☆19. Kapitel☆ ✅
Gute zwei weitere Monde vergingen, seitdem Eulenfeder und Tigerpfote den Streunern geholfen hatten. Tigerpfote lernte noch schneller, als Eulenfeder gedacht hatte und war ihr eine enorme Hilfe. Die Heilerin wusste nicht, was sie ihrer Schülerin noch groß beibringen konnte und hatte das Gefühl, dass diese langsam so weit war, dass die Heilerin ihren Plan in die Tat umsetzten konnte.
Außerdem war Windblume in die Kinderstube umgezogen und Tigerpfote war ständig bei ihr, um ihr zu helfen. Die junge Kätzin freute sich schon sehr auf die Geburt, sowie der ganze Clan. Die Strahlen der heißen Blattfrischesonne fielen eines Tages an Sonnenhoch ins Lager hinein und die Katzen ruhten sich aus. Ihre Pelze hatten sich nicht so schnell auf diese plötzliche Hitze einstellen können, weshalb sie alle schwer schwitzten.
Eulenfeder wollte sich gerade neben Eichenfall niederlassen, der in einer sonnengeschützten Ecke vor sich hin döste, als ein Schrei von außerhalb des Lagers an die Ohren der Heilerin drang und sie sofort zum Lagereingang hineilte. Sie erblickte ihren Bruder Faltersprung, in Begleitung seiner Schülerin, die nicht wusste, ob sie kichern oder lieber besorgt sein sollte.
Faltersprung sah aus wie ein Igel. Überall in seinem Fell steckten Stacheln und über seinem rechten Auge zog sich ein kleiner, aber dennoch tiefer Riss, der bestimmt eine Narbe hinterlassen würde. Noch dazu hatte er seine linke Vorderpfote verdreht und hielt sie in die Höhe, während er neben seiner Schülerin ins Lager humpelte. Sein Anblick sah wirklich irgendwie lustig aus, auch wenn er sicherlich Schmerzen hatte.
Eulenfeder wollte gerade nach Tigerpfote rufen, die im Heilerbau noch ein paar Kräuter sortieren wollte, da kam ihre Schülerin auch schon hinaus und erblickte Faltersprung, der gerade durch den Lagertunnel kam und in ihre Richtung humpelte, während die Krieger ihm schnell Platz machten. „Was ist passiert?", fragte die Heilerin nicht sehr besorgt und Frostpfote miaute mit bemüht ernster Stimme: „Faltersprung ist einen großen Brombeerbusch gefallen."
„Nur weil ich dir ein paar saftige Ringelblumen mitbringen wollte, Eulenfeder, die in dem Schutz des Brombeerstrauchs gewachsen sind", miaute der Krieger mit wütender Stimme. „Naja, die schönen Blumen sind jetzt auf jeden Fall kaputt", miaute Frostpfote leicht bedauernd. „Schade drum."
„Hallo?", miaute Faltersprung. „Und was ist mit mir? Ich bin auch gleich kaputt!" „Oh, natürlich!", miaute die Schülerin mit neckender Stimme und leckte ihrem Mentor liebevoll über die Ohren, in denen keine Stacheln steckten. *Moment mal, liebevoll?* Ja, da in dem Blick von Frostpfote lag eine Zuneigung zu ihrem Mentor, die ganz bestimmt über die normale Bindung zwischen Schüler und Mentor hinaus ging.
Zu Eulenfeders Überraschung spiegelte ihr Bruder diese Zuneigung sogar und stupste seine Schülerin sanft mit der Nase von ihm, seinen Schmerz schien er dabei komplett zu vergessen. Die Heilerin musste sich auch eingestehen, dass Frostpfote keine junge, verrückte Katze mehr war, sondern mittlerweile eine ernstzunehmende, fast erwachsene junge Kätzin, die eigentlich genauso groß war wie ihr Mentor. „Komm schnell, Faltersprung", miaute Tigerpfote, die nichts bemerkt zu haben schien und stieß den Krieger vorsichtig vorwärts.
Dieser humpelte in den Heilerbau. Frostpfote folgte ihm zusammen mit der Heilerin. „Eulenfeder?", fragte die Schülerin ihre Mentorin, doch diese schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte, dass du versuchst, Faltersprung ganz alleine zu versorgen." Tigerpfote strahlte und machte sich mit hoher Konzentration an die Arbeit, erstmal die ganzen Stacheln heraus zu ziehen. „Na toll!", beschwerte sich Faltersprung. „Jetzt bin ich auch noch ein Versuchskaninchen!"
Doch der Kater ließ die Behandlung ohne weitere Beschwerden über sich ergehen. Insgeheim war er vermutlich erstaunt, wie gut die junge Heilerschülerin bereits war, dachte sich Eulenfeder. Nachdem Tigerpfote alle Stacheln sorgsam herausgezogen hatte, nahm sie sich ein paar Kräuter, mit denen sie zum einen eine Entzündung verhinderte und zum anderen die kleinen Wunden verdichtete, die zu klein für Spinnweben waren.
*Sehr gut!*, dachte sich die Heilerin und beobachtete,wie die Schülerin fortfuhr. „Soll ich mich erst um dein Auge kümmern, oder um die Pfote?", fragte sie den Krieger. Dieser kniff schnell die Augen zu, weil ihm Blut hinein tropfte. „Wohl besser das Auge", miaute er. Tigerpfote nickte zustimmend und verschwand in der Vorratskammer. Kurze Zeit später tauchte sie mit Spinnweben und ein paar Kräutern auf.
Sorgfältig bearbeitete sie den Riss Stück für Stück und war sehr vorsichtig, da die Verletzung ja so nah am Auge war. Schnell gab sie dem Krieger noch drei Mohnsamen. Er fraß sie widerwillig und nachdem die Kätzin das Auge sorgfältig versorgt hatte, machte sie sich an der verdrehten Vorderpfote zu schaffen.
„Das wird jetzt sehr wehtun", erklärte die Heilerschülerin Faltersprung. Dieser murrte bloß. Also nahm die junge Kätzin das Bein zwischen ihre Pfoten und die Pfote in ihr Maul. Sie gab dieser einen kleinen, aber kräftigen Ruck und kurz nach einem lauten Knacken, ertönte ein noch viel lauterer Schrei von Faltersprung. Er hatte instinktiv seine Krallen ausgefahren, doch Tigerpfote hielt die Pfote so, dass er sie nicht kratzen konnte, dann setzte sie sie wieder ab.
„So, jetzt ist alles wieder in Ordnung, aber du solltest noch ein paar Tage dein Nest hüten. Wenn du Schmerzen bekommst, sage mir Bescheid und ich gebe dir Mohnsamen." Faltersprung schenkte Tigerpfote nur einen bösen Blick und humpelte neben Frostpfote aus dem Bau.
„Das hast du sehr gut gemacht, Tigerpfote!", lobte Eulenfeder ihre Schülerin und zu sich selbst sagte sie: *Sie ist jetzt so weit. Ich sollte nun gehen.* „Ich geh nochmal kurz raus", erklärte sie ihrer Schülerin. Diese nickte. „Ist gut, ich pass auf, dass dein Bruder auf keine dummen Ideen kommt."Also verließ die Heilerin eilig ihren vertrauten Bau und sog den Duft des Lagers tief in sich ein.
Mit einem letzten Blick zurück, glitt sie durch den Dornentunnel und lief dann durch das HimmelClanterritorium. Jeden Baum, jeden Busch und jede Katze, die ihr alle so vertraut waren. Würde sie diese je wiedersehen? Aber das war es nicht, was jetzt zählte. Sie musste das tun. Sie musste sich von einem Dachs angreifen lassen. Denn dann würden sich ihre Clangefährten bestimmt dem Kampf anschließen und wenn Heidenstern sich anschloss, würde es sich Felsstern vielleicht auch nochmal überlegen und zusammen würden sie die Dachse dann für immer verjagen.
Ob sie dann noch lebte oder nicht, war schließlich gleich. Hier ging es ums Wohl des ganzen Waldes! Doch warum hatte sie dann jetzt trotzdem diese enorme Angst? Sie tat es doch bestimmt im Sinne des SternenClans! Eine Zeit lang bemühte sich die Heilerin, keinen klaren Gedanken zu fassen, und trabte einfach nur durch den Wald, immer weiter in Richtung MoorClangrenze. Dort angekommen nahm sie nochmal einen tiefen Atemzug und genoss den Geruch des HimmelClans, ehe sie weiter lief.
Wenn sie wollte, dass ihr Plan aufging, durfte sie sich nicht entdecken lassen. Also machte sie einen möglichst großen Bogen um das Lager des MoorClans und rannte immer und immer tiefer in das Territorium hinein. Irgendwann verflüchtigte sich der MoorClangeruch immer weiter. Eulenfeder vermutete, dass sich die Krieger nicht mehr so weit vor trauten und wegen den Dachsen in diese Richtung auch keine Grenzmarkierungen mehr setzten.
Das hieß für die Heilerin, dass sie fast an ihrem Ziel war. Fast bei den Dachsen. Und da stieg ihr auf einmal auch schon ein intensiver Geruch in die Nase, den sie letztens erst in der Felsspalte gerochen hatte, als sie den Streuner gerettet hatten. Jedes Haar in Eulenfeders Fell sträubte sich dagegen, weiter zu gehen. Allein der Geruch löste in ihrem Körper Fluchtinstinkte aus, doch sie lief einfach immer und immer weiter, widerstand ihren Instinkten und da trat auf einmal bereits eines der hässlichen, großen schwarz-weißen Tiere vor sie.
Plötzlich flammte dann doch wieder die Angst in ihrem ganzen Körper auf und ihre Pfoten trugen sie keinen Schritt mehr weiter. Aber auch keinen mehr zurück. Sie war wie am Boden festgewachsen, unfähig sich zu bewegen. Mit großen Augen beobachtete sie, wie der Dachs knurrend auf sie zu schwankte und sein heißer Atem ihr entgegen waberte.
*Jetzt, spring!*, rief Eulenfeders innere Stimme. Ihre Pfoten blieben noch einen weiteren Moment am Boden fest, dann, bevor der Dachs sie bereits mit seinen riesigen Pfoten zermalmt hätte, erwachte sie dann doch noch rechtzeitig aus ihrer Starre und sprang mit einem gewaltigen Satz auf den Rücken des Tieres, so wie sie es viele Male mit Flugmond trainiert hatte. Doch eine Dachstechnick an einem echten Dachs auszuführen, war doch noch um einiges schwieriger und die Heilerin hatte Mühe, das Gleichgewicht zu finden, damit sie sich auf dem Raubtier drehen konnte.
Der Dachs knurrte bedrohlich und sank schließlich unter Eulenfeders Gewicht in die Knie. Die Heilerin war verwundert, dass sich der Dachs so leicht beirren ließ und erst da fiel ihr auf, dass es bereits ein sehr altes und kränkliches Tier war. Das machte Eulenfeder zuversichtlich. Vielleicht würde sie ja doch wieder lebend aus dem MoorClanterritorium heraus kommen. Ein paar tiefe Kratzer würden der Heilerin ja bereits reichen. Dann würde sie immer noch ihren Clan umstimmen können und könnte noch ein bisschen länger leben.
Doch in diesem Moment, als sie so darüber nachdachte, war sie einen Augenblick lang unaufmerksam und da geschah es. Der alte Dachs nahm sich nochmal all seine Kräfte zusammen und bäumte sich auf. Damit hatte Eulenfeder nicht gerechnet und sie verlor sofort das Gleichgewicht. Die Kätzin prallte hart auf den Boden auf und nahm ihre Umgebung nur noch verschwommen war. Sie hörte eine aufgeregte Katzenstimme kreischen und dann landete ein schweres Gewicht auf ihr.
Sie spürte nur einen trüben Schmerz, als der Dachs ihr über die Flanke fuhr und mit seinen gewaltigen Kiefern ausholte, um nach ihrer Kehle zu schnappen. Doch in diesem Moment wurde das Gewicht von ihr gezogen und sie erkannte zwei schlanke MoorClankatzen. Das eine war eine weiße Kätzin und den anderen erkannte sie sofort. Das war Flugmond! Die beiden Krieger schlugen sich wacker im Kampf gegen den Dachs und nach kurzer Zeit sah Eulenfeder verschwommen, wie das alte Tier zu Boden sackte. Der Dachs war tot.
Sofort kam Flugmond zu ihr gestürzt und beugte sich über sie. Auch wenn die Heilerin ihre Umgebung nur noch wage wahrnahm, konnte sie dennoch die Besorgnis in den Augen des MoorClankriegers lodern sehen.
Eulenfeder spürte, wie ihr langsam schwarz vor Augen wurde und sie rechnete fest damit, gleich in die Reihen des SternenClans einzukehren. Doch vorher nahm sie sich nochmal all ihre Kraft zusammen und hauchte dem MoorClankater zu: „Ich liebe dich, Flugmond." Dann wurde alles um sie herum stockdunkel.
Hallo meine lieben, treuen Leser! Was sollte ich nur ohne euch machen? Vielen Dank für alles, ihr seid einfach die besten!!! Womit habe ich euch nur verdient? Ich wollte nur Bescheid sagen, dass das nächste Kapitel das finale Kapitel dieses Bandes sein wird. Was denkt ihr was passieren wird? Würde mich mal interessieren! Außerdem braucht ihr keine Sorge zu haben, einen dritten Band wird es auf jeden Fall geben! Würde mich freuen, wenn ihr mir dann auch treu bleibt. :) Sooo, und noch was, dieses Kapitel widme ich der lieben lieben Windherz10 ohne deren ständige Aufforderung weiter zu schreiben und ihren Ansporn, ich vermutlich ewig für dieses Kapitel gebraucht hätte. Dankeschön! und an alle die noch kein Kapitel gewidmet bekommen haben: keine Sorge, ihr kommt auch alle mal dran, versprochen! Das wars von mir. Einen schönen Valentinstag euch allen noch!!! :*
PS: das finale Kapitel wird heute noch kommen, so als kleines Valentinstagsgeschenk :*
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