2. Kapitel

Anfangs war es leicht für Millie über den steinigen Zweibeinerweg auf einen niedrigeren Berg zu kommen. Dort angekommen schaute sie noch ein letztes Mal zurück auf das Zweibeinerdorf und auf Max, der jetzt kaum größer als eine Ameise war.
Da überkamen Millie Zweifel. War dies die richtige Entscheidung? Würde sie es wirklich schaffen in den Schneebergen ohne Zweibeiner zu überleben?
Ihr Schweif peitschte nervös in der Luft herum und sie spielte wirklich mit dem Gedanken umzukehren und zurück in das Zweibeinerhaus zu gehen.
Eine leichte Brise riss sie aus ihren Gedanken. Der kleine Windstoß trug den Geruch von Blumen, frisch gefallenem Schnee und leckeren Mäusen an ihre Schnauze.
Entschieden kehrte sie dem Dorf den Rücken. Sie würde nicht zurück gehen, um für den Rest ihres Lebens in einem stinkigen Zweibeinernest zu leben.
Als sie einen steilen Pfad folgte fühlte sie zum ersten Mal dieses Gefühl von Freiheit. Sie konnte überall hinlaufen wo sie nur wollte, niemand würde sie aufhalten können. Millie zuckte aufgeregt mit ihren Schnurrhaaren und ließ sich den Pelz vom Wind verzausen. Fröhlich stieß sie sich vom Boden ab und preschte mit langen Sprüngen tiefer in die Schneeberge.

Irgendwann hörten die Zweibeinerwege auf und die Gegend wurde steiler und kälter.
Millie konnte kaum auf einen Felsen klettern, ohne immer wieder runterzufallen. Schwer atmend ließ sie sich auf einem glatten Stein nieder, der von der Sonne gewärmt worden war. Es kostete Millie fiel Kraft, den eisigen Temperaturen standzuhalten.
Sie war schon den ganzen Tag unterwegs gewesen und ihre Ballen schmerzten von dem ungewohnten Untergrund und dem vielen Laufen.
Besorgt beobachtet die Kätzin, wie die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand und es allmählich dunkler wurde.
Sie würde ein sicheres Versteck für die Nacht brauchen. Deshalb zwang sie sich noch einmal auf die Beine und lief zitternd den kleinen Hügel wieder hinunter.
Zum Glück erspähte sie bald schon einen kleinen Riss im Felsen, durch den sie sich gerade noch hindurch zwängen konnte.
Erschöpft legte Millie sich in ihr windgeschütztes Versteck. Gerade rechtzeitig, wie sie bemerkte, denn ein heftiger Schneesturm begann draußen zu wüten.
Millie rollte sich fröstelnd zusammen und es dauerte nicht lange, da fiel sie auch schon in einen traumlosen Schlaf.

Der verlockende Duft von Beute weckte Millie. Verschlafen gähnte sie und schaute sich einen kurzen Moment verwirrt um, bis ihr wieder in den Sinn kam, wo sie war. Mit der Errinerung kamen dann leider auch ihre Schmerzen zurück. Millie's Beine fühlten sich von der Kälte seltsam taub an und ihre schmerzenden Ballen waren knallrot und sahen leicht entzündet aus.
Sie ließ ein klägliches Maunzen hören, rappelte sich dann aber trotzdem mühsam auf.
Leider konnte Millie hier nicht den ganzen Tag bleiben, außerdem hatte die Kätzin schrecklichen Hunger.
Zögerlich verließ sie die Sicherheit der Felsspalte und trat in den in der Nacht gefallenen Schnee.
Erst ein einziges Mal hatte Millie Schnee gesehen. Und das war an einem eiskalten Wintertag gewesen, an dem sie zusammen mit Max in dem weißen Puderschnee herumgetollt war.
Allerdings hatte sie sich da anschließend im Zweibeinerhaus aufwärmen können.
Zwar war der Schnee eiskalt und brachte sie zum Zittern, aber er fühlte sich dennoch angenehm an ihren entzündeten Ballen an.
Sie wälzte sich ein bisschen im Schnee, bis ihr Hunger sich wieder bemerkbar machte und sie dazu antrieb den Kopf zu heben und die Luft zu prüfen.
Millie schnurrte erleichtert, als sie den Geruch einer Maus wahrnahm.
Schnell folgte sie dem Geruch bis zu einem kleinen Baum. Er war schmal und schief gewachsen und Schnee bedeckte seine Äste.
Auf einer Wurzel saß eine braune Maus, die nach Futter suchte und sich immer wieder wachsam aufrichtete.
Am Liebsten hätte sich Millie direkt auf sie gestürzt, aber es gelang ihr ruhig zu bleiben und sich in den Schnee zu kauern. Vorsichtig schob sie sich an die Maus heran, bis sie nah genug war.
Die Kätzin wusste, wenn ihr der Fang nicht gelang, könnte sie den Rest des Tages mit leerem Magen marschieren müssen.
Also konzentrierte sie sich und stieß sich dann mit ihren Hinterläufen kräftig vom Boden ab. Das Tier quieckte panisch und setzte zur Flucht an. Millie erwischte gerade noch den Schwanz ihrer Beute und konnte sie dann erlegen.
Erleichtert machte sie sich über ihren Fang her. Die Maus war klein und mager und machte Millie nicht wirklich satt. Die Kätzin merkte, dass ein kleiner Teil von ihr sich jetzt nach dem gemütlichen Nest im Zweibeinerhaus und dem trockenen Fraß dort sehnte.
Heftig schüttelte sie sich. Sie hatte diesen Weg gewählt und würde jetzt auch nicht mehr umkehren.
Nach der Mahlzeit erhob sie sich wieder und trottete auf einen gigantischen Berg zu. Diesen hatte Millie immer vom Fenster des Zweibeinerhauses sehen können.
Max hatte ihr erklärt, dass es einer der höchsten Berge in den Schneebergen war und wer es nach da oben schaffte, würde dort die Clans und sehr viel Beute antreffen.
Und dort wollte sie nun hin.

Gegen den Marsch der ihr jetzt bevorstand, war der Lauf davor nichts gewesen.
Millie sprang von Felsvorsprung zu Felsvorsprung und rutschte immer wieder im allmählich schmelzenden Schnee aus. Gerade als sie auf einen Felsen springen wollte, der ziemlich weit über ihr lag, verhedderte sie sich in einer abgestorbenen Ranke und verlor das Gleichgewicht. Millie viel einige Schweiflängen nach unten, schaffte es aber gerade noch sich in den Fels zu krallen und so den Aufprall auf dem spitzen Stein, der nun nicht mal mehr einen Kaninchensprung unter ihr lag zu verhindern.
Sie hatte vor Angst ihr Nackenfell gesträubt und zitterte wie ein neugeborenes Reh.
Die unerfahrene Kätzin würde sich nicht mehr lange so festkrallen können. Also kletterte sie schnell auf einen Felsen ganz in der Nähe. Dort legte sie sich hin und versuchte ihr stark pochendes Herz zu beruhigen.
Missmütig betrachtete sie ihre Rechte Vorderpfote, an der nun eine Kralle abgebrochen war.
Sonnenstrahlen wärmten Millie, als sie weiter den Berg hinauf kletterte. Mit der Zeit gewöhnte sie sich an das Springen und Klettern. Und als die Nacht wieder einbrach hatte sie die Hälfte des Berges hinter sich.

Millie schlief unruhig. Albträume ließen sie immer wieder hochschrecken und am nächsten Morgen fühlte die Kätzin sich noch elendiger als zuvor.
Aprubt war sie hellwach, als sie den Schrei eines Adlers hörte. Besorgt spitzte sie die Ohren und sah sich nach dem Tier um. Millie bemerkte ihn direkt über ihr, konnte aber nicht mehr rechtzeitig reagieren. Schon hatten sich die Klauen des Raubvogels tief in ihren Pelz gebohrt und sie hochgehoben.
Sie fauchte laut auf vor Schmerz und zappelte wild um dem Griff zu entkommen. Die Krallen des Adlers zerfetzten ihre Haut und ließen sie immer wieder aufschreien.
Schließlich gelang es ihr, dem Adler fest ins Bein zu beißen. Mit einem erschrockenen Kreischen ließ der Vogel sie los und Millie fiel hinab in den Schnee.
Keuchend und unfähig etwas zu tun lag die Kätzin im Schnee, der von ihrem Blut langsam rot gefärbt wurde. Sie hörte noch Schritte, die auf sie zukamen, dann wurde ihr schwarz vor den Augen.

Uuund das 2. Kapitel!! 🐱
Es tut mir sehr leid, dass ich euch so lange warten gelassen habe, aber ich war mir unsicher wie es weitergehen sollte. 🐈

Ich hoffe es gefällt euch bis hierhin, bis zum nächsten Mal!
(Hoffentlich bald 😉)

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