☆4. Kapitel☆ ✅

Der Wind zauste Eulenfeder das Fell und er trug dicke Tropfen mit sich. Die ersten Blätter fielen auch schon von den Bäumen und die Nächte wurden immer kälter und kälter. Trotzdem hatte es sich die Heilerin nicht nehmen lassen, zum Heilertreffen aufzubrechen. Der Mond hatte sich genau bis zur Hälfte gefressen und leuchtete der Kätzin nun den Weg. Sie würde sich diese Nacht das erste Mal mit den anderen Heilern bei den Mondhöhlen treffen und sich dort mit ihren Kriegerahnen die Zungen geben.

Heidenstern hatte sich eigentlich geweigert, Eulenfeder zu dem Treffen gehen zu lassen, vor allem ohne einen Krieger an der Seite. Der MoorClan hatte die Grenze zwar nicht überschritten und es schien vorerst keinen weiteren Kampf zu geben. Aber ob die MoorClankatzen begeistert wären, wenn eine HimmelClankätzin quer durch ihr Territorium streifte? Immerhin wussten sie ja nicht einmal, dass Eulenfeder nun Heilerin war und das Recht hatte die Grenzen zu übertreten.

Das sanfte Plätschern des Baches riss die junge Kätzin aus ihren Gedanken. Das Mondlicht schimmerte silbern auf dem dahinfließenden Wasser und alles wirkte so friedlich... Doch Eulenfeder konnte sich noch allzu gut an ihren Traum erinnern, in dem der so harmlos wirkende Bach zu einer reißenden Flut geworden war, die den ganzen LichtClan vernichtet hatte.

Ein Schauer lief der Heilerin über den Rücken und sie zögerte, doch schließlich fasste sie all ihren Mut zusammen und glitt in das seicht dahinfließende Wasser. Sie durfte den Bach nicht ignorieren! Sie konnte doch schließlich nicht zulassen, dass Olivenschweif sie das Schwimmen umsonst gelehrt hatte! Mit geschickten Bewegungen stieß die Heilerin das Wasser unter ihren Pfoten weg und hielt ohne große Mühe den Kopf über die Wasseroberfläche. Mit einem eleganten Sprung landete sie schließlich am anderen Ufer und schüttelte sich das nasse Fell.

Das durchqueren des Baches war ihr nicht schwerer gefallen wie das überspringen eines Astes und doch hatte es sie deutlich mehr Überwindung gekostet. Die Heilerin trabte weiter in Richtung MoorClangrenze und die Kätzin spürte den jetzt schon viel sumpfigeren Boden unter ihren Pfoten und das Wissen lastete schwer auf ihr. Niemand anderes wusste, dass das schlammige MoorClangebiet eine uralte Folge von der zerstörenden Flut war. Vermutlich nicht einmal der SternenClan!

Der Geruch einer anderen Katze ließ Eulenfeder stehen bleiben und die Ohren spitzen. Es dauerte nicht lange, da raschelten die Sumpfgräser und eine zierliche, graue Gestalt tauchte direkt vor der HimmelClanheilerin auf. Sie war dünn, aber nicht mager und deutlich kleiner als eine durchschnittliche MoorClankatze. Außerdem roch sie anders und hatte große Pfoten. Es war ein HöhlenClankater, wie Eulenfeder sofort erkannte.

Die grünen Augen schimmerten überrascht, aber nicht misstrauisch und im Gesamten machte er einen friedlichen Eindruck. „Ahornblatt?", fragte die Heilerin den HöhlenClankater etwas unsicher und dieser nickte. Er war ein recht junger Heiler, wenn auch deutlich älter als Eulenfeder und sein Blick konnte die Neugier nicht verbergen. „Du bist eine HimmelClankätzin...", überlegte er und musterte sie aufmerksam, schüttelte dann aber den Kopf: „Ich glaube, ich habe dich aber noch nie auf einer großen Versammlung gesehen."

Sein Ton war freundlich und seine Stimme erinnerte Eulenfeder ein bisschen an Olivenschweif, nur viel jünger natürlich. „Nein, vermutlich nicht", gab sie zu und überlegte einen Moment, ob sie die Wahrheit sagen sollte. Ihr fiel kein Grund ein, warum sie es nicht tun sollte, also erklärte sie dem HöhlenClanheiler alles:

„Um genau zu sein, war ich nämlich nur auf einer einzigen großen Versammlung. Aber das ist auch schon Monde her. Dann...habe ich mir bei einem Fuchsangriff eine schwere Verletzung zugezogen und musste mein Kriegertraining abbrechen. Olivenschweif hat für mich gesorgt und mir sehr viel beigebracht, während ich im Heilerbau leben musste. Doch dann..."

Eulenfeder brach ab und Trauer überschattete ihren Blick. Ahornblatt sah sie mitfühlend an: „Es tut mir so leid. Olivenschweif war ein großartiger Heiler!" Wut erfüllte die HimmelClanheilerin auf einmal. *Der HöhlenClan hat sich schließlich bei dem Kampf beteiligt!*, dachte sie und maß den Heiler verärgert und misstrauisch, doch seine Trauer schien echt und Eulenfeder wurde bewusst, dass es nicht gerecht war, die Schuld auf Ahornblatt zu schieben.

Jedes blinde Junge hätte schließlich sehen können, dass sich der HöhlenClan nicht freiwillig diesem Kampf angeschlossen hatte und Ahornblatt war schließlich ein Heiler, er hatte nichts mit einem Clangefecht zu tun. Und trotzdem fiel es der jungen Heilerin schwer, die Wut verrauchen zu lassen und dem Kater eines feindlichen Clans freundschaftlich gegenüber zu treten.

Nach einem Moment gefüllt mit qualvollem Schweigen wandte der Heiler seinen Blick schließlich wieder Eulenfeder zu und in seinen Augen lag nun wieder Neugier. „Und du bist nun in Olivenschweifs Pfotenstapfen getreten?", fragte er mit ruhiger Stimme. Die Heilerin nickte bloß. Ihr Blick war nicht auf den HöhlenClanheiler gerichtet. Schließlich fragte Ahornblatt: „Und wie ist dein Name, Heilerkatze des HimmelClans?" „Eulenfeder", antwortete die Kätzin und nun sah sie dem Heiler fest in seine grünen Augen.

Diese blickten sie einen Moment nachdenklich und auf irgendeine Art auch fassungslos an. Tausend Gedanken schienen in seinem Kopf herum zu wirbeln, doch schließlich änderte sich sein Blick wieder. Er sah sie auf eine Art an, die Eulenfeder in irgendwelcher Weise an die Blicke ihrer Clangefährten erinnerte. Der Heiler maß sie mit einer Art von... Respekt.

Doch die HimmelClanheilerin wusste, dass es nicht nur der Respekt war, den eine Heilerkatze einer anderen gebührte. Sie spürte einfach, dass es viel mehr bedeutete und Ahornblatt maß sie auch mit immer mehr Erstaunen und auch etwas, das Eulenfeder völlig grotesk vorkam, das sie aber nicht verleugnen konnte: mit Ehrfurcht!

„Eulenfeder!", hauchte er. „Bist du es wirklich?" Die HimmelClanheilerin verstand kein Wort. Wovon redete Ahornblatt? Sie räusperte sich und endlich normalisierte sich der Blick des Heilers wieder und er wirkte auch ein bisschen verlegen. „Wir sollten jetzt weiter zu den Mondhöhlen gehen, Eulenfeder", miaute er, sah sie dabei aber nicht an. Doch er konnte den Respekt in seiner Stimme nicht unterdrücken.

„Gut. Lass uns gehen", miaute sie und ging absichtlich ein paar Schwanzlängen hinter dem HöhlenClankater. Er hatte die Art nicht gefallen, wie der Kater sie angesehen und mit ihr gesprochen hatte.... Es hatte eher so geklungen, als wäre sie seine Anführerin und nicht die unerfahrenere der Beiden.

Sie liefen eine Weile schweigend durch Moorflächen, hohe Gräser und kleinere Wälder. Irgendwann wurden Eulenfeder die Pfoten schwer und sie hoffte inständig, dass es nicht mehr weit war.

Ein Knurren ließ die beiden Heilerkatzen abrupt anhalten. Erst jetzt fiel Eulenfeder der starke MoorClangeruch auf. Um genau zu sein der eines einzelnen MoorClankaters, den die Heilerin sofort erkannte. Die ihr bekannte Gestalt von Flugpfote trat zwischen den Bäumen hervor und seine Überraschung schien nicht klein zu sein, als er Eulenfeder erkannte, doch er war klug genug, vor Ahornblatt nichts von ihren gemeinsamen Träumen zu sagen, stattdessen miaute er in vorwurfsvollem Ton mehr an den HöhlenClanheiler als an sie gewandt:

„Was wollt ihr hier? Das ist MoorClanterritorium!" Ahornblatt schien ehrlich verwirrt. *Vor einem knappen halben Mond haben wir noch an eurer Seite gekämpft!*, standen dem Heiler seine Gedanken deutlich auf der Stirn geschrieben, als er den MoorClankater musterte, doch er miaute nur in möglichst ruhigem Tonfall: „Wir wollen bloß zu den Mondhöhlen. Heute Nacht ist schließlich Halbmond."

Sein Blick wanderte zu den Baumkronen hoch, die von dem halben Mond beschienen wurden. Doch Flugpfote ließ nicht locker. „Heute wird es kein Heilertreffen geben", miaute er mit ernstem und bemüht feindseligem Ton, doch Eulenfeder spürte, dass er ihnen eigentlich keinen Vorwurf machen wollte. Ahornblatt sah immer noch verwirrt aus. „Aber warum?", fragte er, musterte Flugpfote aber auch ein wenig ängstlich.

Doch der MoorClankater sagte nur: „Geht zurück zu euren Clans!" „Aber...", begann der HöhlenClankater erneut, doch Flugpfote unterbrach ihn wieder. „Geht zurück, bevor ich euch verletzen muss." Seine Stimme wurde zunehmend ungeduldiger und seine Worte ließen keine Wiederrede zu. Ahornblatt zögerte noch einen Moment, dann gab er resigniert auf und wandte sich in Richtung der Grenze zu, die sie vor einer Weile überschritten hatten.

„Komm, Eulenfeder", miaute er. „Wir sollten keinen Streit anfangen. *So schnell gebe ich mich nicht geschlagen!*, dachte sich die Kätzin patzig. „Geh schon mal vor, ich komme gleich nach", miaute sie dem HöhlenClanheiler zu und bemühte sich um einen beiläufigen Ton. Der Kater musterte sie einen Moment unsicher, nickte aber dann schließlich und schon nach kurzer Zeit war sein grauer Pelz in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen.

„Eulenfeder..." Flugpfote maß sie einen Moment lang noch mit derselben Feindseligkeit wie er zuvor Ahornblatt angesehen hatte, dann lockerte sich aber schließlich sein Blick und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht und die Heilerin glaubte ihn leise schnurren zu hören. „Du bist also jetzt Heilerkatze...", miaute er in leicht amüsiertem und irgendwie auch spöttischem Ton.

„Was?", zischte Eulenfeder leicht verärgert. *Auch Heilerkatzen sind wichtig!* „Ach, nur so...", behauptete Flugpfote und jetzt war es eindeutig ein amüsiertes Schnurren, das in seiner Kehle aufstieg. „Es ist nur... du bist so... ehrgeizig und kampfbegeistert..." Er zögerte einen Moment, dann wurde er schließlich unerwartet ernst. „Ich weiß, dass du eine Kriegerin sein willst", flüsterte er schließlich und maß sie mit seinen durchdringenden grünen Augen.

Eulenfeder sah ihn herausfordernd an. „Ach ja?", fragte sie. „Nur weil du mich trainiert hast, heißt das noch lange nicht, dass ich unbedingt Kriegerin werden will!", protestierte sie und ihre Augen blitzten. Nun sah der MoorClankater wieder amüsiert aus. „Und schlagfertig bist du noch dazu..." Plötzlich spitze Flugpfote seine Ohren und wandte seinen Blick dem Wald hinter ihm zu. Eulenfeder öffnete ihr Maul leicht und witterte. Sie konnte den Geruch von zwei sich nähernden MoorClankatzen ausmachen und wurde ein wenig nervös.

„Du solltest nun gehen!", zischte Flugpfote ihr beunruhigt zu. „Morgen Nacht im Traum. Ich warte auf dich!" „Aber Flugpfote...", wollte sie widersprechen, ohne zu wissen warum. Sie hatte sich schließlich so viele Nächte mit dem Schüler in ihren Träumen getroffen und außerdem konnte sie keiner ihrer Clangefährten bei dem Treffen beobachten.

Aber irgendetwas sagte ihr, dass sie sich nicht mehr mit ihm treffen sollte, so weh es ihr auch im Herz tat. Doch wie sollte sie es Flugpfote erklären? Doch der MoorClankater unterbrach sie sowieso und miaute mit einem stolzen Lächeln „Du meintest wohl Flugmond", ehe er schon zwischen den Sumpfgräsern verschwand.

So meine Lieben, das war das 4. Kapitel ^^ Es tut mir leid, dass die Kapis in letzter Zeit so kurz sind. Ich bemühe mich, die nächsten wieder länger zu machen! Wie gefallen euch eigentlich meine neuen Cover? Fandet ihr die alten oder die neuen schöner? :))

PS: dieses Kapitel ist an alle meine lieben Leser gewidmet, die mir immer so liebe Kommis schreiben! DANKE!!! Ganz besonders gilt dies für Eulendream, die immer fleißig votet und sooo liebe Kommentare schreibt! Sie selbst hat übrigens ein SUPER Buch über eine Liebe zwischen Engel und Teufel geschrieben!!! Das müsst ihr umbedingt mal lesen! So, das wars von mir. ;) Bis dann!

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