Kapitel 67
„Flammenstern! Geht es dir gut?“, miaute Wasserpfote erschrocken, als sie ihre Mutter erblickte. Die Wunde über ihrem Auge musste schlimmer aussehen, als sie gedacht hatte. Wasserpfote sprang auf Flammenstern zu und begrüßte sie Nase an Nase. Die flammenfarbene Anführerin schnurrte. „Ja mir geht es gut. Sind nur ein paar Kratzer.“ Von Düstersturm, den sie mit dem Schweif führte konnte man das nicht behaupten. Als der Blick der getigerten Kätzin auf den Krieger fiel, holte die junge Schülerin überrascht Luft. „Düstersturm? Was ist denn passiert?“
Der schwarze Kater seufzte. „Wasserpfote? Bist du das?“ Flammenstern tat es schrecklich leid, dass der Kater nun fragen musste, wer mit ihm sprach. Hätte sie ihn nur vorher gewarnt wer auf sie zukam! „J…ja“, stotterte Wasserpfote und warf ihrer Mutter einen fassungslosen Blick zu. „Ich habe gegen einen Hund gekämpft“, miaute Düstersturm und schauderte bei der Erinnerung. „Ich hatte ihn besiegt und wollte mich gerade zu meinem nächsten Gegner umdrehen als einer mich in die Seite rammte und ich stürzte. Mitten in die zerstörten Brombeersträucher hinein. Auf einmal durchzuckte ein brennender Schmerz meine Augen und dann folgte nur noch Dunkelheit.“ Flammenstern war gar nicht aufgefallen, dass sie den schwarzen Krieger noch gar nicht nach dem Vorfall gefragt hatte.
Gelbpfote und Blaupfote kamen bei ihnen an und blieben stehen. „Kommt, weiter. Wir sind gleich da.“ Als die weiß-graue Schülerin Wasserpfote bemerkte nickte sie ihr zu. „Bist du der Wachposten? Wie geht es Rennpelz?“ Wasserpfote nickte. „Ja. Rennpelz geht es den Umständen entsprechend. Ob er je wieder laufen kann ist fraglich.“ Bei den letzten Worten seufzte sie. Flammenstern konnte es nicht glauben. Drei Neuzugänge für den Ältestenbau? Das konnte doch einfach nicht wahr sein! „Können wir weitergehen? Ich würde mich gern von Rotpfote untersuchen lassen und dann in Selbstmitleid baden wenn’s recht ist“, brummte Düstersturm ungeduldig. Die flammenfarbene Anführerin wandte sich an ihre Schülerin: „Blaupfote, kannst du mit Wasserpfote hier warten und dafür sorgen, dass Staubwolke sofort zu Rotpfote geht wenn er hier ankommt?“ Eifrig nickte Blaupfote und gesellte sich zu der weiß-silbern getigerten Schülerin.
Flammenstern legte ihren Schweif, der immer noch ziemlich schmerzte, über Düstersturms Schulter und führte ihn in den Spalt in der Mauer, in dem die Katzen sich versteckt hielten. Der Kiesboden unter ihren Pfoten war nass, da aus dem Spalt ein Rinnsal floss, das in den Fluss der sich hinter ihnen befand mündete. Es war schon fast Abend, die Sonne würde bald hinter den Zweibeinernestern untergehen. Es würde wohl schon dunkel sein, bis Regenpelz und Polarlicht, die Kämpferherz trugen, Rabensturm und Staubwolke bei ihnen ankommen würden.
„Wir betreten jetzt einen Spalt zwischen einer Zweibeinermauer. Dort drinnen sind die Katzen des FeuerClans“, erklärte sie Düstersturm, damit dieser sich einigermaßen zurecht fand. Sie quetschten sich durch den Spalt, wobei Flammenstern ihren Kopf einziehen musste. Andere Kätzinnen hätten aufrecht hindurchgehen können, doch die junge Anführerin war wohl mal wieder zu groß. Im inneren war es ziemlich dunkel und Flammensterns Augen mussten sich erst an das Dämmerlicht gewöhnen. Sie stand mit ihren Pfoten mitten in dem Rinnsal und die Kälte breitete sich von ihren Krallen bis in ihre nicht mehr vorhandene Schwanzspitze aus. Die Höhle in der sie sich nun befand war nicht sonderlich groß. Sie bot gerade genügend Platz, damit die Katzen ihres Clans sich ausruhen konnten. Flammenstern war von vielen Pelzen umgeben. Einige Katzen dösten vor sich hin, andere unterhielten sich leise. Wo das Rinnsal entsprang konnte sie nicht feststellen. Von weiter hinten konnte sie ein Stöhnen hören. Das musste Rennpelz sein.
Langsam bahnte sie sich ihren Weg auf das Geräusch zu, Düstersturm befand sich direkt hinter ihr.
Unabsichtlich trat sie auf einen Schweif, woraufhin eine junge Stimme wütend fauchte: „Pass doch auf wo du hintrittst!“ Verwundert drehte Flammenstern sich zu ihrem Sohn um. Als Glutpfote sie bemerkte riss er überrascht die Augen auf. „Flammenstern! Tut mir leid, ich dachte…“ Sie zuckte amüsiert mit den Schnurrhaaren. „Du solltest auf deine Umgangsformen achten, kleiner Kater“, erschallte es hinter ihr, gerade als sie Glutpfote zurechtweisen wollte. Der feuerfarbene Kater zog die Stirn kraus, als er Düstersturm betrachtete. Da Flammenstern keine Lust hatte, noch einmal die Erklärung anzuhören, trottete sie einfach weiter auf den hinteren Teil der Höhle zu.
Felspfote lief an ihnen vorbei und blieb stehen, als er seinen Mentor erkannte. „Düstersturm, da bist du ja! Wie war der Kampf? Soll ich jagen gehen?“, miaute der weiße Schüler eifrig. Düstersturm seufzte niedergeschlagen, antwortete aber nicht. Felspfote legte irritiert den Kopf schief. „Könntest du uns zeigen wo Rotpfote ist? Und dann wäre es wirklich gut, wenn du jagen gehen würdest. Sag doch bitte Laubsprenkel, Bienenfell, Streifenpfote und Ahornpfote Bescheid, dass sie auch auf die Jagd gehen. Laubsprenkel führt die Patrouille an“, bestimmte Flammenstern um den Schüler davon abzuhalten Fragen zu stellen. Es bekam Düstersturm sicherlich nicht gut, wenn er die ganze Zeit noch mehr als sowieso schon an seine Verletzung erinnert wurde. Der junge Kater nickte und lief schnellen Schrittes voran. Sie liefen an Herbstblatt und Fischschweif vorbei, die den Jungen beim Spielen zusahen und Flammenstern freundlich zuwinkten, auch wenn die schildpattfarbene Kätzin mit dem runden Bauch etwas zerstreut wirkte. Danach trotteten sie um einen moosbewachsenen Felsen herum. Felspfote verabschiedete sich mit einem Schwanzschnippen.
Flammenstern entdeckte Rennpelz, der auf etwas Moos gebettet an der Felswand lag. Er stöhnte vor sich hin, sein Blick wirkte glasig. Eigentlich hatte sie erwartet, dass Kämpferherz die schlimmsten Verletzungen hatte, doch jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher. Beide Hinterbeine des grau getigerten Katers lagen in seltsamen Winkeln da, bei seinem einen Bein fehlte sogar die Hälfte. Sein Schweif fehlte ganz. Auch wenn alles mit Spinnenweben und Kräutern verbunden war, sah es schrecklich aus. Rotpfote saß neben dem Felsen und begutachtete ihre Kräuter. Die orangene Anführerin räusperte sich. Verwundert blickte Rotpfote von ihren Mohnkapseln auf. „Flammenstern, Düstersturm, schön euch zu sehen!“, miaute sie, sprang auf sie zu und blieb dann aber unsicher stehen. „Es tut mir so leid, Flammenstern!“, brach es aus ihr heraus und sie blickte auf ihre Pfoten. Verwirrt runzelte sie ihre Stirn. „Was ist passiert?“ War etwas mit Ahornpfote oder Winterpfote? Sie hatte die beiden noch nicht gesehen. Oder mit jemand anderem? „Wenn ich nicht geschrien hätte, dann hätten wir wahrscheinlich alle noch rechtzeitig fliehen können! Tüpfelblatt hatte mich gewarnt als ich gerade lernte wie man Mohnsamen dosiert und dann bin ich aufgewacht und wollte euch warnen! Ich wusste doch nicht, dass ihr gerade damit bemüht wart leise zu sein!“ Flammenstern brauchte erst einen Moment bis sie aus dem Wortschwall schlau wurde. Die Heilerschülerin meinte heute Morgen! Das hatte sie ja schon ganz vergessen.
„Ist schon okay, Rotpfote. Du hast keine Schuld, du hast es ja nur gut gemeint!“, beschwichtigte sie auch wenn sie sich gar nicht so sicher war. „Aber wenn ich nicht gewesen wäre, dann wärt ihr alle nicht verletzt und Rennpelz…“ Verzweiflung stand in den Augen der gescheckt-getupften Kätzin. „Das hätte auch passieren können wenn der Plan funktioniert hätte. Die Hunde waren schneller als die Jungen, Fischschweif und Forellenpelz. Es hätte sie erwischen können.“ Die Beruhigung schien kaum zu helfen, trotzdem nickte Rotpfote. Dann fiel ihr Blick auf Düstersturm und sie zog scharf die Luft ein. „Beim SternenClan! Düstersturm, deine Augen!“ Der schwarze Kater nickte gequält. „Flammenstern, führst du ihn bitte zu Rennpelz damit er sich neben ihm hinlegt?“ Wortlos leitete sie den Krieger zu Rennpelz, der sie gar nicht beachtete. Vielleicht bemerkte er sie auch überhaupt nicht. Düstersturm legte sich auf das leicht feuchte Moos.
Rotpfote untersuchte die Augen des Kriegers, während Flammenstern Rennpelz betrachtete. Sie knetete ungeduldig den schlammigen, feuchten Boden unter ihren Ballen. Gespannt wartete sie auf Rotpfotes Diagnose. Sie hoffte gleich zu erfahren, wie Düstersturms zukünftiges Leben aussehen würde. Würde es ihm so wie Langschweif ergehen? Orientierungslos gefangen im Ältestenbau, während Katzen, die älter waren als er, einfach weiter Krieger blieben? Felspfote würde wohlmöglich einen neuen Mentor brauchen. Wie würde Forellenpelz reagieren, wenn ihr Sohn zu ihr in den Ältestenbau zog?
Endlich drehte die baldige Heilerin sich zu der flammenfarbenen Kätzin um. Sie hielt gespannt die Luft an, als Rotpfote zu sprechen begann. „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich euch noch nichts Genaueres sagen. Aber ich will keine falsche Hoffnung sähen. Düstersturm, es sieht nicht gut für deine Augen aus. Du hast das eine komplett verloren und das andere ist so schwer verletzt, dass die Wahrscheinlichkeit auf Heilung sehr gering ist. Es tut mir leid.“ Rotpfote wirkte ehrlich niedergeschlagen und alle drei Katzen seufzten tief.
Düstersturm bedeckte seine Schnauze mit seinem Schweif. Er zitterte leicht. „Wie geht es Rennpelz?“, fragte er, wahrscheinlich um sich selbst abzulenken. Als hätte der getigerte Kater seinen Namen gehört, stöhnte er auf. „Er hat starke Schmerzen, Mohnsamen helfen kaum. Er wird nie wieder richtig laufen können“, fasste die Heilerschülerin sachlich zusammen. Ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten traurig, als sie sich umdrehte, zu dem Felsen hinüber tappte und einige Kräuter zusammensuchte. Eine große Verantwortung ruhte auf den Schultern der schwarz-weißen Kätzin mit den roten Tupfen. Vielleicht war diese Verantwortung zu groß für eine einzige so junge Katze? Flammenstern vertrieb die trüben Gedanken aus ihrem Kopf. Rotpfote machte ihre Sache gut, besser als man es von ihr erwarten könnte. Sie würde mit der Bürde einer Heilerkatze leben müssen, das konnte sie schaffen. Sie hatte sich dafür entschlossen.
Die Schülerin kam zurück und begutachtete Flammensterns Verletzung über dem Auge. Sie murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, dann zerkaute sie Ringelblumen und noch ein anderes Kraut, dass die Anführerin nicht kannte, zu einer Paste, die sie auf ihre Wunde gab. „Danke“, schnurrte Flammenstern. Rotpfote nickte nur und drehte sie wieder zu Düstersturm um. „Was für Verletzungen habe ich noch zu erwarten?“, fragte sie, während sie Spinnenweben auf Düstersturms Augen legte. Die flammenfarbene Kätzin zögerte einen Moment. Wie viel hatte Rabensturm wegen Kämpferherz‘ Verletzung gesagt? „Nun ja. Kämpferherz ist… sehr schwer verletzt. Seine Atmung hat sich stabilisiert, aber er… er ist in Lebensgefahr. Außerdem ist Staubwolkes Bein komisch verdreht.“ Rotpfote riss schockiert die Augen auf. „Und das erzählst du mir erst jetzt?“ Sie schaute sie fassungslos an.
Flammenstern wollte gerade erklären, dass sie noch keine Gelegenheit dazu gehabt hatte, da wurde auf einmal aufgeregtes Miauen beim Eingang der Höhle laut. Sie sprang auf und folgte den verblüften und verwirrten Stimmen. Ihre Clangefährten standen dicht gedrängt beieinander, murmelten. Als Flammenstern sie erreichte, konnte sie nichts sehen, dafür standen ihr zu viele Katzen im Weg. „Was ist denn hier los?“, fragte sie laut. Herbstblatt und Fischschweif, die ihr am nächsten waren zuckten nur ahnungslos die Schultern. Weiter vorne wurde ihr Name gemurmelt und mehrere Katzen schauten sich suchend um. Ihr Blick blieb an der jungen Anführerin hängen.
Fischschweif und Herbstblatt versuchten die Jungen vom Eingang weg zu bringen, denn die Kleinen wollten unbedingt sehen, was draußen los war. Flammenstern konnte den Jungen nicht verübeln, dass sie so neugierig waren, trotzdem wäre sie unglaublich gerne schneller nach draußen gekommen. „Fliederjunges! Du kommst jetzt her oder du wirst ohne Frischbeute ins Nest geschickt! Mondjunges, für dich gilt dasselbe!“, knurrte Fischschweif langsam wütend und schob mehrere Jungen mit ihrem Schweif zurück in die Höhle. Herbstblatt packte Glanzjunges am Nackenfell und scheuchte Dämmerjunges, Lavendeljunges und Traumjunges vor sich her. Sie warf Flammenstern einen entschuldigenden Blick zu.
Nachdem die Königinnen und die Jungen davongetrottet waren, bildeten die restlichen Katzen einen kleinen Gang, durch den die Anführerin endlich nach draußen gelangte. Flammensterns Muskeln spannten sich an. Was sie dort wohl erwartete? Es konnte nichts allzu schlimmes sein, trotzdem hatte sie ein ungutes Gefühl im Magen.
Die Sonne ging gerade hinter den Zweibeinernestern unter, als sie die Höhle verließ. Um sie herum hatten sich Laubsprenkel, Bienenfell, Geißel, Streifenpfote, Wasserpfote, Blaupfote und Gelbpfote gescharrt. Die Patrouille hatte wohl gerade aufbrechen wollen, als der Grund für die Versammlung der Katzen aufgetaucht war. Flammenstern blickte sich suchend um. Im ersten Moment konnte sie nichts Ungewöhnliches entdecken. Dann entdeckte sie auf einmal Glutpfote, der eine hellbraun getigerte Kätzin zu Boden drückte. Doch das war nicht das verwunderlichste an der Szene. Neben Glutpfote und der Kätzin saß nämlich der Welpe, den die flammenfarbene Kätzin am Morgen gerettet hatte. „Ich will mit Flammenblüte reden!“, fauchte die Tigerkatze und trat mit den Hinterbeinen nach Glutpfote, der ihr ohne große Mühe auswich.
Blaupfote wandte sich an ihre Mentorin: „Sie frägt schon seit sie angekommen ist nach dir. Auch wenn ich ihr am liebsten die Ohren zerfetzen würde, weil sie deinen alten Namen benutzt. Weiß sie nicht, dass das unbeschreiblich unhöflich ist?“ Flammenstern strich ihrer Schülerin beruhigend mit dem Schweif über das Fell. „Schon okay. Sie weiß wohl nichts davon, dass ich nun Flammenstern heiße.“ Ohne auf die Antwort der blaugrauen Schülerin zu warten, trottete sie zu ihrem Sohn. Mit einem Schwanzschnippen bedeutete sie ihm von der Kätzin abzulassen, was er auch tat, nachdem er ihr noch einen wütenden Blick zuwarf.
Die hellbraun getigerte Kätzin stand vorsichtig auf und musterte Flammenstern eingehend, die ihrem Blick ohne weiteres standhielt. „Bist du Flammenblüte?“, wollte sie wissen. Ihr Fell war stumpf und struppig, wahrscheinlich war sie eine Einzelläuferin.
„Da du zu mir gekommen bist, steht es mir wohl zu zuerst deinen Namen zu erfahren, bevor ich dir meinen sage“, miaute Flammenstern und erntete zustimmendes Gemurmel unter ihren Clangefährten. Die getigerte Kätzin legte die Ohren an und kniff die ungewöhnlich grauen Augen zusammen. Bisher hatte die flammenfarbene Anführerin eine solche Augenfarbe erst bei zwei anderen Katzen gesehen: Herbstblatt und deren Tochter Dämmerjunges. Die Fremde blickte sich misstrauisch um, dann verkündete sie: „Mein Name ist Apfel der in Teich fällt!“ Als Flammenstern den Stammesnamen hörte, zuckte sie verblüfft mit den Schnurrhaaren. Eine Stammeskätzin? Hier? Das würde wenigstens die grauen Augen erklären. Wahrscheinlich war sie irgendwie mit Herbstblatt verwandt.
„Es freut mich dich kennen zu lernen, Apfel der in Teich fällt. Mein Name ist Flammenstern, ich bin die Anführerin des FeuerClans. Gehe ich recht in der Annahme, dass du eine Kätzin vom Stamm des eilenden Wassers bist?“
Was wollte eine Stammeskatze eigentlich hier? Ihr letztes Zusammentreffen mit dem Stamm hatte nicht gerade toll geendet. War dies vielleicht nur ein Ablenkungsmanöver und der Stamm war gekommen um Herbstblatt zurück zu fordern? Aber das war doch absurd! Es war eine lange Reise bis man hier her kam, die würden die Stammeskatzen niemals auf sich nehmen nur um Herbstblatt zurückzuholen, wo sie doch deutlich gemacht hatte, das sie das nicht wollte. Oder etwa doch?
Apfels Fell sträubte sich bei Erwähnung des Stamms. „Es ist war, ich war einmal eine Stammeskatze. Doch das ist sehr viele Monde her. Und im Übrigen herzlichen Glückwunsch zu dem neuen Rang, Flammenstern!“ Auch wenn ihre Worte freundlich wirkten, hatte sie es mit einem solch vor Sarkasmus triefenden Ton gesagt, dass Flammenstern nicht wusste, was sie davon halten sollte. Im Allgemeinen erschien ihr irgendetwas an dem Auftreten der hellbraunen Kätzin seltsam. Mal ganz davon abgesehen, dass der kleine Welpe neben ihr kauerte.
Mit gerunzelter Stirn miaute sie: „Was willst du dann hier, wenn du nicht dem Stamm angehörst?“ Apfel setzte sich und betrachtete ihre Ballen, bevor sie antwortete: „Ganz einfach: Ich möchte mich deiner –wider Erwarten nicht kleinen- Gruppe anschließen. Ich habe dir sogar Keks mitgebracht, um dich von meinen guten Absichten zu überzeugen.“
Überrascht blickte Flammenstern zwischen Apfel und dem Hundewelpen (Keks?) hin und her. Während dem Gespräch war die Sonne untergegangen und um sie herum war es dunkel geworden. Dunkle Wolken sammelten sich am Himmel, es würde wohl bald regnen. „Wie kommst du auf die Idee, dass du mir den Hund bringen solltest?“, miaute sie fragend. Ihr war unwohl bei dem Gedanken, wie sie den Welpen gefunden hatte. War sie ihr etwa gefolgt?
„Ich dachte, wenn du ihn schon gerettet hast, hast du auch irgendeinen Plan für den du Keks brauchst.“ Apfel stand auf und streckte sich. Die FeuerClan-Katzen blickten nur verwirrt zwischen Flammenstern, dem Hund und der ehemaligen Stammkatze hin und her. „Che…ster!“, bellte der kleine Hund auf einmal und die hellbraune Kätzin fauchte ihn an. „Ich weiß nicht was Chester heißt also hör auf das die ganze Zeit zu sagen!“ Der weiß-braune Welpe zuckte ängstlich zusammen. Daraufhin wandte Apfel sich wieder an die flammenfarbene Anführerin: „Also darf ich jetzt in deinen Clan? Und willst du Keks? Ich kann ihn auch ertränken, mir ist das egal.“
Flammenstern musterte Apfel der in Teich fällt prüfend. „Ich muss das erst mit meinen ältesten Kriegern besprechen, bevor ich dich in den Clan aufnehmen kann. Aber ich sehe nichts, was dagegen spricht. Komm rein. Und nimm den Hund mit.“ Apfel nickte erfreut, packte Keks am Nackenfell und wollte gerade in die Höhle trotten, als Herbstblatt im Eingang erschien.
Die grauen Augen der dunkelbraun-weiß gescheckten Kätzin weiteten sich erst überrascht, dann wütend, als sie Apfel erblickte. „Was willst du hier?“, fauchte sie, ihr Fell sträubte sich und sie fuhr die Krallen aus. Wenn Blicke töten könnten, wäre Apfel der in Teich fällt auf der Stelle Tod umgefallen.
„Ich freue mich auch dich nach all den Monden wieder zu sehen Schwesterchen!“, schnurrte Apfel und ließ Keks unsanft auf den harten Kiesboden fallen. Herbstblatt fauchte und stürzte sich auf Apfel. Die umstehenden Katzen waren wie versteinert. Was ging hier nur vor? Die Verwirrung war allen anzusehen. Herbstblatt fuhr ihrer Schwester mit den Krallen über die Schnauze, woraufhin diese empört aufjaulte. Trotzdem wehrte sie sich nicht. Die gescheckte Königin sprang in die Luft, drehte sich und landete auf den Schultern der ehemaligen Stammeskatze, die unter ihrem Gewicht zusammenbrach. Doch Herbstblatt dachte gar nicht daran von ihrer Schwester abzulassen und zerfetzte Apfel das Ohr.
Bevor der sehr einseitige Kampf noch schlimmere Folgen haben konnte, sprang Flammenstern zwischen die beiden Schwestern. Ihr Nackenfell war gestäubt und sie musste es zwingen sich zu glätten. „Stopp! Sofort aufhören!“, knurrte sie an Herbstblatt gewandt. Es war ihr unangenehm so mit einer ihrer Clangefährtinnen und Freundinnen zu reden und Staubwolkes Gefährtin wirkte ehrlich überrascht, als sie Flammenstern vor sich aufragen sah. „Flammenstern, du musst Apfel wegjagen! Sie darf auf keinen Fall bleiben. Bitte!“, Herbstblatts Stimme klang fast flehend. Währenddessen hatte ihre Schwester sich wieder aufgerappelt und tappte nun langsam zu ihnen. „Wieso Herbst? Hat sie dir etwas getan?“, wollte auf einmal Staubwolke wissen, der gerade zu ihnen gehumpelt kam. Hinter ihm folgten Rabensturm, Regenpelz und Polarlicht, die alle drei mühsam Kämpferherz zwischen sich trugen.
Es begann zu regnen, Wassertropfen fielen zu Boden. „Lasst uns dieses Gespräch auf drinnen verschieben“, bestimmte Flammenstern und ihre Clangefährten nickten zustimmend. Nacheinander betraten sie die Höhle, die flammenfarbene Anführerin lief zu Regelpelz. „Bringt Kämpferherz nach ganz hinten, hinter den moosbewachsenen Felsen. Dort ist Rotpfote mit ihren Patienten.“ Ihr Gefährte, Rabensturm und Polarlicht folgten ihren Anweisungen und trugen Kämpferherz davon. Danach rannte sie zu Staubwolke, Herbstblatt, Keks und Apfel. „Kommt bitte alle mit zu Rotpfote. Ich will das dort mit euch besprechen.“
„Memory!“, rief sie die sandfarbene Kätzin, die gerade in die Höhle kam. „Ja?“, die Geisterkätzin kam auf sie zu. „Könntest du bitte auf Keks aufpassen?“, fragte Flammenstern. Memory runzelte zwar ungläubig die Stirn, nickte aber und nahm Apfel den Welpen ab.
Nachdem sie sich um alles gekümmert hatte, rannte sie zu dem Felsen und sprang hinauf. Er war dank dem Moos unerwartete bequem unter ihren Pfoten. „Katzen des FeuerClans!“, jaulte sie. Sofort kehrte Stille ein. Sie hatte augenblicklich die volle Aufmerksamkeit. „Ich will, dass Staubwolke, Regenpelz, Rabensturm, Herbstblatt, Apfel der in Teich fällt, Polarlicht, Düstersturm, Rennpelz, Kämpferherz soweit die drei dazu in der Lage sind, Geißel, Memory, Streifenpfote, Rotpfote, Blaupfote und Gelbpfote zu mir hinter den Fels kommen. Bienenfell und Laubsprenkel führen jeweils eine kleine Jagdpatrouille an.“ Flammenstern wartete nicht ab, ob auch alle sie verstanden hatten, sondern sprang einfach wieder von dem Felsen herunter. Sie huschte hinter den Felsen, wo bereits ein Großteil der von ihr zusammengerufenen Katzen wartete.
„Setzt euch. Rotpfote, lass dich von uns nicht stören, aber wir brauchen zwischendurch vielleicht deinen Rat.“ Die Heilerschülerin nickte abwesend und verteilte Spinnenweben über Kämpferherz‘ Wunden. Nachdem sich alle Katzen eingefunden hatten, setzte sie sich und bedeutete den anderen mit einem Schwanzschnippen es ihr gleich zu tun. „Gut. Herbstblatt, du erzählst mir jetzt bitte, was Apfel getan hat, dass du sie so sehr hasst.“
Die gescheckte Kätzin stand mit funkelnden Augen auf. Ihr Fell war noch immer gesträubt und auch Staubwolkes beruhigende Worte änderten dies nicht. „Apfel wurde aus dem Stamm des eilenden Wassers verbannt. Und das zu recht. Sie hat meine Schwester getötet!“, die letzten Worte fauchte sie und es fehlte nicht viel, dann hätte sie sich wieder auf Apfel gestürzt, die einfach still auf der anderen Seite des Kreises saß, den die Katzen gebildet hatten.
Düstersturm, der wach und anwesend war runzelte verwirrt die Stirn: „Hab ich das richtig verstanden? Herbstblatt beschuldigt ihre Schwester namens Apfel sich selbst umgebracht zu haben?“ Die anwesenden Katzen schnurrten belustigt, nur Herbstblatt machte Düsterstrums Scherz nur noch wütender. „Hast du mit deinen Augen auch dein Hirn verloren?“, fauchte sie und starrte gleichzeitig Apfel an, als würde sie ihr jeden Moment den Gar ausmachen. Ihre Clangefährten warfen ihr ungläubige Blicke zu. Düstersturm verstummte und drehte ihr den Rücken zu. Herbstblatt schien das alles gar nicht zu bemerken. „Wir waren drei Schwestern. Blatt das im Wind raschelt war unsere Schwester. Wir waren gerade zu Zukünftigen ernannt worden, als Apfel unsere Schwester einfach wegen dem sinnlosen Streit um ein Beutestück, Blatt von den Klippen stieß. Ich habe noch heute Steinsagers Blick vor Augen, als er seine Tochter verbannte. Es brach ihm fast das Herz zwei seiner Töchter zu verlieren.“ Auch wenn ihre Worte hart gewesen waren, konnte Flammenstern Herbstblatt auch teilweise verstehen. Ein Witz war gerade wirklich das, was sie am wenigsten gebrauchen konnte. Der Schmerz und die über Blattwechsel hinweg angestaute Wut brachten ihre grauen Augen zum Glühen.
Flammenstern schien eindeutig, dass Apfel ihren Clan auf der Stelle wieder verlassen musste. Sie wollte hier keine Katzen, die andere ermordeten. Trotzdem wollte sie Apfel eine Chance geben die Geschichte aus ihrer Sicht zu erzählen. „Apfel, willst du dazu noch etwas sagen?“, miaute sie und konnte die Abscheu in ihrer Stimme kaum unterdrücken.
Die hellbraune Kätzin nickte und sie stand ebenfalls auf. Herbstblatt sah nicht so aus, als würde sie auch nur daran denken sich wieder zu setzen. „Seit unsere Mutter gestorben war, war Steinsager nicht mehr zurechnungsfähig. Das ist er auch heute nicht. Ich habe Blatt nicht gestoßen, sie ist ausgerutscht, doch mein Vater suchte immer nach einem Sündenbock. Ich war die einzige die dabei war, also war ich schuldig. So einfach lief das. Es gibt keine Zeugen, die gesehen haben, dass ich sie geschupst hätte! Steinsager hat mich verbannt, ohne mir auch nur einen Moment lang zuzuhören! Ich bin unschuldig. Als ich gehört habe, dass Herbst geflohen ist, sah ich das als meine Chance, wenigstens einen Teil meiner Familie wieder zu bekommen. Ich habe euch gesucht und gesucht. Ich habe dir sogar Keks mitgebracht!“ Die letzten Worte waren an die junge Anführerin gerichtet.
Flammenstern wusste nicht, was sie glauben sollte. Alles was Apfel sagte wirkte unglaublich sinnvoll. Doch konnte sie sich nun gegen ihre Clangefährtin stellen? Und was wenn Apfel log? War es wohlmöglich ihr Ziel auch ihre zweite Schwester zu ermorden?
„Lasst uns darüber abstimmen ob Apfel bleiben darf oder nicht“, miaute sie und mehrere ihrer Krieger blickten sie verwundert an. „Alle die dafür sind, gehen zum Moosfelsen, alle die dagegen sind, zur Felswand.“ Nach einem Augenblick der Unschlüssigkeit, kam Bewegung in ihre Clangefährten. Herbstblatt rannte mit einem tiefen Knurren zur Felswand und warf ihrer Schwester gleichzeitig einen furchteinflößenden Blick zu. Polarlicht und Düstersturm liefen, wobei Düstersturm sich von ihr führen ließ, zum Moosfelsen um sich dort noch etwas unsicher nieder zu lassen. Rabensturm und Regenpelz stellten sich ebenfalls auf diese Seite, auch wenn sie lange Zeit gezögert hatten. Staubwolke hielt zu seiner Gefährtin, auch wenn er sehr unsicher wirkte, was Herbstblatt glücklicherweise aber nicht zu bemerken schien. Memory und Geißel stellten sich ebenfalls zur Felswand. Blaupfote, Gelbpfote und Rotpfote folgten, nachdem sie sich ausgiebig beraten hatten. Auch wenn Rotpfote bald die Heilerin sein würde, hielt sie immer noch sehr viel auf die Meinung ihrer Wurfgefährtinnen. Streifenpfote verließ seine Freunde und stimmte für die Aufnahme von Apfel. Die hellbraune Kätzin selbst stellte sich natürlich auf die Seite des Moosfelsens. Nun hing die Wahl wohl doch an Flammenstern, denn wenn sie sich der Seite anschloss, die für die Aufnahme war wäre genau Gleichstand. Sie seufzte und schloss kurz die Augen. Gerade als sie sich auf die Seite dagegen stellen wollte, gab Rennpelz ein gestammeltes „Dafür“ von sich. Rotpfote wollte schon zu dem Krieger rennen, doch dieser fiel sofort wieder in seinen unruhigen Schlaf. Es hing also an ihr. Keks, den sie bisher gar nicht bemerkt hatte, winselte. Sollte sie Apfel eine Chance geben? Wenn die hellbraune Kätzin jemandem etwas antäte, würde sie sich das niemals verzeihen. Aber konnte sie eine Katze, die diesen weiten Weg auf sich genommen hatte einfach abweisen, wo ihre Geschichte doch so viel Sinn ergab?
Kurzerhand stellte Flammenstern sich auf die Seite des Moosfelsens. Sie wusste nicht, ob das die richtige Entscheidung war. Sie konnte nur hoffen. Und den SternenClan bitten, ihre Pfoten richtig zu leiten.
Jetzt funktioniert die Internetquelle doch nicht mehr -.- Es kostet mir gerade 2,50€ also hoffe ich euch gefällt das Kapi :D Wenn es euch nicht gefällt werde ich sauer... ne Spaß ;) Es ist extra lang! Im Hintergrund hat sich bei mir gerade so eine extrem schlechte Liveband gedacht, sie müssten Musik spielen, also schmerzen jetzt meine Ohren ... ja ich habe heute einen seltsamen Tag, am besten einfach ignorieren.
Gewonnen haben: RomySaurwein und Melly134 mit Keks und Chester. Ich konnte mich nicht entscheiden, also hat der Hund zwei Namen ;) Also eine bekommt das letzte und eine das Vorletzte Kapi gewidmed!
Gut: Was haltet ihr von Apfel? Ist ihr Name seltsam? Und wer glaubt ihr hat recht?
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