Kapitel 78

Es war bereits Sonnenhoch, als Flammensterns Patrouille die Schlucht erreichte. Ihre Ballen schmerzten durch den langen Hin- und Zurückmarsch. Ihre Kehle war trocken, sie hatte seit sie am letzten Tag die Schlucht verlassen hatten nichts mehr getrunken. Auch gefressen hatte sie nichts und ihr lief schon jetzt das Wasser im Maul zusammen, wenn sie an ein fettes Eichhörnchen dachte, dass hoffentlich im WolkenClan-Lager auf sie wartete. „Stauwolke? Bitte sag mir, dass du noch Jagdpatrouillen organisiert hast, bevor wir gestern aufgebrochen sind!“, miaute sie und ihr Bauch knurrte zustimmend. Der schildpattfarbene Kater, der etwas hinter ihr lief und sich mit Rottupf unterhielt, blickte auf. „Tut mir leid. Das wird hoffentlich Scharfkralle übernommen haben“, brummte er mit gerunzelter Stirn. Flammenstern war sich gar nicht so sicher, ob es gut wäre, wenn der WolkenClan-Stellvertreter ihre Katzen zur Jagd eingeteilt hätte. Katzen aus verschiedenen Clans sollten nicht von anderen Zweiten Anführern Befehle entgegennehmen müssen. Sie konnte nur hoffen, dass ihre Krieger nicht den Kopf geschüttelt hatten und einfach ihr eigenes Ding durchgezogen hatten. Das wäre sicherlich nicht förderlich für das Verhältnis zwischen Wolken- und FeuerClan.

Die fünf Katzen trotteten durch die Schlucht. Die Steine auf dem Boden stachen schmerzhaft in ihre wunden Ballen und am liebsten hätte sie sich hingesetzt und ihre Pfoten erst einmal gründlich saubergeleckt. Aber dazu war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, das konnte sie später immer noch machen. Sie kamen an einem Felsen vorbei unter dem sich eine Höhle befand und Echoklang stellte ihnen diesen Ort als „Wolkes Bau“ vor. Sie meinte, dass dort der letzte Nachfahre des alten WolkenClans gelebt hatte, der von seiner Vergangenheit wusste. Flammenstern, Blaumond, Staubwolke und Rottupf lauschten interessiert ihrer Geschichte und die flammenfarbene Kätzin war froh, dass der WolkenClan, auch wenn er noch nicht sehr lange wieder existierte, schon seine eigenen Geschichten hatte. Sie wünschte sich dasselbe für ihren Clan. Das er eines Tages nicht mehr nur DonnerClan-Geschichten kennen würde, sondern seine eigenen hätte. Ob sie das wohl noch erleben würde? Sie hoffte es.

Nach einiger Zeit kam das WolkenClan-Lager in Sicht und einige Katzen sprangen auf, um sie zu begrüßen. Mehrere Katzen sprangen ihnen aufgeregt entgegen und die junge Anführerin entdeckte ihre Jungen, Felspfote, Kieselpfote und zwei weitere Schüler, die dem Anschein nach ein Wettrennen veranstalteten. Ahornpfote, die mit wehendem Schweif als erste bei der Patrouille ankam, miaute luftschnappend: „Willkommen zurück! War es der richtige Mondort?“ Nachdem sie kurz keuchend inne gehalten hatte, legte sie ihre Stirn in Falten: „Wo sind Geißel und Memory?“

Auch die restlichen Schüler trafen nun bei ihnen ein und blickten sich auf die Frage der hellorangenen Kätzin verwirrt um. Flammenstern war sich nicht so ganz sicher, was genau sie ihren Clangefährten nun erzählen sollte. Bisher hatte sie niemandem von Kampfherz erzählt und auch wenn Rottupf und Echoklang nun Bescheid wussten, bedeutete das ja nicht, dass sie es allen anderen erzählen sollte. „Sie sind zu ihren Ahnen heimgekehrt“, miaute Rottupf von weiter hinten, ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten amüsiert.

„Was? Aber ich dachte, sie gehören zum FeuerClan! Polarlicht hat mir gesagt, dass sie eine meiner Ahnen ist!“, protestierte Kieselpfote und scharrte trotzig mit den Pfoten über den felsigen Boden. Er schien zu glauben, Rottupf würde ihn anlügen. Sein Bruder Felspfote beugte sich zu ihm und flüsterte ihm eindringlich etwas ins Ohr, woraufhin der kleine, graue Kater überrascht nickte. „Tut mir leid“, brummte er an die Katzen gewandt, drehte sich um und trottete mit hängendem Kopf davon. Sowohl die Heilerinnen, Krieger, Schüler als auch Flammenstern blickten perplex zwischen den Brüdern hin und her. „Was hast du ihm gesagt?“, flüsterte Wasserpfote mit besorgter Miene. Das interessierte auch die anderen Katzen und sie spitzten alle aufmerksam die Ohren. Der weiße Kater zögerte, die viele Aufmerksamkeit schien ihn einzuschüchtern. Nach einigen Herzschlägen versetzte Glutpfote seinem Baugefährten einen Stoß in die Flanke und miaute: „Jetzt sag schon, Mäusehirn!“

Felspfote schnaubte überrascht und warf dem roten Kater einen bösen Blick zu, bevor er etwas schüchtern erklärte: „Ich habe ihm gesagt, dass er aus dem Clan geworfen wird, wenn er noch einmal so unhöflich gegenüber Heilern, Anführern oder Stellvertretern ist.“

Staubwolke und Flammenstern seufzten zeitgleich übertrieben auf. Sie konnten sich beide noch zu gut erinnern, wie sie Weißpfote einmal so etwas erzählt hatten, woraufhin die damals junge Schülerin sich tausend Mal entschuldigt und im Schülerbau versteckt hatte. Schüler waren wohl immer und überall gleich.

„Dann geht ihr alle jetzt bitte zu ihm und sagt ihm, dass das nicht der Fall sein wird!“, knurrte Flammenstern mit gespielt ernstem Blick. Felspfote und die beiden WolkenClan-Schüler zuckten verängstigt zusammen, doch die Jungen der flammenfarbenen Kätzin nickten amüsiert, was bei den anderen dreien für reichlich Verwirrung sorgte. Untereinander miauend rannten die sieben Schüler davon, sie blickte ihnen nur kopfschüttelnd hinterher. Wie sehr sie sich wünschte, dass ihr Leben noch so einfach wäre.

Seufzend setzte sie ihren Weg zum WolkenClan-Lager fort. Blaumond überholte sie auf halber Strecke und erklärte: „Ich muss sehen wie es Kämpferherz geht!“ Mit diesen Worten war sie auch schon wie ein blauer Blitz davongestürmt um den Heilerbau aufzusuchen. Rottupf und Echoklang schien das an ihre Pflichten zu erinnern und auch sie beschleunigten ihre Schritte in Richtung der Schlucht. „Bis später!“, jaulte Flammenstern ihnen hinterher, da die beiden Heilerinnen es nicht für nötig zu halten schienen sich zu verabschieden. Echoklang schnippte nur mit dem Schweif. Nun liefen nur noch Staubwolke und die Anführerin nebeneinander her. Noch bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte, was sie ihren Bruder fragen sollte oder was es sonst wichtiges zu besprechen gab, wo sie doch endlich einmal alleine waren, begann der Schildpattkater zu miauen: „Wie lange werden wir noch beim WolkenClan bleiben, bevor wir endlich unser eigenes Territorium suchen? Unser Zuhause kann doch nicht mehr so weit entfernt sein!“ Die Dringlichkeit in seiner Stimme überraschte Flammenstern. Sie verstand, dass ihr Wurfgefährte endlich eine Heimat wollte, ihr selbst ging es schließlich genauso, trotzdem wunderte es sie, dass er so aufgebracht mit dem Schweif zuckte, während er auf eine Antwort wartete. „Natürlich werden wir bald unser Territorium suchen. Gleich nächsten Sonnenaufgang werden wir aufbrechen. Aber Staubwolke, wieso ist es dir damit auf einmal so dringend?“

Daraufhin schwieg der schildpattfarbene Kater. Was jetzt wohl kommen würde? Flammenstern deutete sein Schweigen als schlechtes Zeichen, ihr Nackenfell sträubte sich vor Anspannung. Die zwei FeuerClan-Katzen hatten schon fast das WolkenClan-Lager erreicht, als er endlich antwortete: „Als ihr im Mondtor Träume mit dem SternenClan geteilt habt, bin auch ich eingeschlafen. Tüpfeljunges hat mich besucht und mir die Grenzen unseres neuen Territoriums gezeigt, weil sie meinte, dass wir es jetzt bräuchten und sie nicht will, dass wir noch mehr Zeit im WolkenClan-Lager verbringen.“

Sie schnappte ungläubig nach Luft. Ihre Tochter hatte Staubwolke besucht? Wieso war sie nicht zu ihr gekommen? Und seit wann tauschten Stellvertreter Träume mit dem SternenClan? „Habe ich das richtig verstanden? Wir sollen sofort aufbrechen?“, hackte sie nach um auch sicher zu gehen, dass ihr Bruder nicht etwas anderes gemeint hatte. Er nickte bestätigend. So ein Mäusedreck. Jetzt durfte sie ihrem Clan noch heute erzählen, dass sie ein vollkommen unbekanntes Territorium als ihr Zuhause haben würden, in dem möglicherweise hinter jedem Strauch ein Dachs lauerte. Die Königinnen würden sich bedanken.

Als sie das Lager erreichten, stellte Flammenstern fest, dass die meisten ihrer Clangefährten mit ernsten Blicken in Grüppchen beieinander saßen und tuschelten. Sobald Regenpelz, der sich mit Laubsprenkel, Polarlicht, Rabensturm und Streifenfluss unterhalten hatte, sie entdeckte, eilte er zu ihr. Zur Begrüßung leckte er ihr über ihr Ohr, dann berichtete er mit gesenkter Stimme die Geschehnisse während ihrer Abwesenheit, bevor sie auch nur Gelegenheit hatte ihn zu begrüßen: „Scharfkralle hat uns herumkommandiert wie er es nicht einmal mit Schülern tut. Unsere Schüler haben davon nicht viel mitbekommen, weil wir sie immer zum Training geschickt haben, aber die Krieger sind wütend. Sie wollen auf der Stelle hier weg. Apfel hat mit ihm gekämpft, als er Herbstblatt angefaucht hat, weil zwei ihrer Jungen im Weg gestanden…“, der graue Kater wurde von Staubwolke unterbrochen, der fuchsteufelswild auf schnaubte: „Was fällt dem ein? Niemand, wirklich niemand, faucht meine Gefährtin an!“ Dabei dämpfte er seine Stimme keineswegs und lief sofort zu dem goldbraunen Kater, der sich in der Nähe des Großen Felshaufens angespannt mit Springschweif unterhielt. Zu überrumpelt um ihm hinterherzulaufen, beobachtete Flammenstern, wie ihr Bruder sich mit vor Wut funkelnden Augen vor dem WolkenClan-Kater aufbaute. Seit wann verteidigte Apfel ihre Schwester gegenüber irgendwem? Auch wenn sie gerade ganz andere Sorgen haben sollte, schwirrte diese Frage penetrant in ihrem Kopf herum. Bienenfell, die sich in der Nähe mit Forellenpelz unterhielt schien sein Vorhaben zu erraten und stellte sich ihm augenblicklich in den Weg, was den Schildpattkater aber nicht weiter zu stören schien. Stattdessen fauchte er Scharfkralle an. „Wie kommst du dazu meine Gefährtin anzuknurren?“ Die Frage wirkte am Ende eher wie eine Drohung und die blauen Augen erinnerten an einen stürmischen See. Staubwolkes Fell war gesträubt, seine Krallen waren angriffsbereit ausgefahren.

In der Schlucht standen sich aufgebrachte FeuerClan-Katzen und überraschte WolkenClan-Krieger gegenüber. Staubwolke war kurz davor sich auf den Stellvertreter zu werfen und schien dabei nicht einmal zu bemerken, dass Bienenfell beruhigend auf ihn einredete. Die gelbbraune Kätzin schien sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, auch wenn ihr Nackenfell gesträubt war, konnte den Stellvertreter aber keine Schwanzlänge von Scharfkralle wegbewegen, der nun ebenfalls die Krallen ausgefahren hatte und wutentbrannt die Zähne fletschte.

„AUFHÖREN!“, jaulte Flammenstern genervt. Mit wenigen Sprüngen erreichte sie den Großen Felsenhaufen und kletterte, dank ihrer schmerzenden Ballen nicht gerade elegant, hinauf. Die Katzen unter ihr blickten noch immer unruhig zu ihr auf, einige WolkenClan-Katzen, darunter auch Scharfkralle, ignorierten sie auch einfach und fauchten die FeuerClan-Krieger an. „Ich will, dass ihr jetzt alle sofort damit aufhört!“, fauchte sie entschlossen. Sie würde jetzt ganz sicher nicht zulassen, dass ihre Krieger sich mit dem WolkenClan bekämpften, wenn sie keinen Ort hatten, an den sie sich nach dem Sieg oder der Niederlage zurückziehen konnten. Außerdem war es wahrscheinlich nur irgendein Missverständnis. Wo war eigentlich Blattstern, wenn man sie brauchte? Bei dem lauten Jaulen in der Schlucht müsste sie doch aus ihrem Bau auftauchen! Vielleicht war sie aber auch auf der Jagd… auch gut.

„Alle FeuerClan-Katzen versammeln sich jetzt da vorne, wo man die Schlucht hochklettern kann um zum Donnerweg, dem Moor und dem Wald zu gelangen!“, befahl sie eindringlich. Sie entdeckte Wespenbart und Ziegensturm, die etwas verschlafen die Köpfe aus dem Kriegerbau steckten und verständnislos die Vorgänge in der Schlucht beobachteten. Herbstblatt, Fischschweif und Pechkralle saßen im Eingang der Kinderstube und nach Flammensterns Ansage machten sich die beiden FeuerClan-Königinnen daran die Jungen aus der Höhle zu holen und herunter zu treiben. Die Schüler, die etwas abseits gestanden hatten, eilten ihnen zur Hilfe und packten jeweils ein Junges beim Nackenfell um sie zur besagten Stelle am Rand der Schlucht zu tragen. Rottupf, die mit Echoklang wie angewurzelt im Eingang des Heilerbaus gestanden hatte, half Blaumond und Gelbfang Kämpferherz und Rennpelz nach draußen zu bringen. Düstersturm hatte sich bereits zu Forellenpelz gesellt und folgte ihr schweigend.

Staubwolke stand noch immer gegenüber von Scharfkralle. Die beiden Kater funkelten sich an, wagten nicht einmal zu blinzeln. So gut wie alle Katzen hatten die Kampfhaltung aufgegeben, nur die zwei Stellvertreter wollten nicht nachgeben. Wahrscheinlich sahen sie es als Schwäche an, als erster aufzugeben. Bienenfell hatte es inzwischen wohl aufgegeben sich mit dem Schildpattkater herumzuschlagen und war zu Polarlicht getrottet.

Mit einem genervten Seufzen schubste sie ihren Bruder, der sie nicht einmal bemerkt hatte, um. Zumindest wollte sie ihn umschubsen, aber ganz so leicht wie sie gedacht hatte ging das nicht. Staubwolke stolperte mit einem überraschten jaulen auf die Seite. „Was soll das?“, fuhr er sie an. Er war wohl der einzige FeuerClan-Krieger, von dem sie sich so einen Ton gefallen ließ. Von Rabensturm und Regenpelz in manchen Situationen vielleicht abgesehen.

„Wir gehen jetzt ins Territorium des FeuerClans, wie du es wolltest“, miaute sie seelenruhig und stolzierte davon.

So leid es mir tut, ab sofort wird es nur noch an Wochenenden Updates geben. Ich muss dieses Schuljahr lernen (oder es zumindest versuchen). Außerdem fahre ich nächste Woche nach London Abschlussfahrt *-* Weiß zufällig jemand, ob die Erins da wohnen O.o? Ja, egal, zumindest gibt es nur noch wenige Updates, dafür werden die Kapitel immer so um die vier Seiten sein. Sorry ...

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