Kapitel 58
Es war kurz vor Sonnenhoch, als Forellenpelz, Rennpelz, Polarlicht und Regenpelz wiederkamen. Sie hatten Klingenpelz‘ toten Körper hinter den Sträuchern vergraben. Viele der FeuerClan-Katzen hatten die ganze Nacht Totenwache gehalten und wirkten nun unendlich müde und erschöpft. Die Sonne schien hell auf die Erde herab. Im Wald, der gar nicht weit von ihnen entfernt war, zwitscherten Vögel ein fröhliches Lied. Der Frischbeutehaufen war schon reichlich gefüllt, denn Staubwolke hatte schon früh am Morgen Jagdpatrouillen ausgeschickt. Das Leben im Clan ging auch nach dem Verlust des silbergrau getigerten Kriegers weiter.
Seufzend rappelte sich Flammenstern, die gerade Rabensturms Junge beim Spielen beobachtet hatte, auf. Die warme Sonne der Blattfrische hatte ihren Pelz aufgewärmt und es schien ihr schon fast, als wäre es bald Blattgrüne. Vielleicht war dies ja tatsächlich der Fall, denn die flammenfarbene Anführerin hatte während ihrer Reise etwas von ihrem Zeitgefühl verloren, das sie immer an den Großen Versammlungen orientiert hatte. Sie wusste nicht, ob es erst drei oder gar schon sieben Monde waren, seit sie den DonnerClan verlassen hatte. Ihre Jungen waren in ihren Augen aber auf jeden Fall groß genug, um Schüler zu werden. Es wurde also Zeit, dass das Versprechen, dass sie ihren Jungen am vergangenen Tag gegeben hatte, einlöste. Sie streckte sich noch einmal genüsslich und gähnte ausgiebig, dann trottete sie in die Mitte der kleinen Lichtung, wo die sieben jungen Katzen, die sie nun zu Schülern ernennen wollte bereits mit geglätteten Fellen bereitstanden und nervös von einer Pfote auf die andere traten. „Alle Katzen, die alt genug sind um ihre eigene Beute zu machen, sollen sich nun auf der Lichtung versammeln!“, jaulte sie und sofort tauchten viele Katzen aus den Brombeersträuchern auf, in denen sie geschlafen hatten. Auch jene, die sich bereits auf der Lichtung befunden hatten, trotteten zu ihr und nahmen in einem Halbkreis vor ihr Platz. Staubwolke, der dicht gefolgt von Herbstblatt aus einem Strauch hervorschlüpfe, setzte sich neben die junge Anführerin.
Als sich alle Katzen niedergelassen hatten und Flammenstern sich der vollen Aufmerksamkeit sicher war, verkündete sie feierlich: „Heute wird es Zeit, eine der wichtigsten und schönsten Zeremonien im Leben eines Clans und natürlich auch in dem einer Katze zu vollziehen. Glutjunges, Ahornjunges, Wasserjunges, Winterjunges, Stein, Fels und Kiesel haben ihren sechsten Mond erreicht und sind somit bereit zu Schülern ernannt zu werden!“ Unsicher traten die sieben Katzen nach vorne, nur Glutjunges und Winterjunges schienen sich keine Sorgen zu machen. Flammenstern hatte sich entschlossen die Katzen nach dem Alter sortiert zu ernennen, damit niemand ihr vorwerfen konnte, sie hätte ihre eigenen Jungen bevorzugt.
„Fels“, miaute Flammenstern, „vom heutigen Tage bis zu deiner Ernennung zum Krieger wirst du Felspfote heißen.“
„Felspfote!“ Die Katzen des Clans erhoben ihre Stimmen und bejubelten den neuen Schüler. „SternenClan, ich bitte dich, diesen neuen Schüler zu leiten“, fuhr die Anführerin fort und stellte zu ihrer Erleichterung fest, dass auch Polarlicht ihren Sohn mit strahlenden Augen beobachtete. Es ging ihr wohl trotz Klingenpelz‘ Tod schon wieder recht gut. „Düstersturm.“ Sie winkte den schwarzen Kater, der verblüfft neben Rabensturm saß, zu sich. „Du wirst der Mentor von Felspfote sein. Du bist zwar noch nicht lange ein Krieger und das kämpfen musst du noch lernen, trotzdem vertraue ich darauf, dass du Felspfote zu einem loyalen Krieger machen wirst.“
„Felspfote! Düstersturm! Felspfote! Düstersturm!“ Der schwarze Kater begrüßte seinen Schüler, dessen weißes Fell im Sonnenlicht glitzerte, Nase an Nase. Danach stellten die beiden sich an die Seite, damit die Flammenfarbene weitermachen konnte. Die Kätzin ließ ihren Blick über die Katzenversammlgun schweifen. Sie hatte sich nicht überlegt, wen sie noch als Mentor einsetzen wollte. Kurzerhand entschloss sie sich, einfach aus dem Bauchgefühl heraus zu entscheiden.
„Stein!“, die grau-braune Kätzin trat vor, wobei sie beinahe über ihren eigenen Schweif gestolpert wäre. Unter der Menge erhob sich hier und da amüsiertes Schnurren, das aber sofort verstummte, als Flammenstern fort fuhr. „von diesem Tage an, bis du zur Kriegerin ernannt werden wirst, wirst du Steinpfote heißen. Möge der SternenClan über dich wachen und dich auf deiner Reise zur Kriegerin leiten.“ Sie hielt einen Augenblick inne, damit ihr Clan die Schülerin mit ihrem neuen Namen begrüßen konnte. „Bienenfell, du magst zwar auch noch keine Kampferfahrung haben, aber ich bin mir trotzdem sicher, dass ich dir Steinpfote anvertrauen kann und du sie lehrst, dem Pfad einer Kriegerin zu folgen.“ Die gelbbraune Kätzin bahnte sich einen Weg zwischen ihren Clangefährten hindurch, um dann mit Steinpfote den Nasengruß zu tauschen. Die hellgrünen Augen der jungen Kriegerin strahlten vor Freude, als die Katzen des FeuerClans ihren Namen riefen. „Steinpfote! Bienenfell!“ Die beiden Kätzinnen trotteten zu Düstersturm und Felspfote und tauschten kurz ein paar Worte aus, bevor sie sich mit vor Stolz erhobenen Köpfen hinstellten und den anderen Zeremonien lauschten.
Die flammenfarbene Kätzin wartete noch einen Moment, bis sich alle beruhigt hatten, dann ging sie zu Kiesels Zeremonie über. „Kiesel“, miaute sie feierlich, „von jetzt an, bis zu deiner Kriegerzeremonie wirst du Kieselpfote heißen. Möge der SternenClan deine Pfoten auf deinem Weg zum Krieger leiten und dich auch in dunklen Momenten begleiten.“ Insgeheim wollte sie noch hinzufügen, dass der SternenClan den grauen Kater auch wachsen lassen sollte, aber sie war sich nicht sicher, ob dieser Scherz so kurz nach dem Tod des Schülers gut ankäme. Sie nickte Laubschweif zu, der daraufhin aufstand und nach vorne kam. „Laubschweif wird Kieselpfotes Mentor sein. Ich bin mir sicher, dass er ihn zu einem hervorragenden Krieger machen wird.“ Ein weiteres Mal jaulten die FeuerClan-Katzen laut die Namen der neuernannten Katzen. „Kieselpfote! Laubschweif!“, verstummten nun aber schneller als bei den vorherigen. Es war wohl wirklich keine sonderlich gute Idee, viele Katzen auf einmal zu ernennen. Die Feier der Einzelnen ging dadurch etwas unter. Flammenstern biss sich kopfschüttelnd auf die Zunge, weil ihr der Gedanke nicht früher gekommen war.
Gerade als sie fortfahren wollte, donnerte ein seltsamer Vogel über den Himmel. Flammenstern schaute auf und stellte fest, dass es eine weiße Wolkenspur hinter sich her zog, die langsam verblasste. Der Vogel war sehr weit entfernt und schien trotzdem so groß, wie viele Vögel die nur ein paar Schwanzlängen über ihnen dahinflogen. Das musste ein Himmelsmonster sein! Sie hatte schon in den Geschichten der Ältesten davon gehört, bisher aber noch nie eines gesehen. Wie gebannt blickte sie nach oben, bis das Monster am Horizont verschwunden war.
Als sie den Blick senkte, schauten die Katzen ihres Clans erwartungsvoll zu ihr auf und Staubwolke neben ihr bebte. Für einen Augenblick dachte die flammenfarbene Anführerin, ihrem Wurfgefährten ginge es nicht gut, bis ihr klar wurde, dass der Schildpattkater gerade mühsam versuchte nicht zu lachen. Flammenstern versuchte ihm keine Beachtung zu schenken, was ihr aber nicht wirklich gelang, da Staubwolke nun begonnen hatte leise vor sich hin zu glucksen. Sie räusperte sich verlegen, straffte ihre Schultern und miaute dann: „Glutjunges!“ Der rote Kater trat, nun doch etwas unsicher, nach vorne und blickte ihr in die Augen. „Vom heutigen Tage an, bis du dir deinen Kriegernamen verdient hast, wirst du Glutpfote heißen! Der SternenClan möge dir helfen deine Pfoten auf den richtigen Weg zu setzen.“ Kurz machte sie eine Pause, damit der Clan ihren Sohn bei seinem neuen Namen rufen konnte, dann versetzte sie Staubwolke, der immer noch glucksend neben ihr saß, einen Stoß mit dem Schweif. Dies sollte ihn zum einen zum Verstummen bringen und zum anderen dazu, dass er aufstand, was er auch tat. „Staubwolke, du wirst Glutpfotes Mentor sein. Ich bin mir darüber im Klaren, dass du bereits einen Schüler hast, aber besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen. Ich bin fest davon überzeugt, dass du all dein Wissen an Glutpfote weitergeben wirst.“ Erfreut nickte er, dann begrüßte er den roten Schüler, dessen Augen wie Smaragde funkelten, Nase an Nase. Die beiden versammelten sich neben den anderen Mentoren und ihren Schülern, während ihre Namen gerufen wurden.
Kurz lies Flammenstern ihren Blick über die Katzengruppe schweifen, dann jaulte sie den Namen ihrer Tochter. „Ahornjunges. Von nun an bis zum Tag deiner Kriegerernennung wirst du Ahornpfote heißen.“ Der Clan rief ihren Namen und die orangene Kätzin richtete sich etwas auf. „Möge der SternenClan deinen Weg zur Kriegerin erleuchten.“ Die Anführerin nickte Rabensturm zu, der verwundert aufstand. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, ebenfalls einen zweiten Schüler zu bekommen. „Rabensturm wird dein Mentor sein und dir sein Wissen vermitteln. Ich vertraue darauf, dass er dich zu einer Kriegerin machen wird, auf die wir alle sehr stolz sein können.“ Der schwarze Kater und die hellorangene Kätzin tauschten den Nasengruß und stellten sich zu den anderen. Eigentlich hatte Flammenstern viel mehr sagen wollen, aber langsam kamen ihr keine Worte mehr in den Sinn und sie wollte keinesfalls zu allen dasselbe sagen.
„Winterjunges“, miaute sie als nächstes und der schneeweiße Kater trat erhobenen Hauptes drei Schritte auf sie zu. „Du wirst, bis du dir deinen Kriegernamen verdient hast Winterpfote heißen. Ich bitten den SternenClan dich von Unheil zu schützen und deinen Weg zu erleuchten.“ Flammenstern bedeutete Polarlicht mit der Schwanzspitze zu ihr zu kommen. Die weiße Kätzin blieb sitzen. Einen Moment runzelte die Anführerin verwirrt die Stirn, da sie sich ganz sicher war, dass Polarlicht sie direkt anschaute. Dann fiel es ihr wieder ein. Ihre Schwanzspitze war weg. Sie konnte damit niemanden zu sich rufen. Kurz schloss sie die Augen und beschimpfte sich selbst für ihre Vergesslichkeit, dann nickte sie der Kätzin auffordernd zu. „Winterpfotes Mentor wird Polarlicht sein. Sie wird mit Sicherheit ihr ganzes Wissen an ihren Schüler weitergeben.“ Die Kätzin wirkte kurz etwas planlos, bevor sie zu ihrem Schüler lief und mit ihm, etwas ungeschickt, den Nasengruß tauschte. „Winterpfote! Polarlicht!“, die FeuerClan-Katzen riefen die Namen der beiden weißen Katzen. Es war Flammensterns Absicht gewesen, das sich die beiden so ähnlich sahen. Auf diese Weise konnte Polarlicht Winterpfote bestimmt ein paar nützliche Tipps geben, wie er trotz des auffälligen Fells gut jagen konnte.
Als letzte stand nun Wasserjunges alleine in der Mitte der Lichtung und zitterte vor Nervosität am ganzen Körper. „Wasserjunges, du bist nun sechs Monde alt und es ist an der Zeit, um mit deiner Ausbildung zu beginnen. Von diesem Tag an, bis diese Schülerin sich ihren Kriegernamen verdient hat, wird sie Wasserpfote heißen. Ich bitte den SternenClan, über diese Schülerin zu wachen, bis sie in ihren Pfoten die Kraft und den Mut eines Kriegers findet.“ Die silberweiße Kätzin zitterte nun glücklicherweise etwas weniger. Flammenstern blickte sich auf der Lichtung um. Wen sollte sie nun zu Wasserpfotes Mentor ernennen? Fischschweif oder Rennpelz? Kurzerhand entschloss sie sich für letzteren, da ihr gerade in diesem Moment auffiel, dass sich Fischschweifs Bauch verräterisch wölbte. Es konnte natürlich sein, dass die Anführerin sich täuschte, aber sie vertraute auf ihre Intuition. „Rennpelz, du bist nun auch bereit für deinen ersten Schüler. Ich bin davon überzeugt, dass du dein Wissen an Wasserpfote weiter geben wirst.“
Zum letzten Mal für diesen Tag riefen die Katzen des FeuerClans die Namen frisch ernannter Schüler und ihrer Mentoren.
Flammenstern war einfach nur froh die Zeremonien hinter sich zu haben. Sie ernannte wirklich gerne Katzen, aber so viele Ernennungen auf einmal waren wirklich ermüdend und verloren auf eine seltsame Art ihre Bedeutung. Sie schienen zu alltäglich. Zu normal.
Seufzend sprang sie zu ihren Jungen, um sie zu beglückwünschen.
Gerade im Moment habe ich festgestellt, dass es nichts langweiligeres und langatmigeres als Zeremonien gibt. Ne ernsthaft ich brauchte vier Tage oder so für dieses Kapitel einfach weil ich keine Lust darauf hatte. Und trotzdem ist nichts gutes dabei rausgekommen... nächstes Mal sind die Ernennungen besser, hoffe ich, aber es wird ja noch etwas dauern, bis Blaupfote und die anderen so weit sind ;)
Oh und außerdem musste ich unbedingt "Stimmen der Nacht" lesen! War ja so unglaublich toll ♥♥♥ Wer von euch hat es denn schon gelesen? (ich weiß, dass das Erscheinungsdatum erst heute ist, aber nun ja... ich hab es schon durch XD)
Kapitel an den, der errät, wer der Vater von Fischschweifs Jungen ist (kann sein, dass ich das sogar schon mal erwähnt habe)
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