☆17. Kapitel☆ ✅
Zurück im Lager wandte sich Eulenfeder sofort dem Kriegerbau zu. Sie wollte jetzt mit Krallenpelz reden. Es wurde Zeit. Also steckte die Heilerin ihren Kopf in den Bau hinein, doch die Nester waren leer. Sie suchte die Lichtung ab, aber zu ihrer Enttäuschung erfuhr sie dann von Fleckenkralle, dass Krallenpelz auf einer Abendpatrouille unterwegs war.
Sie wollte sich gerade auf den Weg zur Kinderstube aufmachen, um zu sehen, wie es den Jungen und Scheinfell ging, da erblickte sie Faltersprung zusammen mit seiner Schülerin am Frischbeutehaufen.
Die beiden teilten sich einen kleinen Hasen und Faltersprung leckte sanft über Frostpfotes Ohren. Eulenfeder hielt bei diesem Anblick einen Moment inne. Wie sich die beiden ansahen... War das ein normales Mentor - Schülerverhältnis? Naja, was sollte es sonst sein? Die Heilerin setzte ihren Weg fort und schlüpfte durch den Eingang der Kinderstube in den warmen, weich ausgepolsterten Bau.
„Hallo Eulenfeder", grüßte sie Magieblüte freundlich, die bei Scheinfell saß und ein wenig mit den Jungen spielte, um diese und deren Mutter auf andere Gedanken zu bringen. Doch als die Heilerin eintrat, hielt sie inne. „Ist etwas los?", fragte Magieblüte leicht besorgt. Doch Eulenfeder schüttelte schnell den Kopf. „Ich wollte nur mal nachsehen, ob alles in Ordnung ist." Schnell untersuchte sie alle vier Jungen und stellte erleichtert fest, dass sie soweit kräftig und gesund waren.
„Es ist alles in Ordnung." Scheinfell und ihre Freundin sahen erleichtert auf und Magieblüte setzte schon dazu an, wieder den Moosball zu werfen, als Tigerjunges eifrig rief. „Dann kann ich dir doch wieder helfen, Eulenfeder, oder? Bitte, bitte!" Sie sprang freudig hin und her und die Heilerin konnte ein amüsiertes Schnurren nicht unterdrücken. „Im Moment ist zwar alles sortiert, aber wenn du willst, kann ich dir schon mal zeigen, wie man mit Mäusegalle die Zecken der Ältesten vertreibt", miaute sie.
Die anderen drei Jungen verzogen angewidert das Gesicht und Eulenfeder erwartete, dass Tigerjunges auch schnell abdanken würde, doch da hatte sie sich mal wieder in dem kleinen Energiebündel getäuscht. „Oh supi!", jubelte diese und stürzte schon aus dem Bau. „Ihr entschuldigt mich", miaute die Heilerin mit einem Schmunzeln und kam kurz nach dem Jungen in der Höhle der Heilerin an.
Sie erinnerte sich daran, wie sie das erste Mal in Olivenschweifs Bau gegangen und den alten Heiler nach Mäusegalle gefragt hatte. Es schien ihr, als sei das höchstens einen Mond her und jetzt war der Heilerbau schon ihr eigener. Merkwürdig. „Kommst duuuu?" Tigerjunges eifrige Stimme schallte durch die Höhle und sie ging zu ihrem Vorratslager. Da lagen ein paar Mäusegedärme. Ein Anblick, der sie immer wieder anekelte, doch da musste sie jetzt durch. Ihre Nase soweit wie möglich weg haltend, kramte sie die Galle hinaus und schob sie mit ihren Pfoten vor sich her, bis sie sie vor Tigerjunges liegen ließ.
Das Junge sah die Mäusegalle mit verzogenem Gesicht an, zögerte aber nicht, sie mit ihren kleinen Pfoten vor sich her zu schieben. Eulenfeder folgte ihr langsam. Endlich waren sie beim Ältestenbau angelangt und die Heilerin sah etwas skeptisch die Spur an, die Tigerjunges mit der Mäusegalle vom Heilerbau zum Ältestenbau gezogen hatte. Dann folgte sie ihr in den Bau. Er war ähnlich der Kinderstube, warm und weich ausgestattet und die beiden Ältesten lagen im gemütlichen Moos.
„Lilienwiese, wir wollten deine Zecken entfernen", miaute Eulenfeder der Ältesten freundlich zu und diese rappelte sich mühsam auf ihre Pfoten. „Hallo Eulenfeder. Wer ist wir?", fragte Lilienwiese fröhlich und ließ ihren Blick zu Tigerjunges schweifen. „Du?", fragte sie erstaunt. „Aber sie ist doch noch ein Junges, lass sie doch spielen", miaute sie mitleidig Eulenfeder zu. Doch diese schüttelte amüsiert den Kopf. „Sie wollte ja", erklärte sie der Ältesten und Tigerjunges nickte zur Bestätigung eifrig.
„Na wenn das so ist." Lilienwiese ließ sich wieder ins Nest sinken, sodass die beiden Katzen gut an die zwei kleinen Zecken kamen, die sich in dem Fell der Ältesten versteckten. „Ich entferne die eine, du die andere", teilte die Heilerin dem Jungen mit und teilte mit ihrer Nase behutsam Lilienwieses Fell. Sie nahm sich die kleinere der beiden Zecken vor und träufelte ein wenig der Mäusegalle auf die Stelle, an der sich das Tier festgebissen hatte. Es dauerte nicht lange, da atmete Lilienwiese erleichtert auf, als die Zecke los ließ.
Tigerjunges sah begeistert aus. „Jetzt ich!", miaute sie eifrig und schmierte mit viele Geschick den Rest der Mäusegalle auf die dickere Zecke. Sie ließ sofort los und Eulenfeder und die Älteste lobten Tigerjunges überschwänglich. Die kleine Kätzin leckte sich ganz verlegen das Brustfell.
Nach einer Weile miaute Lilienwiese: „Kannst du nochmal genau gucken, Eulenfeder? Ich glaube ich habe irgendwo auch noch Flöhe." Die Heilerin wollte gerade die Älteste auf weitere lästige Tiere untersuchen, als Tigerjunges schon dabei war. Kopf schüttelnd und schmunzelnd beobachtete Eulenfeder, wie das Junge sorgfältig, aber trotzdem recht schnell, das Fell der Ältesten durchsuchte und schließlich beim rechten Hinterbein miaute: „Hier sind so kleine, schwarze Insekten."
„Ja, da juckt es auch", bestätigte Lilienwiese und die Heilerin sah schnell mal nach, ob das Flöhe waren. Und nicht wenig überrascht stellte sie fest, dass Tigerjunges tatsächlich in der kurzen Zeit auf die richtigen Beisserchen gestoßen war. „Sehr gut entdeckt! Nun müssen wir sie nur noch töten." Eulenfeder setzte zu dieser Routinearbeit an und die junge Kätzin beobachtete sie dabei genau. Die Heilerin zerbiss das Tier und es fiel tot zu Boden. Tigerjunges nickte, zur Bestätigung, dass sie verstanden hatte wie es ging und nahm Eulenfeders Platz ein.
Sie wiederholte den Vorgang insgesamt bei drei Tieren. Beim ersten brauchte sie noch mehrere Versuche und zog der Ältesten dabei mehrere Haare aus. Beim zweiten klappte es dann schon besser und beim dritten Floh tötete sie ihn mit nur einem Biss. Stolz leckte die Heilerin Tigerjunges über den Kopf. Diese Kätzin war so großartig! Eulenfeder wollte sie unbedingt als ihre Schülerin haben und sie vermutete, dass Tigerjunges ebenfalls unbedingt ihre Schülerin sein wollte.
„Das reicht für heute und du hast bereits gute Arbeit geleistet, Tigerjunges!", miaute Eulenfeder. „Lass uns nun zurück zur Kinderstube gehen. Die Dämmerung ist schließlich auch schon eingebrochen und es ist Zeit für dich, schlafen zu gehen." Enttäuscht folgte das Junge Eulenfeder zurück zur Kinderstube und ließ sich dort dicht neben ihrer Mutter nieder, wo sie sofort in einen Schlaf versank.
Die Heilerin verließ die Kinderstube wieder und als sie jetzt die Lichtung nach Krallenpelz absuchte, fand sie ihn direkt am Frischbeutehaufen neben Weißblume, seiner Gefährtin. Sie beendeten gerade ihr Mahl und Eulenfeder wusste, dass dies der richtige Zeitpunkt war, Krallenpelz zu einem Gespräch aufzufordern. „Guten Abend, Weißblume, Krallenpelz." Die beiden Krieger wiederholten freundlich ihren Gruß.
Da Eulenfeder wusste, dass Krallenpelz sowieso nein sagen würde, wenn sie ihn zu einem kleinen Gespräch aufforderte, fragte sie einfach sofort seine Gefährtin. „Weißblume, darf ich mir Krallenpelz mal grad für einen kleinen Spaziergang ausleihen?" Die gescheckte Kriegerin sah sie etwas verwundert an, nickte aber schließlich. „Natürlich, Eulenfeder."
Krallenpelz verdrehte zwar die Augen, folgte dann aber ohne Widerrede und doch deutlich unzufrieden der Heilerin aus dem Lager hinaus. Sie gingen nicht weit weg. Nur so weit, dass die Katzen im Lager sie nicht mehr hören konnten. „Also, worum geht's?", fragte der braun getigerte Kater eindeutig schlecht gelaunt.
„Ich schätze, das weißt du selber besser als ich. Es geht um deine Jungen." „Was ist mit denen?", fragte Krallenpelz und versuchte vollkommen unwissend zu klingen. „Sie entwickeln sich gerade zu großartigen Kriegern." Eulenfeder schüttelte den Kopf. „Du weißt genau, was ich meine. Nicht die Jungen, die du mit Weißblume hast, sondern die mit Regenwolke."
Auch wenn der Kater genau gewusst hatte, dass die Heilerin ihn deshalb sprach, sah er doch recht schockiert aus, dass sie von seinem „kleinen" Geheimnis wusste. „Sage davon kein Wort mehr!", zischte er und wirbelte bereits herum, doch Eulenfeder war schneller. Sie sprang über ihn hinweg, wie sie es von Flugmond gelernt hatte und landete direkt vor Krallenpelz. Der Krieger sah nicht wenig überrascht aus und nach ein paar Versuchen an der Kätzin vorbei zu huschen, gab er schließlich auf und setzte sich seufzend auf den schneebedeckten Waldboden.
„Ich weiß, dass es ein Fehler war, und es tut mir auch echt leid. Kann ich aber jetzt bitte wieder gehen?" Eulenfeder schüttelte den Kopf. „So schnell nicht, Krallenpelz. Eine Entschuldigung macht keinen Fehler wieder gut." Der Kater überlegte einen Moment, ehe er miaute: „Stimmt, aber ein Fehler lässt sich nie wieder gut machen." „Schon, aber dann muss man auch zu seinen Fehlern stehen." „Aber ich steh doch dazu", protestierte der Krieger.
„Nein, Krallenpelz. Zu keiner Katze im Clan hast du die Wahrheit gesagt, auch nicht zu deiner Gefährtin und nicht einmal zu deinen eigenen Jungen." Eulenfeder sah Krallenpelz forschend an. „Aber wenn meine Jungen doch tot sind!", miaute der Kater und Trauer überschattete seinen Blick.
„Du irrst dich", miaute Eulenfeder mitfühlend. „Ein Junges lebt noch und es hat nicht verdient, verleugnet zu werden. Es wird eines Tages ein großer und starker Krieger werden und es hat die Wahrheit verdient, Krallenpelz. Genauso wie Weißblume." Krallenpelz schüttelte schockiert den Kopf. „Nein, ich kann es ihnen nicht sagen! Erst recht nicht Weißblume! Sie wird mich doch mein Leben lang hassen..."
Eulenfeder dachte nach. „Ja, sie wird sehr wütend und enttäuscht sein, Krallenpelz, aber das kannst du ihr nicht verübeln. Doch wenn du ein wahrer Krieger bist Krallenpelz, dann hast du den Mut, die Wahrheit zu sagen. Und wenn Weißblume eine wahre Kriegerin ist, dann wird sie auch eines Tages den Mut haben, zu verzeihen, dir zu verzeihen, Krallenpelz und Tropfenjunges zu akzeptieren."
Eulenfeder wälzte sich am Abend in ihrem Nest hin und her. Krallenpelz hatte ihr versprochen, mit Weißblume und auch mit Tropfenjunges zu reden. Hoffentlich hatte sie dem Krieger nicht zu viel versprochen. Denn für den Mut, die Wahrheit zu sagen, hatte er es nicht verdient, sein Leben lang alleine zu bleiben. *Und wenn Weißblume doch so nachtragend ist, dann ist es meine Schuld!*
Irgendwann war die Heilerin dann doch eingeschlafen und öffnete ihre Augen an einem ihr wohlbekannten Ort wieder. Eine bestimmte Katze war bereits dort. „Flugmond", rief Eulenfeder fröhlich und als der MoorClankater sie erblickte, strahlte er von ganzem Herzen. Sein Schnurren klang laut an ihre Ohren, als er ihr zur Begrüßung über die Wange leckte.
„Ich dachte schon, du kämst diese Nacht auch nicht", miaute er mit spürbarer Erleichterung. „Tut mir leid, dass ich nicht kam", gab Eulenfeder zu. „Aber ich musste für Seejunges Totenwache halten." Flugmond neigte anerkennend den Kopf. „Das tut mir sehr leid, sie wandelt jetzt bestimmt mit ihren Kriegerahnen." Die Heilerin nickte. *Ja, mit dem SternenClan...*
„Sonst alles in Ordnung beim HimmelClan?", fragte der Kater und Eulenfeder nickte schnell. Von Krallenpelz wollte sie nichts erzählen, das ging Flugmond nichts an und es interessierte ihn vermutlich auch nicht. „Ich habe allerdings mit Heidenstern und Felsstern gesprochen. Ich habe wirklich alles versucht, aber sie wollen sich beide nicht dem Kampf anschließen."
Flugmond senkte niedergeschlagen den Kopf. „Mein Clan kann diesen Kampf nicht alleine gewinnen", bemerkte er. Eulenfeder nickte. „Ich weiß", miaute sie sanft. „Aber ich habe bereits einen Plan, wie ich viele Anhänger für diesen Kampf gewinne. Allerdings dauert das wohl noch ein paar Monde. Hat dein Clan diese Zeit noch?"
Flugmonds Blick erfüllte sich mit Hoffnung. „Ja, ich glaube schon. Es wird langsam wieder wärmer und die Blattfrische lässt nicht mehr lange auf sich warten. Dann werden wir auch neue, starke Junge bekommen." „Gut", miaute Eulenfeder. „Dann werde ich den Plan durchziehen."
Der MoorClankater leckte ihr stolz und froh über die Ohren. „Ich danke dir, Eulenfeder, dass du das für uns tust. Ich bin so froh dich zu haben. Also im Sinne meines Clans natürlich. Du wirst uns alle retten." Die Heilerin lächelte verlegen. *Er würde nicht so reden, wenn er wüsste, dass ich bei diesem Plan mein Leben riskiere.*
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top