☆12. Kapitel☆ ✅

„Versuch es noch einmal. Dieses Mal schaffst du es bestimmt", miaute Flugmond Eulenfeder zuversichtlich zu. Diese nickte und ließ von dem Kater ab, um ihn erneut anzuspringen. *So schwer ist dieser Kampfzug doch auch schon wieder nicht*, dachte sie sich. *Dieses Mal wird er mir gelingen!* Von plötzlichem Ehrgeiz gepackt, ließ sich die Heilerin in eine Angriffshaltung nieder und spannte jeden Muskel in ihrem Körper an.

Sie begegnete dem herausfordernden Blick des MoorClankriegers und seine spaßigen Worte: „Na, traust du dich nicht?", kamen nur dumpf an ihrem Ohr an. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf diese eine Technik. In ihrem Kopf ging sie die ganze Ausführung im kleinsten Detail in ihrem durch. Es kam ihr jede Bewegung so logisch und einfach vor, doch in der Ausführung konnte jede kleinste Ungenauigkeit zum Scheitern des Kampftricks führen.

Eulenfeder nahm noch einen tiefen Atemzug und hob dann ab. Ihre Beine streckten sich wie in Zeitlupe in die Höhe, und die Kätzin spürte, wie sie im perfekten Winkel in die Höhe katapultiert wurde. Innerhalb eines Sekundenbruchteils würde sie wieder landen, also musste sie jetzt sehr schnell handeln. Sofort drehte sich Eulenfeder in der Luft und schoss ihre Pfoten so schnell wie ein Blitz nach unten. Sie trafen exakt ihr Ziel, Flugmonds Schulterblatt, und ein Gefühl des Triumphes schoss durch die Heilerin und gab ihr neue Kraft.

Doch sie durfte jetzt keine Sekunde länger mehr ihren Triumph genießen, denn der schwierigste Teil der Technik kam erst! Eulenfeder spürte, wie Flugmond unter ihrem Gewicht ätzte und ein wenig in die Knie sackte. Wenn die HimmelClankätzin diesen Moment nicht nutzte, würde es zu spät für die Technik sein. Doch sie musste erstmal ihr Gleichgewicht auf dem drahtigen Katzenkörper ihres Trainers finden. Doch die Balance fand sie schnell und ehe es zu spät war, rammte sie dem Krieger ihre eine Vorderpfote gegen dessen linkes Vorderbein, sodass dieser das Gleichgewicht verlor und letztendlich komplett hinfiel.

Dies nutzte Eulenfeder, presste ihre Vorderpfoten fest auf die Rippen des MoorClankaters, um diesen am Boden zu halten und bearbeitete dann vorsichtig, und mit eingefahrenen Krallen, Flugmonds Bauch mit ihren Hinterpfoten. „Ist...gut...du kannst... von mir runter gehen", rang sich der Kater ab und wand sich unter der Heilerin hervor, als diese etwas lockerer ließ.

Schnell fuhr sich der Krieger kurz über das vom Kämpfen völlig struppige Fell und sah Eulenfeder dann bewundernd an. „Das...war perfekt!", gab er schnurrend zu und die Heilerin sah verlegen zu Boden. „Naja, es hat ja auch lang genug gedauert, bis ich den Trick drauf hatte..." Doch Flugmond schüttelte den Kopf. „Das ist ganz normal. Bei mir hat es noch viel länger gedauert, und ob du es glaubst oder nicht, aber du lernst sehr viel schneller als die meisten Katzen! Und man darf auch nie vergessen, dass du in deinem Alltag ja auch noch an dein ganzes Heilerwissen denken musst... Du bist wirklich begabt!"

Dieses Lob traf die Heilerin vollkommen unerwartet, weshalb sie sich schnell beschämt über das Brustfell leckte. Doch eine sanfte Berührung ließ sie sofort innehalten. Sie spürte, wie Flugmond sie sanft mit seiner Nase am Ohr berührte. Überrascht hob Eulenfeder den Kopf und sah Flugmond liebevoll in die Augen. Dann räusperte sich der Kater jedoch und wandte sich hastig und verlegen von ihr ab. Die HimmelClankätzin tat es ihm schnell gleich und wich auch noch einen Schritt zurück.

Um sie beide schnell aus der unangenehmen Situation zu bringen, wollte Eulenfeder schnell das Thema wechseln, doch bevor sie dazu kam, bahnte sich eine Frage den Weg in ihren Kopf: War dieser Moment überhaupt unangenehm gewesen? Nein, ganz im Gegenteil. Eigentlich war es ein schönes, ja wundervolles Gefühl gewesen, das ihren ganzen Körper erfüllt hatte und welches sie so in dieser Form noch nie zuvor gespürt hatte. Schnell schüttelte Eulenfeder den Kopf um diesen Gedanken los zu werden und miaute, als wäre nichts gewesen: „Wie geht es mittlerweile deinem Clan?" Flugmond seufzte schwer und sein Blick verdunkelte sich schlagartig. „Jeden Tag schlechter", gab er schließlich mit düsterer Miene zu.

Nach einer kleinen Pause erklärte er schließlich: „Flusslicht hat vier gesunde Junge zur Welt gebracht. Doch nun lebt nur noch eins. Ein einziges Junges!" Der MoorClankater sah Eulenfeder mit verzweifeltem Blick an und wandte seinen Blick dann schließlich doch wieder von der Heilerin ab. „Außerdem hat Kalbstern auch bereits ein Leben verloren und um den Ältesten Narbenpelz steht es gar nicht gut."

Die Kätzin schloss ihre Augen. Etwas mehr als ein Mond war vergangen, seit Flugmond und sie das Training wieder aufgenommen hatten. Doch die Lage verbesserte sich nicht, sondern eher im Gegenteil! Und alle Clans waren angespannt. Es gab keine richtigen Clan- oder Heilertreffen mehr und die Beute war überall knapp, von dem Problem mit den Dachsen im MoorClan ganz zu schweigen. *Länger kann das so nicht weiter gehen...*, schoss Eulenfeder gerade durch den Kopf, als Flugmond erklärte: „Wenn das so weiter geht, wird der MoorClan die nächste Blattleere auf jeden Fall nicht überleben!"

Die Heilerin wusste, dass der MoorClankrieger kein bisschen übertrieb. *Wenn sie überhaupt noch diese Blattleere überleben...*, dachte sie sich, sprach die Worte aber nicht laut aus. Schließlich fasste die Heilerin einen Entschluss: sie würde mit Heidenstern sprechen. Sie musste die Clans endlich zum kämpfen bringen, bevor es für immer zu spät war. *Dieser Kampf muss auf jeden Fall noch vor der nächsten Blattleere stattfinden. Das ist die einzige Chance für den MoorClan und den ganzen Wald.*

Die Landschaft um Eulenfeder herum löste sich langsam auf und sie erwachte blinzelnd in ihrem Nest im Heilerbau. Bloß dem SternenClan war es zu verdanken, dass er den HimmelClan reich mit Kräutern gesegnet hatte und Eulenfeder es schließlich geschafft hatte, jede Katze mit grünem Husten wieder zu heilen und die Krankheit erstmal besiegt war. *Wenigstens ein Lichtblick in dieser Blattleere*, dachte sich Eulenfeder.

Doch vor dem Hunger hatte der SternenClan den HimmelClan nicht bewahren können. Scheinfell tat sich sehr schwer, ihre fünf Jungen jeden Tag satt zu bekommen, auch wenn der Clan ihr schon die meiste Beute überließ. Die kleinen waren sehr mager und brauchten ab und zu Sättigungskräuter. Regenwolkes Junge hatten es am schlimmsten getroffen, obwohl sich die gutherzige Scheinfell um die beiden genauso sehr kümmerte, wie um ihre eigenen drei.

Eulenfeder beschloss, nochmal nach ihnen zu sehen. Gähnend streckte sie sich und schüttelte ihr vom Schlaf zerzaustes Fell. Sie genoss es, alleine im Bau zu sein. Braunpelz hatte zwar Sorge um seine Tochter gehabt und ihr angeboten, bei ihr zu übernachten, doch die Heilerin hatte ihn schmunzelnd und gutmütig abgewiesen. Natürlich mochte sie ihren Vater sehr und hatte auch nichts gegen ein wenig Gesellschaft, jedoch war sie zum anderen auch sehr froh, jetzt wieder in Ruhe schlafen zu können und von niemandem unabsichtlich geweckt zu werden.

*Ich frage mich, wie es die Krieger immer mit so vielen Katzen in einem Bau aushalten*, musste sich Eulenfeder unwillkürlich eingestehen, als sie sich durch den Eingang hinaus auf die Lichtung zwang. Der Schnee, der noch vor wenigen Tagen als neue, puderige Masse gefallen war, hatte sich nun eher in schmutziges und hartes Eis verwandelt und der Frischbeutehaufen war auch schon wieder von einer dünnen Eisschicht bedeckt.

Immer, wenn Eulenfeder ihr Glück versuchte, die ein oder andere noch lebende Heilpflanze unter der Schneedecke zu finden, konnte sie jedes Mal nicht begreifen, wie ein Bach, der zu so viel Tod und Zerstörung geführt hatte, nun komplett unter Schnee und Eis verschwunden sein konnte und man nicht glauben würde, dass es ihn jemals gegeben hätte.

Eulenfeder wandte sich wieder dem Frischbeutehaufen zu und suchte ein noch von Schnee und Kälte geschütztes Eichhörnchen in dem erbärmlichen Haufen hervor, um es zur Kinderstube zu bringen. Die neue Ladung Farn und Moos, die von den Kriegern geschickt in das Dach der Kinderstube eingeflochten worden war, sorgte zwar für eine gewisse Finsternis in dem Bau, aber auch eine für diese Jahreszeit recht wohlige Temperatur.

Als Eulenfeder den Bau betrat, war Tigerjunges die Erste, die ihre Augen öffnete. Sofort kam sie fröhlich auf die Heilerin zugehüpft und wackelte freudig mit dem Schwänzchen. „Darf ich dir wieder beim Kräuter sortieren helfen?", fragte sie mit großen, hoffnungsvollen Augen. „Vielleicht Morgen. Im Moment sind alle Kräuter geordnet." Traurig ließ die Kätzin ihren Schwanz hängen. Sie hatte innerhalb des vergangenen Mondes der Heilerin oft bei den Heilerarbeiten innerhalb des Lagers geholfen und bereits viel gelernt.

Sie behielt sich alles sehr sorgfältig und war Eulenfeder ungemein bereits eine Hilfe. Außerdem war sie die Einzige von den fünf Jungen, die trotz des Hungers und der Kälte ihre Lebensfreude nicht verlor und immer gleich begeistert war, wenn sie sich irgendwo nützlich machen konnte. Eulenfeder schnurrte bei dem Gedanken und musste sich eingestehen, dass sie den Eifer der jungen Kätzin nicht einfach so zu Nichte machen durfte.

„Gut, wenn ich Zeit finde, gebe ich dir später ein bisschen Kräuterkunde, einverstanden?", schlug sie daher dem Jungen vor und Tigerjunges war sofort wieder hell auf begeistert und hüpfte aus dem Bau, um dort ein bisschen in dem Schnee-Eisgemisch zu spielen. Einen Moment schmunzelte Eulenfeder und dieser Anblick ließ sie all ihre Sorgen für einen kurzen Augenblick zur Seite schieben.

Dann seufzte sie und untersuchte mit der Nase vorsichtig das Fell der vier noch schlafenden Jungen. Die kleinen Rippen stachen deutlich unter dem matten Fell hervor und die Atmung aller Katzen war flach und rau, nur von einer nicht.

Eulenfeder erschrak und presste ihre Nase noch tiefer in den Lungenbereich der Kätzin, doch was sie auch tat, Seejunges atmete nicht. Die Heilerin schluckte schwer und sah benommen auf die kleine, leblose Gestalt hinab. Ihre Ohren dröhnten und ihr Blick war leicht verschwommen. Dieser Tod der kleinen Katze hatte sie völlig unerwartet getroffen und er war zu unnötig gewesen, als dass Eulenfeder ihn einfach so passieren lassen könnte.

*Warum, SternenClan musstet ihr das nur zulassen?*, schrie die HimmelClankätzin in ihrem Inneren. *Das ist nicht fair! Ihr dürft keine so junge Katze zu euch holen!* Doch der SternenClan schwieg und auch vom WolkenClan gab es keine Zeichen. Traurig weckte Eulenfeder Scheinfell und Fleckenkralle, um sie von dem Tod ihrer Adoptivtochter zu unterrichten. Die beiden Katzen blinzelten sie aus müden und hungrigen Augen an.

„Guten Morgen, Eulenfeder." Scheinfell war als erstes auf den Beinen und musterte die Kätzin. Besorgnis lag in den Augen der Königin, als sie Eulenfeder erblickte. „Ist alles in Ordnung?", fragte sie und musterte die Heilerin forschend. Erst in diesem Moment wurde dieser klar, dass es in ihren Pfoten lag, zwei Katzen genau in diesem Moment unglücklich zu machen, denn auch Fleckenkralle erhob sich gähnend in diesem Moment.

„Guten Morgen", miaute er freundlich und spürte im Gegenzug zu seiner Gefährtin noch nicht, dass etwas in der Luft lag. Eulenfeder hätte sich am liebsten tief in ihrem dicken Winterfell versteckt, doch sie war kein Junges mehr, sondern eine Heilerin, und eine der unangenehmsten Aufgaben einer solchen war es schließlich, schlimme, ja teilweise die allerschlimmsten, Nachrichten, an andere Katzen zu vermitteln.

Nervös dachte sie nach, wie sie den Tod von Seejunges den beiden Adoptiveltern, die das Junge immer als eigene Tochter angesehen hatten, möglichst schonend beibringen könnte und sie wollte auch nicht, dass die beiden Gefährten die Schuld auf sie schoben. Natürlich, das war im Moment das kleinste Problem und der zweite Anführer und seine sehr verständliche Gefährtin waren keine dieser Sorte, die versuchten, die Schuld auf andere zu schieben, aber Eulenfeder hatte sie ja auch noch nicht in einer solchen Situation erlebt.

Und Olivenschweif hatte sie gelehrt, dass es einer Katze besser ging, wenn sie die Schuld an etwas Geschehenem, irgendeiner Katze zuschieben konnten. Das half ihnen bei der Verarbeitung grausamer Dinge. Doch für diejenige Katze, die als schuldig angesehen wurde, war es ein wahrer Albtraum, und wenn eine Heilerin bis einmal in eine solche Situation kam, und ihr die Schuld für etwas gegeben wurde, dann würde ihr der Clan niemals mehr vertrauen und die Aufgabe eines Heilers würde diese Katze dann nie wieder richtig erfüllen können.

Daher hatte Olivenschweif ihr auch erklärt, dass die kostbarste Eigenschaft einer Katze und auch gleichermaßen die wichtigste war, einer anderen zu verzeihen, ganz gleich, ob diese schuldig war oder nicht, denn am Ende hätte jede Katze Schuld tragen können und bei jeder Katze kam früher oder später der Tag, an dem sie ihre Tat bereute.

Eulenfeder konnte nur von ihren eigenen Erfahrungen profitieren. Zwar konnte sie nicht behaupten, dass sie dem Fuchs jemals verziehen hatte, der ihre Mutter getötet, und sie verletzt hatte, aber sie hatte ihn ja auch nie wieder gesehen und nie die Chance gehabt, ihm wirklich zu verzeihen. Aber er war ja auch nur ein Fuchs. Dem MoorClan allerdings, musste sie sich eingestehen, hatte sie schon längst den Mord an Olivenschweif verziehen.

Wie sie das geschafft hatte, wusste sie nicht, aber sie würde ihnen nun wohl kaum helfen, wenn sie diesen nicht verziehen hätte. Ein Grund dafür war vermutlich aber auch, dass sie nicht hatte sehen können, durch welche Katze genau der alte Heiler um sein Leben gekommen war. Und es wäre einfach nicht gerecht, jede MoorClankatze für seinen Tod verantwortlich zu machen. Vor allem nicht Flugmond.

Als Eulenfeder an Flugmond dachte, hüpfte auf einmal etwas Aufgeregtes in ihrem Herz auf und ab und sie spürte plötzlich eine starke Sehnsucht nach dem MoorClankrieger. Sie konnte dieses Gefühl nicht beschreiben, sondern sich bloß eingestehen, dass sie es sehr schön fand und dass es sich so ähnlich anfühlte, wie das Gefühl, dass sie in ihrem Traum gefühlt hatte, als Flugmond sie unbeabsichtigt zärtlich mit seiner Nase berührt hatte.

„Eulenfeder?", Scheinfells verwirrte Stimme riss die Heilerin wieder aus ihren schönen Erinnerungen raus in die grausame Wirklichkeit und sie stellte sich vor, wie die tote Seejunges nun in die Reihen ihrer Kriegerahnen eintrat und somit immer von der Welt der Lebenden verschwammt. Schnell schüttelte sie den Gedanken ab um sich auf das zu konzentrieren, was sie nun den beiden Katzen sagen sollte.

Einen Moment dachte sie noch über ein paar Formulierungen nach, die ihr Olivenschweif mit auf den Weg gegeben hatte, dann entschied sie sich aber dafür, das Passierte einfach geradeheraus zu sagen und ihren Clangefährten die eigene Trauer entgegen zu bringen. Denn Ehrlichkeit war Eulenfeders Taktik, ihre Heileraufgaben zu erfüllen. Doch war sie auch ehrlich, wenn sie sich jede Nacht mit Flugmond traf?

Am liebsten hätte sich die Heilerin den Schwanz abgebissen, als ihr auffiel, dass ihre Gedanken schon wieder zu dem MoorClankater schweiften. Also sagte sie frei heraus: „Seejunges ist scheinbar diese Nacht gestorben." Der Schreck in den Augen der beiden Gefährten war unbeschreiblich und sie musterten die Heilerin mit einer Mischung aus Trauer, Wut, Niedergeschlagenheit und Verwirrung.

Gerade wollte Fleckenkralle widersprechen, doch Eulenfeder nahm sich vorher das Wort und erklärte mit sanfter, aber klarer Stimme: „Es tut mir sehr leid, aber Seejunges wandelt nun mit dem SternenClan. Sie wird nie mehr zurückkehren." Erst nun schienen die beiden älteren Katzen zu realisieren, dass ihre Adoptivtochter tatsächlich gestorben war und sie ließen voller Trauer ihre Köpfe hängen und Scheinfell entfuhr ein tiefes, niedergeschlagenes Seufzen.

„Es tut mir so leid", erklärte Eulenfeder leise und mit ehrlicher Bestürzung. „Ich hätte alles getan, was in meiner Macht steht, um sie zu retten, doch es war einfach nicht der Wille des SternenClans. Ich habe wirklich alles versucht, aber Seejunges hatte zu wenig zu essen, sie hätte es niemals durch die Blattleere geschafft." Die Heilerin fragte sich, ob die beiden unglücklichen Eltern ihr ihre ehrliche Trauer wohl glaubten, oder sie für alles schuldig machen würden, doch danach sah es eher nicht aus und in diesem Moment war es der Heilerin auch ganz egal.

Seejunges Tod hatte sie härter getroffen, als sie gedacht hätte und sie begann leise zu wimmern, bis Fleckenkralle mit schuldbewusster Stimme erklärte: „Es ist meine Schuld. Ich hätte viel mehr jagen sollen. Ich habe in meiner Aufgabe als Vater versagt. Ich trage alle Schuld für ihren Tod auf mir." *Nein, Fleckenkralle, der Einzige, der hier seiner Aufgabe als Vater wirklich nicht auch nur ansatzweise nachgegangen ist, ist Krallenpelz! Dich trifft keine Schuld...*

Doch Eulenfeder hatte Regenwolke versprochen, keinem zu sagen, dass Krallenpelz der Vater der Jungen war und das würde sie auch nicht tun. „Nein, Fleckenkralle, du kannst nichts dafür. Niemand ist schuld an ihrem Tod", erklärte Eulenfeder mit leiser, aber bestimmter Stimme und Scheinfell leckte ihrem Gefährten tröstend übers Ohr.

Die ganze Schuld auf sich selbst zu ziehen war die zweite Sache, die eine Katze nach schlimmen Ereignissen oft tat. Das Schwierigste war es, eine Sache einfach passieren zu lassen, mit dem Gedanken, dass niemand es hätte ändern können. Dieses Gefühl der Machtlosigkeit schwächte eine Katze sehr.

Eulenfeder nahm den kleinen Körper der leblosen Seejunges und legte ihn behutsam den beiden Eltern vor die Pfoten, ehe sie sich zum Heilerbau aufmachte, um Kräuter zu holen. Sie würde noch heute mit Heidenstern sprechen, bevor der Clan noch schwächer wurde.






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