Kapitel 16
Krähenschwinge hatte das Gefühl, der Sturm nahm zu. Dass es immer heftiger regnete.
Die Lagerlichtung stand halb unterwasser, der Clan hatte sich alle unter, aber auch auf dem Moosfelsen verteilt und jeder wirkte verzweifelt und ängstlich.
Eisblick stand auf der Mitte der Lichtung und besprach sich mit Fuchsstern und Eichenblut, was sie denn nun tun konnten.
Krähenschwinge wandte sich von den drei Katern ab und sah zu Teichsilber, welche zusammengekauert zwischen Rindenbart, Blütenhonig und Kastanienblüte lag. Sie versuchten sie zu wärmen und zu beruhigen.
Schattenpfote versuchte derweil Mardersprung und Schneerose zu versorgen. Sie verweigerten aber jegliche Art von Hilfe, waren der Meinung, es geht ihnen gut.
》Wir gehen zum TropfenClan!《, verkündete Fuchsstern laut.
》Eisblick meint, es wäre das Beste für uns!《
Einige der Katzen erhoben sich, schienen gar nicht die Kraft zu haben, um zu protestieren.
》Eisblick!《,höhnte Raspelschlucht plötzlich laut. 》Dieser Kater ist doch erst der Grund, warum all das
passiert!《
》Du kannst gerne hier bleiben, Raspelschlucht.《,meinte Eichenblut, seine Stimme war kalt wie Eis.
Aber Raspelschlucht sagte nichts mehr.
Rindenbart, Blütenhonig und Kastanienblüte eskortierten Teichsilber aus dem Lager und halfen ihr zu laufen. Falkenkralle und Honigfluss halfen den kranken Katzen und bildeten den Schluss.
Krähenschwinge lief mit seinem Bruder hinter Eichenblut und Fuchsstern.
Der Wind peitschte den Katzen durchs Fell, die sich alle eng an eng mühevoll auf ihren Weg zum Fluss machten.
Krähenschwinge musste seine Augen zusammenkneifen, damit er kein Regen in sie bekam. Sein Pelz war schwer und klitschnass und jeder Schritt zehrte an seiner Kraft.
Der Wald der sich vor ihm erstreckte schien endlos.
Blätter und Zweige wirbelten durch die Luft und trafen Krähenschwinge mehrmals an der Flanke.
Blitze zuckten durch den Himmel und Donner polterte Laut in seinen Ohren.
SternenClan, warum tust du uns das an?
Die Truppe wurde angehalten, als Teichsilber weit am Ende der Gruppe zusammenbrach. Fuchsstern blieb stehen und kämpfte sich den Weg zurück durch den Matsch, zu der Königin. Er half ihr mit den anderen wieder auf, während Eichenblut darauf achtete, dass sich niemand aus dem Clan entfernte.
Eisblick drückte sich eng an Krähenschwinge und sie sahen sich gegenseitig an. Krähenschwinge konnte seine Angst nicht verstecken.
Der Sturm war schlimmer, als er sich es vorgestellt hatte.
Sie liefen weiter, kamen aber kaum voran, immer wieder mussten sie anhalten, weil Jemand etwas hatte, umgekippt oder festgesteckt war.
Auch die beiden kranken Katzen, Mardersprung und Schneerose, machten es ihnen nicht einfacher. Wegen ihnen und Teichsilber, mussten sie noch langsamer gehen, als ohnehin schon.
Die komplette Situation war mehr als schlimm.
》Wieso denkst du, dass wir beim TropfenClan sicher sind?《,fragte Krähenschwinge seinen Bruder und sah diesen von der Seite an. Er drehte sich gerade weg, um einen herbeifliegenden Ast auszuweichen.
》Müssten ihre Flüsse nicht alle überschwemmen?《
Eisblick schüttelte heftig den Kopf, wahrscheinlich auch, um sich einige Tropfen des Regens aus dem Fell zu schütteln.
》Nein, also doch. Aber sie haben am Rande ihres Territoriums einen hohen Berg. Dort ist zwar nicht ihr Lager, aber ich habe ihnen gesagt, sie sollen dort hin flüchten.《,erzählte er und spuckte etwas Matsch aus.
》Ich meinte zu ihnen, dort ein provisorisches Lager zu errichten. Und dass ich den MoosClan ebenfalls dorthin führen werde.《
Krähenschwinge war überrascht. Sein Bruder hatte das tatsächlich schon so voraus geplant? Er dachte, sie müssten dann einfach klar kommen, wenn der Sturm eintritt. Aber sein Bruder wollte so viele Leben wie möglich retten. Bestimmt hat er dem Frost- und FunkenClan auch einen Plan gegeben, wie sie beim Sturm agieren sollen.
Vielleicht war er deswegen solange weg gewesen? Er hat sich einen Plan für die anderen Clans überlegt.
Trotz der eisigen Kälte, die Krähenschwinge, ins Fell kroch, spürte er in ihm ein kleinen Funken von Stolz aufglühen, der ihn für einen kurzen Moment wärmte.
Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel, aber diesmal traf er nicht ins Leere. Der Blitz traf einen Baum, direkt vor dem Clan, der seinen Weg zu dem rettenden Berg machen wollte.
Ein Feuer entfachte und die Katzen blieben eng an eng, wie angewurzelt stehen. Der Baum fiel um, krachte mit einem lauten Poltern vor die Pfoten des Clananführers.
Das Feuer breitete sich, trotz des Regens, schnell wie ein Inferno aus und die Bäume um sie herum fingen Feuer.
》Rennt!《,rief einer der Katzen laut, Krähenschwinge konnte nicht ganz raushören wer es war, aber er konnte gerade nur an Eines denken, Flucht.
Also rannte er, ließ sich von seinem Bruder leiten, der flink wie ein Wiesel sich seinen Weg durch das Unterholz suchte. In diesem Moment wunderte er sich nicht, warum sich Eisblick so gut auskannte, er wollte einfach von dem Feuer und dem Sturm fliehen.
Im Augenwinkel sah der Krieger zwischen den dunklen, und teilweise brennenden, Bäumen zwei rötliche Felle aufblitzen, aber wer genau das war, konnte er nicht erkennen.
Eisblick sprang über einen brennenden Ast, Krähenschwinge folgte ihm, rutschte aber aus und wäre fast ins Feuer gefallen.
Der Regen machte es ihm schwerer, seinem Bruder zu folgen, aber er bemühte sich. Einige Male rutschte er aus, landete in dem nassen Matsch und musste sich erst nach seinem Bruder umsehen, bevor ihm weiter folgen konnte.
Dann stürzten sie beide aus dem Unterholz hinaus und fanden sich auf einem breiten Grasstreifen wieder.
Vor ihnen war der Fluss, die Grenze zum TropfenClan, der erheblich angestiegen war. Sein dunkles Wasser reißte mehrere, dicke Äste mit sich und schien weiter anzusteigen.
Ein kurzer Blick um sich herum, verriet Krähenschwinge, dass der Rest seines Clans ebenfalls hier angekommen war, hinter ihnen brannte es immer noch im Wald. Aber die Aufmerksamkeit seiner Clangefährten lag lange nicht mehr auf dem Feuer.
》Was ist das?《
Jetzt sah auch Krähenschwinge, was der Rest seines Clans anstarrte.
Auf dem FrostClan-Territorium, nicht weit vom Versammlungsort, raste etwas mit einer Geschwindigkeit eines Monsters, wenn nicht sogar schneller, in Richtung ihres Territoriums.
Krähenschwinge konnte nicht beschreiben, was er dort sah. Es war eine Art Strudel, nur viel größer und nicht im Wasser, sondern auf dem Land. Dieser Strudel riss alles um sich herum in die Luft, Büsche, Bäume, teilweise sogar Stücke aus dem Boden. Noch nie hatte Krähenschwinge so etwas gesehen, geschweige denn sich überhaupt so etwas ausdenken können.
SternenClan, warum?, schoss ihm wieder durch den Kopf und er warf seinen Kopf zurück, blickte kurz in den Himmel. Aber da waren keine Sterne.
》Wohin jetzt?《,rief Rindenbart laut über den Sturm hinweg.
》Über den Fluss!《,antwortete Eisblick genauso laut, aber als die Katzen ihren Blick von dem Sturmstrudel wandten und auf den Fluss sahen, konnte niemand eine Möglichkeit erkennen, dort irgendwie hinüber zu kommen. Erdpelz sprach den Gedanken als Erste aus.
》Und wie sollen wir das machen?《, rief sie laut und sah so verzweifelt wie alle Anderen, zu Eisblick hinüber.
》Da!《 Der Kater deutete auf die fast kaum erkennbaren Oberflächen einiger Trittsteine, die aber immer wieder vom steigenden Wasser überspült werden.
》Das ist Selbstmord! Da kommen wir nicht rüber!《 Diesmal war es Dornenstich, der sprach, seine beiden Söhne waren eng an ihn geschmiegt. Sie hatten wahrscheinlich sogar mehr Angst als so manche andere Katzen.
》Bleibt uns denn eine Wahl?《,meinte Fuchsstern dann und sprang hinüber, zum Ufer des Flusses.
》Die Schwachen gehen zuerst! Zu letzt werden Eichenblut und ich gehen!《, ordnete der Anführer an und ließ Teichsilber, zusammen mit Kastanienblüte und Blütenhonig vorbei.
Sie hatten einige Probleme hinüber zu kommen, aber letztendlich schafften sie es doch. Dann kamen Mardersprung und Schneerose, zusammen mit Falkenkralle und Zweigkralle. Erdpelz ging einige Schwanzlängen hinter ihnen.
Immer mehr Katzen bahnten sich ihren Weg über die Trittsteine und es klappte sogar ganz gut.
Jetzt war Krähenschwinge an der Reihe und sprang auf den ersten Trittstein, dabei versuchte er es genauso so zu machen, wie seine Clangefährten vor ihm. Er sah noch einmal zur Seite, der Sturmstrudel war immer noch da, aber er ist ins FunkenClan-Territorium gelaufen. Sie hatten nicht mehr viel Zeit, bis der Sturmstrudel zu ihnen kommen würde. Krähenschwinge drehte sich wieder um und sprang die restlichen Trittsteine entlang. Kaltes Wasser sprudelte ihm um die Pfoten und spülte den Matsch aus seinem Fell.
Dann sprang er nochmal und landete neben Honigfluss, welche ihn fragte, wie es ihm ging.
》Gut, von der momentanen Situation mal abgesehen.《 Er stubste sie kurz an und sah dann über den Fluss, welchen sein Bruder gerade versuchte zu überqueren.
Eisblick landete sicher neben ihm und kurz darauf auch Eichenblut. Jetzt fehlte nur noch Fuchsstern. Der Clananführer wirkte plötzlich unsicher auf seinen Pfoten und rutschte auf dem Ersten Trittstein fast aus. Der Clan betrachtete ihn mit Sorgen, sie alle hatten Angst um ihren Clananführer.
Der orangefarbene Kater sprang nochmal, wieder schwankte er.
》Hoffentlich passiert ihm nichts.《, hörte Krähenschwinge Blütenhonig murmeln. Das hoffte er auch, genauso wie jede andere Katze seines Clans.
Fuchsstern sprang noch mal, aber diesmal landete er nicht auf dem nächsten Trittstein.
》Fuchsstern!《,rief der halbe Clan aus und stürmten vorwärts, nur um am Ufer halt zu machen. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie ihr Anführer hilfesuchend vom Fluss mitgerissen wurde.
Einige Katzen wollten springen, ihm helfen, aber Eichenblut hielt sie zurück.
》Wir müssen unserem Anführer helfen!《,jauelte Falkenkralle und sah den zweiten Anführer wütend an.
》Willst du, dass noch mehr Katzen sterben?《,fauchte der rote Kater den Krieger an und drehte sich dann wieder um. Ohne etwas tun zu können, mussten sie mit ansehen, wie Fuchsstern von den tosenden Wellen mitgerissen wurde.
Dann irgendwann aber, tauchte ihr Anführer nicht mehr auf.
Von Trauer erfülltes Jaulen übertönte den Sturm, als ihr Anführer unter den Wellen verschwand.
Eichenblut, der nun ihr Anführer war scheuchte die Katzen zusammen und drängte sie, weiter zu gehen.
》Wir können jetzt nichts für ihn tun.《,meinte der rote Kater und sah seinen Clan entschuldigend an.
Krähenschwinge zitterte, nicht wegen der Kälte, er war genauso erschüttert wie der Rest seines Clans über den Tod ihres Anführers. Dabei hatte er doch gehofft, dass niemand bei diesem Sturm zu Schade kommen würde.
》War das sein letztes Leben?《,hörte er Zweigkralle fragen. Eichenblut nickte nur knapp.
》Aber vielleicht ist er noch nicht tot! Vielleicht hat er ja irgendwie..《,fing Mardersprung an, aber Eichenblut unterbrach ihn fauchend.
》Er ist tot! Akzeptiert es einfach.《
Der neue Clananführer übernahm die Führung, zusammen mit Eisblick und sie bahnten sie ihren Weg durch das TropfenClan-Territorium, welches noch überschwemmter und nasser war, als ihres.
》SternenClan, wieso? Wieso unser Anführer?《 Schattenpfote lief eine Schwanzlänge neben ihm entlang und hatte seinen Kopf gen Himmel gestreckt.
》Wieso tust du uns das an?《
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