8. Kapitel
Schnee wirbelte durch die Luft. Es war sicher schon Sonnenaufgang, doch es war dunkel als würde die Nacht noch herrschen. Ein Schneesturm tobte über dem Land. Die Katzen hatten sich in ihre Felsspalten und Baue zurück gezogen. Es war zwei Tage her, seit der Wolkenclan es gewagt hatte sie an zu greifen. Schneestreif kämpfte sich durch den Wind und die Dunkelheit. Er kletterte vorsichtig die Felsen hinab. Er hatte sein Fell aufgeplustert und sank jedesmal im Schnee ein. Die Bäume knartzten und schwankten bedrohlich und der Wind heulte. Schneestreif schlüpfte schnell in die Kinderstube. Er schüttelte sich den Schnee ab. Star lag mit ihren Jungen da. Auch das Junge seines Freundes Milanklaue hatte sie an ihrem Bauch. "Hallo Schneestreif" miaute die Kätzin. "Hallo. Ich dachte es ist besser wenn ich bei anderen Katzen schlafe, da oben ist der Wind noch stärker." Star nickte. "Du darfst gerne bleiben" willigte sie ein. Er nickte dankbar. Ausserdem wollte er bei der Kleinen sein. Es war dem weissen Kater äusserst wichtig, das Junge zu beschützen. "Hast du dir eigentlich schon einen namen überlegt?" fragte die goldene Kätzin. Schneestreif sah auf die kleine Kätzin. Das braun getigerte Junge maunzte. Sie war so stark. Und sie würde auch weiter Stark sein müssen und können. Einen Moment blieb es still während er überlegte. Dann war er sich ganz sicher. "Tigerjunges" sagte er nur. Star sah auf die kleine Kätzin und dann zu Schneestreif. "Ja, der Name passt ohne Zweifel" antwortete die Mutter. Schneestreif nahm Tigerjunges sanft auf, legte sich hin und setzte sie zwischen seine Pfoten. Wieder überfielen ihn wieder diese Schuldgefühle. Er war schuld daran, dass Tigerjunges ihre Mutter nie kennenlernen würde. Er legte die Ohren an und ruhte mit dem Blick auf der kleinen Kätzin. Star sah ihn an. ihre blauen Augen strahlten Mitgefühl aus. Noch nie hatte Star in seiner Gegenwart so geblickt. Er sah sie an. "Du bist kein Mörder, Schneestreif. Wir alle in diesem Clan sehen jeden Tag die Reue in deinen Augen. Du denkst vielleicht das wir dir nicht vertrauen, aber wir haben gesehen das du kein Mörder bist" erklärte Star. War das wahr? Glaubten dies wirklich alle? Warum glaubte er der Kätzin dies nicht? Er war ein Mörder. Daran konnte man nichts schön reden. "Mörder zeigen keine Reue. Du schon. Durch dich haben wir schon so viel geschafft. Ich bitte dich, gib nicht auf. Führe uns zum Ziel." Er sah auf. "Ich habe keine andere Wahl als weiter zu machen. Ich habe keinen Ort wo ich hin könnte wenn ich aufgeben würde" erklärte Schneestreif. "Ich habe damit angefangen, also muss ich es auch zu ende bringen." Star zuckte mit dem Ohr. "Dann lass uns anfangen, wir müssen wie sie werden, nur besser" feuerte Star an. Die Königin hatte recht. Er war noch kein richtiger Anführer. "Ich muss zum Mondsee" sagte er. "Welchen See?" fragte Star und legte den Kopf schief. "Der Mondsee, dort halten wir kontakt zum Sternenclan, vorallem die Heiler. Ausserdem bekommen Anführer dort ihre neun Leben" erklärte er. Star schien noch verwirrter. "Neun... Leben?" Schneestreif suchte nach den Worten es zu erklären. "Wenn ein Anführer stirbt, muss der Zweite Anführer mit dem Heiler zusammen zum Mondsee. Dort empfängt der Sternenclan mit neun Katzen den Zweiten Anführer. Der Sternenclan macht den Zweiten Anführer zum Anführer. Jeder der Sternenkatzen gibt dem Anführer ein Leben, bis er neun volle Leben trägt" erzählte der weisse Kater. "Also, können Anführer acht Mal sterben und trotzdem noch leben?" fragte Star. Er nickte. "Tut mir leid, aber ich glaube nicht an solche Märchen, ich bin erwachsen" lachte die goldene Kätzin. Schneestreif legte die Ohren genervt an. "Es ist wahr, aber wenn du es nicht glaubst ist es dein Problem. Ich denke aber, dass diese Leben hilfreich sein könnten, vorallem jetzt wo es die Clans auf uns abgesehen haben. Deswegen werde ich gehen."
Dicke Schneeflocken rieselten vom Himmel. Schneestreif war im hohen Schnee kaum zu entdecken. Bei jedem Schritt sank er bis zum Bauch ein. Er war gerade aus, vom Lager zu den Clanterritorien. Dort war er auf die Donnerclangrenze gestossen. Dieser folgte er nun, bis er zum Mondsee kommen würde. Beim Grenzbach, bog er ab. Das Windclanterritorium grenzte gegenüber des Bachs an. Endlich erreichte er die Senke, die zum Mondsee hinunter führte. Der Mond leuchtete auf die Eisfläche und liess sie erstrahlen. Er war schon fast am Ufer als plötzlich Pfotenschritte erklang. Schneestreif sah sich kurz um und sprang ins nächste Gebüsch. Ein dunkler Kater trottete zum See und liess sich am Ufer hoffnungslos zu Boden fallen. Schneestreif sah aus den kahlen Zweigen zu dem Kater. Er hiess Kerbelschweif und war der Heiler des Windclans. Sonst wusste der Anführer nicht viel über den Windclankater. Kerbelschweif war meistens immer still und sagte nichts. Doch jetzt wirkte der dunkle Kater niedergeschlagen und traurig. Zusammengekauert sass er da und dann schlug er plötzlich auf die Eisschicht. Sie zerbrach in Scherben. Kerbelschweif blickte zurück und sah in seine Richtung. Der Heiler prüfte die Luft. "W-wer ist da?" fragte er. Sein Geruch hatte Schneestreif wohl verraten. "Ich sehe deine Spuren im Schnee! Und dein Geruch verrät dich. Also komm raus!" rief Kerbelschweif stockend. Langsam und geduckt trat er aus dem Gebüsch. "Bist du, Schneestreif?" fragte Kerbelschweif eingeschüchtert und trat zurück. "Ja, das ist mein Name" erklärte er. "Was willst du von mir?" fragte der Heiler. Schneestreif setzte sich um die Situation etwas zu lockern. "Nichts, ich dachte ja nicht das jemand um diese Zeit hier her kommt. Es ist schliesslich kein Halbmond" versicherte der weisse Kater. "Und... was hast du jetzt mit mir vor? Mich umbringen, damit ich schweige?" Schneestreif sah ihn fragend an. "... Nein, was würde mir das nützen? Du hast nichts getan, das heisst... noch nicht" zischte Schneestreif. Kerbelschweif sah ihn immernoch nervös an. "Die frage ist aber, was suchst du hier? Haben die Heiler eine Konferenz?" fragte der Kater mit den zweifarbigen Augen. Kerbelschweif blickte wieder traurig und wütend. "Eigentlich bin ich kein Heiler" brummte der dunkle Kater. "Warum den nicht? Du bist doch ausgebildet." Kerbelschweif schüttelte den Kopf. "Die Ausbildung allein reicht nicht..." seufzte der Heiler. "Willst du darüber reden, was dich beschäftigt?" fragte Schneestreif. Kerbelschweif blickte ihn misstrauisch in die Augen. "Warum sollte ich dem Anführer der Streuner, meine Geheimnisse anvertrauen?" Schneestreif überlegte sich was er darauf antworten sollte. "Es scheint ja sonst niemand anderes zu tun." Kerbelschweif wirkte getroffen. "Ich schätze da hast du recht... Trotzdem, du bist der Anführer der Streuner!" Schneestreif hasste es, wenn andere Katzen sie Streuner nannten. "Wir sind keine Streuner. Wir sind die Revolution der Clans. Alles was wir wollen ist Gleichberechtigung und die ein oder anderen Gesetze zum besseren verändern" stellte er seinen Clan vor. "...Welche Gesetzte den zum Beispiel?" fragte der Heiler scheu. Die Frage kam gerade unerwartet. "Welche würdest du denn gerne ändern wollen?" entgegnete er. Kerbelschweif sah ihn an. Er wirkte etwas hin und her gerissen. Doch schliesslich antwortete er:" Das Gesetz, welches Liebe zwischen Heilern und anderen Katzen verbietet, zum Beispiel" sagte Kerbelschweif leise. "Ist es das, was dich beschäftigt?" fragte er. Kerbelscheif zögerte, nickte dann aber. Und plötzlich fing er an zu erzählen:" Ich habe das Problem, das ich gegen zwei Gesetze verstosse. Ich Liebe jemanden, aus einem anderen Clan. Kastanienpelz und ich, wir treffen uns heimlich. Aber vorhin haben wir geredet wie es weitergehen soll. Ich habe vorgeschlagen das wir zusammen weg gehen, irgendwo hin wo wir zusammen glücklich werden, doch sie will nicht." Schneestreif kamm die Idee. Sie brauchten noch einen Heiler. Kerbelschweif wäre perfekt dafür. Er wollte das gleiche wie seine Gruppe. Andere und bessere Gesetze. "Du willst frei sein, oder? Frei von Gesetzen wie diesen." Kerbelschweif nickte. "So gerne, aber ich will auch kein Streuner sein" erklärte der Kater. "Dann schliess dich uns an. Wir kämpfen für das, was dein Wunsch ist. Die Gesetze ändern die Sinnlos sind. Ausserdem könnten wir einen Heiler gut gebrauchen" erklärte er und lächelte zufrieden. "Ihr würdet mich aufnehmen? Und ich dürfte mich noch mit Kastanienpelz treffen?" fragte Kerbelschweif mit strahlenden Augen. "Natürlich. Du darfst lieben wen du willst. Du kannst Kastanienpelz treffen, wann immer du willst" versicherte Schneestreif dem Kater. "Dann komme ich gerne zu euch, wenn ich sogar Heiler sein darf, wäre das ein Traum!" miaute Kerbelschweif glücklich. "Dann bist du ab jetzt, Kerbelschweif, Heiler der Revolution" ernannte Schneestreif ihn. "Danke, ich fühle mich geehrt ein Teil der Revolution sein zu dürfen." Schneestreif sah zum Mondsee. Er musste immernoch seine Leben holen. "Eigentlich bin ich hier her gekommen um mir meine Leben vom Sternenclan zu holen. Und ein Heiler als begleitung hat mir noch gefehlt" erklärte Schneestreif. "Na dann, worauf warten wir?" fragte Kerbelschweif. Schneestreif nichte und wand sich mit Kerbelschweif dem See zu. Dort wo Kerbelschweif das Eis durchbrochen hatte, berührten sie mit ihren Nasen das Wasser. Schneestreif schlief ein und versank in Dunkelheit...
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