Kapitel 82
Ächzend erhob sich Flammenstern auf ihre Pfoten. Ein Heidelbeerast stach ihr unerwartet ins Ohr, woraufhin sie sich duckte und auf den Ausgang des Baus zu kroch. Auch wenn sie nun eine ganze Weile geschlafen hatte, war sie noch immer müde und musste ausgiebig gähnen, als sie die Senke betrat. Laute, fröhliche Stimmen erklangen nun noch lauter, als sie den Bau verlassen hatte. Die Sonne stand hoch am Himmel und wurde von nur wenigen hellen weißen Wolkenfetzen umgeben. Auf der Lichtung herrschte reges Treiben. So gut wie alle Krieger und Schüler waren damit beschäftigt, störende Äste oder Wurzeln aus dem Weg zu räumen, oder die Umgebung des sehr wahrscheinlich neuen FeuerClan-Lagers zu erkunden. Trotz Flammensterns Beteuerungen, dass sie sich noch nicht sicher sei, ob dies wirklich das Lager werden würde, waren alle Clanmitglieder schon Feuer und Flamme und damit beschäftigt, alles heimisch zu machen.
Laut Staubwolke befanden sie sich ziemlich in der Mitte ihres neuen Territoriums. Und auch wenn alles perfekt schien, zögerte die flammenfarbene Anführerin nun schon seit Sonnenaufgang, ob sie wirklich hier leben sollten. Ihre Entscheidung würde Generationen von Katzen betreffen, deshalb wollte sie auf gar keinen Fall etwas falsch machen. Aber alles schien genauso zu sein, wie es sein sollte. Sie waren nicht weit vom Fluss entfernt, hatten also immer etwas zu trinken und konnten neben oder auch in ihm gut jagen. Ein kleines Rinnsal floss sogar durch das Lager hindurch und sammelte sich in einem Loch zwischen einigen Farnen und drei jungen Birken, im hinteren Teil der Senke, wo sich auch Rottupf mit ihren Patienten niedergelassen hatte. Als sie an die junge Heilerin dachte, erinnerte sie sich an Apfels kritische Situation und wollte sich sofort auf den Weg zu ihnen machen. Flammenstern streckte sich kurz, bevor sie sich auf den Weg zum vorläufigen Heilerbau machte. Dabei kam sie an Polarlicht, Winterpfote, Rabensturm und Ahornpfote vorbei, die gerade einen monströsen, verdorrten Ast zwischen zwei etwas weiter voneinander entfernt stehenden Heidelbeersträuchern zogen. Als sie bemerkte, dass dadurch eine Art Durchgang entstand, runzelte sie verwirrt die Stirn. Wenn dies das Lager werden sollte, brachte es doch keinen zweiten Ausgang!
„Was macht ihr denn gerade?“, miaute Flammenstern, möglichst ohne gleich darauf hinzuweisen, dass sie Kritik üben wollte. Sie hatte manchmal das Gefühl, als würde Rabensturm sehr abweisend gegenüber ihrer Kritik reagieren, deshalb versuchte sie es wohl besser erst einmal mit einer normalen Frage. „Wir entfernen diesen Ast, damit wir alle gut durchgehen können!“, verkündete Winterpfote stolz und zog dann wieder an dem dorren Stück Holz. Nachdenklich zuckte die feuerfarbene Kätzin mit den Schnurrhaaren. Was dachten ihre Clangefährten sich dabei? Rabensturm musste doch wissen, dass ein Lager nur einen Eingang hatte! „Dahinter wird nämlich der Schmutzplatz sein“, fügte Ahornpfote, die ihre Verwirrung nicht bemerkt hatte, kurz darauf mit angeekelter Miene hinzu.
Ein Schmutzplatz! Flammenstern konnte noch gar nicht fassen, wie weit der Aufbau des Lagers schon fortgeschritten war. Sie waren doch noch keinen Tag hier! Konnte sie es ihrem Clan wirklich antun und weiterziehen? Hier schienen sie glücklich sein zu können. Konnte sie das nicht? Was sprach den dagegen? Nichts, wenn sie so darüber nachdachte. Alles schien wie perfekt für sie gemacht. Bis auf die Wahrscheinlichkeit, dass der Ständige Geruch von Holunder wohl irgendwann wirklich nervend werden könnte. Aber die Sträucher würden auch nur einmal im Jahr blühen, also war das wohl ertragbar. „Sehr schön!“, miaute Flammenstern, nachdem sie bemerkt hatte, dass ihre Tochter auf eine Antwort gewartet hatte. Gleich darauf zerrten wieder alle vier Katzen an dem Ast, dessen Zweige langsam brachen. Sie ließ die Katzen alleine und lief weiter, an der umgefallenen Buche vorbei zum wohl bald offiziellen Heilerbau des FeuerClans. Sie musste über das Rinnsal hinwegspringen, das freudig plätschernd zwischen den Farnen verschwand, wo auch sie nun hineinmusste. Zwei der drei Birken bildeten einen Teil der Begrenzung zwischen Heilerbau und dem Rest der kleinen Senke, weshalb Flammenstern sich zwischen dem Rinnsal und einem der Bäume hindurchzwängen musste. Wenn dies der richtige Eingang werden würde, dann musste sie dringend kleiner werden! Einige kitzelten ihr empfindliches Bauchfell und ihre wund gelaufenen Ballen. Ein weiterer Grund, wieso sie Rottupf dringend aufsuchen sollte! Sie brauchte etwas Schmerzlinderndes auf ihre Ballen.
Im Inneren des Heilerbaus, oder eher gesagt, der Heilerlichtung, roch es, auch wenn Rottupf erst seit Sonnenaufgang hier war, angenehm nach Kräutern und Salben. Der kleine Teich, in dem sich das Wasser des Rinnsals sammelte, glitzerte im Sonnenschein. Die drei Birken warfen Schatten auf die Lichtung zwischen den Farnen und ließen es hier angenehm kühl wirken, im Gegensatz zu der Hitze außerhalb der Senke, die nun herrschen musste. Ein Felsen, in dem Rottupf einen perfekten Bau für sich und ihre Kräuter gefunden hatte, ragte zwischen einer der Birken und mehreren Weißdornsträuchern auf. Zwischen einigen Farnen gegenüber dem Felsen raschelte es immer wieder und gedämpfte Stimmen waren zu hören. Flammenstern erkannte Rottupf und Kämpferherz, der nun immer häufiger bei Bewusstsein war. Außerdem vernahm sie noch eine keuchende Stimme. Apfel?
Kurzerhand trottete die flammenfarbene Anführerin auf die hellgrünen Farne zu und miaute: „Rottupf? Könnte ich dich sprechen?“
Einen Moment wurde es still, dann raschelte es zwischen den saftigen, hellgrünen Farnen und der gefleckte Kopf der Heilerin erschien. „Natürlich. Komm ruhig mit, ich habe die Nester für die Verletzten direkt hier hinten“, forderte die Gescheckte sie auf. Nickend folgte Flammenstern ihrer jungen Freundin. Die Farne strichen ihr über das Fell und sofort erinnerte sie sich an ihre Pfoten. Doch das konnte noch warten.
Zwischen einigen Farnen hatte Rottupf mehrere Nester vorbereitet. In einem lag Kämpferherz und direkt daneben befanden sich Apfel und Keks. Der Welpe schlief tief und fest, seine Flanken hoben und senkten sich regelmäßig. Die hellbraune Kätzin hingegen schien von starken Schmerzen geplagt zu werden. „Weißt du schon, was mit ihr geschehen ist?“, miaute die feuerfarbene Kätzin besorgt. Kämpferherz betrachtete währenddessen die tiefe Wunde an seinem Bauch durch sein verbliebenes Auge. Ob er wohl schon wusste, wie verwundet er war? „Ja. Aber das kann sie dir selbst erzählen“, antwortete Rottupf mit gepresster Stimme. Eine ungute Vorahnung machte sich in Flammensterns Bauch breit und ihr Nackenfell stellte sich auf. Sie wollte gar nicht wissen, was da draußen auf sie lauerte. Doch sie musste es wissen. Zum Wohle ihres Clans. Ob sie nun wollte oder nicht. „Na gut“, seufzte sie, doch bevor sie sich an die verwundete Kätzin wandte, wollte sie noch etwas wissen: „Wird sie es überleben?“
Die Frage schien Rottupf keinesfalls unvorbereitet zu treffen, denn sie nickte augenblicklich zuversichtlich. Flammenstern schloss die Augen und dankte dem SternenClan für einen Moment, dann lief sie zu Apfel der in Teich fällt, um sich vor ihn hinzukauern. „Hallo Apfel“, hauchte sie fast. Die hellbraun getigerte Kriegerin blickte müde zu ihr auf. „Flammenstern.“ Etwas überrascht von der einfältigen Antwort stockte sie, ließ sich dann aber nicht weiter beirren und miaute eindringlich: „Du musst mir sagen, was mit Keks und dir geschehen ist.“
Apfel schien nachzudenken, möglicherweise hatte sie aber auch Schmerzen. Der flammenroten Anführerin fiel auf, dass an der Kehle der Kriegerin eine getrocknete Paste klebte, genauso wie an manchen Flecken ihres Fells. So viele Wunden?
Nach einem keuchenden Atemzug, begann Apfel zu sprechen: „Ich hatte nur ein paar Kratzer abbekommen, als Scharfkralle und ich gekämpft haben. Das ist auch nicht weiter wichtig, weil es nichts…“ Ihre Worte gingen in einem Husten unter. „Weil es nichts mit dem zu tun hat, was passiert ist. Ich habe später von Spitzmauszahn, oder wie auch immer er heißt, erfahren, dass Chester – das ist im übrigen Keks wahrer Name, wie er mir vorhin mitgeteilt hat – zum Zweibeinerort gebracht worden war. Da bin ich dort hin gegangen, hab ihn gerettet, noch bevor die Zweibeiner ihn entdeckt hatten und habe den Zweibeinerort wieder verlassen. Als ich am Donnerweg entlang gelaufen bin, roch ich plötzlich einen seltsamen Gestank. Wir versteckten uns, doch es war zu spät. Sie… sie hatten uns schon entdeckt. Chester und ich sind davongelaufen. Durch den Fluss hindurch, aber sie haben uns erwischt. Und so verletzt. Diese schrecklichen, widerwärtigen…“ Apfels eindringliche Worte erstarben jäh, als ein weiterer Hustanfall aus ihr herausbrach. Ihr mit Bissen übersäter Körper wurde stark geschüttelt.
Flammenstern blickte sich hilflos nach Rottupf um, die währenddessen begonnen hatte, auf Kämpferherz‘ Wunden neue Kräuter aufzutragen. „Das kommt von der Halsverletzung. Ich habe schon Spinnenweben und Kerbel drauf, aber das braucht Zeit. Außerdem scheint sie weißen Husten aufgrund einer Unterkühlung zu haben. Das wird schon wieder“, erklärte die gescheckt-getupfte Heilerin Schulterzuckend und blickte nicht einmal von ihrer Arbeit auf. Kämpferherz schien währenddessen interessiert die Unterhaltung zwischen Rottupf, Apfel und Flammenstern zu verfolgen.
Die hellbraun getigerte Kätzin atmete inzwischen wieder einigermaßen normal. Vorsichtig fragte Flammenstern: „Kannst du weitererzählen?“ Apfel nickte schwach und mit erstickter Stimme miaute sie: „Ratten. Es waren Ratten. Unzählige, ekelhaft stinkende, dunkle Monster kamen auf uns zu, griffen uns an. Wir konnten ihnen gerade noch entkommen und haben uns dann bis hier her geschleppt, um in Sicherheit zu sein.“ Die dunklen Monster kehren zurück… Bei Apfels Worten zuckte die flammenfarbene Anführerin Erinnerung an die Prophezeiung zusammen. Konnten mit den dunklen Monstern Ratten gemeint sein? Fünf weitere Leben zerreißen sie in Stück. Fünf weitere Tote? Sie schluckte schwer, als sie die toten Körper von Regenpelz und ihren Jungen vor sich liegen sah. Mit einem schnellen Kopfschütteln vertrieb sie den finsteren Gedanken aus ihrem Kopf. Das würde nicht geschehen! Sie würde nicht zulassen, dass ein paar krähenfraßfressende Ratten ihren Clan terrorisieren würden und gar fünf von ihnen das Leben nehmen würden! Doch so eine Prophezeiung wurde wohl kaum aus einer Laune heraus ausgesprochen… würde sie überhaupt etwas daran ändern können?
Während Flammenstern noch nachgedacht hatte, war Apfel der in Teich fällt in einen tiefen Schlaf geglitten. Rottupf hatte ihren Patienten versorgt und wartete nun geduldig zwischen den Farnen auf die flammenrote Anführerin. Erwartungsvoll zuckte die junge Heilerin immer wieder mit dem Schweif. Flammenstern beeilte sich zu ihr zu laufen. Wie lange sie wohl schon auf sie gewartet hatte? Hoffentlich nicht allzu lange. Rottupf hätte ja auch etwas sagen können! Wieso stand sie bitteschön die ganze Zeit erwartungsvoll bei den Farnen, die zurück auf die Heilerlichtung führten? Flammenstern schüttelte nur verwirrt den Kopf. Heiler musste man nicht verstehen.
Nach zwei Schritten befanden sie sich wieder auf der Heilerlichtung, doch Rottupf hielt nicht an um mit ihr zu reden, sondern trottete zielstrebig zu dem Felsen, in dem sich ihr neuer Bau befand. Flammensterns Ballen begannen wieder mehr zu schmerzen. Nicht mehr lange und das Blut würde wieder zu fließen beginnen, das spürte sie. „Rottupf, ich wollte dich noch etwas fragen“, begann die flammenfarbene Anführerin und setzte sich neben den Felsen, in dem die junge Heilerin kurz zuvor verschwunden war. Der getupfte Kopf erschien wieder in dem recht versteckten Eingang. Rottupf hielt säuerlich riechende Kräuter im Maul, als sie wieder auf die Lichtung trat. „Hier. Für deine Pfoten“, miaute sie und setzte sich Flammenstern gegenüber. „Was wolltest du sagen? Geht es um dieses Wiedergeburtenzeugs, über das du erst reden wolltest, wenn wir unser Zuhause gefunden haben?“
Etwas überrumpelt nickte sie, obwohl sie eigentlich den Kopf hatte schütteln wollen. Rottupf begann den Ampfer, den sie zu ihren Pfoten abgelegt hatte, zu zerdrücken und den Saft auf Flammensterns Ballen zu träufeln. „Bedeutet das also, dass dies hier unser Zuhause sein wird?“, wollte die junge Heilerin wissen, ihre Bernsteinaugen glitzerten im Sonnenlicht. „Ähm… ja. Wir werden hier leben. Dies ist von nun an das zuhause des FeuerClans. Ich werde es nachher offiziell bekannt geben“, miaute die rotorangene Kätzin und hoffte sehnlichst, es würde irgendetwas dazwischen kommen, damit sie nun nicht mit Rottupf über die Wiedergeburten reden musste. Niemand kam, rief oder tat irgendetwas.
„Das ist großartig!“, schnurrte die gescheckte Heilerin mit den roten Tupfen aus tiefster Seele. Gleich darauf wurde sie wieder ernst und blickte sie erwartungsvoll an. Erwartungsvoll schien heute ihr Motto zu sein, stellte Flammenstern trocken fest und hoffte noch immer auf eine Katze, die ihr dringend etwas mitteilen musste. Von ihren Clangefährten im anderen Teil der Senke konnte sie fröhlich beschäftigte Stimmen vernehmen. Doch niemand schien gerade ihren Rat zu benötigen. Ihr blieb wohl keine Wahl, als Rottupf einzuweihen.
„Es ist schon einige Monde her, da hatte ich kurz nach meiner Ernennung zur Anführerin und gleichzeitigen Gründung des FeuerClans einen Traum. Es liegt nun schon etwas zurück und ich hatte zu dieser Zeit ziemlich viele Träume vom SternenClan, deswegen erinnere ich mich nicht mehr an alle Einzelheiten. Auf jeden Fall kamen Blaustern, Gelbzahn, Rotschweif, Streifenstern und Fetzenstern in diesem Traum zu mir und erklärten mir, dass mein Clan anders sein wird als die anderen. Der FeuerClan sollte der Clan der neuen Chancen werden. Alle Jungen meines Clans würden die zweiten Chancen von Katzen sein, deren Leben zu früh beendet worden war, oder die in ihrem Leben etwas falsch gemacht haben, durch das sie nie wirklich glücklich waren. Es sollte ihnen helfen, doch diese Wiedergeburten sollten gleichzeitig auch ein eigenes Leben führen. Ein Leben, das dem vorherigen nur in geringen Parallelen ähnelt. Das haben sie mir gesagt und es hat sich bewahrheitet. Du, deine Schwestern, Kämpferherz, Streifenfluss, meine Jungen, Rabensturms Töchter und auch die Jungen von Staubwolke und Herbstblatt sind alle Wiedergeburten. Und es wird noch sehr viel mehr von ihnen geben.“
Rottupfs Maul öffnete und schloss sich immer wieder, sie war unfähig etwas zu sagen. Flammenstern konnte es ihr nicht verdenken. Ihr selbst war das ganze ja noch immer nicht geheuer. Bevor die vielen Fragen doch noch aus der Heilerin herausbrechen würden, fuhr sie fort: „Ich wollte es euch allen sagen, aber es kam nie der richtige Zeitpunkt. Ich weiß nicht, ob ich es überhaupt jemandem sagen soll. Würdet ihr euch nicht alle unter Druck, alles besser zu machen, gesetzt fühlen?“
Unsicher betrachtete die flammenfarbene Anführerin ihre Pfoten. Sie konnte nur hoffen, dass die FeuerClan-Heilerin sich nun nicht hintergangen fühlte. Wenn doch, wäre das wohl ein Problem. Würde Rottupf es den anderen erzählen?
„Ähm… also, das ist sehr… ich weiß nicht, was ich jetzt sagen soll“, stammelte Rottupf vollkommen überfordert. Sie schüttelte immer wieder ihren Kopf, als würde sie störende Gedanken aus dem Weg wischen wollen. Nach einem gefühlten Blattwechsle miaute sie: „Ich kann verstehen, wieso du es niemandem erzählt hast. Ich glaube, das hätte ich selbst genauso gemacht. Und ich verstehe auch, wenn du es niemandem anderen erzählen willst.“ Erleichtert schnappte Flammenstern nach Luft. Ausnahmsweise schien Rottupf einmal so zu reagieren, wie sie gehofft hatte. „Ich hätte nur noch eine Frage, wenn das in Ordnung ist“, miaute die Heilerin kurz darauf, wartete aber nicht einmal das Nicken der Anführerin ab, bevor sie fortfuhr: „Weißt du von allen, wessen Wiedergeburt sie sind?“ Flammenstern blinzelte mehrfach. Nachdenklich betrachtete sie ihre Ballen, die zwar rissig waren, aber kaum noch schmerzten. „Von den Jungen weiß ich es nicht. Und ich werde auch nicht vorsätzlich versuchen es herauszufinden. Hin und wieder würde es mich zwar brennend interessieren, aber ich finde nicht, dass ich es wissen muss. Sie sollen nicht nach den Taten eines anderen Lebens handeln, sondern ihre eigenen Entscheidungen treffen“, erklärte sie ehrlich und seufzte aus tiefster Seele. Rottupfs Augen glänzten bewundernd, nachdem sie Flammensterns Worte noch einmal im Kopf durchgegangen war. „Die Worte einer wahren Anführerin“, hauchte sie anerkennend.
Rottupf erhob sich auf ihre Pfoten und trottete zur Mitte ihrer kleinen Lichtung. „Wo du schon dabei bist, kannst du ja gleich dem Clan verkünden, dass er sein Zuhause gefunden hat. Sie warten doch schon sehnlichst darauf. Dein Besuch bei Apfel ist vorbei, sie wird überleben. Vergiss nicht alle vor den Ratten zu warnen!“, miaute die gescheckte Heilerin bestimmt und lief zu ihrem kleinen Teich am anderen Ende der Lichtung. Sie setzte sich und blickte nachdenklich in das klare Wasser.
Flammenstern nickte, auch wenn sie wusste, dass die Heilerin sie nicht sehen konnte und verließ die Heilerlichtung, indem sie zwischen der Birke und dem Bächlein hindurch schlüpfte. In der Senke herrschte nach wie vor reges Treiben. Der Durchgang zum Schmutzplatz schien fertig zu sein, denn dort konnte sie keine Katzen mehr entdecken. Einige Katzen arbeiteten in der Mitte der Lichtung an der großen Eiche und die flammenfarbene Anführerin machte sich schon Sorgen, dass während ihrer Abwesenheit irgendjemand auf die äußerst intelligente Idee gekommen war, dass sie die Eiche umstürzen könnten, als Blaumond auf sie zu kam und fröhlich miaute: „Flammenstern, du glaubst nicht, was Glutpfote entdeckt hat! Unter der Eiche gibt es einen Bau, der die perfekte Größe hat, damit du darin schlafen kannst! Und der Bau ist richtig versteckt und geschützt und außerdem wächst darin Moos, weshalb alles schön weich ist!“ Die blaugraue Kriegerin schien kurz davor zu sein vor Freude zu hüpfen. Niemand auf der Lichtung schien noch daran zu zweifeln, dass hier das Lager des FeuerClans entstehen würde. „Das ist wunderbar!“, antwortete Flammenstern abwesend, ließ ihre ehemalige Schülerin dann aber stehen, als diese noch etwas sagen wollte. Das hatte Zeit. Sie musste ihrem Clan nun die Botschaft überbringen.
Mit schnellen Schritten lief die Anführerin zu der Eiche, kletterte wie bereits am frühen Morgen auf eine der größten Wurzeln, sprang ab, grub ihre Krallen tief in die Rinde und schob sich den Baum hinauf bis zu dem Ast, der so passend über den Köpfen ihrer Clangefährten schwebte. Als sie sich an einem der Zweige vorbeischob und danach auf den Fleck setzte, der nicht von störenden Zweigen umwuchert wurde, wurde es augenblicklich still unter den Katzen und alle wandten sich ihr zu. „Alle Katzen die alt genug sind um ihre eigene Beute zu machen, sollen sich bei der Eiche versammeln!“, jaulte Flammenstern, obwohl sowieso schon alle Katzen aufmerksam zu ihr aufblickten. Staubwolke huschte noch schnell auf seinen Platz auf der großen Wurzel, danach war es, bis auf das Zwitschern der Vögel und das Plätschern des Rinnsals vollkommen still. „Apfel wurde von Ratten angegriffen!“, jaulte sie, damit auch wirklich jeder sie gut verstand. „Es ist äußerste Vorsicht geboten, wenn ihr jagt oder auf Patrouille geht. Ich will, dass immer eine Katze vor dem Eingang des Lagers Wache hält, bis die Bedrohung vorüber ist.“ Nach ihren Worten brach wildes Getuschel unter den Katzen aus. Ob es nun wegen den Ratten war, oder weil sie Lager gesagt hatte, wusste sie nicht. Doch als sie die freudestrahlenden Augen ihrer Clankameraden erblickte, wusste sie es. Sie wussten, dass sie Zuhause waren. Und Flammenstern wusste es auch. „Ja, ihr habt richtig gehört. Dies ist nun das FeuerClan-Territorium. Dies ist nun unser Zuhause!“
Keine Sorge, es wird noch einen Epilog und eine Danksagung geben ;)
An alle, die es nicht lesen können/konnten: Ich habe auch keine Ahung, was dieses Mal anders ist.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top