Kapitel 5
Am nächsten Morgen regnete es immer noch, aber der Sturm hatte sich etwas gelegt.
Krähenschwinge wachte als einer der ersten auf und streckte sich in seinem Nest, während er sich umsah. Viele Krieger schliefen noch, das war auch kein Wunder, denn wahrscheinlich war die Sonne noch nicht einmal komplett aufgegangen.
Am Eingang des Baus sah Krähenschwinge Dornenstich sitzen, der hinaus auf die Lagerlichtung starrte.
Neben ihm saß Tiefschatten und irgendwie schien keiner der beiden sobald den Bau verlassen zu wollen.
Dornenstich hatte ihn gehört, wahrscheinlich, denn der Krieger drehte sich zu Krähenschwinge um und winkte ihn mit der Schwanzspitze zu sich. Krähenschwinge war etwas verwundert, da dieser keine Bemerkung oder so etwas in der Art von sich gab. Vielleicht hatte er ihm verziehen? Krähenschwinge hätte sich nicht verziehen.
Der dunkle Kater erhob sich und fuhr sich nochmal über das Fell, ehe er sich zu den anderen beiden Krieger begab und sich neben Tiefschatten setzte.
》Die Beute verkriecht sich wahrscheinlich in ihren Löchern.《,fing Dornenstich an. 》Und bei der Kälte wird das Jagen bestimmt anstrengend. Genauso wie die Grenzen zu kontrollieren.《 Der Krieger machte ein genervtes Geräusch und sah hinüber zu seinem Nest. Dann murmelte er etwas, was Krähenschwinge nicht verstand und sah wieder hinaus auf die Lichtung.
》Der Boden ist bestimmt auch komplett matschig und weich, es ist bestimmt unmöglich anständig zu
laufen.《,beschwerte Dornenstich sich weiter, während er immer wieder sehnsüchtig zu seinem Nest sah.
》Bist du fertig, dich zu beschweren?《
Krähenschwinge drehte seinen Kopf, als er die Stimme seines ehemaligen Mentors vernahm. Dornenstich zuckte etwas zusammen und leckte sich über das Brustfell. 》Ob du willst oder nicht, du kommst mit zur
Morgenpatrouille.《 Der rote Kater schnippte mit dem Ohr und verließ den Bau, Dornenstich's Proteste, von wegen er wurde nicht eingeteilt, ignorierend.
Widerwillig verließen die beiden anderen Krieger den Bau und gesellten sich zu Eichenblut, wobei Tiefschatten einen Stop beim Schülerbau machte, um Marderpfote aufzuwecken.
Gleichzeitig kam auch Zweigpfote mit hinaus, dem der Regen relativ egal zu sein schien, denn er hüpfte aufgeregt umher.
Nicht viel später lief Rindenbart an Krähenschwinge vorbei und die Patrouille lief los.
Krähenschwinge war froh der Morgenpatrouille nicht eingeteilt worden zu sein und überlegte, ob er sich vielleicht wieder hinlegen sollte, oder vielleicht doch jagen gehen sollte, um seinen Clan zu versorgen. Er entschied sich für Ersteres, denn er erinnerte sich daran, dass er nicht oft und viel gejagt hat und immer noch nicht wirklich Übung darin hatte. Irgendjemand würde ihn bestimmt schon aufwecken oder etwas in der Art, weil dieser Jemand unbedingt mit ihm jagen gehen wollte.
Die einzigen, bei denen er sich vorstellen kann, die es tun würden, waren Falkenkralle und Honigfluss und die beiden waren für eine Grenzpatrouille eingeteilt, was bedeutet, dass er es heute ruhiger angehen lassen kann.
Sofern Raspelschlucht oder Grünfeuer ihn in Ruhe lassen würden. Aber er hatte seit dem >Todeswald< nicht mehr viel mit ihnen zu tun gehabt.
Der Kater senkte seinen Blick, als er an die Zeit zurück dachte und wie viele Opfer es mit sich gebracht hatte. Blaustein war gestorben, als er ihn beschützt hatte und dafür würde er ihm ewig dankbar sein. Dunkelseele wurde ebenfalls von der Bestie zerfetzt und Habichtschatten hatte ein krankes Tier gefressen. Was mit Seesturm passiert ist, wusste er nicht mehr, aber wahrscheinlich hat die Bestie sie auch geholt. Das Krähenschwinge zum Nachdenken brachte. Wieso genau hatte dieses Ding sie angegriffen, wenn es doch keinen von ihnen gefressen hatte? Tat es das aus Freude? Weil es sein Territorium verteidigen wollte?
Diese Fragen würden wohl unbeantwortet bleiben.
Der Krieger wandte seinen Kopf, als Falkenkralle, Honigfluss und Schneerose fast zeitgleich aufstanden und dann den Kriegerbau verließen. Wahrscheinlich um ihre Schüler zu holen und dann auf Patrouille zu gehen.
Als er so darüber nachdachte, fragte er sich, wo denn die Morgenpatrouille abgeblieben war. Es war schon einige Zeit verstrichen, ob es schon Sonnenhoch war wusste er nicht, aber es definitiv nicht mehr so früh am Morgen. Vielleicht hatten sie einen Dachs oder Fuchs entdeckt, oder so etwas in der Art.
Hoffentlich nicht, denn Krähenschwinge hatte genug vom Kämpfen, fürs Erste.
Der Regen legte sich langsam und war nur noch schwacher Nieselregen.
Der dunkle Kater erhob sich und verließ dann ebenfalls den Kriegerbau, worauf er sich neben dem Eingang kurz putzte, um sein Fell wieder etwas herzurichten.
Sein Magen fing an zu Knurren, aber Krähenschwinge war sich unsicher, ob er etwas essen sollte, da er selbst ja noch nicht jagen war. Allerdings wurde dieser Gedanke relativ schnell wieder von ihm verworfen, da er gestern schon kaum etwas gegessen hatte.
Also lief der Krieger zum Frischbeutehaufen hinüber, wobei seine Pfoten nass und matschig wurden. Manchmal dachte er sogar von sich selbst, dass er bei so etwas ziemlich empfindlich war.
Die Frischbeute war ziemlich durchnässt, aber noch essbar, zum Glück. Der Regen führte häufiger dazu, dass Frischbeute ungenießbar wurde, aber die Amsel die sich Krähenschwinge genommen hatte, schmeckte nicht schlecht. Es war ein gutes Gefühl wieder etwas im Magen zu haben. Während er fraß und versuchte seine Pfoten sauber zu halten, hörte er aus der Kinderstube ein aufregendes Gespräch, zumindest klang es so.
Sein Blick glitt weiter umher, über den Kriegerbau, den Schülerbau und blieb schlussendlich an dem leeren Ältestenbau hängen.
Eulenblick, der einzige Älteste zu Krähenschwinge's Schülerzeit war anscheinend in seiner Abwesenheit gestorben. Und er hatte es nicht mal bemerkt. Langsam senkte er schuldbewusst seinen Blick, da er es überhaupt nicht mitbekommen hatte.
Dann aber wurde sein Blick nachdenklich. Konnte ein Clan ohne Älteste überhaupt existieren?
Wenn die Antwort etwas anderes als Ja gewesen wäre, würde es den MoosClan nicht mehr geben. Krähenschwinge dachte eine Weile nach, die einzigen Katzen, die ihm einfallen würden, dass sie als erstes Älteste werden, waren Grünfeuer und Falkenkralle. Aber bis das passieren würde, würden noch einige Monde vergehen.
Krähenschwinge hätte noch weiter darüber nachgedacht, wenn ihm der Geruch von Hauskätzchen und der zurückkehrenden Patrouille nicht interessanter vorgekommen wäre.
Es war die Morgenpatrouille, die zurück ins Lager kehrte, im Schlepptau eines Hauskätzchens, das von den vier Kriegern umzingelt war.
》Fuchsstern! Kastanienblüte!《,rief Eichenblut laut und blieb zusammen mit der Patrouille in der Mitte der Lichtung stehen. Krähenschwinge war mehr als verwirrt, genauso wie die beiden Königinnen die aus der Kinderstube lugten. Und auch Grünfeuer und Raspelschlucht.
》Was macht denn ein Hauskätzchen hier?《,flüsterte Blütenhonig Teichsilber zu mit einer Stimmlage von Misstrauen und Angst zugleich.
Krähenschwinge beobachtete, wie Raspelschluch und Grünfeuer dem Hauskätzchen feindselige Blicke zu warfen. Allerdings schien das Hauskätzchen selbst die Ruhe selbst zu sein und ignorierte die Blicke und das Getuschel gekonnt. Die Schwanzspitze des Kriegers zuckte unruhig. Er hätte erwartet, dass eine von Eichenblut angeführte Patrouille, ein Hauskätzchen verjagen würde, aber es war komplett unverletzt.
Fuchsstern trat endlich aus seinem Bau heraus und kurze Zeit später auch Kastanienblüte, zusammen mit ihrem Schüler Schattenpfote.
》Was macht dieses Hauskätzchen hier Eichenblut?《,verlangte der Anführer streng zu wissen, wobei er sich vor seinen Stellvertreter stellte. Die beiden Heiler haben sich neben ihm positioniert.
》Er behauptet vom SternenClan geschickt worden zu sein.《
Gefühlt der ganze Clan zog scharf die Luft ein und Fuchsstern kniff skeptisch die Augen zusammen. Er befahl Eichenblut mit einem Kopfnicken zur Seite zu treten, damit das Hauskätzchen für sich sprechen konnte.
》Woher sollte ein Hauskätzchen vom SternenClan geschickt worden sein. Das ist doch eine Lüge.《 Diesmal war es Teichsilber die flüsterte.
》Ich weiß was ihr denkt《,fing der Kater an. 》Aber hört mir zu, ich kann es erklären.《 Das Hauskätzchen sah sich mit einem bittenden Blick um.
Fuchsstern schnippte mit dem Schweif und warf Kastanienblüte einen Blick zu.
Sie scheinen beide etwas zu wissen, aber Krähenschwinge wusste nicht was.
》Wir hören.《,kam es dann von Fuchsstern, welcher jetzt nicht mehr skeptisch, sondern interessiert den fremden ansah.
》Mein Name ist Dexter. Ich.. Der SternenClan hat mir Träume geschickt. Er hat mir gesagt, ich solle die Clans aufsuchen und sie warnen.《
Unruhiges Gemurmel brach unter dem Clan aus.
》Und vor was?《 Diesmal war es Kastanienblüte die sprach. Als Krähenschwinge in ihre Richtung blickte, bemerkte er wie unruhig Schattenpfote hin und her sah.
Krähenschwinge glaubte dem Kater kein Wort. Wieso sollte der SternenClan denn ein Hauskätzchen auswählen, um sie vor etwas zu warnen?
》Vor einem Sturm. Einem schrecklichem Sturm. Etwas, was die Clans noch nie gesehen haben.《
Erneut zog der Clan erschrocken die Luft ein und Krähenschwinge spürte förmlich die knisternde Anspannung in der Luft.
》Fuchsstern? Gibt es etwas, was du weißt, aber wir nicht wissen?《
Dornenstich war einige Schritte vorgetreten und sah seinem Anführer fest in die Augen, worauf dieser seinen Blick senkte.
》Ich erkläre es, sobald die Patrouille zurück ist und der ganze Clan versammelt ist.《
Bis dahin warteten sie also, Dexter wurde von Eichenblut und Tiefschatten bewacht, bis sich der Clan versammelt hatte. Die Reaktionen von den zurückkehrenden Katzen waren unterschiedlich gewesen. Honigfluss hatte Dexter freundlich begrüßt, Falkenkralle war etwas skeptischer gewesen. Schneerose wollte erst Fuchsstern's Erklärung hören, bevor sie sich eine Meinung bildete. Und die Schüler waren alle ziemlich aufgeregt.
Aber letztlich saß der Clan gespannt unter dem Moosfelsen, zu Fuchsstern aufblickend, während das Hauskätzchen direkt unter dem Felsen saß, zum Clan blickend.
》Beim letztem Heilertreffen hat Kastanienblüte eine Naricht vom SternenClan erhalten. In dieser geht es unteranderem um einen gefährlichen Sturm und einer Katze, die zu den Clans stoßen wird.《,erklärte der Anführer und atmete tief durch. 》Ich wollte keine Panik im Clan auslösen und behielt es deshalb für mich. Ich hoffe ihr versteht das.《
Der Clan blieb fürs erste still, vereinzelt nickten Katzen, bis es mit den Fragen losging.
》Wird der Sturm uns töten?《
》Warum hat der SternenClan ein Hauskätzchen geschickt?《
》Wird er in unseren Clan aufgenommen?《
》Können wir es irgendwie
verhindern?《
Der Anführer schnippte mit dem Schweif, um den Clan wieder ruhig zu stellen.
》Natürlich werden wir den Sturm überleben. Und ob Dexter uns beitreten möchte ist ganz seine Entscheidung.《
Nun sahen alle das Hauskätzchen an, gespannt darüber, wie er sich entscheiden würde.
》Bevor ich mich entscheide, würde ich gern etwas wissen.《,verlangte er, worauf Fuchsstern ihm antwortete.
Dexter sah in die Runde, ein suchender Blick lag auf seinem Gesicht.
》Gibt es hier eine Katze, die äh.. Krähe heißt? Irgendetwas mit Krähe.《,fragte er. Krähenschwinge wurde kurz heiß, wie als wäre ein Blitz durch ihn geschossen. Einige Katzen blickten in seine Richtung, aber bevor der Krieger etwas sagen konnte, erhob Fuchsstern wieder sein Wort. 》Wieso möchtest du das
wissen?《,fragte er interessiert und warf Krähenschwinge ebenfalls einen Blick zu. Dexter schien kurz zu zögern, ehe er antwortete.
》Weil er mein Bruder ist.《
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