrouillen geben. „Bist du verletzt?", fragte Tigersturm, die mit dicken Kräuterbündeln angerannt kam. „Nur winzige Kratzer", erklärte Eulenfeder. „Um die kümmere ich mich später selber. Jetzt helfe ich dir erstmal die anderen zu versorgen." In den Augen der Heilerin glomm für einen Moment Skepsis auf und erst als sie sich versichert hatte dass Eulenfeder wirklich keine tiefen Kratzer hatte, willigte sie ein. Es war für die angehende Kriegerin ein merkwürdiges Gefühl erst gekämpft zu haben und jetzt wieder Wunden zu versorgen, aber sie wollte Tigersturm unbedingt unterstützen. Und außerdem fühlte sie sich wohl in den Aufgaben einer Heilerkatze. Sie waren ihr alle so vertraut. Es dauerte nicht lange und alle Verletzungen waren versorgt. Es waren wirklich nur harmlose. Bloß Seidenfell hatte eine tiefere Bisswunde und musste in den Heilerbau umziehen. Als Eulenfeder schließlich auch ihre eigenen Wunden versorgt und ihre Pfoten in der kleinen Pfütze im Heilerbau gewaschen hatte, in die nun nach dem Regen wieder regelmäßig ein Wassertropfen fiel, trat sie auf die Lichtung hinaus. Die meisten Clankatzen waren dort versammelt. Manche teilten sich Beute und redeten über den Kampf, andere taten dasselbe nur ohne dabei etwas zu essen und wieder andere führten ein paar Techniken zum Zeigen aus, mit denen sie eine MoorClankatze besiegt hatten. Unter diesen war natürlich Stachelkralle. Aber auch Krallenpelz. Seitdem Weißblume ihm verziehen hatte war er wie ausgewechselt. Wieder glücklich, humorvoll und auch kampfeslustig, so wie früher immer, als die Geschichte mit Regenwolke noch Zukunft war. Eulenfeder überlegte sich zu wem sie gehen sollte um sich die Zungen zu geben, vermutlich gezwungenermaßen über den Kampf. Erst schlug sie die Richtung zu ihrem Bruder Faltersprung ein, doch als sie sah wer bei ihm war schlug sie schmunzelnd eine andere Richtung ein. Falterblüte saß bei ihm und die beiden gaben sich laut schnurrend die Zungen. Ob Frostblüte Faltersprung schon ihre Gefühle für ihn gestanden hatte? Früher als Faltersprung und Eulenfeder noch Eulen- und Falterjunges geheißen hatten, hatten sie sich einander noch alles erzählt. Doch das hatte sich leider geändert. Es hatte schon mit der Geschichte mit Flugmond begonnen. Eulenfeder hatte immer einmal vorgehabt ihrem Bruder davon zu erzählen, doch jetzt war es für sie ausgeschlossen. Es war ihr Geheimnis und das würde sie keiner Katze im HimmelClan anvertrauen. „Eulenfeder, können wir reden?", fragte Heidenstern in dem Moment und verschwand bereits in ihrem Bau. Die angehende Kriegerin folgte ihr. Worüber sie wohl reden wollte? Vielleicht über Eulenfeders Kriegerzeremonie? Aufregung kribbelte im Bauch der Kätzin. Würde sie nun wirklich schon eine vollwertige Kriegerin werden? Sie machte es sich wie so oft schon in dem kleinen ihr bereits wohlvertrauten Hohlraum bequem und wartete was die Anführerin ihr zu sagen hatte. „Du erinnerst dich an meine letzten Worte die ich dir das letzte Mal als du hier in meinem Bau warst ans Herz gelegt habe?" Eulenfeder schluckte. Das letzte Mal war sie doch im Anführerbau wegen der Geschichte mit Flugmond gewesen. „Ich habe dir gesagt, dass ich nicht möchte dass du dich nochmal mit diesem MoorClankater triffst, wenn du willst dass das Ganze ohne Konsequenzen bleibt." „Aber das habe ich doch gar nicht!", protestierte die angehende Kriegerin. Wovon redete Heidenstern? Sie hatten sich ja wirklich nur beim Kampf getroffen, aber das ja gezwungenermaßen. Und natürlich in ihren Träumen. Aber davon konnte ja niemand etwas wissen. Oder vielleicht doch? Doch da miaute Heidenstern: „Mir wurde anvertraut, dass du dich in deinem Traum mit dem Kater getroffen hast." Eulenfeder erstarrte. Das konnte und durfte einfach nicht wahr sein! Sie wurde also tatsächlich in ihrem Traum gesehen? Woher hatte Heidenstern diese Informationen? Vielleicht vom SternenClan selbst? Schließlich war der Ort an dem sich Eulenfeder und Flugmond in ihren Träumen immer trafen irgendwo auf dem Territorium des SternenClans. „Ich habe das nicht selber gesehen", verkündete Heidenstern. „Ich habe nur das Wort einer einzigen Katze und diese könnte schließlich auch lügen. Daher möchte ich nun dich persönlich fragen, ob es wahr ist, dass du dich in deinen Träumen mit einer MoorClankatze getroffen hast." Die Anführerin sah Eulenfeder eindringlich an. „Du hast das Recht alles abzustreiten." Natürlich hätte Eulenfeder jetzt am liebsten wirklich einfach alles abgestritten, doch dafür war sie zu schlau. Sie durchblickte Heidenstern. Die Anführerin wusste, dass es wahr war. Sie wollte Eulenfeder nur testen und wenn sie jetzt nicht die Wahrheit sagte dann hatte sie sich selbst verraten. Die einzige Chance die die angehende Kriegerin jetzt hatte, nicht zu versagen, war es die Wahrheit zu sagen. Also miaute sie mit deutlicher Stimme: „Ja es ist wahr. Ich habe mich mit Flugmond in meinen Träumen getroffen." Die Anführerin nickte. In ihrem Blick lag keine Überraschung. „Deine Ehrlichkeit ehrt dich, Eulenfeder", verkündete sie. „Und trotzdem hast du das Gesetz der Krieger gebrochen. Und zwar gleich zweimal. Das eine Mal in dem du dich mit Flugmond getroffen hast und das andere Mal indem du nicht auf deine Anführerin gehört hast." Eulenfeder senkte beschämt den Blick auf ihre Pfoten. Was für eine Strafe das wohl mit sich zog? Sie wusste dass Heidenstern eine harte aber faire Anführerin war. Da würde sie nicht mit drei Mal Ältestendienst davonkommen. „Du hast heute gut gekämpft. Und überhaupt dachte ich du wärst soweit eine vollwertige Kriegerin zu werden, doch das ist wohl nicht der Fall. Du bist noch zu unvernünftig um eine Kriegerin zu werden und musst erst sehen wo du hingehörst. Daher werde ich dich wieder in den Stand einer Schülerin zurückstufen. Eichenfall wird wieder dein Mentor sein und ohne ihn wirst du das Lager nicht mehr verlassen." Eulenfeder wäre vor Scharm am liebsten im Erdboden versunken. Eine schlimmere Strafe hätte es kaum geben können. Sie hatte schließlich schon längst das Alter und das Wissen einer Kriegerin erreicht, ja sie könnte schon fast eine Königin sein und jetzt würde sie wieder wie eine Schülerin behandelt werden? Sodass selbst die jungen Krieger, die Eulenfeder als Junges kannte wo sie bereits ausgewachsen war, ihr überlegen sein würden. Das war der schlimmste Würden- und Stolzesbruch den sie sich hätte vorstellen können. „Außerdem wirst du in den Schülerbau umziehen und den Schülern einen Viertelmond lang die Arbeit bei den Ältesten abnehmen. Eulenfeders kopf sank noch tiefer vor Scharm. „Und achja Eulenfeder, nehme deine Strafe mit Würde und dann wirst du sehen, dass du ganz schnell eine Kriegerin sein wirst. Ich weiß dass dir das gelinkt. Du bist stark!" Die ehemalige Heilerin nickte und verließ mit hängendem Kopf den Anführerbau. Sie wusste ja dass Heidenstern keine Gnade vor Recht ergehen ließ, aber diese Strafe fand Eulenfeder doch übertrieben. Schließlich wusste die Anführerin ja gar nicht warum sich Flugmond und Eulenfeder trafen und dass sie dies schon so lange und so oft getan hatten. Außerdem war Heidenstern ja selbst nicht besser. Die ehemalige Heilerin erinnerte sich nur gut daran, welche Blicke sie mit Felsstern ausgetauscht hatte. *Aber vielleicht hetzt sie mir ja auch gerade deshalb eine solche Strafe auf. Damit ich nicht denselben „Fehler" mache wie sie. Oder vielleicht damit auch ja keiner Verdacht schöpft, dass sie selber einen solchen Fehler begangen hat?* „Eulenfeder? Was ist passiert?", wurde sie von Tigersturm aus den Gedanken gerissen. Die Schülerin hob ihren Kopf. „Heidenstern hat mich in den Stand einer Schülerin zurückversetzt. Und mir einen Viertelmond Ältestendienst aufgebrummt", erklärte sie. „Frag lieber nicht wieso..." Die Heilerin legte ihr tröstend den Schwanz auf die Schulter. „Ach, das wird sich schnell wieder ändern, du wirst schon sehen! Und beim Ältestendienst helfe ich dir selbstverständlich! Ich bin schon auf dem Weg." Und ehe Eulenfeder ihre ehemalige Schülerin zurückhalten konnte war diese auch schon mit Beute beladen im Ältestenbau verschwunden. Sie war eine wahre Freundin. „Soso, also wieder eine Schülerin, ja?" In Stachelkralles Augen leuchteten Spott und Triumph um die Wette als er hinter einem Fels hervortrat. Wut kochte in Eulenfeder auf. Verfolgte dieser dämliche Kater sie jetzt etwa auf Schritt und Tritt? „Aber was hast du denn schlimmes getan, dass du nun wieder eine Schülerin bist?", fragte er und wirkte tatsächlich unwissend. „Und das fragst ausgerechnet du!", wunderte sich Eulenfeder. „Dabei bist doch du die Katze, die mich und Flugmond ausspioniert und dann an Heidenstern verraten hast!" Doch zu ihrer großen Verwunderung tauchten Überraschung und Verwirrung in Stachelkralles Blick auf. „Wie, was meinst du?" Er wirkte ehrlich verdattert und die Schülerin wurde ganz kleinlaut. „Das... warst du nicht?" Der Kater schüttelte den Kopf. Einen Moment überlegte Eulenfeder, ob er sie vielleicht hinters Licht führte, doch seine Verwirrung wirkte nicht gespielt. Doch da trat wieder ein hämischer Ausdruck in Stachelkralles Gesicht. „Aber sehr interessant. Du hast dich also mit einem MoorClankater getroffen? Tut mir ja schrecklich leid, aber diese Neuigkeit kann ich nicht für mich behalten." Und schon war der Krieger verschwunden. Erst in diesem Moment wurde Eulenfeder klar, dass sie einen schweren Fehler begangen hätte. Sie hatte sich selbst verraten und nun würde Stachelkralle es dem ganzen Clan erzählen. Eulenfeder zitterte am ganzen Körper. So tief war sie noch nie gesunken. *Was soll ich tun SternenClan?* Ihr Leben war ruiniert. Plötzlich fiel ihr ein, was sie tun könnte und sie tat es einfach ohne weiter darüber nachzudenken. Ihre Pfoten trugen sie aus dem Lager und sie raste flink durchs Territorium. Mit einem gewaltigen Satz überquerte sie letztendlich den Bach und flog dann über den sumpfigen Untergrund. Bald schon stach ihr MoorClangeruch in die Nase und sie zügelte ihr Tempo bis sie schließlich vor der Grenze stehen blieb um zu warten. Währenddessen blieb ihr genug Zeit über ihr Vorhaben nachzudenken. Es war eine verrückte Idee und vermutlich viel zu spontan entschlossen. Aber wenigstens eine Möglichkeit den Blicken ihrer Clangefährten zu entgehen. Eulenfeder hatte schon Angst, dass eine HimmelClanpatrouille wohlmöglich noch vor einer MoorClanpatrouille kommen könnte, doch der MoorClan hatte vermutlich auch seine Grenzpatrouillen verstärkt und so dauerte es nicht lang bis drei Katzen auftauchten. Die hinteren beiden identifizierte sie als die Katzen, die ungefähr zeitgleich mit ihrem Bruder ihre Kriegerzeremonie hatten: Spatzenflug und Meisenflug. Und die Anführerin der Patrouille, eine drahtige braune Kätzin musste Ehrenkralle sein. Ihre Augen blitzten feinselig. „Eine HimmelClankätzin auf unserem Territorium. Warum überrascht mich das nicht?", fragte sie spöttisch, doch Eulenfeder sah nicht ein sich vor der Kriegerin klein zu machen. Furchtlos behielt sie ihre stolze Haltung. „Ehrenkralle, das ist doch die Heilerin des HimmelClans!", flüsterte Meisenflug ihrer Clangefährten zu, doch diese sah immer noch misstrauisch drein. „Um genau zu sein bin ich gar keine Heilerin mehr", verkündete die Schülerin. „Aber das tut nichts zur Sache. Ich habe eure Grenze nicht übertreten sondern hinter ihr auf eine Patrouille gewartet. Ich muss nämlich mit Kalbstern reden." „Er müsste gleich kommen", erklärte Meisenflug schnell ehe Ehrenkralle wieder das Wort ergreifen konnte. „Er begleitet unsere Patrouille, hat nur gerade noch eine Maus gefangen." Und schon kam Kalbstern zwischen den Bäumen hervor. In seinem Maul trug er wahrhaft eine Maus, die er Meisenflug übergab. „Hallo Eulenfeder", miaute er und neigte respektvoll den Kopf. Schnell erwiderte sie den Gruß. „Du willst mich sprechen?" Sie nickte und der MoorClananführer befahl seiner Patrouille schon mal vorzugehen. „Was gibt es?", wandte er sich dann schließlich an die Schülerin. In seinem Blick la keine Feindseligkeit, was es Eulenfeder leichter machte ihre Bitte auszusprechen: „Ich möchte mich dem MoorClan anschließen."

Na, wer hätte damit gerechnet? :D Eh alle, oder? xD und wie denkt ihr wird es weiter gehen? Werden die MoorClankatzen und vor allem Flugmond Eulenfeder akzeptieren? ^^

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