6.Kapitel
Schneestreif gähnte und streckte sich, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Felsspalte scheinten. Er hatte sich ein Nest in seiner eigenen, kleinen Spalte gemacht, überdacht vom höchsten Felsens der Streunerfestung. Seine begegnung mit Milanklaue war nun einen Mond her, seit dem hatte er keine Zweifel mehr bekommen ob er diese Revolution durchziehen wollte. Doch er vermisste seinen Freund. Er vermisste ihn sehr... Jeden Tag jagte er an der Wolkenclangrenze und hielt immer wieder ausschau nach dem Zweiten Anführer. Doch er hatte ihn nur ein Mal mit Elsterflug gesehen. Die Kätzin war sehr nett, zu anderen jedenfalls. Wenn Schneestreif sie beobachtet hatte oder bei einem Gespräch mit gehörte hatte, hatte er sie immer als eine sehr nette und hilfsbereite Kätzin empfunden die ihrem Clan treu war. Schade war sie immer so distanziert zu ihm gewesen. Und aus diesem Grund hatte er Milanklaue auch nicht angesprochen. Schneestreif konnte ihr nicht vertrauen. Dafür mochte Elsterflug ihn zu wenig. Oder besser gesagt, gar nicht, wie jeder andere im Wolkenclan. Schneestreif schlüpfte zwischen den Felswänden hindurch und begutachtete das Lager von oben herab. Der Wall stand nun anmutig um den Felsturm herum, Baue waren an die Spalten angebaut worden um mehr Platz zu schaffen, Stars Junge tollten herum, während Ulme ihnen vom Frischbeutehaufen aus zu sah und am Lagereingang verliess gerade eine Jagdtpatrouille das Lager. Es war wie ein Clanlager. Und dies alles hatte er mit eigenen Pfoten in gange gesetzt, unter seiner Führung. Schneestreif wurde von einem Gefühl von Stolz erfüllt und er atmete tief die Luft ein während er mit stolzem Bluck hinab sah. Dieses Gefühl war völlig neu für den weissen Kater. Aber er mochte es. Er kletterte hinunter zu einer schwarzen Kätzin. "Guten Morgen, Ellie" begrüsste er die Kätzin mit den grünen Augen. "Morgen" murmelte sie. Sie klang nicht sehr fröhlich. Aber sie war auch eine Katze die Schneestreifs Führung anzweifelte. Schneestreif versuchte öfters mit diesen Katzen zu reden um ihnen seine wahre Seite zu zeigen. "Hier sieht es schon toll aus, nicht?" fragte er während er sich mit etwas Abstand neben sie setzte. "Wem's gefällt" zischte sie. "Was ist den schlimm daran? Der Wall bietet uns mehr Schutz und die Baue ergeben warme Schlafplätze." Ellie schüttelte den Kopf und erklärte:"Mir gefällt das nicht, wir werden zu sehr wie die an ihrem blöden See." Schneestreif wand den Blick von der Kätzin auf das Lager. "Nur weil wir ihre praktische Bauweise nutzten, sind wir noch lange nicht wie sie. Man sollte Clans nicht nach ihrer Hülle beurteilen. Wir sind trotzdem anders, in unserem Kern" erklärte er der Kätzin. "Hm... meinst du jetzt die Clans, oder glaubst du ich bemerke deine Anspieleung nicht?" fragte sie und sah dem zweiäugigen Kater in die Augen. "Anspielung?" fragte er. "Du willst unbedingt, dass wir dir vertrauen, doch du weisst nicht einmal ob du dir selbst vertrauen kannst" schnaubte Ellie und sah ihn mistrauisch an. Die Kätzin stand auf, sprang hinunter auf den Boden und gesellte sich zu anderen Katzen. Schneestreif sah ihr hinterher. Ellie faszinierte ihn. Sie schien so weise trotz ihrer ruppigen Art. Immer wieder sagte sie Dinge die so klangen, als ob sie mehr über einem wüsste als man selbst. Doch Schneestreif traute doch niemandem mehr, als sich selbst. Warum sollte er Selbstzweifel haben? Er gab es auf, aus ihren Worten zu verstehen was sie meinte und machte sich auf die Jagd. Wie jedesmal wenn er gerade aufgestanden war. Die Jungen würden schnell hunger bekommen wenn sie so weiter im Lager herum sprangen. Aber es war klar, dass sein Hauptgedanke nicht bei den Jungen lag. Milanklaue. Irgendwann musste er ihm doch über den Weg laufen. Er vermisste ihn so sehr das er sogar gehen würde wenn Eulenflug dabei wäre. Er stapfte durch den Schnee, Richtung Wolkenclan Grenze. Die Äste der Bäume trugen reichlich Schnee und der Wind zog sanft durch die Bäume. Der Himmel war strahlen blau, gescheckt mit weissen Wolken. Er lief die ganze Wolkenclangrenze ab bis er kurz vor der Schattenclan Grenze war. Er war nur einer Wolkenclan Patrouille begegnet, vor der er sich verstecken musste. Doch plötzlich machte er eine Gestallt mit dunkelbraunem Pelz aus, die bei einem Felsen kauerte. Freude erfüllte Schneestreif. Er sprang auf seinen Freund zu. "Milanklaue!" rief er ihm freundlich zu. Der Kater blickte mit seinen eisblauen Augen zu ihm. Als der zweiäugige Kater näher zu ihm kam erschien eine zweite Gestallt hinter dem Felsen, die ihn feindseelig ansah. Es war die schwarzweisse Kätzin Elsterflug. "Schneestreif, was beim Sternenclan machst du den hier?" fragte sein Freund besorgt. Er wand den Blick schnell von der Gefährtin seines Freundes. "Ich habe dich gesucht, weil ich meinen Freund vermisst habe" erklärte der Anführer. "Obwohl, ich dich beim letzten Treffen so feindlich behandelt habe?" fragte Milanklaue schuldbewusst. "Nein, das war schon okay, dank dir wurde ich mir meiner Sache wieder sicher. Ich wollte die Revolution abblasen." Milanklaue zuckte mit dem Ohr und legte den Kopf schief. "Du wolltest zurückkommen?" Schneestreif nickte. "Aber durch dich wurde mir wieder klar wie schlecht es mir im Wolkenclan ging." Elsterflug schnaubte:"Was willst du damit sagen?" Schneestreif erinnerte sich daran wie er ausgestossen wurde, bleidigt wurde... Er verspürte wieder diese Wut. "Das der Wolkenclan mich nie akzeptiert hat und mich nie haben wollte" zischte Schneestreif mit angelegten Ohren. "Vielleicht hatten wir ja eine Vorahnung was aus dir wird" knurrte die Kätzin und trat provokant auf ihn zu. "Ich hätte nie auf die Idee kommen müssen die Clangesetze ändern zu wollen wenn man mich wie jeder andere Behandelt hätte" knurrte er. Milanklaue trat zwischen sie. "Hört zu ihr habt beide recht" versuchte er die Spannung in der Luft zu mildern. Doch Schneestreif konnte es nicht glauben. "In wiefern hat die bitte recht?" knurrte der weisse Kater und peitschte mit dem Schweif. "Die Gesetze der Clans sind gut so wie sie sind" miaute der Zweite Anführer. "Du findest also das sie recht hat!?" fauchte Schneestreif. "Nein..." stammelte Milanklaue. "Was!?" knurrte Elsterflug empört. "Elster..." brach Milanklaue überfordert ab, als die Kätzin ihn ignorrierte und sich wieder an Schneestreif wand. "Du verlässt jetzt lieber unser Territorium wenn du schon so schlecht über den Wolkenclan redest!" Schneestreif stellte die Nackenhaare auf. "Du kannst mir gar nichts befehlen" zischte er. Elsterflug trat vor, bis sie Nase an Nase vor ihm stand. "Mal sehen wie meine Krallen das sehen" knurrte die schwarzweisse Kätzin. "Das reicht jetzt, bleibt doch vernünftig" befahl Milanklaue. Doch Schneestreif hörte ihn nicht. Niemand hatte ihm etwas zu befehlen, niemand durfte ihn mehr beleidigen, er hatte dies lange genug ausgehalten. Jetzt war schluss. Entgültig. "Lass uns in Ruhe, Schneestreif. Geh von mir aus mit deinen Hauskätzchen sonst wo hin, aber lass meinen Gefährten und meinen Clan im frieden." Schneestreif hielt sich zurück, ebenfalls die Krallen aus zu fahren. "Als ob er dein Eigentum wäre" fauchte er. "Ich will nur nicht das er wegen so einem Hauskätzchen wie dir seine Ehre im Clan verliert. Du bringst schande über ihn. Du bringst schande über die Clans. Nur deinen Eltern machst du keine Schande, weil sie genau solche Mäusehirnigen Verräter waren wie ihre armseelige Brut. Kein wunder das zwei von euch starben, zu unfähig für das Leben" schnaubte Elsterflug und sah ihm dabei abweisend und angewiedert in die Augen. Wut ballte sich in ihm auf. Er fühlte sich als hätte Elsterflug ihm ins Gesicht gekratzt. Er holte zu einem Hiep aus der sie zu Boden schlug. Ein langer Kratzer zog sich von ihrer Wange bis zur Schnauze. Elsterflug sah knurrend auf als sie das Blut von ihrer Schnauze leckte. Doch die Wut hatte ihn fest im griff. Er peitschte mit dem Schweif und schnellte dann vor. Er packte sie am Nacken fest mit den Zähnen und bohrte seine Krallen in ihr Fleisch. "Schneestreif!" jaulte Milanklaue. Doch seine Stimme klang fern und verschwommen. Plötzlich packte ihn jemand mit den Krallen znd versuchte ihn weg zu zerren. Doch Schneestreif stiess seinen Freund grob von sich. Dann zerrte der Anführer die Kätzin am Nacken gegen den Felsen. Ihr Kopf prallte mit voller wucht an den Felsen. Er liess sie los und trat hasserfüllt von der Kätzin. Seine Schnauze war Blutbefleckt und auch seine Krallen waren etwas blutig. Er schaut auf und erblickte Milanklaue. Sein Freund stand mit geweiteten Augen da. Er erwachte schnell aus seiner Starre und kauerte sich zu der Kätzin. "Elsterflug! Elsterflug, steh auf!" jaulte er. Schneestreif bemerkte erst jetzt sein leichtes zitterte. Elsternflug stand nicht mehr auf. Von ihrem Nacken und ihrer Stirn tropfte Blut, auch aus den anderen Wunden quol Blut. Er hörte wie Milanklaue schluchzte. Er trat nur einen Schritt vor, mehr traute er sich nicht. Doch plötzlich drehte sich der dunkelbraune Kater zu ihm um. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden, sein Fell war gesträubt umd er knurrte. "Wie konntest du nur... Du hast sie umgebracht!" Er entgegnete nichts und sah Milanklaue nur an. "Alle hatte recht mit dir, du bist ein kaltblütiger Streuner, du gehst über Leichen, um dass zu erreichen was du willst! Du bist nicht mehr Schneestreif. Du bist nicht mehr mein Freund!" jaulte der Zweite Anführer. "Sie hat..." Milanklaue unterbrach ihn: Verschwinde! Lass mich in Frieden, na los!" jaulte der Kater traurig. Schneestreif blieb wie angewurzelt stehen und sah seinen Freund an. "Ich sagte du sollst verschwinden, du Fuchsherz!" schrie Milanklaue und schlug mit den Krallen nach ihm. Er wich aus und rannte ein Stück weit Richtung Grenze. Er blieb noch stehe und sah zurück. Der Kater hatte sich wieder zu Elsterflugs Leiche gekauert. "Elsterflug... ich werde dich rächen, für unsere Jungen. Für die Mutter die ihnen genommen wurde..." fauchte er. Schneestreif legte die Ohren an. Elsterflug und Milanklaue ware Eltern geworden? Schneestreif fühlte sich plötzlich noch elender. Er drehte sich um und rannte zurück zu seinem neuen zu Hause. Was war aus ihm geworden?
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