Kapitel 12

Der volle Mond schien hell am dunklen Himmel, frei von Wolken und voller Sterne. Ungeduldig wartete Krähenschwinge vor dem Lagerausgang, er hatte Glück mit zur Großen Versammlung zu dürfen, obwohl er wahrscheinlich hätte hier bleiben müssen, hätte er Fuchsstern nicht gefragt. Aber das war Nebensache, wichtig war, dass heute die Große Versammlung ist und er mit durfte.
Ein leichter Frostwind kam auf und der Kater sträubte sein Fell, um sich warm zu halten. Er trat von einer Pfote auf die andere, wartend auf Fuchsstern der anscheinend noch fest in ein Gespräch verwickelt mit Eichenblut sprach.

Letzendlich aber erhob sich der Anführer und versammelte mit einer Schwanzbewegung die Patrouille um sich, welche aus Eichenblut, Mardersprung, Erdpelz, Zweigkralle, Falkenkralle, Rindenbart, Kastanienblüte, Stichpfote und Schattenpfote bestand.
Er ließ die Patrouille vor und bildete dann mit Eichenblut den Schluss. Der starke Krieger versuchte kein Gespräch mit Krähenschwinge anzufangen, wofür er ihm sehr dankbar war. Stattdessen überlegte er sich, was genau er tun würde, wenn der FrostClan eben keinen Zweibeinerort erwähnte. Aber etwas anderes, außer auf die nächste Versammlung zu warten, fiel ihm nicht ein. Der junge Kater seufzte leise und wandte einen Blick nach vorne, wo die Patrouille von Fuchsstern angeführt wurde.

Sie gingen relativ zügig, wodurch Krähenschwinge nicht mehr ganz so kalt war, aber als sie sich dann auf die Lichtung setzten kroch Kälte in Krähenschwinge's Pelz. Der Kater sah sich auf der Versammlungslichtung um, nur der FrostClan war da, also waren sie noch relativ früh dran. Der dunkle Krieger sah sich zwischen den Katzen um, bis er plötzlich einen vertrauten, weißen Pelz entdeckte.
Weißpfote! Schoss es ihm durch den Kopf, obwohl der Kater seit ihrer letzten Begegnung ziemlich gewachsen war.
Aber er wird wohl kaum noch ein Schüler sein.
Der FrostClan-Krieger verabschiedete sich gerade von einer braunen, etwas kleineren Kätzin verabschiedete. War das etwa seine Schülerin? Ein Stich von Neid packte Krähenschwinge. Er hatte noch keinen Schüler gehabt! Aber vielleicht würde ja eines von Teichsilber's Jungen sein Schüler werden.

Krähenschwinge lief auf den weißen Kater zu, der ihn auch schon bemerkt hatte. 》Krähenpfote!《,rief er freudig aus. Dabei hatten sie nur einmal mit einander gesprochen, aber er redete ihn an, wie einen alten Freund.
》Ich heiße jetzt Krähenschwinge.《, verbesserte der MoosClan-Krieger ihn, worauf der weiße Kater ein genervtes Geräusch von sich gab, wahrscheinlich wegen seiner eigenen Dummheit.
》Natürlich! Wie konnte ich nur annehmen, dass du noch ein Schüler bist?《 Der FrostClan-Kater schnippte mit dem Schweif. 》Ich heiße jetzt Weißfell!《,berichtete er stolz und reckte sein Kinn. 》Wie ist es gerade so beim MoosClan?《,fragte er interessiert.

》Für die Blattleere ist alles relativ okay.《,erwiderte er, wobei ihm auffiel, wie mager Weißfell doch war. Als er sich weiter umsah, bemerkte er, dass der restliche FrostClan ebenso mager war. Aber der TropfenClan, der gerade eingetroffen war, war relativ gut genährt. Natürlich, mit den ganzen Fischen in ihrem Territorium.
》Und wie ist es beim FrostClan?《
Weißfell sträubte sein Nackenfell.
》Ganz unter uns..《,fing er leise an.
》Eisstern würde es nie zugeben, aber unsere Beute läuft schlechter denn
je.《 Er warf einen sehnsüchtigen Blick zu den TropfenClan-Katzen, aber auch zum MoosClan.
》Ich würde alles für ein Stück Beute tun.《 Krähenschwinge konnte nicht anders, aber empfand tatsächlich etwas Mitleid mit dem FrostClan. Es muss schrecklich sein mit so wenig Beute.

》Und dann noch die Zweibeiner..《
Krähenschwinge horchte auf. 》Und dieses Hauskätzchen was bei uns war.《
Weißfell seufzte.
Tausende von Gedanken stürzten auf Krähenschwinge ein und er musste sich bemühen, wie ein aufgeregtes Junge herum zu hüpfen. 》Dieses Hauskätzchen, weißt du wo es hin ist?《, fragte der Kater aufgeregt, nicht mal daran denkend seine Frage diskreter zu stellen. Aber zu seinem Glück hinterfragte Weißfell es nicht. 》Der ist zurück zu seinen Hausleuten gegangen, das haben wir sicher gestellt.《,erzählte der Krieger ihm und am liebsten hätte Krähenschwinge ihm sämtliche Beute gebracht, die er finden konnte.
》Weißt du Krähenschwinge..《,fing er an, als gerade der FunkenClan eintraf.

Sofort herrschte eine Anspannung, zuckend wie Blitze im Himmel, auf der Lichtung. Der MoosClan und der FunkenClan funkelten sich gegenseitig an und Brandwind hatte neben Eisstern, soweit wie möglich von Fuchsstern weg, seinen Platz eingenommen.
》Ganz gut eigentlich, die Blattleere hat trotz der Kälte noch einige Beutestücke übrig..《,antwortete Krähenschwinge, gar nicht mehr wirklich auf Weißfell achtend, aber der hatte sich auch inzwischen entfernt.

Zum Glück hatte er sich mit ihm unterhalten, sonst würde er nicht wissen wo Dexter stecken würde. Krähenschwinge überlegte und war der Meinung, in zwei Tagen aufzubrechen, um genug Schlaf zu finden.
Er wandte sich den Anführern zu, die inzwischen mit der Versammlung begonnen haben.
》Dem TropfenClan geht es prächtig《, erzählte Knochenstern. 》Dank des Flusses haben wir ausreichend Beute und neue Jungen gibt es auch. Die Zweibeiner machen bei uns keine Probleme.《 Der TropfenClan-Anführer sah zu Eisstern hinüber, der seinen Blick auf seine Pfoten richtete. Dann aber sah der Kater wieder auf.
》Da habt ihr Glück, Knochenstern.《,fing er an. 》Denn bei uns machen sie doch einige Probleme.《

Eisstern sah die Clans unter sich aber mit einem festen Blick an. Seine blauen Augen sprühten förmlich Funken.
》Aber nichts, mit dem wir nicht fertig werden!《 Er machte eine Pause.
》Aber die Beute läuft gut und wir haben neue Schüler.《 Damit trat Eisstern zurück und fast sofort sprang Brandwind nach vorne.
》Wie es einige vielleicht mitbekommen haben, weilt Echostern nicht mehr unter uns und ich, Brandstern, habe seinen Platz eingenommen. Schlangenbein ist mein Stellvertreter.《
Schlangenbein!
Krähenschwinge's Nackenfell sträubte sich, als er den Krieger erblickte.
Dieser Kater hätte mich fast umgebracht!, dachte er wütend.

》Aber Echostern würde noch am Leben sein, wenn diese räudigen Fuchsherzen, die sich MoosClan nennen, uns nicht hinterrücks angegriffen hätten!《, fauchte er mit so einer Wut und Hass, das Krähenschwinge zurückschreckte.
Er sah, wie Fuchsstern sich anspannte und sich sein Nackenfell sträubte.
》Sie haben uns nachts angegriffen und unseren Kräutervorrat zerstört!《
Wütendes Gejaule erhob sich von der Lichtung, nicht nur vom FunkenClan.
Eisstern und Knochenstern sahen Fuchsstern erschrocken an, der nicht zu wissen schien, was er sagen sollte.
》Ihr habt eine Schülerin von uns umgebracht.. 《,miaute der Anführer leise. 》Eine Schülerin!《,spuckte Brandstern aus. 》Gegen das Leben eines Anführers?!《

Im Augenwinkel sah Krähenschwinge, wie Mardersprung, Erdpelz und Zweigkralle ihre Krallen ausfuhren, jederzeit bereit dem FunkenClan-Anführer den Pelz abzuziehen, sollte er noch ein schlechtes Wort über ihre Schwester verlieren.
Krähenschwinge selbst war viel zu überfordert mit der Situation.
》Ich versuche deinen Vorwurf nicht zu leugnen, Brandstern. Aber der MoosClan bereut nichts.《
Brandstern fuhr seine Krallen aus und der Schock jeder Clankatze war ihr ins Gesicht geschrieben. Man durfte nicht den heiligen Waffenstillstand brechen! Genau das würde ihnen durch den Kopf gehen, aber nicht Krähenschwinge. Er war der festen Meinung ihn würde das alles hier nichts angehen. Wieso? Das wusste er doch selbst nicht. Aber aus irgendeinem Grund fühlte er sich diesem Clan nicht wirklich zugehörig, auf anderer Ebene aber wieder schon.
Er schüttelte seinen Kopf. Erst würde er seinen Bruder finden, dann kann er weiter sehen.

》Fuchsherz!《,beleidigte Brandstern seinen Anführer. 》Fuchsstern.《
Der FunkenClan-Anführer knurrte, ehe er von dem Baumstamm sprang und seinen Clan um sich sammelte. 》Der FunkenClan geht!《,rief er laut und verschwand dann von der Lichtung.

Kurz darauf folgten auch die anderen Clans und ehe er sich versah, war Krähenschwinge wieder im Lager, in seinem Nest, während draußen Aufruhr herrschte. Es war alles so schnell passiert und ohne, dass er es wollte, dachte Krähenschwinge die ganze Zeit an den Vorfall der Versammlung.
》Wir müssen uns rächen!《,hatte Mardersprung gerufen, als sie ins Lager zurückgekehrt waren und hatte prompt Zuspruch von seinen Geschwistern und Stichpfote bekommen.
Der Kater seufzte wieder und wechselte seine Postion in seinem Nest, irgendwie versuchend einzuschlafen, bei dem ganzen Trubel da draußen. Immer wieder sagte er sich, dass das ihn nichts angehen würde und es einzig und allein wichtig war, seinen Bruder zu finden.
Schließlich holte der Schlaf ihn doch ein.

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