Kapitel 56

Vom Himmel fielen tausende winzige Tropfen, die den Katzen kalt durch das Fell sickerten. Um sie herum war es dunkel, Flammenstern konnte sich kaum orientieren. Der Regen verschleierte ihren Blick. Die Hagelkörner prallten unangenehm auf ihren Pelz. Katzen liefen verwirrt durcheinander und riefen sich unverständliches zu. Die junge Anführerin suchte nach ihren Jungen. Die vier würden nicht wissen, wo sie hin sollten. Wenn sie nun, da sie durch den Regen kaum etwas sehen konnten in den Fluss fielen? Sie würde es sich nie verzeihen. Als sie Staubwolke in der Menge erblickte jaulte sie seinen Namen. Der Kater trug ein Junges im Maul und eilte auf sie zu. Vorsichtig setzte er das Junge mit dem dunkelbraunen Fell ab und beugte sich schützend über seine Tochter. „Ja?“ Ein großes Hagelkorn traf auf sein Ohr und er zuckte zusammen. „Sind deine Jungen in Sicherheit? Und die anderen? Wo sind sie?“ Besorgt schüttelte er den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Dämmerjunges habe ich gefunden, als sie alleine herumirrte und nach Herbstblatt rief.“ Flammenstern nickte entschlossen. „Wir müssen alle Jungen finden und unter einem Strauch in Sicherheit bringen! Bei diesem Wetter könnte ihnen etwas passieren. Sagst du es bitte den anderen? Ich mache mich auf die Suche.“

Mit diesen Worten drehte sie sich um, schüttelte sich und rannte dann, den Blick gesenkt, quer über die Lichtung zu dem Weißdornstrauch, unter dem die Katzen, die in der letzten Nacht nicht dabei waren die Waldkatzen zu suchen und danach von den Hunden davongerannt waren, geschlafen hatten.

Geduckt, damit ihr der Strauch nicht das Fell zerkratzte. Als sie den Bau betrat, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass es im Inneren trocken und gemütlich war. Hier würden die Katzen bleiben können. Außerdem war der Bau sehr groß. Es würden wohl alle Katzen des FeuerClans Platz finden, wenn sie etwas zusammenrutschen würden. Im Bau befanden sich schon ein paar Katzen. Bienenfell musste gerade vor ihr hinein gegangen sein, da sie sich, tropfnass, in diesem Moment hinlegte. Die gelbbraune Kätzin hielt ein rotbraunes Junges im Maul, bei dem es sich wohl um Morgenjunges handelte, das gerade protestierend miaute. Somit war schon der Aufenthaltsort von zwei Jungen bekannt. Außerdem hatten auch Kampfpfote, Fischschweif und Forellenpelz den Bau gefunden und unterhielten sich gerade angespannt über das Wetter.

Hinter der flammenfarbenen Kätzin miaute auf einmal eine Stimme: „Hast du vor hier Wurzeln zu schlagen? Wir würden auch gerne in den Bau.“ Sie hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sie die ganze Zeit im Eingang gestanden hatte. Sofort trat sie ein paar Schritte nach vorne und drehte sich um. Blaupfote stand nun im Eingang und hinter ihr, trotteten vier kleine Gestalten in den Bau. Als sie ihre Mutter entdeckten, rannten sie auf sie zu. „Flammenstern, warum hast du uns jetzt nicht zu Schülern ernannt?“, murrte Winterjunges trotzig. Sie war schrecklich erleichtert, dass es Ahornjunges, Wasserjunges, Glutjunges und Winterjunges gut ging, dass sie ihnen erst einmal mit der Zunge über die nassen Pelze fahren musste. „Ihr werdet heute schon noch ernannt, keine Sorge.“ Sofort hüpften sie wieder aufgeregt hin und her. „Ich werde der beste Schüler des FeuerClans sein!“, verkündete Glutjunges stolz. Blaupfote trat zu ihm und versetzte ihm mit ihrer Pfote einen Stoß. „Hey und was ist mit mir?“ Der rote Kater überlegte einen Augenblick, dann murmelte er: „Ich werde der beste Schüler und du die beste Schülerin sein!“

Flammenstern trat zu ihrer blaugrauen Schülerin und miaute: „Danke, dass du sie hier her gebracht hast. Ich hatte mir schon solche Sorgen gemacht!“ „Nicht der Rede wert“, brummte die Kätzin mit dem halbmondförmigen Fleck seitlich an ihrem Kopf etwas schüchtern.

Sie wollte den Bau gerade wieder verlassen, um die restlichen Katzen zu suchen, als sie beinahe mit Rabensturm und Regenpelz zusammenprallte, die den Bau betraten. Beide trugen eines von Rabensturms Jungen im Maul. Der nachtschwarze Kater hätte seine Tochter beinahe fallen gelassen, als er seine Krallen tief in den Boden schlug, um nicht mit ihr zusammenzustoßen. Das weiße Junge mit der dunkleren Tigerung quiekte protestierend und trat nach seinem Vater, woraufhin alle anwesenden Katzen amüsiert schnurren mussten. Kopfschüttelnd trat Flammenstern ein paar Schritte zurück und ließ ihren Gefährten, Rabensturm und seine beiden Töchter in den Bau. Regenpelz setzte Lavendeljunges ab und trottete zu ihr. „Wo sind unsere Jungen? Geht es ihnen gut?“ Beruhigend nickte sie. „Sie sitzen irgendwo dort hinten im Bau mit Blaupfote. Es geht ihnen gut.“ Der dunkelgraue Kater atmete zufrieden aus und nickte. „Das ist gut. Wie viele Junge fehlen noch?“ Kurz ging Flammenstern alle im Kopf durch, dann miaute sie leise: „Eine von Rabensturms Töchtern und drei von Herbsts Jungen, wobei aber ein weiteres noch nicht hier ist, sondern gerade wohl von Staubwolke herumgetragen wird, da er nach seiner Familie sucht.“

Die ersten Regentropfen bahnten sich ihren Weg durch den Weißdornbusch und fielen auf ihre Köpfe hinab. Einer traf Flammenstern genau auf die Nase. Angeekelt schüttelte sie sich, dann jaulte sie, um den rauschenden Wind und den prasselnden Regen zu übertönen: „Wir bilden einen Suchtrupp!“ Sofort scharrten sich einige Krieger um sie, die ihr behilflich sein wollten. „Gut, ich nehme Regenpelz, Bienenfell und Fischschweif mit!“ Die drei genannten Katzen folgten ihr aus dem Bau.

Der Wind hatte sich verstärkt und war zu einem Sturm angeschwollen, der Äste von den Bäumen abbrach und frische, grüne Blätter durch die Luft wirbelte. Regen und Hagel fielen so dicht, dass die flammenfarbene Kätzin kaum etwas sehen konnte. Mehrere Gestalten tauchten vor der kleinen Gruppe auf und für einen kurzen Moment dachte Flammenstern schon, dass die Hunde hier waren. Dann erkannte sie Rennpelz, Gelbpfote und Rotpfote, die Traumjunges im Maul hielt. Der Kätzin fiel ein Stein vom Herzen, als sie die vier Katzen sah. Wieder ein paar weniger, um die sie sich Sorgen machen musste. „Geht in den Bau!“ Sie folgten sofort ihrem Befehl und verschwanden unter dem einigermaßen trockenen Weißdornbusch.

Der Boden unter ihren Pfoten war schon ganz schlammig und verklebte ihr Fell, was ihr in diesem Moment aber egal war. Noch immer fehlte von drei Jungen jede Spur und viele andere FeuerClan Katzen irrten wohlmöglich herum. Die junge Anführerin bedeutete den Katzen, beieinander zu bleiben, dann lief sie vorsichtig los. Die Lichtung war verlassen. Alle fehlenden Katzen mussten sich also im Wald befinden. Es ist nur ein Unwetter, sagte sich Flammenstern. Trotzdem machte sie sich unglaubliche Sorgen, es könnte jemandem etwas passiert sein.

Der erste Blitz durchzuckte den Himmel und direkt darauf folgte das Donnergrollen. Alle vier Katzen zuckten gleichzeitig zusammen. In diesem Moment hörte die feuerfarbene Kätzin ein ängstliches Miauen. Ihre Ohren zuckten. Da! Ein paar Schritte von ihr entfernt, kauerte eine winzige weiß-graue Gestalt zwischen ein paar Farnen. „Dort!“, miaute sie und deutete auf Mondjunges Versteck. Schnell rannte Fischschweif zu dem kleinen Kater und hob ihn am Nackenfell hoch. Er wimmerte und seine gerade erst geöffneten blauen Augen blinzelten ängstlich. „Wo…wo ist meine Mami?“ Da keiner seine Frage beantworten konnte, schnurrte Flammenstern beruhigend. „Wir werden sie finden.“ Sie bedeutete der schildpattfarbenen Kätzin mit der Schwanzspitze, das Junge in den Bau zu bringen. Als Fischschweif sich nicht vom Fleck bewegte, runzelte die flammenfarbene Anführerin verwirrt die Stirn, bis ihr klar wurde, dass sie überhaupt keine Schwanzspitze mehr hatte, mit der sie Zeichen geben konnte. Seufzend miaute sie: „Bring ihn doch bitte in den Bau.“ Die Kätzin eilte davon.

Suchend schaute Flammenstern sich um, konnte weit und breit aber keine weitere Katze finden. „Lasst uns die ganzen Sträucher am Rand der Lichtung absuchen“, schlug Regenpelz vor. Sie marschierten also zurück zur Lichtung um sich jeden Busch einzeln vorzunehmen. Wo steckten nur die restlichen Katzen? Langsam nahmen der Wind und der Regen etwas ab. Das Gewitter war an ihnen vorbeigezogen und die Blitze zuckten nun weiter entfernt.

Als sie fast die Hälfte der Sträucher ohne Erfolg kontrolliert hatten, stießen sie dann endlich auf Herbstblatt, Staubwolke und die restlichen Jungen. Die fünf saßen eng zusammen unter einem Wacholderstrauch und warteten wohl darauf, dass der Regen weiter nachließ. Erleichtert schnappte Flammenstern nach Luft. „Wir haben euch überall gesucht!“ Verzweifelt blickte Herbstblatt zu ihr auf. „Hast du die anderen Jungen gesehen? Morgenjunges, Traumjunges, Lavendeljunges und Fliederjunges sind einfach so verschwunden!“ „Sie sind alle im Bau“, berichtete Bienenfell und blickte sich suchend um. Noch immer fehlte jede Spur von mehreren der Katzen, die früher in diesem Wald gelebt hatten. Und auch Geißel und Memory waren noch verschwunden. Herbstblatt nickte dankbar und zusammen machten sich Staubwolke, seine Gefährtin, die Jungen und Bienenfell auf den Weg zum Bau.

Es hatte aufgehört zu hageln. Der Regen fiel immer noch in Strömen vom Himmel. Auf einmal ertönte ein lautes Krachen, dann das Splittern von Ästen. Ein Jaulen. Stille. Suchend blickten sich Flammenstern und Regenpelz um. Auf einmal Kreischten viele Katzen auf. Ohne überhaupt darüber nachzudenken, stürmte die Anführerin auf das Geräusch zu. Sie brach durch ein paar Sträucher, dann sah sie es. Sie blieb stehen. Langsam lief sie auf die Katzen zu. Nach einem Blick auf Klingenpelz, war ihr klar was passiert war. Der silbern getigerte Kater lag auf dem matschigen Boden. Um ihn herum hatten sich all die Katzen versammelt, die sie noch gesucht hatten. Doch Klingenpelz lag nicht irgendwie auf dem Boden. Auf ihm, lag ein dicker Ast, der aus der Eiche gebrochen sein musste, die über ihnen aufragte. Und dieser Ast lag genau auf seinem Genick. Klingenpelz bewegte sich nicht mehr.

Direkt neben ihm kauerte seine Gefährtin Polarlicht und seine drei Jungen. Rennpelz und Lausprenkel standen fassungslos daneben. Sie musste erst mehrmals tief Luft holen, bevor sie die Kraft fand zu sprechen. Doch sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Der Kater war an dem Tag gestorben, an dem er dem FeuerClan beigetreten war. Einfach so.

Ja die Hierrachie kommt jetzt doch erst nach dem nächsten Kapi. 

Kapitel an den, der mir sagen kann, wessen Wiedergeburt Morgenjunges ist. 

Wisst ihr, ziemlich genau zu diesem Zeitpunkt wäre wohl Regenpelz erschlagen worden... ist mir jetzt gerade so aufgefallen.

Und denkt euch im übrigen nichts, weil Flammensterns Junge erst fünf Monde alt sind. Sie werden trotzdem ernannt ;)

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